Kommunalpolitik

Frauen in der Kommunalpolitik

Städtebund-AK-Gleichstellungsindex präsentiert Zahlen zur politischen Repräsentation von Frauen in Österreichs Städten und Gemeinden; aktive Veränderung notwendig

Der Städtebund-AK-Gleichstellungsindex ist ein Instrument zur Messung von Geschlechtergleichstellung in Österreich. Um ein regelmäßiges Monitoring der Situation von Frauen in Städten und Gemeinden zu ermöglichen, wird der Index bereits zum zweiten Mal vom FORESIGHT-Institut im Auftrag des Städtebundes berechnet. Mittlerweile ist auch die Arbeiterkammer mit an Board. Im März 2024 wurde von allen Dimensionen die politische Repräsentation von Frauen erneut herausgegriffen. Das war beim Gleichstellungsindex 2021 jene Dimension, in der Österreichs Städte und Gemeinden durchschnittlich am schlechtesten abschnitten.

An der Spitze immer noch wenig Frauen

Unter den Bürgermeister*innen und Bezirksvorsteher*innen sind Frauen klar in der Minderheit. Je nach Bundesland variiert der Frauenanteil bei Bürgermeister*innen zwischen 6% (Vorarlberg) und 15% (NÖ); lediglich in den Wiener Bezirksvertretungen ist der Frauenanteil an der Spitze etwas höher: Ein Viertel der Bezirksvorsteher*innen (26%) ist weiblich.

Abb.: Österreichweit nur 11 Prozent Bürgermeisterinnen

Quelle: FORESIGHT Institut, Städtebund-AK-Gleichstellungsindex (Stand Daten Dez. 2023)

14 Gemeinden mit weiblicher Doppelspitze

Im Städtebund-AK-Gleichstellungsindex wird aber auch das Geschlecht der ersten Stellvertretung erfasst. Eine Kombination aus Bürgermeisterin bzw. Bezirksvorsteherin und erster Stellvertreterin ist besonders selten – in nur 14 Gemeinden (0,7%) gibt es eine solche weibliche Doppelspitze. 2021 lag dieser Anteil bei 0,3%. Fast alle dieser Gemeinden befinden sich in der Osthälfte Österreichs, vor allem in Niederösterreich, der östlichen Steiermark und dem Burgenland. Die korrespondierende männliche Doppelspitze kommt hingegen in 1.425 Gemeinden vor inkl. Wiener Gemeindebezirken (68 %).

Abb.: 14 Gemeinden in Österreich haben eine weibliche Doppelspitze mit Bürgermeisterin und 1. Stellvertreterin

Quelle: FORESIGHT Institut, Städtebund-AK-Gleichstellungsindex (Stand Daten Dez. 2023)

Je urbaner umso mehr Frauen im Gemeinderat

Generell liegt der Frauenanteil in Österreichs Gemeinderäten bei durchschnittlich 26%. Dabei zeigt sich, dass er mit der Gemeindegröße ansteigt. Kleine Gemeinden mit unter 500 Einwohner*innen haben einen durchschnittlichen Frauenanteil von 21%, Städte mit über 20.000 Einwohner*innen einen mit 38%. In Wien ist dieser Anteil in den Bezirksvertretungen fast ausgeglichen, der Anteil der Bezirksrätinnen liegt bei 46%.

Abb.: Anteil der Frauen im Gemeinderat nach Gemeindegröße

Quelle: FORESIGHT Institut, Städtebund-AK-Gleichstellungsindex (Stand Daten Dez. 2023)

Die Durchschnittswerte in den meisten Bundesländern bewegen sich eng um den österreichweiten Durchschnittswert und rangieren von 23% (Salzburg) bis 27% (OÖ, Burgenland, NÖ).

Abb.: Frauenanteil im Gemeinderat nach Bundesland

Quelle: FORESIGHT Institut, Städtebund-AK-Gleichstellungsindex (Stand Daten Dez. 2023)

In nur 26 Gemeinden/5 Wiener Bezirken  Frauenanteil über 50 Prozent

Ein Frauenanteil von mindestens der Hälfte im Gemeinderat oder in der Bezirksvertretung kommt österreichweit nur 31-mal vor (26 Gemeinden, 5 Wiener Gemeindebezirke). Von den 26 Gemeinden befinden sich einige in regionalen „Clustern“, das heißt, es gibt in unmittelbarer Umgebung eine oder zwei weitere Gemeinden, in denen ebenfalls ein mindestens 50%-iger Frauenanteil im Gemeinderat auftritt. Dies wirft die Frage auf, ob positive Trends in einer Gemeinde auf Nachbargemeinden abfärben können und wie solche Entwicklungen angeregt werden könnten.

21 Gemeinden ohne eine einzige Frau im Gemeinderat

Weit überwiegende Mehrheiten von Frauen sind aber auch in solchen Vorreiter-Gemeinden bzw. Gemeindebezirken nicht zu verzeichnen: Bei maximal 59% liegt jeweils der Frauenanteil in Gemeinderäten. Nicht zuletzt gibt es sogar 21 Gemeinden mit Gemeinderäten, in denen keine einzige Frau vertreten ist.

Wahlen als Chance für Veränderungen

In vier Bundesländern haben seit der ersten Publikation des Gleichstellungsindex 2021 Gemeinderatswahlen stattgefunden. Auffallend ist, dass sich der durchschnittliche Frauenanteil im Gemeinderat in all diesen Bundesländern um 3 bis 4 Prozentpunkte erhöht hat. Offenbar wurde also die Chance ergriffen, vermehrt Frauen auf (wählbare) Plätze der Wahllisten zu setzen. In drei der fünf Bundesländer ohne Gemeinderats- (oder Bezirksvertretungs-) Wahlen ist der Frauenanteil hingegen leicht zurückgegangen (um 1 bis 2 Prozentpunkte). Bevorstehende Wahlen sind auch aus Gleichstellungssicht eine Chance, mehr Frauen aufzustellen und es besser zu machen.  

Kommunalpolitik muss Frauen ausgewogen repräsentieren
Politik muss die Bürgerinnen und Bürger als Personengruppen repräsentieren. Es geht darum, die Gesellschaft in ihren unterschiedlichen Bedürfnissen auch in der Kommunalpolitik abzubilden. Nur so können die vielfältigen Leistungen und Dienste, die Kommunen anbieten, bestmöglich an die Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft – also auch an die Bedürfnisse der größten Personengruppe in der Gesellschaft – und das sind die Frauen –  angepasst werden. Parteien müssen hinterfragen, wie sie ihre Kandidatinnen und Kandidaten rekrutieren und nominieren. Es gibt dazu verschiedene Hebel wie das Reißverschlussprinzip oder Quoten. Es liegt in der Verantwortung der Parteien solche Regelungen aufzugreifen und umzusetzen.

Über den Städtebund-AK-Gleichstellungsindex

Der erste Gleichstellungsindex auf kommunaler Ebene wurde 2022 vom Österreichischen Städtebund und FORESIGHT präsentiert. Beim zweiten Index ist die Bundesarbeitskammer Kooperationspartnerin.

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