Städtebund-Gaál/Weninger zu Weltfrauentag: „Es gibt noch viel zu tun“

Städtebund-Gaál/Weninger zu Weltfrauentag: „Es gibt noch viel zu tun“

„Österreichs Städte in Zahlen 2023“ zeigt Frauen in Gemeindepolitik, Aktionen in Städtebund-Mitgliedsstädten

 

Die Städtebund/KDZ-Publikation „Österreichs Städte in Zahlen 2023“, die in Kürze erscheint, erhebt u.a., wie viele Frauen in Kommunalverwaltungen und Städten vertreten sind. So ist mehr als die Hälfte der Beschäftigten in den 75 größten Städten und Gemeinden weiblich; in einigen Städten sind es drei Viertel. Viele Führungspositionen in diesen 75 Städten sind von Frauen besetzt. In Eisenstadt sind es 70 Prozent, in Kufstein 68 Prozent, in Gerasdorf bei Wien 67 Prozent, in Ebreichsdorf 63 Prozent, Graz 62 Prozent und in Traun 55 Prozent. Die Erhebung in den Städten zeigt auch, dass auf Ebene der Amtsleiter*innen/Magistratsdirektor*innen, also den höchsten Verwaltungsposten, die es in einer Stadt gibt, in 13 der 75 größten Städte in Österreich, Frauen Amtsleiterinnen sind (17,3 Prozent). Bürgermeisterinnen waren es in den 75 größten Städten im Jahr 2022 elf (14,7 Prozent); Vizebürgermeisterinnen waren es 41 von 133 (30,8 Prozent).

Erhebung von Zahlen zur Situation der Frauen ist unerlässlich

Dazu Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger: „Es ist wichtig, die Teilhabe von Frauen in Ämtern auf Gemeindeebene und am Gemeindeleben an sich zu erheben, einerseits um den „Status Quo“ zu kennen und andererseits um bestehende Ungleichgewichte systematisch zu bekämpfen“.

Weninger weiter: „Es gibt viele Schrauben, an denen Gemeinden drehen können, um das Leben und den Alltag für Frauen besser zu machen, von der Gestaltung des öffentlichen Raums, des öffentlichen Verkehrs, der Vertretung von Frauen im Gemeinderat[1]) bis hin zur Errichtung von Kinderbetreuungseinrichtungen. Mit dem Gleichstellungsindex 2021 hat der Österreichische Städtebund auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet.“ Auch um Gender Budgeting in der Stadt voranzutreiben, braucht es Zahlen. „Denn nur wenn der Ist-Stand bekannt ist, können Ziele formuliert werden, sagt Weninger.

„Noch immer übernehmen Frauen einen Großteil der unbezahlten Arbeit, also Kinderbetreuung und Co. Eine Stunde Frau ist nicht gleich eine Stunde Mann – im Gegenteil. Der Frauentag macht darauf aufmerksam, dass es wichtig ist, dass wir Tag für Tag für gleiche Chancen und für Gleichberechtigung eintreten. Vernetzung, Solidarität und die gegenseitige Unterstützung von Frauen untereinander sind wichtiger denn je. Mädchen und junge Frauen sollen wissen, dass ihnen alle Möglichkeiten offenstehen“, so die Vorsitzende des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes, die Wiener Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Katrin Gaál.

Weltfrauentag in den Mitgliedsstädten des Österreichischen Städtebundes

Die Mitgliedsstädte des Österreichischen Städtebundes rücken mit ihren Aktionen anlässlich des Weltfrauentages, wie auch viele andere Institutionen und Organisationen, die diesen Tag begehen, einmal mehr in den Vordergrund, dass die Gleichberechtigung noch lange nicht erreicht ist, dass Frauen weder gleich bezahlt sind noch, dass unbezahlte Arbeit gerecht aufgeteilt ist. Die Städte würdigen die Leistungen dieser Frauen.

So vergibt die Stadt Bregenz dieses Jahr zum zweiten Mal den Agathe Fessler-Frauenpreis für besonderes Wirken in einer beruflichen oder ehrenamtlichen Tätigkeit, für das Einsetzen von Chancengleichheit von Frauen oder für die Durchsetzung in einem „frauenuntypischen“ Bereich. Agathe Fessler gründete 1905 das Marienheim in Bregenz – für stellenlose Dienstmädchen, Fabriksarbeiterinnen oder Lehrmädchen – eben jene, die hilfsbedürftig waren.

Im Vorfeld des Weltfrauentages verteilt das „Frauenservice, Gleichstellung, LGBTIQ+ und Integration“ der Stadt Bregenz am 7. März die Aktionspläne des Fachbereichs Frauen und Gleichstellung auf dem Bregenzer Wochenmarkt.

In St. Pölten ist der gesamte Monat März ein Frauenmonat. Für starke Frauen macht das Cinema Paradiso und das Büro für Diversität die Bühne und die Leinwand frei. Es werden ausgewählte Filme gespielt; es gibt ein Live-Programm mit Lesungen, Diskussion und Theater, die alle neue Perspektiven auf das Leben von Frauen geben. Ebenso werden für Schulen Filme am Vormittag gespielt.

Zudem gibt es ein Workshop-Angebot vom Büro für Diversität der Stadt St. Pölten für Schulen: „Auf den Spuren der Suffragetten“. Der kostenfreie Workshop gibt einen Überblick zum Thema Frauenwahlrecht und beleuchtet den langen Weg der Frauen in ihrem Kampf um Gleichberechtigung. Im Praxis-Teil werden Accessoires der Suffragetten hergestellt. Alle Veranstaltungen von St. Pölten finden Sie unter: www.facebook.com/diversity.stp.

In Bruck an der Mur zeigt das Frauenreferat der Stadt im Stadtkino den Film „She said“ mit anschließender Diskussion. „She said“ zeigt Frauen aus der Filmbranche und deren Angst und Mut über Harvey Weinsteins-Übergriffe zu sprechen; unterstützt von zwei Jounalist*innen der New York Times.

In St. Valentin lädt Bürgermeisterin Kerstin Suchan-Mayr am 8. März um 19 Uhr zur Frauenkonferenz ins Valentinum. Dabei steht das „Solange-Kunstprojekt“ im Vordergrund. Auf zwei- bis vierhundert Quadratmeter großen Staubschutznetzen, die an diversen Baustellen angebracht werden, wird ein Satz, der mit „Solange“ beginnt und mit „bin ich Feminist*in“ endet, mit pinken Tüll auf die Staubschutznetze gestickt. Damit soll auf das Spannungsfeld zwischen traditionell weiblichem Handwerk und Männer dominierenden Baustellen aufmerksam gemacht werden. Die Botschaften sollen zeigen, dass feministische Forderungen immer noch notwendig sind.

Die Stadt Linz hat am 2. März ihren Frauenpreis „talk of fem“ verliehen; er ist mit 3.600 Euro dotiert und wird für herausragende Aktivitäten im Frauenbereich verliehen. Am 8. März findet eine „Brückenaktion“ des Frauenbüros der Stadt Linz statt: Am Geländer der Nibelungenbrücke werden Wäscheleinen angebracht und mit Flyer, Broschüren und Give Aways bestückt. Das Frauenbüro ist Teil des „Bündnis 8. März“ und veranstaltet eine DEMO zum Internationalen Frauentag - FEMALE SOLIDARITY ab 16:30 Uhr vorm Musiktheater in Linz.

Die Stadt Salzburg bietet von 7. bis 9. März ein vielfältiges Programm. Es finden Lesungen, Kabarettabende, Diskussionen und Filmvorführungen statt. Themen sind unter anderem „Wie erleben Geflüchtete Rassismus?“ und „Rassistisch oder Feministisch? Oder beides?“ Nähere Infos hier: https://www.stadt-salzburg.gv.at/frauen/frauentag2023/

Das Frauenreferat der Stadt Villach veranstaltet in Kooperation mit dem Referat für Frauen und Gleichstellung des Landes Kärnten ein gemeinsames Fest am 8. März. Am Programm stehen das Theaterstück „IDA hat sich tierisch verändert“ mit Katharina Schmölzer, Karin Loitsch, Josef Sticker sowie Stefan Gfrerer und anschließendes Netzwerken, Kennenlernen, Austauschen und Feiern bei musikalischer Begleitung von DJane Simone Dueller.

Am 15. März lädt das Frauenreferat der Stadt Villach zur Präsentation des Filmes „me time – Ein Film über kinderfreies Leben und Erwartungen an Mütter“ und zur anschließenden Diskussion mit Regisseurin Ayla Yildiz.

Die Stadt Wien veranstaltet am Internationalen Frauentag wieder ihr „Offenes Rathaus“ – heuer unter dem Motto „Wien, wie sie will.“ – mit vielen Vorträgen, Aussteller*innen, Empowerment, Informationen unter anderem zu Gewaltschutz, Themenführungen und einem Konzert von Ina Regen. Alle Infos hier: www.wien.gv.at/frauentag

Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger abschließend zum Weltfrauentag: „Wir wollen ein gutes Leben mit einem fairen Lohn für die Supermarkt-Kassiererin, wir wollen Frauen in Chefetagen und Vorständen; wir wollen, dass Frauen ein Leben ohne Angst vor Männergewalt führen können. Wir wollen aber auch, dass Frauen das Leben führen können, das so ist, wie sie es sich vorstellen“.

In all den erwähnten Bereichen gilt es laut Städtebund-Generalsekretär, nach wie vor die notwendigen Rahmenbedingen zu schaffen, Frauen zu unterstützen und zu ermutigen.

Und Weninger weiter: „Es sollte auch selbstverständlich sein, dass vor allem die Leistungen der kommunalen Daseinsvorsorge, nicht nur Rückgrat für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sind, sondern in ihrer Vielfalt einen unabdingbaren Beitrag für die Gleichstellung und für eine chancengleiche Teilhabe von Frauen an der Gesellschaft sind“.

„Österreichs Städte in Zahlen 2023“, eine Publikation von Städtebund und KDZ-Zentrum für Verwaltungsforschung, erscheint Mitte April.

Weitere Informationen zum Städtebund-Gleichstellungsindex finden Sie hier:

https://www.staedtebund.gv.at/themen/frauen/gleichstellungsindex-2021/

(Schluss, 03.03.2023)

 


[1] Der Städtebund-Gleichstellungsindex 2021 hat ergeben, dass es nur 20 Gemeinden in Österreich (inkl. acht Wiener. Gemeindebezirke) gibt, in denen der Frauenanteil im Gemeinderat/Bezirksrat bei 50 Prozent und darüber lag.

OEGZ

ÖGZ Download