Arbeitskreis der Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare am 24. und 25. April 2009 in Bad Radkersburg

Arbeitskreis der Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare am 24. und 25. April 2009 in Bad Radkersburg

Die Jahrestagung 2009 des Arbeitskreises der Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare fand auf Einladung der Stadtgemeinde Bad Radkersburg von 24. bis 25. April 2009 in dieser 700 Jahre alten Stadt im Süden des Steirischen Thermenlandes statt. Die Leiterin des Archivs der Stadt Bad Radkersburg und zugleich des „Museum im alten Zeughaus“, Mag. Beatrix Vreca, und ihre Mitarbeiterin, Frau Mag. Marie Theres Zangger, hatte gemeinsam mit dem Vorstand des Arbeitskreises ein interessantes Programm ausgearbeitet. Es orientierte sich an der lokalen Einrichtung und ihren Arbeits- und Sammlungsschwerpunkten und stellte die Verbindung von Archiv und Museum und – ausgehend von einer bedeutenden Glasplattensammlung (Prettner) – das Generalthema „Digitalisierung“ in den Mittelpunkt der Beratungen. Rund 40 KommunalarchivarInnen aus ganz Österreich folgten der Einladung nach Bad Radkersburg.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden würdigte Vizebürgermeisterin Anna Mir in ihren Grußworten die besondere Bedeutung der Stadtgemeinde für das gesamte Umland und bot eine kompetente Einführung in die Geschichte und wirtschaftliche Bedeutung der Kommune und auch der Region. Danach erfolgte die Vorstellung des einladenden Stadtarchivs durch die Leiterin, Mag. Beatrix Vreca. Sie referierte die Archivgeschichte, berichtete über die Neuordnung der Bestände im Jahr 1909 und die Übernahme dieses „Archivs Radkersburg Stadt I“ in das Steiermärkische Landesarchiv im Jahr 1921. Erst 1996 wurde im Rathaus mit Hilfe des Landesarchivs das „Archiv Radkersburg Stadt II“ errichtet, zu dessen Beständen auch die wertvolle Fotosammlung Richard Prettner (ca. 27 Laufmeter Glasplattenegative und Diapositive) zählt. Das Archiv wurde, wie sich die TeilnehmerInnen selbst beim anschließenden Lokalaugenschein überzeugen konnten, modernst in klimatisierten Räumlichkeiten untergebracht und ist per EDV inventarisiert. Der Bericht über die Archivbenutzer und die sehr intensive Öffentlichkeitsarbeit des Hauses leitete bereits zum Vortrag des Folgetages über die Synergien zwischen Archiv und Stadtmuseum über.
Im Anschluss an Ihren Vortrag führte Mag. Beatrix Vreca durch das modern gestaltete und didaktisch sehr gut aufbereitete „Museum im alten Zeughaus“ mit dem größten Bestand an alten Zunfttruhen, in denen – und dies ist sicher eine Besonderheit – noch immer die alten Archivalien verwahrt werden. Danach fand eine Stadtführung statt, die beim Hotel „Kaiser von Österreich“ endete, wo die TagungsteilnehmerInnen an einem Empfang der Stadt Bad Radkersburg teilnahmen.

Am zweiten Tagungstag nahm erfreulicherweise auch der Direktor des Steiermärkischen Landesarchivs und Präsident des Verbandes der Österreichischen Archivarinnen und Archivare (VÖA), Prof. Dr. Josef Riegler, teil. Der Schwerpunkt dieses Tages lag auf dem Themenkomplex Digitalisierung. Heinrich Kranzelbinder, der Leiter des Studios für Reprografie und Medienkonvertierung am Steiermärkischen Landesarchiv, referierte zum Thema: „Nur ein Foto!?“ Die Sammlung Richard Prettner im Stadtmuseum Bad Radkersburg unter besonderer Berücksichtigung historischer, technischer und konservatorischer Aspekte. Er nützte diesen fotografischen Nachlass im Radkersburger Stadtarchiv zu einer grundlegenden Abhandlung des Themas Fotografie und Digitalisierung. Kranzelbinder gab einen gerafften Überblick über fotohistorische Verfahren und Techniken, über Schadensursachen und Schadensbilder sowie die konservatorischen Erfordernisse für die „Langzeitarchivierung“ von analogen Fotografien. Danach wandte er sich im Kapitel „Bits und Bites“ den digitalen Fotografien zu und warnte vor dem sorglosen Umgang mit den digitalen Daten. Er informierte über die für die Drucklegung von Bildern benötige Auflösung und über die derzeit gängigen Bildformate. Dabei arbeitete er die Unterschiede zwischen Tiff-Dateien (nicht komprimierte Datensätze mit großem Datenvolumen) und Jpeg-Dateien (komprimierte Datensätze, deren Bildinformation sich bei mehrfachem Speichern verschlechtert) für alle Anwesenden sehr klar heraus. Tiff gilt im professionellen Bereich als Standard für digitale Bilddaten und sollte – wie auch in der Diskussion von HR Riegler betont wurde – vor allem auch dann verwendet werden, wenn einem Archiv Unikate nur leihweise zur Reproduktion angeboten werden und eine spätere hochwertige Verwendung geplant ist. Angesichts günstiger werdender Speichermedien sei dies vertretbar, während im Original im Archiv vorhandene Stücke, auf die man wieder zugreifen kann, in geringeren Auflösungen bzw. als Jpeg digitalisiert werden können. Ein weiteres Anliegen Kranzelbinders war es, die Anwesenden auf die korrekte Abfassung von Bildunterschriften zu sensibilisieren, die auch die verwendete Technik und unbedingt auch den Urheber / die Urheberin (Fotograf/in) nennen sollte. Die Tagungsteilnehmer erhielten auch ein zusammenfassendes Handout über die Haltbarkeit fotografischer Materialien, Schadensursachen und Schadensbilder sowie Schadensprävention und konservatorische Maßnahmen zur Erhaltung von Fotografien.
Im Anschluss daran referierte Kollege Dr. Heinrich Berg vom Wiener Stadt- und Landesarchiv den Vortrag seines Kollegen Dr. Karl Fischer, MAS. Der Stellvertretende Leiter des Wiener Stadt- und Landesarchivs war leider durch die Folgen eines Sportunfalls am Kommen verhindert. Der Vortrag stellte den neuen digitalen Kulturgüterkataster der Stadt Wien „Wien Kulturgut“ vor und fasste die Digitalisierungsprojekte des Wiener Stadt- und Landesarchivs zusammen. Der Kulturgüterkataster fußt auf der Wiener Mehrzweckstadtkarte und wurde von der Stadtarchäologie und der MA für Architektur und Stadtgestaltung initiiert. Das Wiener Stadt- und Landesarchiv fungierte als Datenlieferant und brachte als seinen Beitrag in den 2007 online gegangenen Kataster die „Stadtgeschichte“ ein. Insbesondere wurden historische Stadtpläne ab 1547 digital zugänglich gemacht. Bei den Digitalisierungsprojekten des Wiener Stadt- und Landesarchivs wurden Aufwand und Nutzungsgrad besonders beachtet und daher visuelle Medien mit hohem Nutzungsgrad sowie aus restauratorischen Gründen digitalisiert. Vier Projekte wurden besonders vorgestellt, die Digitalisierung der Fotosammlung, der Kartografischen Sammlung, der Handelsregister sowie der Mittelalterlichen Urkunden im Rahmen des Projekts „Monasterium“.
Bei der Beratung über die weiteren Vorhaben des Arbeitskreises wurde über den Ausbau der Internetseiten auf der Homepage des Städtebundes und des E-Mail-Verteilers berichtet und die Installierung von Bundesländer-AnsprechpartnerInnen angeregt, wofür bereits KollegInnen gewonnen werden konnten. Ein besonderes Anliegen ist es zudem, dass der Arbeitskreis hinkünftig auf Archivtagen stärker präsent ist und diese Zusammenkünfte zu eigenen Beratungen nützt. Im Rahmen des Archivtages in Linz wird daher am 10. September 2009 auch eine Fachgruppensitzung der KommunalarchivarInnen stattfinden, in der das Generalthema „Archive zwischen Politik, Ökonomie und Öffentlichkeit“ beraten werden soll. Zur nächstjährigen Kommunalarchivtagung lud Kollege Günter Kalliauer die Anwesenden nach Wels ein, wo ein neues Stadtarchiv errichtet wird. Für die Tagung am 23. und 24. April 2010 wurden u. a. als Themen „Rechtsfragen der Archivnutzung“ sowie das „Verhältnis von Kommunalarchiven zu den politischen Entscheidungsträgern“ vorgeschlagen. Mit den Städten Waidhofen an der Ybbs, Hall in Tirol und Steyr liegen auch bereits Vorschläge für die nächste Tagungsorte vor.
Nach dem Ende der Tagung setzte Mag. Beatrix Vreca bei strahlendem Sonnenschein die Führung durch die Stadt Bad Radkersburg fort und viele Tagungsteilnehmer nutzten im Anschluss daran die Möglichkeit zu einem spontanen, gemeinsamen Mittagessen am Stadtplatz.

Die Unterlagen zu dieser Sitzung finden Sie unter "Downloads".

Kommunalarchivare_04_2009_Bericht Radkersburg
Kommunalarchivare_04_2009_Bericht Kleine Zeitung
Kommunalarchivare_04_2009_Kranzelbinder3
Kommunalarchivare_04_2009_Kranzelbinder2
Kommunalarchivare_04_2009_Kranzelbinder1
Kommunalarchivare_04_2009_Unterschriftenliste
Kommunalarchivare_04_2009_Vreca
Kommunalarchivare_04_2009_Wien_Kulturgut
Kommunalarchivare_04_2009_Zangger
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