Die Bedeutung der Stadt als Unternehmensstandort

Die Bedeutung der Stadt als Unternehmensstandort

Der weltweite Wettbewerb findet unter rasendem Tempo und verschärften Bedingungen statt, Unternehmen treffen strategische Standortentscheidungen, um mithalten zu können. Die Städte und Regionen profitieren von internationalen Unternehmen als Zugpferde und sollten bestrebt sein, positive Zeichen zu setzen und verlässliche Rahmenbedingungen zu bieten. Damit werden sie in Zukunft wesentlich daran beteiligt sein, dass sich Europa zu einem dynamischen, wissensbasierten Wirtschaftsraum entwickelt, der weltweit zur Spitze zählt und damit auch sein Sozial- und Gesundheitssystem erhalten kann. Dies wiederum ist die Voraussetzung, dass Städte ihren ureigensten Auftrag wahrnehmen können: die Lebensqualität der eigenen und zugewanderten Bürger zu sichern und damit Horte der Demokratie zu sein.

 

Wettbewerb fordert Strukturwandel
Infineon Technologies als weltweites Hightech-Unternehmen stellt sich täglich den Herausforderungen des internationalen Wettbewerbs in einem schwierigen Marktumfeld, um seine Position als Nummer vier der Welt, bezogen auf den Umsatz, behalten und ausbauen zu können. Der Halbleitermarkt verzeichnete in den letzten Jahrzehnten ein starkes Wachstum bei sehr deutlicher Zyklizität. Das bedeutet, dass in den letzten 40 Jahren das Wachstum im Schnitt über 15 Prozent betrug, jedoch zwischen minus 30 und plus 50 Prozent von Jahr zu Jahr schwankte. Derzeit enthält jedes neue Auto, das weltweit vom Band läuft, durchschnittlich 20 Chips von Infineon, sie sorgen in jedem dritten Airbag für Sicherheit und steuern in jedem fünften Neuwagen das ABS. Fortwährende Innovation in Forschung und Entwicklung wie auch in der Produktion der Mikrochips sind gefordert. Der verschärfte Wettbewerb führte im Unternehmen zu einem Strukturwandel – primär sind in den Hochlohnregionen wie Europa nun Spitzenleistung in Forschung und Innovation gefragt. Das bedeutet auch, dass sich Arbeitsplätze von der Produktion in die Forschung verlagert haben. Seit dem Geschäftsjahr 2000/2001 bis heute gab es bei Infineon Österreich in der Fertigung etwa 500 Stellen weniger, ca. 300 Arbeitsplätze wurden in Forschung und Headquarterfunktionen neu geschaffen. Bei permanentem Preisdruck ist es unabdingbar, höchste Qualität zu leistbaren Preisen an internationale Kunden zu liefern. Der Weltmarkt verschiebt sich besonders in der Hochtechnologie rasant nach Asien – in puncto Nachfrage und Angebot. Dies wird z. B. darin deutlich, dass Chinas Universitäten 300.000 AbsolventInnen technischer Studienrichtungen pro Jahr hervorbringen! Der Standortwettbewerb hat also international an Intensität zugenommen und findet längst nicht mehr nur im Niedriglohnsegment statt. Um hier bestehen zu können, haben Europa und insbesondere die einzelnen Nationen dringenden Handlungsbedarf.

Die Lissabon-Strategie national und regional umsetzen
Bereits im Jahr 2000 hat die Europäische Union in Lissabon das ambitionierte Programm beschlossen, Europa bis zum Jahr 2010 zum „dynamischsten, wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu entwickeln, der fähig ist, dauerhaftes Wachstum, Vollbeschäftigung und einen größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen“. Dieses Ziel kann jedoch nur erreicht werden, wenn die nationalen Regierungen detaillierte Aktionspläne erarbeiten und umsetzen. In Österreich ist zum Beispiel im Bereich der Forschung bereits einiges bewirkt worden – Stichwort Innovationspaket. Auch die Steuerreform 2005 schafft positive Rahmenbedingungen für die forschende, innovative Wirtschaft. Aufholbedarf gibt es vor allem im Bildungsbereich, der einen deutlichen Reformschritt braucht. Innovation sollte zum „Mindset“ der Bürger werden und nicht ein technischer Begriff einiger Spezialisten bleiben.

IWI-Studie zu „Leading Competence Units“
Großunternehmen wie Infineon sind für die Wertschöpfung, Innovationskraft, Beschäftigung und die Attraktivität einer Stadt sowie für viele Klein- und Mittelbetriebe und Zulieferfirmen von enormer Wichtigkeit. Aus diesem Grund müssen Österreichs Städte die zahlreichen leistungsstarken KMUs halten und für international tätige Konzerne an Attraktivität gewinnen.
Die Studie „Leading Competence Units – wichtige Knotenpunkte im Wirtschaftsgeflecht Österreichs“ des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) untersuchte 14 Unternehmensgruppen in Österreich, darunter auch Infineon Technologies, unter dem Gesichtspunkt volkswirtschaftlicher Zusammenhänge, und stellte unter anderem fest, dass zumeist die internationalen Unternehmen positive Effekte auf Forschung & Entwicklung, auf die Nachfrage nach hochwertigen Dienstleistungen und auf die Qualifikation von MitarbeiterInnen im Umfeld haben. Sie sind wichtige Impulsgeber in Richtung Wertschöpfung und Beschäftigung, Wissens- und Technologietransfer und Qualifikation. Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen beziehen sich unter anderem auf folgende Bereiche:

- Verbesserung der Standortqualität durch Veränderungen in Steuer- und Abgaberecht, Arbeitsrecht, Gewerbeordnung und Verwaltungsreform;

- Gewährleistung eines funktionierenden Kapitalmarktes;

- Unterstützung verstärkter Forschungstätigkeit in Österreich, um auf nationaler Ebene das EU-Ziel einer dreiprozentigen Forschungsquote bis 2010 zu erreichen (aus eigener Kraft und nicht durch Forschungsimport!);

- Ausbau von Infrastruktur im modernen Sinne (Breitband etc.).

Stadt und Unternehmen als Partner
Nur in Kombination mit einem positiven Wirtschaftsklima und Verlässlichkeit in der Region können ehrgeizige unternehmerische Ziele erreicht werden, die Kooperation mit der Gemeinde ist dabei wesentlich. Bei notwendiger gesellschaftspolitischer Auseinandersetzung sollte Wirtschaftspolitik möglichst außer Streit gestellt werden.
Dass gute Zusammenarbeit Früchte trägt, konnten Infineon und die Stadt Villach bzw. das Land Kärnten bei dem vor kurzem eröffneten Forschungsneubau auf dem Firmengelände in Villach beweisen. Die nötigen Behördenentscheidungen wurden perfekt und unbürokratisch vorbereitet, die eigentliche Verhandlung wurde in Kürze abgewickelt. So konnten die Forscher die Räumlichkeiten sehr rasch beziehen, und Villach ist als Behördenweltmeister in aller Munde. Auch bei den Aufenthaltsgenehmigungen für Forschungsarbeitskräfte, die oft aus Nicht-EU-Ländern zu Infineon kommen, zeichnen sich die zuständigen Ämter durch rasches Agieren positiv aus, für das Unternehmen ist es von größter Wichtigkeit, dass internationale Spitzenkräfte nach ihrer Auswahl unverzüglich ihre Arbeit aufnehmen können und sich von der neuen Heimat willkommen geheißen fühlen.
War das Thema Umwelt und Industrieunternehmen vor Jahrzehnten für die Bevölkerung fast durchwegs negativ besetzt, konnte seit mehreren Jahren auch im Umweltbereich durch konstruktive Zusammenarbeit mit den Städten viel erreicht werden. Infineon Technologies Austria zeigt Engagement im lokalen Umweltschutz mit einem modernen Umweltmanagement. So wurde nach langen, intensiven Vorbereitungsprojekten mit zahlreichen Experten im Herbst 2003 auf Basis einer Studie die Genehmigung für den Bau einer neuen Abwasseranlage erteilt, in die Infineon 2,6 Millionen Euro investiert.

Kooperationen stärken die Region
Aufgabe der Städte ist es vor allem, sich im Sinne vorhandener Stärken zu positionieren und die vorhandenen Strukturen zu nützen. Große Unternehmen tragen dazu bei, dass sich weitere Firmen und Zulieferer ansiedeln – die Wertschöpfung in der Region ist also beträchtlich.
So kaufte Infineon Österreich im Geschäftsjahr 2003/04 Leistungen von Lieferanten in der Höhe von 453 Mio. Euro zu. Von den Leistungen wurden 83 Mio. Euro (19 Prozent) von österreichischen Firmen erbracht, mehr als die Hälfte davon, nämlich 51 Mio. Euro, flossen in Firmen aus der Region. Gemeinsam sollte das Ziel sein, diesen Anteil weiter zu steigern.
Vor allem Klein- und Mittelbetriebe profitieren von den Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der großen Unternehmen, die Region wird wiederum gestärkt. In Villach wurde zu diesem Zweck der Mikroelectronic Cluster gegründet. Der Cluster ist ein Zusammenschluss aus hundert Betrieben, Ausbildungszentren und Forschungseinrichtungen im Umfeld der Mikroelektronik und Elektronik. In diesem Netzwerk werden Ressourcen genützt, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Der Autocluster ACstyria in der Steiermark verfolgt ebenfalls diese Strategie – Infineon ist auch hier Partnermitglied. Synergieeffekte durch Wissenstransfer sowie gemeinsame zukünftige Forschungsarbeiten sind Ziel des industriellen Kompetenzzentrums K-ind, zukünftig ebenfalls in Villach angesiedelt. Leitbetriebe der Automobilindustrie, darunter auch Infineon und Magna Steyr, Epcos und Flextronics, sowie österreichische Universitäten und Forschungseinrichtungen bündeln hier ihre Forschungskompetenzen. Ein Schulungsraum für Reinraumtechnik des WIFI im Technologiepark St. Magdalen ergänzt die Bestrebungen, Villach im Technologiesektor zu positionieren.

Priorität Aus- und Weiterbildung
Bildung und Qualifikation werden immer mehr zu den entscheidenden Prämissen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das Bildungssystem in Österreich muss an die technische, wirtschaftliche und demografische Entwicklung schnellstmöglich angepasst werden. Defizite im Weiterbildungsbereich müssen durch die Strategie des lebenslangen Lernens ausgeglichen werden, die unter anderem die Optimierung der Rahmenbedingungen des Weiterbildungsmarktes fordert (das von der Industriellenvereinigung herausgegebene Weißbuch „Lifelong Learning“ ist verfügbar unter
www.iv-newsroom.at/upload_ pub/file_295.pdf).
Die Stärke der Stadt in diesem Bereich kann es optimalerweise sein, sich als Bildungsstandort auszuzeichnen und wiederum in Kooperation mit Unternehmen spezifische Lehr- bzw. Studiengänge anzubieten. Die gute Anbindung an die Universität war beispielsweise ein Entscheidungsfaktor für Infineon, überregionale Funktionen der IT-Services in Klagenfurt anzusiedeln. Die Partnerschaft mit dem neuen Studiengang „Equipment Engineering“ der Fachhochschule Technikum Kärnten ist ebenfalls eine Vorzeigebeispiel, wie Kooperationen zwischen Unternehmen, Stadt und Bildungseinrichtung zukunftsweisend funktionieren können – mit dem Ziel, jungen Menschen attraktive Arbeitsplätze zu erschließen und neuen Firmengründungen Impulse zu geben.

Die Stadt wird international
Bei Infineon in Österreich sind mittlerweile SpitzenforscherInnen aus 33 Nationen tätig. Daraus ergibt sich eine Internationalität, die sich natürlich auch in den Städten Villach, Klagenfurt, Linz und Graz widerspiegelt. Um in Zeiten des Mangels an Forschungskräften diese Top-Arbeitskräfte und zumeist auch ihre Familien nach Österreich holen zu können, bedarf es einer attraktiven Infrastruktur. Dazu zählt die zweisprachige Ausbildung Deutsch/ Englisch bereits ab dem Kindergarten bzw. der Volksschule durchgängig mit Native Speaker bis zur Matura. Internationalität heißt aber auch, dass sich die Mitarbeiter in ihrer neuen Heimat wohl fühlen und in der Bevölkerung willkommen sind. Dazu muss von Seiten der Stadt ein offenes Klima geschaffen und leider manchmal verteidigt werden. Die Lebensqualität sollte in kultureller, sportlicher oder auch gastronomischer Hinsicht attraktiv sein.
905.997 Nächtigungen konnten im Jahr 2004 erzielt werden, womit Villach zu Kärntens Nächtigungsspitze zählt. Umgekehrt kann eine Stadt durch die Tätigkeiten eines Unternehmens große Unterstützung im Standortmarketing erzielen. In Villach wurden und werden internationale Konferenzen wie die ESSCIRC 2001, die größte europäische Fachkonferenz für Mikroelektronik, oder die ISS Europe 2003, die größte europäische Halbleiterkonferenz, abgehalten. Die internationalen Teilnehmer lernen häufig erstmals die Region kennen, eine Wertschöpfung für den Handel und Tourismus ergibt sich. Durch die Teilnahme als Vortragende an Top-Konferenzen mit bis zu 4.000 Teilnehmern, wie der ISSCC (International Solid-State Circuits Conference) in San Francisco, fungieren Infineon-Forscher wiederum als Botschafter der Region.
Gute Erreichbarkeit durch geeignete Verkehrsinfrastruktur verstärkt den Effekt, als Standort international attraktiv zu sein. Gute Verkehrsanschlüsse und die internationalen Flugverbindungen sind dabei wesentliche Voraussetzungen, ebenso Anbindung an moderne Infrastruktur wie Breitbandkommunikation. (Zurzeit gibt es allein in Villach bei Infineon ca. 70 Telearbeitsmöglichkeiten auf Wunsch der Mitarbeiter.)

Positive Zeichen setzen
Ein bedeutender Faktor, warum sich internationale Unternehmen wie Infineon für Niederlassungen in österreichischen Städten entscheiden, ist sicherlich die gut funktionierende betriebliche Sozialpartnerschaft. In jüngster Zeit wurden dadurch die Standorte in Villach und Graz wesentlich gestärkt und in Klagenfurt eine neue Niederlassung gegründet.
Mit einer offenen Kommunikation und positiven Symbolen kann die Stadt als Unternehmensstandort die Betriebe im konzerninternen Wettbewerb wesentlich unterstützen. Es ist von großer Bedeutung, dass diese Zeichen gesetzt werden und damit der Region sehr gute Zukunftsperspektiven eröffnen.
Villach ist in Kärnten die Stadt mit der höchsten Kaufkraft und liegt auch im österreichischen Vergleich weit vorne. Die im Jahr 2004 durchgeführte Markantstudie belegt Villach eine Kaufkraft von 109,7 Prozent und damit eine Steigerung von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das durchschnittliche Einkommen bei Infineon ist deutlich höher als üblicherweise in Kärnten – und zwar wegen hunderter Spitzenjobs, aber auch im Bereich der hochkomplexen Arbeiter-Jobs, die in Schichten rund um die Uhr höchste Qualität liefern. In diesem Sinne kann Corporate Citizenchip als unternehmerisches Leitmotiv gepaart mit innovativer Wirtschaftsgesinnung von Städten und Gemeinden Zukunft schaffen!

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