Gewessler/Totschnig: Lebensmittelversorgung auch im unwahrscheinlichen Blackout Fall gesichert

Gewessler/Totschnig: Lebensmittelversorgung auch im unwahrscheinlichen Blackout Fall gesichert

Runder Tisch zu Blackout-Prävention, Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und einheitliche Vorgehensweise des Lebensmittelhandels im Krisenfall

Der Russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Energie in den Fokus gerückt. Derzeit ist die Versorgungslage in Österreich gesichert. Neue potenzielle Herausforderungen erfordern allerdings rechtzeitige Vorbereitung, um auch in Krisenfällen gerüstet zu sein. Bundesministerin Leonore Gewessler und Bundesminister Norbert Totschnig haben daher heute zu einem "Runden Tisch" geladen. Zu den Teilnehmern gehörten u.a. CEOs des Lebensmitteleinzelhandels, Vertreter der Sozialpartner wie auch von BMI, BMWA und BMLV, der Oesterreichischen Nationalbank und Gemeindebund-Präsident Riedl, sowie Vorstände von APG und E-Control. Gemeinsam wurden Energieeisparmaßnahmen und ein einheitliches Vorgehen des Lebensmitteleinzelhandels beraten. 

Klimaschutzministerium: Jede eingesparte Kilowattstunde stärkt Versorgungssicherheit

Der durch den Stromnetzbetreiber APG durchgeführte Strom-Stresstest zeigt: Österreich besitzt eine gute und sichere Energieversorgung und ist auch in einem herausfordernden Winter resilient. Das Risiko einer Strommangellage ist in Summe sehr gering und unwahrscheinlich. Der Lebensmitteleinzelhandel sei mit jährlich rund 1.100 Gigawattstunden Stromverbrauch ein wichtiger Partner für die Energiewende, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, die betonte: „Jede Kilowattstunde, die eingespart werden kann, haben wir länger in den Speichern und ist ein kleiner, aber bedeutender Schritt aus der Abhängigkeit von Russland. Gleichzeitig müssen wir die Energiewende entschlossen vorantreiben. All das erfordert einen nationalen Kraftakt. Dazu braucht es alle Verantwortungsträger:innen auf allen Ebenen. Denn nur gemeinsam schaffen wir das. Die heute besprochenen Maßnahmen des Lebensmittelhandels zur Steigerung der Energieeffizienz sind ein wichtiger Puzzlestein zur Senkung des Energieverbrauchs in Österreich und stärken damit auch Resilienz und die Versorgungssicherheit. Das Commitment des Lebensmittelhandels Energiesparmaßnahmen und den Umstieg auf erneuerbare Energien weiter zu stärken und auszubauen, ist gerade in der aktuellen Situation von großem Wert.“  

Landwirtschaftsministerium informiert regelmäßig über Lebensmittelversorgungssicherheit

„Die Lebensmittelversorgung ist in Österreich derzeit gesichert. Das verdanken wir unseren Bäuerinnen und Bauern, den Unternehmen der Lebensmittelverarbeitung und des Lebensmittelhandels, wie auch funktionierenden Wertschöpfungsketten und offenen Grenzen. Gerade in herausfordernden Zeiten sind Transparenz und seriöse Zahlen entscheidend. Wir haben schon bisher die betroffenen Branchen- und Wirtschaftsvertreter wie auch die Bundesländer über die Auswirkungen des Krieges auf die Agrar- und Lebensmittelwirtschaft informiert. Künftig werden wir auch die Öffentlichkeit regelmäßig über die Lebensmittelversorgungssicherheit in Form eines Ministerratsvortrages informieren“, kündigte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig eine neue Informations-Maßnahme seines Ressorts an. Dass sich der heimische Lebensmittelhandel auf verschiedene Krisenszenarien vorbereite und Eckpunkte einer gemeinsame Vorgangsweise vorgestellt hat, um die Grundversorgung der österreichischen Bevölkerung in enger Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden im unwahrscheinlichen Fall eines Blackouts aufrechterhalten zu können, sei laut Totschnig zu begrüßen. 

Lebensmitteleinzelhandel: Einheitliche Vorgehensweise für Blackout-Fall

Der Lebensmitteleinzelhandel setzt seit Jahren umfassende Energiesparmaßnahmen um, von der flächendeckenden Umstellung auf LED-Beleuchtung bis zur Installation von Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Filialen, Zentrallägern und Distributionszentren. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein und die Grundversorgung der Bevölkerung auch im unwahrscheinlichen Blackout-Fall sicherstellen zu können, haben sich die Handelspartner in Abstimmung mit dem Fachverband des Lebensmittelhandels der WKÖ auf eine einheitliche Vorgehensweise verständigt:

  • Diesem Plan zufolge bleiben am ersten Tag eines Blackouts alle Geschäfte vorerst geschlossen, damit notwendige Vorkehrungen getroffen werden können.
  • Ab dem zweiten Tag werden von 10:00 bis 15:00 Uhr bei Märkten von SPAR-INTERSPAR-, Maximarkt-, BILLA-, PENNY-, ADEG-, Sutterlüty-, HOFER-, Lidl-, Nah- und Frisch-, Unimarkt- und M-Preis Sackerl mit gemischten Frischeprodukten ausgegeben. Aus logistischen Gründen können im Krisenfall keine Wünsche für den Inhalt berücksichtigt werden. Zusätzlich können fertig zusammengestellte Lebensmittel- und Getränke-Sackerl gegen Barzahlung erworben werden. Inhalt sind etwa Wasser, haltbares Brot, Konserven sowie Fertigprodukte oder auch Kerzen. Auf Wunsch auch Babyartikel und Hygieneprodukte. Die Ausgabe erfolgt vor den Geschäften. Ein Betreten der Geschäfte oder ein Selberaussuchen der Produkte wird im Krisenfall nicht möglich sein. Darüber hinaus werden vom Lebensmittelhandel ab dem zweiten Tag eines möglichen Blackouts von 9:00 bis 10:00 Uhr Lebensmittel an die Gemeinden und Blaulichtorganisationen ausgegeben.
  • Ab dem dritten Tag können aus Gründen der Lebensmittelsicherheit nur mehr Produkte aus dem Trockensortiment ausgegeben werden.

Die Organisation der Abgabe wird in enger Kooperation mit den Städten und Gemeinden als wichtigsten Partnern vor Ort, erfolgen. Sowohl Städte- als auch Gemeindebund wurden bei der Erstellung des Blackout-Konzeptes eingebunden.

Wie bisher wird der Bevölkerung für so einen Krisenfall eine eigenständige Haushaltsbevorratung von Lebensmitteln für 14 Tage empfohlen.   

Mag. Fritz Poppmeier, Vorstandsvorsitzender SPAR: Unser Auftrag ist es, die Bevölkerung in jeder Lebenslage zu versorgen. Dazu braucht es vorausschauende Planung und unser Krisenteam hat in hochprofessioneller Weise einen Plan für den Fall eines länger dauernden Stromausfalls entwickelt. Wir sind sehr stolz, dass in Abstimmung mit allen Lebensmittelhändlern nun eine einzigartige Branchenlösung entstanden ist.“ 

Marcel Haraszti, Vorstand REWE International AG: „Dass auf den Lebensmittelhandel in jeder Situation Verlass ist, konnten wir in den vergangenen Jahren klar unter Beweis stellen. Es freut mich, dass nun im Falle eines Blackouts ein gemeinsamer Plan der ganzen Branche vorliegt. Dies schafft Klarheit und Sicherheit für unsere Mitarbeiter:innen und alle Menschen in Österreich.“ 

Horst Leitner, CEO HOFER: „Wir begrüßen den gemeinsamen Schritt der Lebensmittelhändler und das entschlossene konzertierte Vorgehen im Falle eines Blackouts. Gerade in einer Ausnahmesituation sind wir gefordert, als systemerhaltende Betriebe alle an einem Strang zu ziehen und Verantwortung zu übernehmen - zu 100 % und im Sinne und Interesse unserer Bevölkerung.“  

Alessandro Wolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung Lidl Österreich: „Ich hoffe sehr und bin optimistisch, dass wir das gemeinsam erarbeitete Konzept nicht brauchen werden. Trotzdem ist es gut, dass wir vorbereitet sind. Das ist einmal mehr ein Beweis, dass der Lebensmittelhandel abseits des Wettbewerbs seiner Verantwortung im Sinne der Gesellschaft nachkommt.“ 

Hannes Wuchterl, Geschäftsführer ZEV Nah&Frisch Marketingservice: „Für die selbstständigen Nah&Frisch Kaufleute und ihre Mitarbeiter ist es eine Selbstverständlichkeit, Teil einer solchen gemeinsamen, österreichweiten Lösung zur Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Artikeln, im Falle eines Blackouts zu sein. Wir werden unseren Beitrag leisten, dass auch in den vielen Klein- und Kleinstgemeinden im ländlichen Bereich, und dort im speziellen für weniger mobile Menschen, der Zugang zu Lebensmitteln aufrechterhalten bleibt.“  

Mag. Robert Knöbl, Geschäftsführer UNIGruppe: „Schulterschluss im Lebensmitteleinzelhandel, Klein und Groß sind im Einklang bei der Absicherung der Lebensmittelversorgung im Falle einer möglichen Krisensituation!“ 

Christoph Tamandl, Geschäftsführer des Fachverbands des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich

„Der Lebensmittelhandel ist eine verantwortungsvolle Branche, die ja bereits bewiesen hat, dass sie auch für Krisenzeiten fit ist. Die heute vorgestellte Branchenlösung für einen möglichen Blackout-Fall, die gemeinsam mit der Wirtschaftskammer erarbeitet wurde, ist europaweit beispielgebend und zeigt, dass der Lebensmittelhandel als systemkritische Infrastruktur auch für den Krisenfall gerüstet ist.“ 

Gemeindebund Präsident Bürgermeister Alfred Riedl: „Die österreichischen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister tragen als Krisenmanager auch große Verantwortung bei der Versorgung ihrer Bürgerinnen und Bürger im Ernstfall. Gerade im Falle eines Blackouts ist schnelles und sinnvolles Handeln geplant. Wir begrüßen daher, dass der Lebensmitteleinzelhandel gemeinsam ein erstes Blackout-Konzept erarbeitet hat, was damit die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden und ihren Lebensmittelfilialen noch einfacher macht. Die kommunalen Krisenmanager werden daher sicherlich die Kooperation mit dem Lebensmitteleinzelhandel dankbar aufnehmen, da sie dadurch ihre Bevölkerung auch im Krisenfall, der hoffentlich nie eintreten möge, versorgt wissen.“ 

Städtebund Generalsekretär Thomas Weninger: „Im Falle einer Krise ist die sichere Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Lebensmitteln eine zentrale Aufgabe. Als Vertreter der Städte bin ich sehr froh, dass sich der Lebensmittelhandel zu dieser wichtigen Aufgabe bekennt und hierfür die geeigneten Maßnahmen gesetzt hat. Dank dieser Initiative können sich die Städte damit auf ihre ureigene Aufgabe konzentrieren – der Bereitstellung kommunaler Dienstleistungen. Hier kann man sich auf die Städte und Gemeinden garantiert verlassen. Die Aufrechterhaltung dieser Dienstleistungen ist gerade in einer Krise eine enorme Herausforderung, die die Städte und Gemeinden – wie gewohnt -  meistern. Der Dienst an der Bevölkerung steht dabei stets im Vordergrund.“ 

Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank Robert Holzmann: „Die Oesterreichische Nationalbank rät stets eine kleine Menge Bargeld für alle Fälle zu Hause zu haben, weil Bargeld immer funktioniert, sei es bei Netzwerkausfällen, bei größeren - aber regional begrenzten - Stromausfällen, aber auch im unwahrscheinlichen Falle eines Blackouts. Wir empfehlen daher Bargeld in der Höhe von ca. 100 Euro pro Familienmitglied oder eines doppelten Wocheneinkaufs in kleiner Stückelung zu Hause sicher zu verwahren. Wir planen daher zu Beginn des nächsten Jahres eine Initiative, in der wir die Empfehlungen des Österreichischen Zivilschutzverbandes der österreichischen Bevölkerung näherbringen und auch auf die Bedeutung der Bevorratung einer kleinen Menge Bargeld hinweisen möchten.“ (Schluss, 29.11.2022)

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