Zugang zu Lehrstellen könnte für junge Asylwerber erleichtert werden
Graz (OTS) - Wie gelingt das Zusammenleben der Menschen in Ballungsräumen? Helfen wir Jugendlichen, deren Fluchtweg in Österreich endete, eine Perspektive zu finden? Welche Beschäftigungsmöglichkeiten sind für AsylwerberInnen sinnvoll und möglich? Und wie begegnen Städte der Armutsmigration – also auch der Bettelei?
Diese brennenden Fragen standen im Zentrum des vierten Arbeitskreises des Städtetags, der unter dem Vorsitz des Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl zum Thema „Friedliches Zusammenleben in Städten und Gemeinden“ tagte. Rund 80 TeilnehmerInnen und ZuhörerInnen folgten den intensiven Diskussionen, die Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin der Zeitung „Der Standard“, moderierte. Prominentester Teilnehmer des Arbeitskreises war Sozialminister Rudolf Hundstorfer – er stand den TeilnehmerInnen vor Ort Rede und Antwort und arbeitete am Arbeitskreis mit.
Junge Asylwerber, viele unter ihnen auch ohne elterliche Begleitung, haben große Probleme, eine Lehrstelle – und damit eine Perspektive - zu finden. Derzeit gilt ein Erlass, wonach nur in ausgewählten Bereichen Asylwerber aufgenommen werden. Diese so genannten Mangelberufe sind jene, in denen sich kaum andere Personen für Lehrstellen interessieren. Christian Schörkhuber von der Volkshilfe Oberösterreich brachte einen: neuen Vorschlag ein: Die Anzahl der Lehrlinge einer Firma sollte mit jener des Vorjahres verglichen werden und wenn das Unternehmen mehr Lehrstellen als im Vorjahr ausschreibt, sollten diese auch mit Asylwerbern besetzt werden können. Ein erstes positives Signal kam dazu von Sozialminister Hundstorfer: „Diesen Vorschlag halte ich für sinnvoll, wir werden ihn wohlwollend prüfen.“
Ein weiterer Vorschlag von Teilnehmern: die restriktiven Beschränkungen des Arbeitsmarkts sollen für Asylwerber nach einem Jahr im Land aufgehoben werden. Diesem Vorschlag gab Hundstorfer noch kein grünes Licht, zu sehr muss er als Sozialminister ein Auge auf die Gesamtsituation haben: „Wir haben 380.000 arbeitslose Personen, die ich leider nicht wegdiskutieren kann – diese Menschen und ihre Situation muss ich im Auge behalten“, betonte er.
Mehr Betreuung für unbegleitete Minderjährige
Rund 1.000 minderjährige Flüchtlinge, die auf sich alleine gestellt sind, kamen 2013 nach Österreich. Selbst auf der Suche nach Schutz und einer Perspektive für ihr Leben brauchen diese jungen Menschen vor allem qualifizierte Hilfe, um ihre oft sehr traumatisierenden Erlebnisse zu bewältigen und vor allem nicht in die Kriminalität abzudriften. Der Arbeitskreis des Städtebundes kam in dieser Frage zu einer klaren Forderung nach österreichweit einheitlichen und hochwertigen Betreuungsstandards für diese Personengruppe. Claudia Gössl, die dieses Thema betreute, verwies auf best-practice-Beispiele, die zeigen, dass sich die Investitionen in diese Betreuung langfristig rentieren.
Zuwanderung ist wichtig
Sozialminister Rudolf Hundstorfer, aber auch zahlreiche andere, die sich zu Wort meldeten, betonten die Notwendigkeit von Zuwanderung: „Wir brauchen Zuwanderung, denn wir haben heuer erstmals genau 10.000 15-Jährige weniger als im Vorjahr. Wir merken diesen Geburtenrückgang jetzt schon sehr deutlich und werden daher langfristig Zuwanderung brauchen.“ Dass diese gleichzeitig allerdings starken Restriktionen unterliegt, wird nicht verheimlicht: Im Unterschied zu Deutschland wird in Österreich selbst bei EU-Bürgern, die einwandern möchten, überprüft, ob sie sich selbständig erhalten können.
Bildung ist Schlüssel zur Integration
„Wir müssen jungen Menschen Chancen, Ausbildung und Arbeit geben, sie müssen erfahren, dass sie gebraucht werden“, betonte Bürgermeister Nagl und wünschte sich ebenfalls Erleichterungen in der Frage des Zugangs von Asylwerbern zum Arbeitsmarkt.
Dass Bildung und Ausbildung der zentrale Schlüssel auch zur Verbesserung der Situation der Roma ist, war unbestritten: Hier wäre auch noch ein größeres Potenzial an EU-Projekten auszuschöpfen und auch die Idee der Roma-Gymnasien ist anzudenken, lautete der Vorschlag aus der Arbeitsgruppe. Zur langfristigen Lösung dieser Problematik ist jedenfalls auch die EU aufgerufen, schließlich muss sich die Situation dieser Menschen in ihren Herkunftsländern verbessern.
Rückfragehinweis:
Sonja Tautscher
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