Arbeitskreis der Kommunalarchivare am 22. und 23. April 2005 in Bregenz

Arbeitskreis der Kommunalarchivare am 22. und 23. April 2005 in Bregenz

Die diesjährige Tagung des Arbeitskreises der Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare widmete sich dem Generalthema "Bestandserhaltung".

Nach Hartmut Weber wird als Bestandserhaltung die (systematische) Langzeitsicherung der Bestände einer Sammlung bezeichnet, in erster Linie die physische Erhaltung der Originale, aber auch die Übertragung der Inhalte auf Sekundärmedien. Sie umfasst alle Vorkehrungen und Tätigkeiten, die dazu dienen, Kulturgut allgemein, speziell Archiv- und Bibliotheksgut, vor Beschädigung und Untergang zu bewahren und seiner Zweckbestimmung gemäß die Zugänglichkeit auch noch für künftige Generationen zu sichern.
Unter Bestandserhaltung versteht man demnach Schadensprävention und Restaurierung von Archivbeständen.
Dr. Martina Haggenmüller vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv machte deutlich, dass sich aus der Bestandserhaltung der Archivauftrag ableitet. Erst durch sie ist eine Erschließung der Archivalien überhaupt möglich. Der Schadensprävention kommt die größte Bedeutung zu. Sie sollte die Regel sein, während die Restaurierung den "Betriebsunfall" darstellt. Zur Schadensvorbeugung zählen bauliche Vorkehrungen wie Brandverhütung, Schutz gegen Hochwasser, keine Wasser führende Leitungen, Zugang nur für Berechtigte in die Magazinräume sowie materialgerechtes Klima. Es gehört aber auch ein sorgsames Behandeln der Archivalien durch die Aufstellung im Magazin sowie in der Benützung dazu. Eine besondere Maßnahme stellen Schutzverfilmungen dar, wobei beispielsweise Mikrofilme zur Schonung des Originals an BenützerInnen ausgegeben werden.
Der Restaurator des Wiener Stadt- und Landesarchivs Jürgen Vervoorst beschäftigte sich in seinem Referat mit bestandserhaltenden Maßnahmen. Die Übertragung der Information eines (papierenen) Datenträgers auf ein Sekundärmedium wird als Konversion bezeichnet
. Vervoorst ging insbesondere auf die Vor- und Nachteile von Mikroverfilmung und Digitalisierung ein. Die Vorteile der Mikroverfilmung liegen u.a. in der großen Haltbarkeit von Mikrofilmen, der günstigen Aufbewahrungs- und Lesemöglichkeiten sowie in den geringen Folgekosten. Die Digitalisierung stellt zweifellos die zeitgerechtere Form der Konvertierung dar. Es ergibt sich ein schneller Zugriff, sie ist benutzerfreundlich sowie internetfähig. Während die Nachteile der Mikroverfilmung vor allem in der umständlichen Benutzung und in der mangelnden Verknüpfbarkeit liegen, sind bei der Digitalisierung die unsichere Haltbarkeit und die ständige Konvertierung als Hauptprobleme zu nennen.
Einen interessanten Einblick in die wissenschaftliche Welt der Oral History sowie in den Umgang mit mündlichen Quellen gab Dr. Wolfgang Weber, der Leiter der Abteilung Verwaltungsarchiv im Vorarlberger Landesarchiv. Mündliche Quellen entstehen retrospektiv, können also den Nachteil haben, nicht direkt am Zeitgeschehen entstanden zu sein. Allerdings geben sie oft über Hintergründe Auskunft und ermöglichen Stimmungsbilder, die sonst nicht erschließbar wären. Eine große Debatte zur mündlichen Geschichtsschreibung setzte im angelsächsischen Raum bereits in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts ein. In den Achtzigerjahren erreichte diese Diskussion auch Deutschland. Heute ist der Grundsatz unbestritten, dass sich Archive auch mit der mündlichen Geschichte beschäftigen müssen. Dies gilt vor allem dann, wenn in der schriftlichen Überlieferung Lücken bestehen. Die Archive haben dabei - so Dr. Weber - die Aufgabe, als Produzenten und als Sammlungsstellen zu fungieren. Mündliche Quellen werden oft schriftlich archiviert, wobei der transkribierte Text als Original gilt.
Eine Führung durch das wohlgeordnete Bregenzer Stadtarchiv durch den Archivleiter Mag. Thomas Klagian rundete das Tagungsangebot ab. Bei der Neuwahl des Vorstandes des Arbeitskreises wurden als Vorsitzender Mag. Werner Matt (Stadtarchiv Dornbirn) sowie Dr. Brigitte Rigele (Wiener Stadt- und Landesarchiv) und Dr. Walter Schuster (Archiv der Stadt Linz) als Stellvertreter/in in ihrer Funktion bestätigt.

Kommunalarchivare - Vortrag Vervoorst
Kommunalarchivare - Vortrag Weber
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