IT-Experten berieten Archivlösungen und Software für Schulen

IT-Experten berieten Archivlösungen und Software für Schulen

Über Einladung von Bgm. Edgar Kopp, Rum, fand die 60. Sitzung des Fachausschusses für IT (FIT) am 23. und 24. November 2007 in Rum unter Vorsitz von Berthold Rauchenschwandtner, Salzburg, statt.

E-Government in den Städten
Nach einer kurzen Vorstellung der Rumer IT durch Hannes Gassler und einem Bericht über die für die FIT-Mitglieder relevanten E-Government-Aktivitäten in den Gremien "Digitales Österreich" und "E-Government-Länderarbeitsgruppe" durch Hans Mittheisz, Wien, lud Wilfried Connert die Städte und Gemeinden ein, an einer von Tirol entwickelten Schnittstellenlösung für Verwaltungsstrafen im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zu nutzen.
Im Rahmen der egora-Initiative, so Berthold Rauchenschwandtner, hat die Fa. rubicon zusammen mit der IKT des Magistrates Salzburg eine PVP-taugliche Stammportallösung entwickelt. Diese besteht aus einem Reverse-Proxy, der künftig als egora.at Modul bereitsteht, und einer Web-Service-Anbindung an das spezifische Berechtigungssystem des Magistrates Salzburg. Neben einer groben technischen Beschreibung berichtete Rauchenschwandtner auch über die notwendigen einzelnen organisatorischen Schritte und die dabei gewonnenen Erfahrungen.
Das BM.I hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Graz, so deren IT-Leiter Friedrich Steinbrucker, eine Lösung für das Meldewesen entwickelt, welche die Vorteile zentraler Services mit den Anforderungen der Städte an lokaler Datenhaltung bestmöglich verbindet. SMI, die Städte-Meldewesen-Integration, ist über Registerkommunikation direkt mit dem Zentralen Melderegister (ZMR) verbunden und stellt über aktive Web-Services alle Meldeinformationen, die eine Stadt betreffen, für die lokale Datenhaltung bereit. Damit verfügt jede Stadt, die SMI einsetzt, über ein automatisiert befülltes lokales Melderegister, das zu jedem Zeitpunkt die aktuellen ZMR-Daten enthält. Als weitere Funktionalität, die unabhängig von der Datenspiegelung eingesetzt werden kann, wurde der ZMR-WebClient zu einem SMI-WebClient erweitert. Damit stehen insbesondere Informationen zur Wählerevidenz und zur Durchführung von Volksentscheiden zur Verfügung.
Zu den neuen Aufgaben, der digitalen Archivierung gerecht zu werden, „Alles was das Archiv übernimmt, wird auf Dauer bewahrt, alles was es bewahrt, muss grundsätzlich auf Dauer benutzbar verstehbar gespeichert sein“, nahm Heinrich Berg, Wien, Stellung. Insbesondere die relevanten Dokumente aus einem Elektronischen Akt (ELAK) für Archivzwecke zu bewahren, stellt das Wiener Stadt- und Landesarchiv, aber auch alle anderen Archive, vor große Herausforderungen. Ein eigenes Projekt über die Realisierung musste eigens ausgeschrieben werden, um den Bestand historisch wertvoller Daten zu sichern.
Erfahrungsberichte zu den Einführungen eines ELAK gaben Hannes Gassler (als Vertreter einer kleinen Stadt) und Berthold Rauchenschwandtner (als Vertreter einer größeren Stadt). Beide stimmten überein, dass eine elektronische Aktenverwaltung ein MUSS für kundenorientierte Verwaltungsarbeit darstellt. Es sollten aber gleichzeitig die Erwartungen der Verwaltungsführung nicht zu hoch gesetzt werden.
Erst eine Organisationsanalyse und Durchführung von Umstrukturierungen im Verwaltungsablauf stellen mögliche Gewinne für die Verwaltung dar. Klare Rahmenbedingungen, akzeptanzfördernde Maßnahmen und Führungskräfte mit Vorbildwirkung sind erfolgsfördernde Voraussetzungen. Fehlen diese, muss immer wieder festgestellt werden, dass veranschlagte Kosten für die Einführung eines elektronischen Aktenverwaltungssystems überschritten werden. So hat auch der Salzburger Landesrechnungshof in seinem Bericht im Oktober 2006 kritisiert, dass „die für die E-Government-Lösung bis Ende 2004 angefallenen Kosten um knapp 30% über den ursprünglich geplanten Kosten lagen, ... ; noch dazu wurde das Vorhaben nur unvollständig realisiert.“
Derzeit ist, so Gassler’s Resümee, daher der ELAK nur in einzelnen, isolierten Bereichen sinnvoll einsetzbar, da Schnittstellen zu anderen Programmen oder Behörden kaum vorhanden bzw. nur mit immer wieder unterschätztem Aufwand herstellbar sind. Kundenorientierter und behördenübergreifender ELAK ist nur in einer österreichweiten Lösung möglich. Akzeptanz und Konsequenz ist bei der Verwaltungsführung und den MitarbeiterInnen nur in einer ausgereiften Lösung zu erwarten.

Management-Systeme
Der frühere Wiener IT-Leiter Eberhard Binder berichtete, dass zur Unterstützung des Managements des IT-Bereichs es seit einiger Zeit standardisierte Frameworks und Sammlungen von Best Practices am Markt gibt, z. B. COBIT.
COBIT bietet zum Unterschied zu anderen Frameworks und Best Practices ein vollständiges Prozessmodell, in dem alle IT- relevanten Aktivitäten, auch die Verbindung zu den Geschäftsanforderungen, abgedeckt sind.
Bei jedem dieser Prozesse gibt es Verknüpfungen zu den zu steuernden Ressourcen, den Kontrollziele und zu den Erfolgsfaktoren.
COBIT, das in Österreich noch wenig bekannt ist, kann – richtig angewendet – eine große Hilfe sein, um IT-Management in einem Unternehmen erfolgreich zu gestalten.
ITIL ist nach Ansicht von Erwin Gillich, Wien, heute der weltweite De-facto-Standard im Bereich IT-Service-Management und beinhaltet eine umfassende und öffentlich verfügbare fachliche Dokumentation zur Planung, Erbringung und Unterstützung von IT-Serviceleistungen. ITIL bietet die Grundlage zur Verbesserung von Einsatz und Wirkung einer operationell eingesetzten IT-Infrastruktur.
Die Stadt Wien hat mit der Einführung und Implementierung von IT-Service-Management auf Basis von ITIL im Jahr 2003 begonnen. Der Status dieses Vorhabens und die bisher gewonnenen Erfahrungen sind im Detail im Internet nachlesbar.

Software in und für Schulen
Harald De Zottis vom Tiroler Bildungsnetz erläuterte, dass rund 700 Tiroler Schulen aller Schultypen gemeinsam im Tiroler Schulnetz, einem Intranet mit zentral angebotenen Diensten wie Firewall, Contentfilter, Mailserver, Webspace, usw., in einer Zusammenarbeit mehrerer Einrichtungen unterstützt werden. Neben den Diensten der Landes-EDV (Daten-Verarbeitung-Tirol GmbH) steht ihnen z. B. ein Team von Regionalbetreuern des Tiroler Bildungsservices (TiBS-Technik) als Support zur Verfügung. Vor allem die Möglichkeiten des Portalverbundes erlauben zukunftsweisende Strukturen wie die Online-Medienverteilung des Tiroler Medienzentrums für einen modernen Unterricht in den Schulen.
Den Aufbau und die Verwendung der Software auf den PCs der Schulen, für die die Stadt Salzburg Schulerhalter ist, stellte Raimund Ahr vor. Ihm geht es insbesondere darum, ein leicht administrierbares, sicheres und kostengünstiges Modell für die Schulen anbieten zu können. Das umfasst neben der bekannten Ausstattung durch Produkte von Microsoft vermehrt auch andere – oft auch Open Source – Software.
„School of the Future“ ist die Vision von Microsoft zum Thema Lehren und Lernen im Bildungsbereich, vorgetragen von Ulrike Müller, Microsoft Österreich. Eine Umsetzung von dieser ‚Schule der Zukunft‘ gibt es bereits in Philadelphia, Vereinigte Staaten. Auch in Europa gibt es ausgezeichnete Beispiele, wie gemeinsam mit Microsoft das Lernen und Lehren im Bildungsbereich gestaltet werden kann. Auf der regionalen Ebene wurden – beginnend mit dieser Tagung – Kooperationsmöglichkeiten für den Österreichischen Pflichtschulbereich zwischen dem Städtebund und Microsoft in die Wege geleitet.
Die Stadt Wien setzt seit vielen Jahren sehr erfolgreich Open-Source-Systeme (OSS) und -Produkte ein: E-Mail, File- und Druckerserver für PCs, Internet-, Intranet- und Sicherheitsinfrastruktur und viele E-Government-Anwendungen basieren auf den verschiedensten OSS-Produkten. Insgesamt werden derzeit etwa 200 Server unter OSS-Betriebssystemen betrieben.
Für die Verwendung auf Arbeitsplatzrechnern (PCs) war aber nach Ansicht von Erwin Gillich OSS lange Zeit weniger geeignet, Produkte der letzten Generation sind mittlerweile aber „gut genug“ für den Einsatz am Arbeitsplatz. Seit September 2005 werden den Abteilungen des Magistrats Wien die Produkte WIENUX (anstelle von MS-Windows) und OpenOffice.org (anstelle von MS-Office) zur Nutzung angeboten.
Facility Management Lösungen aus Villach und Salzburg sowie ein Bericht über das Kick-Off-Meeting des IT-Kennzahlen-Ringes beendeten die Sitzung, nicht ohne vorher die Mitglieder zur nächsten Tagung, die 15. bis 16. Juni in Vöcklabruck stattfinden wird, einzuladen.

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