66. Städtetag: Geoinformationen als Entscheidungshilfe für Politik und Verwaltung

66. Städtetag: Geoinformationen als Entscheidungshilfe für Politik und Verwaltung

Arbeitskreis 4: Verknüpfte Daten helfen beispielsweise beim Apothekenverzeichnis, Katastrophenschutz oder der Ermittlung von Schulstandorten

Innsbruck (OTS) – Unter dem Vorsitz des Grazer Stadtbaudirektors Bertram Werle wurden die Vorzüge von Geoinformationen, die uns merklich oder unmerklich umgeben, in Arbeitskreis 4 des 66. Österreichischen Städtetages erörtert. „Der Nutzen professioneller, qualitativer, aktueller Geodaten in Kommunen ist hoch. Geodaten können Grundlage für politische Entscheidungen sein: für die Flächenwidmung sei es bereits Standard mit GIS-Programmen zu arbeiten, aber auch Standorte für Schulen könne man durch das Verknüpfen von Daten ermitteln“, so Werle. Es könne auch beispielsweise eruiert werden, wo Unfälle gehäuft auftreten, um dann entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu setzen. Kriminalitätsstatistik, Apothekenverzeichnis, Katastrophenschutz seien weitere Einsatzbereiche. Aber auch Ungewöhnliches, wie ein Solarpotentialkataster oder die Aufstellung des nächsten Defibrillators ließen sich verorten. Best Practice Beispiele seien weiters Verzeichnisse aller Müllsammelbehälter, die Ermittlung von zu betreuenden Quadratmetern Gehsteigfläche für den Winterdienst und die Einteilung des entsprechenden Personals. Der Phantasie wie sich Geoinformationen nützen lassen, seien kaum Grenzen gesetzt. Professionelles Arbeiten setzt Geodaten von hoher Qualität voraus
Städte und Gemeinden verwalten keinen abstrakten Raum, sondern ein spezifisches, genau abgegrenztes Gebiet. Beinahe alle erfassten Daten haben eine räumliche Zuordnung und so haben auch mindestens 80 Prozent des kommunalen Verwaltungshandelns einen Raumbezug. Dies setzt aber professionelle, übergreifende Geoservices in den Städten und Gemeinden voraus. Wesentlich dafür ist eine zentrale Stelle, die alle vorhandenen professionellen Geodaten und Geoservices in der Stadt/Gemeinde koordiniert. Dies können stadtinterne Ämter/Abteilungen für Stadtvermessung und Geoinformation bzw. für kleinere Städte und Gemeinden externe Dienstleister sein. Professionelles Arbeiten setzt Geodaten von hoher Qualität, durchgängiger Vollständigkeit und laufender Aktualität voraus. Nur dadurch sind fachübergreifende Geoservices überhaupt möglich. Die Datenhoheit durch die Stadtverwaltung insbesondere auch von Sensordaten im öffentlichen Raum sollten dabei besonders berücksichtigt werden. „Erfolgreiches eGovernment setzt schlagkräftige und qualitätsvolle  IT-Services voraus. Intelligente  Arbeitsteilung und Kooperationen der Gebietskörperschaften auf allen Verwaltungsebenen (Bund, Länder, Städte und Gemeinden) sind dafür zwingend erforderlich. Ein gelungenes Beispiel dafür ist, basemap.at, die Open Government Data Grundkarte von Österreich, die erst vor wenigen Tagen mit dem Geospatial World Excellence Award ausgezeichnet wurde“, sagte Wolfgang Jörg, ViennaGIS Koordinator der Stadt Wien. Ohne Geodaten läuft nichts
„Adressen sind der zentrale Geodatensatz für Register und Anwendungen in unserer digitalen Welt. Die Stadt vergibt für jedes Gebäude eine eindeutig zuordenbare Adresse und speichert diese mit einer exakten Koordinate im Adressregister ab. Ohne Adresse gibt es keine Postzustellung, aber auch Blaulichtorganisationen würden nicht wissen, wohin sie im Einsatzfall fahren müssten“, betonte Markus Noll vom Geographischen Informationssystem in Bruck an der Mur. Viele andere Register seien mit dem Adressregister verknüpft oder nutzen diese Daten, wie beispielsweise das Zentrale Melderegister (ZMR), das Gebäude- und Wohnungsregister (GWR) oder auch der Pendlerrechner. Mit der Umsetzung der gesetzlichen Änderungen im Adressregister in diesem Jahr, hätten die Adressen weiter an praktischer Bedeutung gewonnen. Die Mehrdeutigkeiten bei gleichen Straßennamen in einer Gemeinden oder Postleitzahl wurden durch die Einführung des „Zustellortes“ drastisch minimiert. Wirtschaft und Verwaltung bekämen mit den genormten abgekürzten Schreibweisen Adressen zur Verfügung gestellt, die ein einfaches Adressieren im Briefverkehr ermöglichen. Eckehard Ranninger, Referatsleiter der Vermessung Innsbruck, berichtete von smarten GIS-Anwendungen in der Stadt Innsbruck und den Dienstleistungen der Stadtvermessung im Rahmen von GIS-Projekten (Ersterfassung, Aktualisierung). Nach seinen Erfahrungswerten lägen die Stärken der Stadtvermessung in einer raschen, qualitativ hochwertigen Datenproduktion und die Stärken des GIS in einer breiten, anwenderfreundlichen Datendistribution. So gelingt es, einen großen Anwenderkreis zu erreichen. Auch die Digitalisierung des Verkehrs benötigt Geodaten. Der Pendlerrechner des BMF, die Verkehrsauskunft Österreich (VAO) sind zwei Verkehrsmittel übergreifende Routingservices für Bürgerinnen und Bürger, die auf der Graphenintegrations-Plattform (GIP) basieren. Bei der Erstellung dieses einheitlichen Verkehrsreferenzsystems wirken auch die Städte mit. Die GIP wird durch E-Government-Prozesse aktuell gehalten und bietet der Verwaltung einen gebündelten Blick auf die Verkehrsinfrastruktur und die behördlichen Maßnahmen, erklärte Siegfried Kamper, Leiter der Geoinformation in St. Pölten. Steuern mit „Urban Emotions“
Assistenz-Professor Resch von der Universität Salzburg erläutert, wie Städte noch bürgerInnenzentrierter verwaltet und gestaltet werden können: Sensoren liefern Echtzeit-Geodaten, wie beispielsweise in der Luftqualitätsbeobachtung, im Verkehrsmanagement, bei Katastrophenbewältigung oder in der Stadtentwicklung. Der neue Trend von „Urban Emotions“ bringt darüber hinaus die Möglichkeit, Empfindungen und Beobachtungen von BürgerInnen, die über tragbare Sensoren, soziale Medien und digitale Umfrage-Apps gewonnen werden, in die Stadtplanung und das städtische Management zu integrieren. Möglichst frühe Einbindung der ExpertInnen
Elke Achleitner, die Leiterin des Stadtvermessungsamtes Graz, erklärte, dass auch Einsparungen in der Verwaltungsarbeit durch koordinierte, fachübergreifende Arbeitsabläufe (Geschäftsprozesse) möglich sind. Die Bereitstellung von Informationen an BürgerInnen und Wirtschaft kann schnell und gut verständlich erfolgen. Durch Bereitstellung von Daten für österreichweite, freie Geoservices (basemap.at, gip.at, Adressen) ist die Aktualität dieser Datenbestände gewährleistet. Die DiskutantInnen des Arbeitskreises kamen überein, dass der Knackpunkt für einen erfolgreichen Einsatz von Geodaten vor allem die möglichst frühe Einbindung  der Geodaten-SpezialistInnen in städtische Verwaltungsprozesse seien, dies formulierten sie auch als Wunsch an die eigenen Verwaltungen. Mehrwert und Nutzen für die gesamte Stadtverwaltung seien unvergleichlich höher. Darum sei es unumgänglich, sicherzustellen, dass die Finanzierung professioneller, qualitativer, amtlicher Geodaten auch in Zukunft gesichert ist.   Druckfähige Fotos zum Download unter: http://markuswache.com/archiv/staedtetag_innsbruck_2016/ © Markus Wache Mehr Informationen unter: www.staedtetag.at oder www.staedtebund.gv.at Rückfragehinweise für Medien: Österreichischer Städtebund, Presse
Silvia Stefan-Gromen; Tel: +43 (0) 676 8118 89983;
silvia.stefan-gromen@staedtebund.gv.at
Saskia Sautner, Tel.: +43 (0) 676 8118 89990;
saskia.sautner@staedtebund.gv.at
OEGZ

ÖGZ Download