27. April 2007 - Verkehrssicherheitstagung am EU Road Safety Day in Baden

27. April 2007 - Verkehrssicherheitstagung am EU Road Safety Day in Baden

Am 27. April 2007 fand in Baden eine Verkehrssicherheitstagung am EU Road Safety Day statt.

Verkehrssicherheit muss uns etwas wert sein!
Diesen dringenden Appell an die verantwortlichen Stellen äußerten die Teilnehmer an der Verkehrssicherheitstagung des Österreichischen Städtebundes, die am 27. April 2007 in Baden statt fand. Angesichts der 2007 tendenziell wieder ansteigenden Zahl an Verkehrstoten können knappe finanzielle und personelle Ressourcen nicht als Ausrede vorgeschoben werden, dass in der Bewusstseinsbildung der Verkehrsteilnehmer und Exekutierung der rechtlichen Rahmenbedingungen auf diesem Gebiet offenbar nach wie vor zu wenig geschieht.

Auf den Straßen der EU-25 sterben Jahr für Jahr knapp 50.000 Menschen bei Verkehrsunfällen. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl von St. Pölten. Die United Nations Road Safety Week (23. bis 29. April 2007) und der Erste Europäische Road Safety Day (27. April 2007) boten die Gelegenheit, das Thema Verkehrssicherheit eine Woche lang ins Bewusstsein der Verkehrsteilnehmer zu bringen. Bund, Länder, Städte und Gemeinden waren aufgefordert, sich daran zu beteiligen. Zielgruppe des Jahres 2007 waren die jungen Verkehrsteilnehmer, die sowohl als aktiv, d.h. als am Verkehrsgeschehen teilnehmende Personen (Autofahrer, Motorradfahrer etc.) dazu bewegt werden sollen, vorsichtiger und auch gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern rücksichtsvoller zu agieren, wie auch als passiv Betroffene (als Opfer von Verkehrsunfällen, besondere Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr) im Mittelpunkt von bewusstseinsbildenden Maßnahmen und Informationskampagnen stehen sollen. Ein Ziel der United Nations Road Safety Week, nämlich keine Verkehrstoten in dieser Woche, wurde in Österreich leider nicht erreicht.

Zur Erreichung der „Vision Zero“, d.h. keine Toten mehr im Straßenverkehr, bedarf es auch auf Gemeindeebene besonderer Anstrengungen. Vor allem gegen die Unfallursache Nummer 1 – überhöhte bzw. nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit – sollte mit aller Konsequenz vorgegangen werden. Eine stärkere Ausrichtung der StVO auf städtische Besonderheiten – so ist in Ballungszentren naturgemäß mit deutlich mehr Fußgängerverkehr als auf Überlandstraßen zu rechnen – und ein besseres Miteinander aller Verkehrsteilnehmer soll diesen Negativtrend auf Gemeindeebene in Zukunft umkehren helfen. Am Städtetag 2007, der vom 30. Mai bis 1. Juni 2007 in Linz statt fand, wurde dazu auch eine entsprechende Resolution verabschiedet.

„Gürteltiere“ – Kinder als Zielgruppe der Verkehrssicherheitswoche 2007
Anfang März 2007 startete österreichweit die „Gürteltier-Anschnall-Aktion“, eine EU-Kampagne. Das Gürteltier, in Österreich „GORDY“ genannt, dient als Maskottchen. Damit sollen Sicherheitsgurte für Kinder und generell die korrekte Verwendung von Kinderrückhaltesystemen, sowohl im Individual- als auch im öffentlichen Verkehr, propagiert werden. Diese Aktion dauert noch bis Oktober 2007.

Trotz der seit 1. Jänner 1994 bestehenden gesetzlichen Verpflichtung, Kinder im PKW mit geeigneten Rückhalteeinrichtungen zu sichern, müssen noch immer Defizite im Sicherheitsbewusstsein der Fahrzeuglenker festgestellt werden. So werden Rückhaltesysteme für Kinder am Vordersitz zu 93 % , auf Überlandstraßen ebenfalls zu 93 %, im Fond aber nur noch zu 83 % und im Ortsgebiet ebenfalls nur zu 86 % verwendet. Mit dem Gürteltier-Projekt sollen daher vor allem die Kinder selbst angesprochen werden, damit sie den Sicherheitsaspekt verstehen lernen und auch die Selbstsicherung korrekt durchführen bzw. geeignete Rückhaltesysteme für sich selbst einfordern können. Diese Aktion wird gemeinsam mit der Exekutive und Schulen durchgeführt. Während bei Verkehrskontrollen die Exekutive Informationsbroschüren zur Verfügung stellt, werden für Schulklassen Verkehrssicherheitsstunden angeboten, in denen die Kinder in kleinen Gruppen spielerisch mit dem Thema konfrontiert werden. Ein weiterer Informationszugang erfolgt über die GORDY-Homepage www.gordy.at. Auf dieser Homepage können Kinder ihre Schulaktionen rund um das Thema „Gurt anlegen“ beschreiben und auch Bilder oder Fotos dazu einsenden. Eine Jury bewertet diese und prämiert sie am Ende der Aktion. Nähere Informationen erteilt gerne Frau Dr. Christine Chaloupka-Risser, E-Mail: christine.chaloupka@factum.at, Telefon: 01/504 15 46-15, Factum OHG/Infar-Wien, Danhausergasse 6/4, 1040 Wien.

Lokale Verkehrssicherheit: Best-Practice-Beispiele aus Österreich/Implementierung eines lokalen Verkehrssicherheitsprogrammes
Zur Erreichung des österreichischen Verkehrssicherheitsziels (Senkung der Getötetenzahl im Straßenverkehr bis 2010 auf unter 500 p.a.) ist die Mitarbeit der Städte und Gemeinden unbedingt erforderlich. Im Vergleich des österreichischen Unfallgeschehens der Jahre 2000 und 2005 zeigt sich, dass im Gegensatz zur allgemeinen Entwicklung auf innerörtlichen Gemeindestraßen die Unfälle und Unfallfolgen zugenommen haben. Diese Zunahme erfolgte ausschließlich auf Gemeindestraßen, auf Landes- und Bundesstraßen war im Vergleichszeitraum ein Rückgang bemerkbar. Etwa 60 % der im Ortsgebiet Getöteten sind Personen, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit einem einspurigen Kfz unterwegs waren.

Ass.-Prof. Dr. Wolfgang J. Berger, Institut für Verkehrswesen, Universität für Bodenkultur Wien, berichtete über den neuen Verkehrssicherheitsleitfaden, der vom Österreichischen Städtebund geplant wird. Dieser Leitfaden soll eine Sammlung von Best-Practice-Beispielen aus Österreich beinhalten. Dazu sollen Verkehrssicherheitslösungen, die sich in den Städten als erfolgreich erwiesen haben, bekannt gemacht werden.

Aquila 2007: Vorstellung des Österreichischen Verkehrssicherheitspreises
Über den Österreichischen Verkehrssicherheitspreis und welchen Beitrag die österreichischen Städte und Gemeinden zur Verkehrssicherheit beitragen können, berichtete Frau MMag.a Ursula Messner, Kuratorium für Verkehrssicherheit. Während die Verkehrssicherheit in Österreich in den letzten Jahren nicht zuletzt auch durch legistische, technische und planerische Maßnahmen verbessert werden konnte, stagnierte jedoch die Weiterentwicklung des Hauptakteurs im Straßenverkehr, nämlich die des Menschen. Daher sollte er im Rahmen von bewusstseinsbildenden Maßnahmen auf Gefahren hingewiesen werden, die durch sein Handeln im Straßenverkehr entstehen.

Durch geeignete Gestaltung des Straßenraums können Städte und Gemeinden auf mehreren Wirkungsfeldern gleichzeitig positive Effekte erzielen. Eine Verbesserung des Sichtkontakts der Verkehrsteilnehmer untereinander, die Beschränkung der Geschwindigkeit und die Herstellung geeigneter Querungsmöglichkeiten von Fahrbahnen erhöht die Verkehrssicherheit schon an sich. Durch einen ungehinderten Verkehrsverlauf wird sowohl für Fußgänger und Radfahrer, als auch für Autofahrer die schnelle Erreichbarkeit ihrer Ziele ermöglicht. Damit ist auch eine bessere Umweltverträglichkeit des Verkehrs, die durch die Einführung von Belastungsgrenzen für Lärm und Abgase nach oben bereits normiert ist, verbunden. Nicht zu vergessen wäre auch der Aspekt der Wirtschaftlichkeit in der Straßenraumgestaltung, durch Flächenreduzierungen könnten die Betriebs- und Erhaltungskosten von Fahrbahnen minimiert werden. Geschwindigkeitsbeschränkungen von max. 30 km/h innerhalb von Wohngebieten sollten schon zum Standard gehören. Förderlich wäre auch die Einrichtung von Wohnstraßen bei Fußgängerverkehrserregern wie Kindergärten, Schul- und Krankenhäusern. Um außergewöhnliches Engagement, Eigeninitiative und Kreativität im Bereich der Verkehrssicherheit entsprechend anzuerkennen und auch zu bewerben, wurde vom KfV der Verkehrssicherheitspreis „Aquila“ eingerichtet. Städte und Gemeinden sowie Kindergärten und Schulen können ebenso einreichen wie Unternehmen, Vereine und sonstige Institutionen.

Mehr Sicherheit in den Wohnquartieren
Unter diesem Motto stand das Pilotprojekt der Stadt Dornbirn, das die Stadt der kurzen Weg umzusetzen zum Ziel hatte. Die Vermeidung von negativen Effekte des motorisierten Individualverkehrs, die Erhöhung der Verkehrssicherheit und die Reduktion von Lärm und Luftbelastung sollten ebenso mit dem Verkehrskonzept der Stadt Dornbirn erreicht werden. Ein weiteres Ziel war die Koexistenz der Verkehrsträger, d.h. dass nicht mehr die Optimierung einer bestimmten Verkehrsart oder bestimmter Nutzungen im Vordergrund steht, sondern ein für alle verträgliches Miteinander hinsichtlich Verkehr, Nutzung und Gestaltung des Straßenraumes. Dieses Ziel ist jedoch in erster Linie nur bei einem niedrigen Geschwindigkeitsniveau möglich. Um dieses zu erreichen, wurde ein Achsen-Kammern-Konzept entworfen.

Innerhalb einer Verkehrskammer soll der Durchgangsverkehr zur Gänze eliminiert bzw. auf das Unvermeidbare reduziert sein. Der MIV wird möglichst direkt auf das angrenzende, übergeordnete Straßennetz geführt. Innerhalb der Verkehrskammer existiert eine möglichst uneingeschränkte Durchlässigkeit, die durch wenige Einbahnen und Fahrverbote erreicht wird. Daraus resultiert eine flächenhafte Verkehrsberuhigung. Durch den Verzicht auf Verkehrsentflechtung wird die Koexistenz aller Nutzungsansprüche hinsichtlich des Straßenraumes ermöglicht.

Die ausführlichen Unterlagen der Vortragenden finden sich auf der Homepage des Städtebundes unter www.staedtebund.gv.at unter Tagungsergebnisse.

Christian Pilz
Österreichischer Städtebund
Tel: 01/4000-8995
Fax: 01/4000-7135
E-Mail: christian.pilz@staedtebund.gv.at


Die Vortragsunterlagen finden Sie unter "Downloads"!

Verkehrssicherheitstagung 0407 - Vortrag Burtscher Text
Verkehrssicherheitstagung 0407 - Vortrag Burtscher PPP
Verkehrssicherheitstagung 0407 - Vortrag Messner
Verkehrssicherheitstagung 0407 - Vortrag Berger
Verkehrssicherheitstagung 0407 - Gürteltier-Projekt
Verkehrssicherheitstagung 0407 - Tagesordnung
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