Gleichstellungsindex 2025

STÄDTEBUND-AK-GLEICHSTELLUNGSINDEX 2025

Ziel und Aufbau des Gleichstellungsindex

Der Städtebund-AK-Gleichstellungsindex misst das Ausmaß der Gleichstellung in Österreichs Städten und Gemeinden anhand 23 ausgewählter Indikatoren, die österreichweit verfügbar sind. Diese werden zu neun Dimensionen zusammengefasst. Jede Gemeinde (2.092 Gemeinden und 23 Wiener Gemeindebezirke) erhält einen Gesamtindexwert, der zwischen 0 und 100 liegt - entlang dieser ausgewählten Indikatoren.

Die betrachteten Dimensionen reichen dabei von Kinderbetreuung, Bildung, Erwerbstätigkeit und Einkommen über Gesundheit, Gewaltschutz und Mobilität bis hin zu demografischen Entwicklungen und Repräsentation in Kommunalpolitik und Wirtschaft.

Gesamtindex 2025: Mittelmäßiger Gesamtwert mit großer Spannweite

Die durchschnittliche österreichische Gemeinde erreicht insgesamt, das heißt über alle Dimensionen des Gleichstellungsindex, einen Indexwert von 49, liegt also etwa in der Mitte des möglichen Wertebereichs von 0 bis 100.

Das Bild dahinter ist ein vielschichtiges. Es variiert unter anderem nach Bundesland und Bezirk, nach Einwohner*innenzahl und Urbanisierungsgrad, entlang der betrachteten Dimensionen – und nicht zuletzt je nach konkreter Gemeinde. Während der niedrigste in einer österreichischen Gemeinde erzielte Gesamtindexwert 21 beträgt, liegt der höchste Indexwert einer Gemeinde außerhalb Wiens bei 76.

Die Top-20-Städte und Gemeinden Österreichs (exkl. Wien)

Den Spitzenwert hält der Wiener Gemeindebezirk Neubau mit 83. Wien nimmt generell eine Vorreiterrolle hinsichtlich Gleichstellung ein, wie an überwiegend besonders hohen Indexwerten abzulesen ist.

Die Top-20-Städte und Gemeinden Österreichs (inkl. Wiens)

Im Vergleich der Bundesländer reicht die Spannweite der durchschnittlichen Indexwerte außerhalb Wiens von 45 für die durchschnittliche Kärntner und oberösterreichische Gemeinde, bis 53 für die durchschnittliche Salzburger Gemeinde. Wien sticht im Durchschnitt über alle 23 Gemeindebezirke mit einem Indexwert von 77 hervor.

Besonders großer Handlungsbedarf bei Einkommen und Teilzeit

Nur 19 von 100 Indexpunkten erreicht die durchschnittliche österreichische Gemeinde beim geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied. Dahinter steht u.a., dass Frauen in 2.043 österreichischen Gemeinden weniger als drei Viertel des Medianeinkommens der Männer erhalten. Das sind 97 Prozent der Gemeinden in Österreich. In nur zwei Gemeinden österreichweit liegt das Medianeinkommen der Frauen nicht unter jenem der Männer.

Einen noch niedrigeren Indexwert erzielt die durchschnittliche österreichische Gemeinde beim Geschlechtergefälle in den Teilzeitquoten: 18 von 100 Indexpunkten veranschaulichen eine eklatante Schieflage. Im Durchschnitt über alle Gemeinden unterscheiden sich die Teilzeitquoten von Männern und Frauen um 45,8 Prozentpunkte.

Repräsentation von Frauen mit Luft nach oben

Auch bei der Repräsentation von Frauen in Kommunalpolitik und Wirtschaft gibt es noch viel Raum für Verbesserung. Die durchschnittliche österreichische Gemeinde erreicht in dieser Dimension einen Indexwert von nur 34. Der durchschnittliche Frauenanteil in den österreichischen Gemeinderäten liegt bei mageren 26 Prozent. Unter den Bürgermeister*innen ist der Frauenanteil mit 11 Prozent noch einmal weitaus geringer, was sich in einem Indexwert von nur 22 widerspiegelt.

Ähnlich ist die Lage bei der wirtschaftlichen Repräsentation mit 28 Punkten. Der durchschnittliche Frauenanteil im Management liegt bei 14 Prozent; einen durchschnittlichen Frauenanteil von mindestens 50 Prozent im Management gibt es in lediglich 51 Gemeinden, also nur in etwa jeder vierzigsten. Hier steigt der Anteil auch nicht mit zunehmender Größe der Gemeinde, wie bei der Kommunalpolitik.

Kassenärztinnenmangel besonders in der Gynäkologie

Einen Indexwert von 44 Indexpunkten weist die durchschnittliche österreichische Gemeinde auch in der Dimension Gesundheit auf, wobei die ambulante Versorgung mit Kassenordinationen in der Urologie deutlich besser ausgeprägt ist (67 Punkte) als die ambulante Versorgung mit Gynäkologinnen (22 Punkte). In fast einem Drittel (31 Prozent) der Bezirke in Österreich (exkl. Wien) gibt es keine einzige Gynäkologin mit ÖGK-Kassenvertrag. Österreichweit fehlen insgesamt 410 Kassen-Gynäkologinnen (wenn die männlichen Fachärzte dazugerechnet werden, fehlen 199 Gynäkolog*innen mit Kassenvertrag).

Lange Wege bis zum nächstgelegenen Frauenhaus, jedoch Verbesserungen seit 2021

Gewaltbetroffene Frauen müssen oftmals weite Strecken zurücklegen, um das nächste Frauenhaus zu erreichen – in 63 Prozent aller Bezirke (exkl. Wiener Gemeindebezirke) gibt es kein Frauenhaus. Die durchschnittliche österreichische Gemeinde erreicht hinsichtlich der Versorgung mit Frauenhausplätzen einen Indexwert von nur 30. Der Zeitvergleich zwischen Gleichstellungsindex 2021 und 2025 deutet jedoch auf einen starken Ausbau dieser Infrastruktur in den letzten Jahren hin; 2021 war der Indexwert der durchschnittlichen österreichischen Gemeinde mit 15 Punkten nur halb so hoch wie 2025.

Mittelmäßige Indexwerte bei Kinderbetreuung und Vereinbarkeit

Im Durchschnitt über alle Gemeinden liegt die Kinderbetreuungsquote hinsichtlich der 0- bis 5-Jährigen bei 68 Prozent, was einem durchschnittlichen Indexwert von 66 entspricht. Der durchschnittliche Wiener Gemeindebezirk liegt mit 88 Indexpunkten vorne, die Spannweite der durchschnittlichen Indexwerte aus den anderen Bundesländern reicht von 58 (Steiermark) bis 70 (Niederösterreich, Burgenland).

Beste Geschlechtergleichstellung bei Bildung, Arbeitslosigkeit und Frauenberatungsstellen

Am fortgeschrittensten sind die Bedingungen für Geschlechtergleichstellung insgesamt im Bereich Bildung. Hier erreicht die durchschnittliche österreichische Gemeinde mit 75 den bei weitem höchsten Indexwert im Vergleich aller Dimensionen. Das immer noch bestehende, aber moderate Bildungsgefälle zwischen den Geschlechtern mündet in durchschnittlich 78 Indexpunkte. Dahinter steht ein Unterschied von 4,6 Prozentpunkten zwischen Männern und Frauen beim Anteil der Personen mit maximal Pflichtschulabschluss.

Das Geschlechtergefälle in den Arbeitslosenquoten von Männern und Frauen ist vergleichsweise gering. In der durchschnittlichen österreichischen Gemeinde beträgt es 0,7 Prozentpunkte (um diesen Wert ist die Arbeitslosenquote bei Frauen höher), was sich in einem Indexwert von 78 äußert.

Auch bei der Versorgung mit Frauenberatungsstellen ist die durchschnittliche österreichische Gemeinde gut aufgestellt, wie ein Indexwert von 81 zeigt. In immerhin 82 Prozent der Bezirke außerhalb Wiens befindet sich zumindest eine Beratungsstelle für Frauen und Mädchen.

Top-20-Gemeinden und Unterschiede zwischen Stadt und Land, regionale Cluster 

Die Top-20-Gemeinden Österreichs aus dem ländlichen Raum weisen durchschnittliche Gesamtindexwerte von 65 bis 72 auf und liegen damit nur wenig niedriger als die Top-20-Gemeinden Österreichs insgesamt (68 bis 76, exkl. Wiener Gemeindebezirke) – siehe Abbildung weiter oben. Auch in allen Top-20-Rankings entlang der Bundesländer und einzelnen Dimensionen sind ländliche Gemeinden vertreten. Zwar besteht Österreich generell aus weit mehr ländlichen Gemeinden als städtischen, sodass eine beträchtliche Repräsentation der ländlichen Gemeinden in den Top-20-Rankings vor allem der Bundesländer erwartbar ist.

Regionale Cluster gibt es in allen Bundesländern, zum Beispiel im Nordwesten Vorarlbergs, im steirischen Mürztal, entlang des oberen Inntals in Tirol oder in Niederösterreich südlich von Wien. Es bestehen also „Inseln“ der relativen Gleichstellung in Österreich.

Besonders großes Stadt-Land-Gefälle hinsichtlich Mobilität

Mit einem österreichweiten Indexwert von 51 bewegt sich die Dimension Mobilität insgesamt im Mittelfeld. Frauen verfügen seltener über ein eigenes oder gemeinsam genutztes Fahrzeug und sind daher häufiger auf den öffentlichen Verkehr (ÖV) angewiesen, insbesondere für Betreuungsaufgaben („Mobility of Care“). Ein guter ÖV-Anschluss ist daher ein entscheidender Faktor für mehr Autonomie und Geschlechtergerechtigkeit.

Der Gleichstellungsindex bewertet die Erreichbarkeit regionaler Zentren mit ÖV im Vergleich zum motorisierten Individualverkehr. In Ballungsräumen und dicht besiedelten Regionen ist der ÖV oft schneller oder nur geringfügig langsamer als das Auto. Diese Tatsache drückt sich auch darin aus, dass der Mobilitäts-Index in urbanen Gemeinden (Stadtregionen) durchschnittlich 80 beträgt, im ländlichen Raum hingegen 41. Ein derart starkes Stadt-Land-Gefälle ist bei keiner der anderen Dimensionen zu beobachten. Auch im ländlichen Raum im Umland von Zentren besteht mit einem Indexwert von 56 noch Aufholbedarf. Regionale Zentren sind demgegenüber besser aufgestellt (68 Indexpunkte), zu den Stadtregionen (80 Indexpunkte) besteht jedoch ebenfalls ein deutlicher Punkteabstand. Ein gezielter Ausbau des ÖV auch außerhalb der Stadtregionen würde die Lebenssituation von Frauen merklich verbessern.

Zeitvergleich: Durchwachsenes Bild

Im Vergleich der Gleichstellungsindex-Wellen 2021 und 2025 sind in den meisten Dimensionen und den meisten Bundesländern Verbesserungen festzustellen.

Gleichzeitig erfolgt Verbesserung immer wieder auch in nur kleinen Schritten – bei der politischen Repräsentation in Politik etwa erweist sich der Bereich an der Spitze der Gemeindepolitik, in dem Frauen auch generell niedriger repräsentiert sind als in den Gemeinderäten, als hartnäckiger gegenüber Veränderung.

Über den Städtebund-AK-Gleichstellungsindex

Der Städtebund-AK-Gleichstellungsindex dient als regelmäßiges Instrument zur Messung von Gleichstellung in den österreichischen Städten und Gemeinden und wurde nun zum zweiten Mal vom FORESIGHT-Institut sowie der TU Wien (Stadt- und Regionalforschung) durchgeführt. Die Dimension Pflege wurde durch die Dimension Einkommen ersetzt und bei einigen Indikatoren wurde die Berechnungsmethode adaptiert (zum Beispiel wurde in der Mobilität nach Bevölkerung gewichtet).

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