Arbeitskreis der Kommunalarchivare am 21. und 22. April 2006 in Perchtoldsdorf

Arbeitskreis der Kommunalarchivare am 21. und 22. April 2006 in Perchtoldsdorf

Arbeitskreis der Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare
Die Tagung, die unter dem Generalthema „Außenwirkung von Kommunalarchiven“ stand, fand unter reger Beteiligung von KommunalarchivarInnen aus ganz Österreich in der Marktgemeinde Perchtoldsdorf statt. Der Marktarchivar Gregor Gatscher-Riedl stellte sein Archiv und die Archivbestände vor. Im Perchtoldsdorfer Archiv, das seit 1970 in einem Seitentrakt des Rathauses untergebracht ist, ist noch ein Inventar aus dem Jahr 1557 vorhanden. In diesem wurden bereits alle damals vorhandenen Archivalien verzeichnet. Abgerundet wurde der Vortrag mit einer Führung durch die Ausstellung „600 Jahre Gemeindewappen Perchtoldsdorf“.

Stadtgeschichtsschreibung
Der frühere Präsident des Verbandes österreichischer ArchivarInnen, Peter Csendes referierte über das Thema „Stadtgeschichte und Stadtgeschichtsschreibung“. Er analysierte, dass sich Archive in einem Wettstreit mit anderen Gedächtnisinstitutionen (wie z. B. Museen) befinden. Besonders für den Archivhalter fungieren Archive als institutionalisierte Gedächtnisstütze. Darüber hinaus kommt ihnen die Rolle eines „Gewissens der Gesellschaft“ zu, indem sie für eine wertfreie Authentizität der Unterlagen sorgen. Der Tätigkeitsbereich eines Archivs als kulturelles Gedächtnis umfasst im Wesentlichen zwei Bereiche, nämlich das Funktionsgedächtnis und das Speichergedächtnis. Während durch das eine das Wirken der Gemeinde evident gemacht wird, wird durch das andere die Umwelt des Archivhalters dokumentiert. Durch den Auswertungsauftrag ergeben sich für ArchivarInnen diverse Aufgaben wie Präsentationen/Ausstellungen, BenützerInnenbetreuung, Führungen und Publikationen. Für die Wahrnehmung und den Stellenwert eines Archivs sind eigene Veröffentlichungen wesentlich.

Pressearbeit für KommunalarchivarInnen
Der Leiter des Stadtarchivs Steyr, Raimund Ločičnik, der selbst auch journalistisch tätig war und ist, referierte über die „Pressearbeit für Kommunalarchive“. Er präsentierte dabei Regeln für den Umgang mit Journalisten ebenso wie Vorschläge, wie man eine breitere Öffentlichkeit für Archivthemen interessieren kann. Die Themen sollten dabei möglichst kurz und bündig aufbereitet werden. Eine Informationsschiene können vom Archiv an möglichst viele MedienvertreterInnen verschickte Newsletter darstellen. Fotos sind für Journalisten auf jeden Fall interessant. Man sollte sich allerdings beim Anbieten auf ein bis zwei Motive pro Thema beschränken. Persönlich gestaltete Berichte – etwa über einzelne Kunstwerke sowie zur Familienforschung und Familienzusammenführung – erzielen in der Regel besonders große Aufmerksamkeit.

Niederösterreichisches Landesarchiv
Die stellvertretende Direktorin des Niederösterreichischen Landesarchivs, Gertrude Langer-Ostrawsky, präsentierte ihre Gedanken zum Thema „Das NÖ Landesarchiv und die Kommunalarchive“. Im Landesarchiv selbst befinden sich Quellen, die für die Lokalgeschichte von großer Bedeutung sind, wie die Archivalien der Grundherrschaften, der Franziszeische Kataster und topographische Materialien. Seit der Schaffung der Ortsgemeinden im Jahr 1850 existiert Registraturgut zum Gemeindewesen bei den Bezirkshauptmannschaften, der Statthalterei/Landesregierung sowie dem Landesausschuss/Landesregistratur. Als Quellen zur lokalen Zeitgeschichte sind Arisierungs- und Rückstellungsakten, Entnazifizierungsakten, Situationsberichte der lokalen Behörden sowie Akten der Bezirks-, Kreis- und Landesgerichte von besonderer Bedeutung. Das Niederösterreichische Landesarchiv ist mit der Gemeindeheraldik befasst, mit Gutachten zur Markt- und Stadterhebung und sieht es als seine besondere Aufgabe an, durch die Bildung eines Netzwerkes die KommunalarchivarInnen zu unterstützen. Im Zuge einer „Qualitätsoffensive Kommunalarchive“ des Landes Niederösterreich sollen ein Archivkataster angelegt werden sowie finanzielle Ressourcen für die Archive zur Verfügung gestellt werden.

Ausstellung „Kindereuthanasie in Wienn 1940-1945“
Brigitte Rigele vom Wiener Stadt- und Landesarchiv, die stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises der KommunalarchivarInnen, berichtete über die Erfahrungen, die sie als Verantwortliche einer Ausstellung mit zeitgeschichtlichem Archivgut gesammelt hatte. Die Ausstellung über „Kindereuthanasie in Wien 1940–1945“ sorgte mit der Präsentation der Geschichte der Kinderfachabteilung der städtischen Jugendfürsorgeanstalt „Am Spiegelgrund“ während der NS-Zeit sowie einzelner Opfergeschichten für großes Aufsehen und Anerkennung in der Öffentlichkeit.

Der Vorsitzende des Arbeitskreises für KommunalarchivarInnen, der Leiter des Stadtarchivs Dornbirn Werner Matt zeigte, in welcher Form das Stadtarchiv Dornbirn gemeinsam mit ausländischen Partnern an einem EU-Projekt über „Lebenswelten in den 50er und 60er Jahren“ beteiligt war. Er gab einen Überblick über die Anforderungen und den Ablauf des Projekts. Seine Kooperationspartner in Österreich waren die Donau-Universität Krems sowie das Österreichische Bibliothekswerk. Die Ergebnisse des Projekts wurden in einer Homepage präsentiert. Unter anderem in eigenen „Erzählcafés“ erhielten BesucherInnen die Möglichkeit der aktiven Teilnahme.

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