Die GüterBim – ein erfolgreiches Projekt und seine Umsetzung

Die GüterBim – ein erfolgreiches Projekt und seine Umsetzung

Das Projekt GüterBim – Güterbeförderung im Stadtgebiet auf bestehendem Schienennetz – untersuchte die infrastrukturellen Voraussetzungen zum Betrieb einer Güterstraßenbahn in Wien und hatte die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene zum Ziel.

 

Die große Bedeutung, die die Wiener Straßenbahn bis zum Zweiten Weltkrieg für den innerstädtischen Gütertransport hatte, ist fast in Vergessenheit geraten. Dabei wurde einmal ein wesentlicher Anteil des städtischen Gütertransportes über Straßenbahngleise abgewickelt, wie Baumaterial, Lebensmittel und Müll. Einige Bewohner Wiens werden sich auch noch an die „Leichentramway“, die in den Weltkriegen Särge auf den Zentralfriedhof transportierte, erinnern. Nach 1945 entwickelte sich die Wiener Straßenbahn zu einem reinen Personenverkehrsmittel.
Seither hat sich das Verkehrsaufkommen im Ballungsraum Wien vervielfacht. Schlechte Luft, Lärm, Staus sind einige der Begleiterscheinungen, die die Entwicklung zur alternativen Beförderung von Gütern erfordern. Maßnahmen wie City-Maut, zeitliche Einfahrts- und Parkbeschränkungen werden diskutiert – und in immer mehr Städten auch schon umgesetzt. Diese Rahmenbedingungen waren richtungsweisend, ein vorhandenes ausgedehntes innerstädtisches Schienennetz, wie das Wiener Straßen- und U-Bahn-Netz der Personenbeförderung, auch für den Güterverkehr zu nützen.
Im Rahmen dieses Projekts wurde an die Geschichte der Güterstraßenbahn von Wien angeknüpft und die Voraussetzung für ein modernes telematikgestütztes Güterbeförderungssystem geschaffen.

Effiziente Nutzung von Infrastruktur, Erhaltung der Lebensqualität
Das Projektmanagement der TINA Vienna – Transport Strategies untersuchte gemeinsam mit den WIENER LINIEN, den Wiener Lokalbahnen und Vienna Consult alle für den Betrieb einer Güterstraßenbahn notwendigen Systeme und analysierte die logistischen Anwendungspotenziale.
Diese intermodalen Ansätze für eine verbesserte, kundenorientierte, umweltfreundliche innerstädtische Warenverteilung könnten nicht nur in Europa beispielgebend sein. Das Projekt GüterBim sorgt im Bereich intelligenter Infrastruktur für einen österreichischen Technologietransfer, es stellt die zurzeit einzige in Österreich angedachte Möglichkeit zum Straßenbahn-Güterverkehr dar.
Der Betrieb einer Güterstraßenbahn neben der Beförderung von Personen bedingt eine effizientere Nutzung der Infrastruktur. Diese neuen betrieblichen Möglichkeiten folgen dem Grundsatz der betrieblichen Weiterentwicklung zur Schaffung neuer Geschäftsfelder und Arbeitsplätze und dem Gedanken von intermodaler ökologisch nachhaltiger Güterdistributionslogistik. Als wirtschaftlicher Nutzen wurde die Erhöhung der Standortqualität durch die Möglichkeit, die GüterBim in die Entwicklung der Citylogistik einzubeziehen, erarbeitet.
Den Richtlinien der EU-Verkehrspolitik folgend und bezugnehmend auf eine nachhaltige Verkehrsentwicklung, wird dem Güterverkehr einer Großstadt eine neue Richtung im Sinne des Schutzes der Umwelt und der Erhaltung der Lebensqualität der Bewohner gewiesen.

Projektdetails, Arbeitspakete
Die Arbeit am vom Bundesministerium für Verkehr und Technologie und Infrastruktur im Rahmen des Programms Intelligente Infrastruktur geförderten Projekt begann im August 2004 und wird bis August 2005 dauern. Während des Projektes wurden durch eine Situationsanalyse und eine Systemspezifikation Maßnahmen erarbeitet, welche schlussendlich exemplarisch im Rahmen einer Demonstration zur Anwendung kamen. Ein Arbeitspaket definierte und analysierte die Schnittstellen zu anderen Systemen, wie dem nationalen Schienen- und Straßennetz (Verkehrsverbund, intermodale Netze und Weiterentwicklungspotenziale) und untersuchte deren Anwendungen. Ein Maßnahmenkatalog zur Umsetzung und Möglichkeiten der Verknüpfung von Bahn und Straßenbahngüterverkehr wurde für Weiterführungsmaßnahmen und zur Entwicklung von Schienengüterfahrzeugen erarbeitet.

Der Demonstrator – der Schienentranporter sl1 („7434“) als ideales Projektfahrzeug
Der für das Projekt GüterBim als Güterwagen verwendete und ursprüngliche Schienentransporter sl1 („7434“) hat bereits seit über zwei Jahrzehnten immer wieder spezielle Aufgaben wahrgenommen. So war er etwa in den letzten Jahren im Bereich der Aufwuchsbekämpfung eingesetzt. Der sl1 ist mehrsystemtauglich und mit zwei Drehgestellen im Drehzapfenabstand von 10,80 m ausgerüstet. Die Primärfederung des Fahrzeugs wird über Blattfedern sichergestellt, die sekundären Schraubenfedern wurden für den Gütertransport verstärkt. Mit den spezifischen Spurkränzen und seinem „Übergangsprofil“ kann er im Straßenbahn-, im U-Bahn- und mit gewissen Einschränkungen auch auf dem Vollbahnnetz verkehren; so wurde er zum idealen Fahrzeug für dieses Projekt.
Der Wagen ist mit einem Wetterschutz-aufbau der Fa. Schwarzmüller System „Curtainsider“ ausgerüstet, um das Ladegut optimal zu schützen. Die Ladebefestigung erfolgt über eine Zurrschiene, die die Ladung in Quer- und Längsrichtung sicher fixiert und unterschiedliche Güterbeförderung ermöglicht (Gitterrollcontainer, Paletten). Die Lichtraumverträglichkeit der Anhänger-/Zugfahrzeug-Kombination wurde mit dem dynamischen Lichtraumverfahren ermittelt. Dieses wurde von den WIENER LINIEN in Zusammenarbeit mit einem renommierten österreichischen Ziviltechnikerbüro entwickelt.
Das Triebfahrzeug LH ist ein Allzweckhilfsmotorwagen, der als Schlepper diverser Straßenbahnfahrzeuge und als Schneepflug eingesetzt wird.

Erste praktische Umsetzung als Resultat
Schon in diesem Sommer werden die Wienerinnen und Wiener die GüterBim regelmäßig im Straßenbild wahrnehmen können. Die WIENER LINIEN werden das Demonstratorfahrzeug für interne Güterbeförderung nutzen, so ist die GüterBim ab sofort in betriebsarmen Zeiten auf bestimmten Routen unterwegs.

Zukunftsperspektiven
Der bisher erfolgreiche Projektverlauf hat das Interesse der Wirtschaft geweckt und das Projektteam (TINA Vienna, WIENER LINIEN, Wiener Lokalbahnen, Vienna Consult) veranlasst, Folgeprojekte zu entwickeln. Diese sollen spezifische Wünsche potenzieller Kunden berücksichtigen, den Bau von „Prototypen“ vorantreiben und Synergien zu bestehenden Citylogistikprojekten schaffen.

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