Öffentlichkeitsarbeit: „Österreich“ geht am Markt vorbei

Öffentlichkeitsarbeit: „Österreich“ geht am Markt vorbei

Der Fachausschuss für Öffentlichkeitsarbeit tagte Ende September in Wiener Neustadt. Dabei stand eine Analyse der österreichischen bzw. niederösterreichischen Presselandschaft mit NÖN-Chefredakteur Harald Knabl am Programm. Die NÖN, als regionalmutierte Wochenzeitung das Flaggschiff des NÖ Pressehauses, erreiche mit 27 Regionalausgaben aktuell 700.000 Leserinnen und Leser. Das NÖ Pressehaus ist darüber hinaus im Bereich Verteilpublikationen, im Druck von „special interest“-Medien (z. B. Universum) oder im Schulbuchbereich höchst aktiv.

NÖN: 60 Redakteure, 700 Freie
Die 27 NÖN-Mutationen (NÖ hat „nur“ 25 Bezirke) leben von ihrer Ausrichtung auf die jeweilige Region bzw. von der engen Leser-Blatt-Bindung, d. h. die NÖN ist das „lebensbegleitende“ Medium mit starker Foto-Berichterstattung. 65% des Umsatzes kommt aus Anzeigenerlösen, der Rest aus Abos und Anzeigenerlösen. In neuen Mitbewerbern wie „Österreich“ sieht Knabl keine Gefahr: „Das aus Großbritannien übernommene Boulevard-Konzept geht an den Österreicherinnen und Österreichern vorbei“, so Knabl, die Unübersichtlichkeit verwirre. Da machen ihm „echte“ Gratiszeitungen in Ostösterreich schon mehr Sorgen, wobei das Projekt „HEUTE“ als gut gelungene Neuerung zu bewerten sei, was sich auch bei den Anzeigen für die Konkurrenz schmerzhaft bemerkbar mache.

Wiener Neustadt: Öffentlichkeitsarbeit mit weniger Mitteln
Es ist kein Geheimnis, dass Wiener Neustadt in einer Phase der Budgetkonsolidierung steckt. Stichwort geplante Übergabe des Krankenhauses an das Land NÖ bzw. strikter Sparkurs mit Aufnahmestopp. Das schlägt sich auch auf die Öffentlichkeitsarbeit und die Vermarktung der Stadt nieder, was aber die Professionalität durch den hohen Einsatz der aktiven Öffentlichkeitsarbeiter nicht schmälert. Pressechef Rainer Spenger verbringt 60% seiner Zeit mit der Betreuung des Schwerpunktkrankenhauses, der Rest entfällt auf die Betreuung des Bürgermeisters und Koordinationsaufgaben. Die Mediensituation in Wiener Neustadt sei eng und bestehe de facto aus „Kurier“, „NÖN“, „Österreich“ und einem Büro des ORF Landesstudios, wobei sich Wiener Neustadt in Bild und Ton eher stiefmütterlich behandelt sieht. Kollege Thomas Iwanschitz koordiniert die Aussendungs- und Pressekonferenzarbeit, redigiert die Stadtzeitung „Allzeit NEU“ (21.000 Stück Auflage) und war zudem bis Ende 2006 für das Stadtmarketing zuständig. Mittlerweile wurde das Stadtmarketing ausgelagert und bringt sowohl die Geschäfte in der Innenstadt als auch die Einkaufszentren am Stadtrand unter einen Hut (siehe ÖGZ 11-2006; S. 24). Zudem ist die Öffentlichkeitsarbeit auch für internationale Kontakte (z. B. etwa Harbin in der VR China) zuständig.

WNTV, APA und Theresianische Militärakademie
Die versammelten PR-Profis aus 16 Städten konnten sich am Nachmittag jeweils vor Ort von der Abwicklung des Stadt- bzw. Regional-TV-Senders „WNTV“ überzeugen, die Möglichkeiten des elektronischen APA-defacto-select-Pressespiegels näher kennen lernen und die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Theresianischen Militärakademie, die vor allem auf Veranstaltungen im öffentlichen Raum basiert, unter die Lupe nehmen. Die nächste Sitzung des Ausschusses findet voraussichtlich Ende März in Steyr statt.

OEGZ

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