„Personalentwicklung“ – Voraussetzung für erfolgreiches Stadtmanagement

„Personalentwicklung“ – Voraussetzung für erfolgreiches Stadtmanagement

Am 5. April 2005 fand im St. Pöltner Veranstaltungszentrum eine Informationstagung der Landesgruppe Niederösterreich des Österreichischen Städtebundes zum Thema „Personalentwicklung im öffentlichen Dienst“ statt. Es soll eine Plattform bestehend aus Städtevertretern und Beratern gebildet werden, die ein koordiniertes Aus- und Weiterbildungsprogramm erarbeitet. Personalentwicklung wird immer wichtiger, damit die Städte und ihre Mitarbeiter den neuen Herausforderungen gewachsen sind.

 

Ziel der Veranstaltung
Mit der zu diesem Themenkomplex erstmals durchgeführten Veranstaltung beabsichtigte die Geschäftsführung der Landesgruppe Niederösterreich in erster Linie eine grundsätzliche Information der Teilnehmer über Aufbau und Struktur von Personalentwicklung im öffentlichen Dienst anhand eines konkreten Beispiels aus der Praxis und die Verdeutlichung von Synergieeffekten, die sich für Städtebund-Mitgliedsgemeinden ergeben können. Weiters sollte die grundsätzliche Absicht, bei entsprechendem Interesse ein gemeinsames Projekt im Rahmen der Landesgruppe – wie es z. B. für E-Government besteht – ins Leben zu rufen, kommuniziert werden.

„Personalistenrunde“ als Ideenzünder
Ursprünglich geht die Initiative auf die sogenannte „Personalistenrunde“, die vom Leiter der St. Pöltner Personalverwaltung, Kurt Lasslesberger, gegründet wurde und die bereits seit mehreren Jahren laufend einen regen Informationsaustausch zu unterschiedlichsten Personalfragen innerhalb der niederösterreichischen Städtebund-Mitgliedsgemeinden pflegt, zurück.

Großes Interesse bekundet
Der Geschäftsführer der Landesgruppe Niederösterreich, Magistratsdirektor HR Dr. Johannes Pfleger, konnte dazu neben dem Hauptreferenten Dr. Werner Zöchling vom Magistrat Steyr insbesondere Professor Dr. Günther Kienast von der NÖ. Landesakademie als Vortragenden und Mag. Andreas Pöchhacker, ehemaliger Mitarbeiter des Magistrates Steyr und nun selbständiger Berater, begrüßen. Dr. Pfleger ging unter anderem darauf ein, dass die mit ca. 30 Personen vertretenen Mitgliedsgemeinden – wobei sich der Teilnehmerkreis von Magistratsdirektoren, Stadtamtsdirektoren, Gemeindeamts- und Amtsdirektoren bis hin zu Amts- und Personalleitern und MitarbeiterInnen von Personalabteilungen spannte – das besondere Interesse an einer derartigen Veranstaltung dokumentieren.

Erfahrungsbericht über Personalentwicklung beim Magistrat Steyr
Dr. Werner Zöchling, Leiter der Personalentwicklung beim Magistrat Steyr und Obmann des Vereines „KooperationsRing Personalentwicklung“, gewährte einen überaus interessanten Einblick in seine langjährigen, fundierten Erfahrungen und die durch den Aufbau einer strategischen Personalentwicklung beim Magistrat Steyr gewonnenen Erkenntnisse, wobei er auch das in einem bzw. in fünf dreitägigen Modulen angebotene Führungskräftetraining sowie die Dienstausbildung beim Magistrat Steyr vorstellte:

Begriff bzw. Verständnis von „Personalentwicklung“ unterliegt Wandel
Während man zu Beginn der 1990er Jahre nicht einmal mit dem Begriff „Personalentwicklung“ genaue Vorstellungen verband, wird heute immer klarer, dass man Personalentwicklung, die sich nach der Struktur des Unternehmens richtet und die begrifflich weiter als nur eine Aus- und Weiterbildungsstelle zu verstehen ist, nicht isoliert betrachten kann, sondern gemeinsam mit Organisationsentwicklung und Controlling in einer Stelle „Strategisches Management“ zusammenfassen sollte. Möchte man Personalentwicklung installieren, ist der Aspekt der „Langwierigkeit“ in besonderer Weise zu berücksichtigen, da ansonsten die Gefahr besteht, dass sich die Entwicklung der Mitarbeiter nicht im gleichen Tempo vollzieht. Wichtig ist in diesem Zusammenhang nach seinen Erfahrungen auch, dass es zu einer Organisationsentwicklung – und nicht nur zu einer reinen Organisationsänderung – kommt und dass dies von der Politik, die ja in erster Linie die Strategie der Unternehmensführung vorgibt, mitgetragen wird.

Personalentwickler als Dienstleister
Ein „Personalentwickler“ unterstützt als Dienstleister die Führungskräfte in der Entwicklung ihrer Mitarbeiter, wobei in Zusammenhang mit seiner Person der Aspekt „Vertrauensbeziehung“ wesentlich ist.

Schritte beim Aufbau und Aufgaben der Personalentwicklung
Ausgehend von einer ersten Bedarfsumfrage über die wesentliche Maßnahme der Änderung der Aufbauorganisation, die – wie oben bereits angesprochen – in Form einer Organisationsentwicklung vollzogen werden sollte, und die weitere Entwicklungsstufe einer professionellen, gezielten jährlichen Bedarfsermittlung ist in Steyr nunmehr das Seminarprogramm im Internet präsent. Einen Schwerpunkt bildet das „Führungskräfte-Training“, das bei den Mitgliedsgemeinden des „KooperationsRings Personalentwicklung“ großen Anklang fand. Innerhalb der Personalentwicklungs-Aufgaben wie der Veranstaltung von Seminaren (vor allem auch Korridorthemen betreffend) und der essentiellen Beratungstätigkeit (z. B. bei der Auswahl von Mitarbeitern) kommt den Personalentwicklungsinstrumenten (wie z. B. der Schulungsdatenbank, die jeden Mitarbeiter erfasst und dem strategischen Organigramm, das die freiwerdenden Dienstposten und ihre Nachbesetzung darstellt) ebenfalls besondere Bedeutung zu.

Synergieeffekte spürbar
Anhand des nunmehr als Verein organisierten „KooperationsRings Personalentwicklung“, dem neben Steyr mit ca. 40.000 Einwohnern Städte bzw. Gemeinden in der Größenordnung zwischen 10.000 und 25.000 Einwohner angehören, zeigte der Vortragende auf, dass Synergieeffekte in Bezug auf Aus- und Weiterbildung genutzt werden können und auch genutzt werden. Beispielhaft nannte er die Möglichkeit, das Seminarprogramm durch die Bedarfserhebung mitzugestalten und ging weiters auf die gegenüber dem freien Markt wesentlich kostengünstigere Teilnahme an hochwertigen Seminaren ein.

Strategisches Management – der Weg in die Zukunft
Dr. Zöchling schloss sein Referat mit dem Thema „Strategisches Management“, welches das Verbindungsglied zwischen Politik und Verwaltung darstellen sollte. Damit sollen vor allem die Kommunikation, das strategische Denken und die Entscheidungsfindung sowie die Entscheidungsumsetzung optimiert werden. Während dessen Implementierung in Dornbirn bereits erfolgte, steht der Magistrat Steyr kurz vor der Änderung der Geschäftsordnung.
Mag. Andreas Pöchhacker, gelernter Jurist, hat in seiner 12-jährigen Tätigkeit beim Magistrat Steyr die Organisationsentwicklung – gemeinsam mit dem für Personalentwicklung zuständigen Dr. Zöchling – aufgebaut. Er verfügt über gute Geschäftsbeziehungen zum Amt der NÖ. Landesregierung, ist unter anderem auch Vortragender für Projektmanagement an der Donauuniversität Krems und nunmehr mit „Beraten mit Kontakt“ als selbständiger Berater tätig. Auch er vertritt die Auffassung, dass sich die Zukunft in Richtung „Strategisches Management“ entwickeln wird. Personalentwicklung in der Verwaltung ist als Projektentwicklung zu sehen, wobei auch auf Prozesse bzw. die Prozessqualität zu achten ist.

NÖ. Landesakademie unterbreitet Kooperationsangebot für Plattform
Professor Dr. Günther Kienast, der seit 26 Jahren in der Landesverwaltung – früher als Leiter der Verwaltungsakademie und nun als Leiter des Bereiches Politik und Verwaltung an der NÖ. Landesakademie – tätig ist, informierte über die langjährigen Erfahrungen dieser Einrichtung, die von der Aus- und Weiterbildung von Bediensteten der öffentlichen Verwaltung über die Durchführung von Personalentwicklungsinstrumenten, Begleitung von Organisationsentwicklungen, Hilfestellung bei der Auswahl von Beratern und Evaluierungsstudien reichen. Er brachte seine Bereitschaft zu einer allfälligen Kooperation mit Städten und Gemeinden zum Ausdruck und schlug konkret vor, dass eine Arbeitsgruppe aus den Städten eine Plattform bilden könnte, die gemeinsam mit dem Bereich Politik und Verwaltung ein koordiniertes Aus- und Weiterbildungsprogramm für die Stadtverwaltungen erarbeitet. Selbstverständlich könnten aber auch andere Angebote von externen Beratern in Anspruch genommen werden.

Diskussionsschwerpunkte
Die daran anschließende Diskussion beinhaltete neben Wortmeldungen zum strategischen Management und zur Führungskräfte-Entwicklung vor allem auch welche zur angesprochenen gemeinsamen Plattform und zur Person des Personalentwicklers. Zu letzterem gab Dr. Zöchling die Empfehlung ab, dass es optimal wäre, sowohl die Personalverwaltung als auch die Personalentwicklung mit jeweils einem eigenen Verantwortlichen zu besetzen. Was die Art der Plattform betrifft, bezeichnete Kurt Lasslesberger die Landesgruppe Niederösterreich des Österreichischen Städtebundes als eine gute Basis.

Umsetzung in eigenem Projekt geplant – weitere Vorgangsweise
Landesgeschäftsführer Dr. Pfleger nahm seine Grußworte unter anderem zum Anlass, dem Publikum gleichzeitig die seit Ende 2004 in der Geschäftsführung der Landesgruppe Niederösterreich tätige Juristin Mag. Sibylle Umgeher zu präsentieren, die im Falle der Realisierung eines solchen Projektes die Gesamtkoordination innehaben würde. In Vertretung von Dr. Pfleger informierte Kurt Lasslesberger nach diesem aufschlussreichen Vormittag über die weitere Vorgangsweise, wonach ein Schreiben an die Vertreter der an der heutigen Veranstaltung teilnehmenden Mitgliedsgemeinden ergehen wird, in dem diese ersucht werden, sich – wenn gewünscht – für die Installierung eines gemeinsamen Projektes auszusprechen und nach Möglichkeit gleichzeitig konkrete Themenvorschläge zu übermitteln.

Obmann Bgm. Mag. Stadler sichert Unterstützung zu
Bürgermeister Mag. Matthias Stadler ließ es sich als Obmann der Landesgruppe Niederösterreich trotz bereits langfristig bestehender Terminverpflichtungen nicht nehmen, diese Veranstaltung ebenfalls aufzusuchen. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass St. Pölten zum Austragungsort dieses Treffens gewählt wurde und auch Professor Dr. Kienast kurzfristig für diesen Termin gewonnen werden konnte. Bezugnehmend auf das Tagungsthema betonte er insbesondere, dass ihm als Bürgermeister die Bedeutung von Aus- und Weiterbildung sehr bewusst sei und die Errichtung einer Plattform eine interessante Perspektive darstelle, insbesondere da sich der in Steyr ansässige „KooperationsRing Personalentwicklung“, dem mit Amstetten und St. Valentin auch zwei niederösterreichische Städte angehören, bewährt habe. Er informierte über den derzeit in St. Pölten stattfindenden Nachdenk- und Umbruchprozess betreffend die Organisation des Magistrates und strich die Bedeutung von zielgerichtetem Personaleinsatz hervor. Abschließend bekräftigte er, dass er in seiner Funktion als Obmann der Landesgruppe Niederösterreich derartige Initiativen sehr begrüße und dankte den Mitarbeitern der Magistratsdirektion und der Personalverwaltung für die Organisation.

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