Salzburg – Kulturstadt zwischen Anspruch und Verpflichtung

Salzburg – Kulturstadt zwischen Anspruch und Verpflichtung

Die Stadt Salzburg erwartet für das Mozartjahr 2006 einen neuen Nächtigungsrekord. Nicht zuletzt ist dafür das künstlerische Angebot sowie das kulturelle Image der Festspiel- und Mozartstadt ausschlaggebend. Insgesamt leisten 600 Kultureinrichtungen ihren Beitrag zur Attraktivität des Kulturlebens der Stadt Salzburg. Mit etwa 4.100 Veranstaltungen, einer Veranstaltungsdichte von ca. 10 Terminen pro Tag (im Sommer doppelt so viele) und insgesamt rund 1,6 Mio. Besuchern pro Jahr ist Kultur in der Stadt ein maßgeblicher Wirtschafts- und Beschäftigungsfaktor. Und: Salzburg investiert laufend in seine Kultureinrichtungen und damit in die Zukunft der Stadt!

 

Die Stadt Salzburg konnte im Jahr 2004 einen neuen Nächtigungsrekord verzeichnen. Mit 1,8 Millionen Übernachtungen wurde beinahe der Höchststand des Mozartjahres 1991 eingeholt, der bei 1,9 Mio. lag. Für 2006 wird anlässlich der Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart erneut ein Höhepunkt erwartet. Dazu rüstet sich die Kulturstadt Salzburg mit der Bündelung aller kulturellen und künstlerischen Kompetenzen und der Vernetzung eines attraktiven lokalen und internationalen Kulturangebots bester Qualität.
Zweifelsohne verfügt die Stadt Salzburg, gemessen an der Größe der Stadt, über vergleichsweise große Ressourcen im Bereich von Kunst und Kultur. Dass es sich hierbei um ein „gelebtes und belebtes“ Kulturangebot handelt, beweist eine Studie der Universität Salzburg, die der Salzburger Bevölkerung im Vergleich zum österreichischen Durchschnitt ein um 10% höheres Kulturinteresse attestiert. Tatsächlich können die Salzburger Kultureinrichtungen auf überdurchschnittlich hohe Auslastungszahlen während des gesamten Jahres verweisen.
Das kulturelle Profil der Stadt Salzburg ist geprägt von den Salzburger Festspielen, den Institutionen, die sich dem Erbe der Musik Mozarts verpflichtet fühlen, und einer Reihe innovativer, vornehmlich zeitgenössisch orientierter Kunst- und Kulturinitiativen. Insgesamt leisten 600 Kultureinrichtungen ihren Beitrag zur Attraktivität des Kulturlebens der Stadt Salzburg. Mit etwa 4.100 (entgeltlichen) Veranstaltungen, einer Veranstaltungsdichte von ca. 10 pro Tag (im Sommer 20) und insgesamt ca. 1,6 Mio. Besuchern pro Jahr sind die Kulturstätten bedeutende Imageträger und ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor für die Stadt Salzburg. Mit der Konzentration auf Kultur als eine Kernkompetenz der Stadt Salzburg erweist sich dieser Bereich als ausbaufähiges wirtschaftliches Entwicklungspotenzial für den gesamten Zentralraum.

Wirtschaftsfaktor Kultur in der Stadt
Während viele Städte versuchen, durch die nachhaltige Verankerung internationaler Festivals und Kulturevents an Profil zu gewinnen, kann die Stadt Salzburg mit den Salzburger Festspielen nicht nur auf eine traditionell gewachsene, einzigartig qualitätvolle Kultureinrichtung verweisen, sondern auf einen wirtschaftlichen Motor für die gesamte Region.
Wie aus der 2003 zum zweiten Mal aufgelegten Studie zur „Wirtschaftlichen Bedeutung der Salzburger Festspiele“ von Bernd Gaubinger hervorgeht, errechnet sich aus den Salzburger Festspielen ein gesamtwirtschaftlicher Produktions- bzw. Umsatzeffekt von rund 168 Mio. Euro. „Der größte Teil dieser Wirkungen, mehr als vier Fünftel, konzentriert sich auf die Wirtschaft des Landes Salzburg, überwiegend auf den Zentralraum, dem ein Gesamtnutzen von rund 137 Mio. Euro an Produktionswerten bzw. Umsatzerlösen zufließt.“1
Diese Gesamtwirkung, die aus direkten und indirekten wirtschaftlichen Auswirkungen resultiert, bezieht sich auf unterschiedliche Wirtschaftsbereiche und beinhaltet vor allem auch den für Salzburg sehr wesentlichen Beschäftigungseffekt in Bezug auf Arbeitsplätze. Unter Berücksichtigung der direkten Beschäftigung von etwa 560 Arbeitsplätzen weist die Studie für die Salzburger Festspiele einen Beschäftigungseffekt von österreichweit rund 2.100 bis 2.300 Arbeitsplätzen aus, von denen etwa 1.700 bis 1.900 der Salzburger Wirtschaft zuzuordnen sind.
Auch wenn den Salzburger Festspielen aufgrund von Qualität und Dimension eine gewisse Vorrangstellung zukommt, hat die Stadt Salzburg darüber hinaus insgesamt ein dichtes Netz an qualitativ hochwertigen Kultureinrichtungen vorzuweisen, die das wirtschaftliche Gefüge des Zentralraumes stark prägen. Vertrieb und Vermittlung, Produktion und Verkauf schlagen sich in einer überdurchschnittlich hohen Dichte an Dienstleistungsbetrieben nieder, die an das „Produkt Kultur“ andocken. Spezifische Ausbildungseinrichtungen wie beispielsweise die Universität Mozarteum, die internationalen Sommerakademien, die Fachhochschule MultiMediaArt, das internationale Ausbildungszentrum für zeitgenössischen Tanz SEAD sowie auch das ICCM (International Centre for Culture and Management) mit seinen global verankerten Kultur- und Wirtschaftsprojekten tragen stark zur Fokussierung der künstlerisch-kreativen und wirtschaftlichen Ressourcen bei.

Zukunftsorientierte Investitionen in die Kultur
Im Bemühen um eine laufende Verbesserung der kulturellen Infrastruktur hat die Stadt Salzburg im Jahr 2000 gemeinsam mit dem Land ein Kulturstätteninvestitionsprogramm beschlossen, das zum damaligen Zeitpunkt ein Gesamtinvestitionsvolumen von 60 Mio. Euro umfasste und zwischenzeitlich um weitere Bauvorhaben – Neubau Musikum, Neubau Stadtbücherei, Erweiterung Haus der Natur – seitens der Stadt Salzburg um 15,6 Mio. Euro aufgestockt worden ist.
Im Rahmen dieses Pakets, das einen abgestimmten mehrjährigen Finanzierungsrahmen für Kulturinvestitionen vorsieht, wurden bzw. werden unter anderem zukunftsorientierte Projekte umgesetzt.

Umbau Kleines Festspielhaus
Bis zum Mozartjahr 2006 wird ein „neues Haus für Mozart“ zur Verfügung stehen. Stadt und Land investieren gemeinsam 10,9 Mio. Euro.

Salzburger Museum Carolino Augusteum
Nach einer über zwanzigjährigen „Salzburger Museumsdebatte“ einigten sich Stadt und Land Salzburg auf den Standort Neue Residenz am Mozartplatz. Mit einer Investitionssumme von knapp 20 Mio. Euro wurde der Umbau in Angriff genommen. Die Eröffnung erfolgt im Jänner 2006 mit der großen Mozartausstellung „Viva Mozart“.

Salzburger Landestheater
Mit etwa 4,4 Mio. Euro konnte die erste Etappe einer Generalsanierung des Salzburger Landestheaters gestartet werden. Diese bezog sich insbesondere auf die Modernisierung der arbeitstechnischen Einrichtungen, Installationen und funktionalen Entwicklung des Hauses. Eine Sanierung von Dach und Fassade des Hauses steht noch aus.

Republic/Szene Salzburg
Mit dem Einsatz von 1,8 Mio. Euro gelang es, aus dem ehemaligen Stadtkino einen internationalen Maßstäben entsprechenden Veranstaltungsraum unmittelbar im Zentrum der Stadt zu schaffen. Er ist vorrangig Aufführungsstätte für Produktionen der Szene Salzburg sowie der freien Tanz- und Theaterszene.

ARGEkultur-Gelände Salzburg
Dieses autonome Kulturzentrum, das seit 20 Jahren in der Stadt Kulturarbeit leistet, versteht sich als interdisziplinäre, multimediale und soziokulturelle Veranstaltungs- und Produktionsplattform. Gleichzeitig bietet die ARGEkultur Raum für wesentliche Kulturträger in der Stadt Salzburg. Mit dem Neubau, den Stadt und Land Salzburg mit insgesamt 3,6 Mio. Euro im Bereich des neuen Uniparks Nonntal finanzieren, wird eine völlig neue, den heutigen Anforderungen entsprechende Infrastruktur zur Verfügung gestellt. Die Eröffnung des neuen Zentrums ist für Herbst 2005 vorgesehen.

Musikum Salzburg
Ein wesentlicher Anspruch, den die Stadt Salzburg an das Mozartjahr stellt, ist die Gewährleistung der Nachhaltigkeit von Investitionen und Programmschienen. Ein Projekt, das diese Voraussetzungen optimal erfüllt, ist der Neubau des Musikums in der Schwarzstraße. Mit diesem Bauprojekt wird eine jahrelange Diskussion und Raumsuche erfolgreich beendet.
In zentraler Lage wird mit einer Nettonutzfläche von rund 1.680 m2 das neue Musikum für die Musikschüler der Stadt Salzburg sowie eine neue Landeszentrale gebaut. Stadt und Land Salzburg stellen dafür 5,2 Mio. Euro zur Verfügung.

Die neue Stadtbücherei
Im Rahmen des Bauprojekts Neue Mitte Lehen wird die Stadtbücherei in neue Räumlichkeiten übersiedeln. Auf 5.000 m2 werden die Hauptbücherei, Mediathek und Kinderbücherei zusammengeführt und neu organisiert. Damit steht den Nutzern der Bibliothek ab 2007 eine neue, geräumige und zeitgemäße Bücherei zur Verfügung.

Kulturleitbild und Förderungspolitik
Angesichts des Erhalts dieses vielseitigen Kulturangebots und der finanziellen Engpässe des Stadtbudgets insbesondere seit Mitte der 1990er Jahre initiierte die Stadt Salzburg 1999 einen breit angelegten Diskussionsprozess, mit dem Ziel, für die Stadt ein Kulturleitbild und einen Kulturentwicklungsplan zu erstellen.
Als „bottom-up-Prozess“ konzipiert, beteiligten sich insgesamt ca. 300 Personen mit Beiträgen und Stellungnahmen (in Arbeitskreisen, Diskussionsveranstaltungen, Expertenbeiräten usw.) an dieser eineinhalbjährigen Kulturdiskussionsplattform.
Die Fragestellungen, die an alle Beteiligten gerichtet wurden, lauteten u. a.:

- Wie soll das kulturelle und künstlerische Profil der Stadt in 10 Jahren aussehen?

- Welche Funktion haben Kunst und Kultur für die Stadt und ihre Bewohnerinnen und Bewohner?

- Wie können Kunst und Kultur in Zukunft finanziert werden?

- Wie und von wem wird Qualität in Kunst und Kultur definiert?

- Welchen Stellenwert sollen Kunst und Kultur in Zukunft als Wirtschafts- und Wettbewerbsfaktor für die Stadt haben?

2001 lag das Kulturleitbild, eine 70 Seiten umfassende Broschüre mit Kulturentwicklungsplan und Maßnahmenkatalog, mit Zeit- und Prioritätenplan als kulturpolitischer Handlungsrahmen vor.

Derzeit sind ca. 70 bis 80% der Vorhaben umgesetzt, u. a. sind dies:

- Reform der Subventionsvergabe;

- Abschluss von mittelfristigen (dreijährigen) Förderverträgen für Kultureinrichtungen;

- Neudotierung des städtischen Kulturfonds mit 3 Mio. Euro;

- Schaffung steuerlicher Entlastungen für Kulturveranstalter (Vergnügungssteuer);

- neues Angebot an Service-Leistungen (Veranstaltungsplakat, Internet-Datenbanken).

Ein wesentliches Ergebnis des Dialogprozesses war – bedingt durch die öffentliche und mediale Diskussion – die Bewusstseinsbildung der Bedeutung von Kunst und Kultur für die Stadt Salzburg sowie ein breites politisches Bekenntnis zur Notwendigkeit der öffentlichen Förderung des Kulturangebots auch in Zeiten budgetärer Zwänge.

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