Städtebund-Stadtregionstag: „Stadtregionaler Verkehr und Klima große Herausforderungen für Städte“

Städtebund-Stadtregionstag: „Stadtregionaler Verkehr und Klima große Herausforderungen für Städte“

8. Stadtregionstag in Salzburg mit Landesrat Zauner, Bürgermeister Preuner, Vizebürgermeisterin Unterkofler, Stadtklimatologen Tschannett und Georg Schadt (BML)

 

Derzeit findet der zweitägige 8. Österreichische Stadtregionstag im Salzburger Schloss Hellbrunn statt – organisiert von Stadt und Land Salzburg sowie dem Österreichischen Städtebund. Das Motto: „Erfolgsmodell Stadtregion – Lebensräume gemeinsam klimagerecht gestalten“. Themen sind unter anderem Anpassungen an den Klimawandel, Mobilität in der Stadt und ihrem Umland, der Umgang mit dem knappen Gut Boden auch hinsichtlich der Erhaltung qualitätsvoller Grünräume und eine zukunftsfähige Zentrenentwicklung. Nicht zuletzt wird diskutiert, wie sich die Finanzierung all dieser Herausforderungen gestalten könnte.

Bürgermeister Preuner hieß Gäste willkommen

Am gestrigen Montag, 16. Oktober 2023, fand die Eröffnung des 8. Stadtregionstags statt. Dabei betonte Salzburgs Bürgermeister Harald Preuner: „Salzburg ist mit seiner zentralen Lage in Österreich eine Topdestination für Kongresse und Tagungen aller Art. Es freut mich, dass der Stadtregionstag in einem solch geschichtsträchtigen Ort wie dem Schloss Hellbrunn stattfindet und ich wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern erlebnisreiche Tage in der Stadt Salzburg!“

Stadtklimatologe Tschannett: „Verhältnismäßig an geändertes Klima anpassen“

In seinem Impulsvortrag zum Thema „Lebensräume gemeinsam klimagerecht gestalten“ hob Stadtklimatologe Simon Tschannett hervor, dass wir „das Klima radikal geändert haben“ und wir uns jetzt daran anpassen müssen“. Er verwies darauf, dass dies „verhältnismäßig - manche würden sagen drastisch“ - zu geschehen habe. Er betonte: „Klimaschutz ist unerlässlich für eine lebenswerte Zukunft“. Zudem müsse die Anpassung an den Klimawandel schneller und tiefergehender ermöglicht werden. Für Klimaschutz und Klimawandelanpassung im großen Stil seien aber „neue Gesetze und Strukturen und gemeinsame Anstrengungen von allen drei Gebietskörperschaftsebenen – Bund – Land und Gemeinden - notwendig. Stadtregionen können in diesem Zusammenhang einen besonders wertvollen Beitrag leisten.“

Zauner: „Leistbares und klimawandelangepasstes Bauen und Wohnen sind Zielsetzungen, die über eine gute Raumplanung miteinander vereinbar sind“, Barbara Unterkofler: „Zusammenarbeit innerhalb der Stadtregionen unerlässlich – Salzburger Grüngürtel Paradebeispiel“

In der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Erfolgsmodell Stadtregionen“ sagte der Salzburger Landesrat Martin Zauner, zuständig für Raumordnung, Wohnen und Sport: „Der Klimawandel steht außer Streit. Anordnen allein wird nicht funktionieren, man muss miteinander reden. Die bestehenden Raumordnungsregeln sind sehr gut. Das Landesentwicklungsprogramm sieht viel vor. In der Anwendung und Umsetzung ist viel Spielraum für bessere Raumordnung gegeben.“

Barbara Unterkofler, Vizebürgermeisterin und zuständig für Planen und Bauen in der Stadt Salzburg, bekräftigte: „Städte sind keine in sich geschlossenen Einheiten. Sie haben Einfluss auf ihre direkte räumliche Umgebung und werden von ihr auch beeinflusst. Darum ist das vernetzte Denken und die Zusammenarbeit innerhalb dieser Stadtregionen unerlässlich. In Salzburg haben wir mit dem Grüngürtel für den Salzburger Ballungsraum ein Paradebeispiel dafür geschaffen, wie man Grün- und Freiräume für die gesamte Stadtregion plant und sichert. Auch im Rahmen des neuen Nahverkehrsplans und dem dazugehörigen S-LINK, der Stadt, Land und Region miteinander verbindet, gehen wir neue Wege, um stadtregionale umweltverträgliche Mobilität bereit- und sicherzustellen.“

Im Rahmen der Podiumsdiskussion wurde Vizebürgermeisterin Barbara Unterkofler konkret: „Man muss die Menschen mitnehmen. Den Vorteil von klimafreundlichem Verhalten zu kommunizieren, gehört dazu. Aber es liegt auch in der Verantwortung der Stadt, das Angebot so gestalten, das klimafreundliches Verhalten für den/die einzelne/n möglich wird.“ Dabei verwies Unterkofler auf das Öffi-Projekt S-Link und geplante Geh- und Radwege z.B. vom Schloss Miralbell zum Bahnhof.

Beim Öffentlichen Verkehr denke die Stadt laut Unterkofler erstmals gemeinsam mit dem Land alle umweltfreundlichen Verkehrsarten miteinander vernetzt. Um Wohnen und Arbeiten zusammen zu bringen, verfolge die Stadt Salzburg das Konzept der „Stadt der kurzen Wege“, auch innerstädtische Verdichtung wäre essentiell.

Und Unterkofler weiter: „Ich bin eine Verfechterin konkreter Projekte, konkreter Zahlen und Fakten. Die Stadt hat das Räumliche Entwicklungskonzept intensiv vorbereitet, Begegnungszonen in der Stadt breit vorbereitet mit dem Ziel, die Lebensqualität in der Stadt zu erhöhen. Eine landesgesetzliche Grundlage für eine „Grünflächenzahl“ nach Beispiel der Stadt Salzburg wäre sicherlich ein großer Schritt.“ Forschungsprojekte sollten anwendungsorientierter konzipiert werden.  Zur Widmungshoheit führt Vizebürgermeisterin Unterkofler weiter aus: „Hier gibt es Unterschiede zwischen großen und kleinen Gemeinden. Umgewidmet von Grünland in Bauland wird in der Stadt Salzburg– wenn überhaupt - nur noch zu 100 Prozent in die Kategorie „förderbarer Wohnbau“.

Georg Schadt, Vertreter des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML), unterstreicht, dass die derzeit in Abstimmung befindliche Österreichische Bodenstrategie auch aus klimapolitischen Gründen von überragender Bedeutung ist: Böden sind nicht zuletzt als Versickerungsfläche für Starkregenereignisse, als CO2-Senke und Temperaturregulatoren zu schützen. Daneben gilt es Bodenmobilisierung verstärkt zu betreiben, um städtebauliche Verdichtung an gut erschlossenen Standorten vornehmen zu können. Die Widmungshoheit der Gemeinden wird nicht in Frage gestellt, aber es gibt einen weitgehenden Konsens unter den Expert*innen, dass eine Stärkung der überörtlichen Raumordnung aus bodenpolitischen Gründen erforderlich ist – auch vielfach zur Unterstützung der kommunalen Entscheidungsträger*innen.

Zum Abschluss der Podiumsdiskussion bekräftigte Stadtklimatologe Simon Tschannett: „Mutige politische Ansagen und Zielvorgaben inklusive der dazugehörigen konkreten Umsetzungen auf städtischer und stadtregionaler Ebene tragen maßgeblich zur Erreichung der Klimaziele und zur raschen Anpassung an den Klimawandel bei.“

 

Heute, Dienstag, 17. Oktober 2023, wird der 8. Stadtregionstag mit Berichten aus der Praxis fortgesetzt. Beispiele dafür kommen aus ganz Österreich sowie explizit von den Klimapionierstädten, aus Klima- und Energiemodellregionen beziehungsweise -anpassungsregionen. Den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion zum Thema „Lebensräume gemeinsam klimagerecht gestalten“ – mit besonderem Fokus auf Governance und Finanzierung.

Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger zur Rolle der Stadtregionen für den Klimaschutz: „In den Stadtregionen Österreichs wohnt die überwiegende Mehrzahl der Bevölkerung des Landes, finden die meisten verkehrlichen Interaktionen statt und in Stadtregionen finden wir den größten Gebäudebestand des Landes. Wenn es uns gelingt, Bauen, Verkehr und Siedlungsentwicklung in den Stadtregionen klimagerecht zu gestalten, hat Österreich eine Chance, die Klimaziele auch tatsächlich zu erreichen. Stadtregionen sind somit ein wirkungsvoller ‚Hebel‘ im Kampf gegen den Klimawandel. Es ist daher wichtiger denn je, dass Bund und Länder Finanzierungen und Strukturen bereitstellen und Rahmenbedingungen optimieren, damit Stadtregionen dieser Aufgabe gerecht werden können.“

Über den Stadtregionstag:

Die Stadtregion Salzburg umfasst etwa 350.000 Menschen und liegt in der Grenzregion zu Bayern. Die Region ist nachgefragter Wohn- und Wirtschaftsraum. Das schafft Herausforderungen sowohl für die Siedlungsentwicklung und die Infrastruktur als auch für die Mobilität und Grünraumentwicklung. Der 1. Österreichische Stadtregionstag hat im Jahr 2013 in Graz getagt. Seither findet österreichweit ein regelmäßiger Austausch über Stadt-Umland-Kooperationen statt.

Mehr Informationen unter:

https://www.stadtregionen.at/

Fotos von der Eröffnung des 8. Österreichischen Stadtregionstages zum Download/Copyright: Alexander Killer/Stadt Salzburg:

https://media.stadt-salzburg.at/share/?token=te85cgy7P62XW4661

(Schluss, 17.10.2023) Foto: Stadt Salzburg/Alexander Killer

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