Tsunami-Hilfe bringt Hoffnung für Sri Lanka

Tsunami-Hilfe bringt Hoffnung für Sri Lanka

Eine Baustelle, Ziegel wandern durch unzählige Hände, die Arbeit geht zügig voran. Eine Alltagssituation, hätte es nicht 40 °C und mehr als 90% Luftfeuchtigkeit. Und wäre nicht mitten unter den Arbeitern eine rote Uniform zu sehen: Im Südwesten von Sri Lanka errichtet der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs mit Unterstützung des Österreichischen Städtebundes Häuser für Überlebende der Tsunami-Katastrophe. Die Häuser sollen den Überlebenden der größten Naturkatastrophe aller Zeiten wieder Mut, ihrem Leben wieder ein Ziel geben. Viele haben alles verloren, ihre Familien, ihre Existenzgrundlagen und den Glauben an eine Welt, die Weihnachten 2004 unterzugehen schien.

Städtebund und Arbeiter-Samariter-Bund ermöglichen Neuanfang
In den Morgenstunden des 26. Dezember 2004 rast nach einem Erdbeben vor der Küste Sumatras eine riesige Welle, ein Tsunami, auf die Küsten des Südpazifik zu. Sie bringt Zerstörung und Tod. Mit aller Wucht trifft die Welle die BewohnerInnen der Südwestküste Sri Lankas. Vereinzelte Medienberichte über eine Riesenwelle in Südostasien erreichen Österreich, das Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht einschätzbar. Erst langsam wird klar, wie groß die Verwüstungen sind, wie viele Küsten von Tod und Zerstörung heimgesucht wurden.
Siegfried Sellitsch, Präsident des Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs (ASBÖ) – Landesverbandes Wien, erinnert sich an den 26. Dezember 2004: „Noch am Nachmittag wurde ein Katastrophenstab einberufen, der Soforthilfe-Maßnahmen plante.“ Es wird bekannt, dass die Regierung Sri Lankas ein Hilfsansuchen an die EU nach Brüssel stellt. Dieses wird auch an die Österreichische Bundesregierung weitergegeben und erreicht schließlich den ASBÖ.

Fact finding mission in Sri Lanka
Bereits am 28. Dezember erreicht das erste dreiköpfige Team des ASBÖ die Hauptstadt Colombo. Neben einer ersten Lieferung an Medikamenten besteht ihr Auftrag in einer ersten Erkundung der Lage. Ziel ist die Südwestküste Sri Lankas, ein 80 Kilometer langer Streifen südlich der Hauptstadt Colombo. Hier hat der Tsunami die Dörfer in Küstennähe förmlich ausradiert. Schiffe und Züge wurden durch die Wucht der Welle ins Landesinnere geschleudert. Tausende Tote sind zu beklagen.
Besonders hart hat der Tsunami in jenen Küstenbereichen zugeschlagen, die nicht durch Korallenriffe geschützt waren. An der Küste südlich Colombos wurden diese zur Kalkerzeugung abgebaut – mit verheerender Wirkung. In einem 100 Meter breiten Streifen vom Strand weg hat der Tsunami alles Leben ausgelöscht.
Notmaßnahmen werden gesetzt, die Situation vor Ort erkundet und nach Wien rückgemeldet. Sehr schnell wird klar, dass vor allem jenen Überlebenden der Katastrophe geholfen werden muss, die ihre Häuser verloren haben. Traumatisiert und ihrer Existenzgrundlagen beraubt, stellt für viele Tsunami-Opfer diese Perspektive eine zusätzliche Überlebenshilfe dar. Den Blick nach der Katastrophe wieder in die Zukunft zu richten, gibt hier wieder neuen Lebensmut und Sinn.

Schnelle Hilfe – Projekt Housing
Dr. Sellitsch, Präsident des Wiener Landesverbandes, erzählt: „Der Einsatz in Sri Lanka war vor allem ein Wettlauf gegen die Zeit.“ Unmittelbar nach dem Tsunami sind es medizinische Versorgung und Trinkwasseraufbereitung, die schnell erfolgen müssen. Danach rückt ein anderes Ziel in den Mittelpunkt: Mitte Mai setzt in Sri Lanka Monsunregen ein. Präsident Sellitsch: „Für die obdachlos Gewordenen war es eine Überlebensfrage, dass flächendeckend Unterkünfte aufgebaut werden.“ Daher startet der Arbeiter-Samariter-Bund Österreich frühzeitig sein Projekt „Housing“.
Mitte Februar erfolgt die erste Grundsteinlegung. Mitte März sind 30 Häuser bezugsfertig. „Dank der schnellen Hilfe des Städtebundes“, so Sellitsch weiter, „die rasche Unterstützung hat uns hier sehr geholfen.“ Bereits vor Beginn des Monsuns können über 100 Familien in neue Häuser einziehen.

Prioritätenliste bei Häuser-Vergabe
Besonderes Augenmerk wird bei der Vergabe der Samariterhäuser auf die soziale Ausgewogenheit gelegt. In erster Linie werden die Häuser an besonders bedürftige Familien vermittelt. Alle Bauansuchen werden von zwei unabhängigen Stellen geprüft. Aufgrund des Prüfverfahrens wird eine Prioritätenliste erstellt.
Die zukünftigen HausbesitzerInnen werden von Beginn an beim Bau des Hauses mit einbezogen. Ihre Mitsprache soll die Identifikation mit dem neuen Heim fördern, das Entstehen monotoner Einheitssiedlungen verhindern.
In Zusammenarbeit mit lokalen Baufirmen werden massive Ziegelhäuser errichtet. Die Größe und Ausstattung der Häuser orientieren sich an ortsüblichen Verhältnissen. Das Standardhaus hat ca. 50 Quadratmeter, ein Ziegeldach und eine Veranda. Die Installationen für Elektrik und Wasser sind im Neubau inbegriffen. Das Massivhaus der österreichischen Samariter unterteilt sich in zwei Schlafräume, Wohnraum und Küche. Die Toilette ist hinter dem Haus platziert. Ist ein Fundament vorhanden, wird dieses von Mitarbeitern der Baufirma überprüft. Ist es tragfähig, kann das dadurch eingesparte Geld für weitere Ausstattung verwendet werden.

Partnerschaft als Prinzip
Die Grundsteinlegung der Häuser erfolgt im Beisein buddhistischer Mönche und regionaler Politiker. Dadurch kann den zukünftigen BewohnerInnen der Häuser und ihrer Religion Respekt erwiesen werden. So wird aus Hilfe Partnerschaft mit Rücksicht auf Kultur und Lebensweise der Tsunami-Opfer. Dieser Aspekt hat viel dazu beigetragen, dass die Hilfe vor Ort angenommen wird.
Ebenfalls vergrößert hat sich dadurch das Einsatzgebiet. Mittlerweile ist der ASBÖ in der gesamten Küstenregion südlich von Colombo aktiv. Insgesamt 316 neue Häuser konnten in Kosgoda, Ahungalla, Balapitiya, Madampegama, Kahawa, Kalupe, Totagamuwa, Mallawenna, Werrallana, Dodanduwa, Boosa, Gindota und Katugoda errichtet werden.
Die Bautätigkeit gibt einigen durch den Tsunami arbeitslos Gewordenen einen neuen Job. Dies stellt eine zusätzliche Förderung für die Region dar. Eine der wirtschaftlichen Folgen der Tsunami-Katastrophe für Sri Lanka ist die Schwächung des Wirtschaftszweiges Fremdenverkehr. Der ausbleibende Tourismus hat unzählige Jobs gekostet, viele haben ihre Existenzgrundlage verloren. Weitere wirtschaftliche Impulse hat die Anschaffung aller für den Bau notwendigen Materialien für die Region gebracht. Weiters konnten zahlreiche Arbeitsplätze durch den Betrieb von Ziegelmaschinen geschaffen werden.

Nachhaltige Hilfe
Das Housing-Projekt des ASBÖ hat viel dazu beigetragen, den Menschen in der Region wieder Mut zu machen. Viel Unterstützung konnte der ASBÖ zusätzlich liefern: Erste Unterstützung in der medizinischen Versorgung, auch von betroffenen Touristen, Wasseraufbereitungsanlagen wurden betrieben und Brunnen in Stand gesetzt. Spezielle Großraumzelte ermöglichten die teilweise Wiederaufnahme des Schulbetriebs.
Mit Spendengeldern österreichischer SchülerInnen wurde in Rathgama und Dodanduwa zur Sanierung von Schulen beigetragen. In Aluthwalla wurde die Errichtung eines Kindergartens teilfinanziert.
Neben der humanitären Hilfe sind es auch die wirtschaftlichen Impulse des Housing-Projekts, die das ihre dazu beitragen, damit sich die Menschen der Region von den Folgen des Tsunami erholen können. Ziel all dieser Bemühungen des ASBÖ war und ist nach wie vor, nachhaltige Hilfe für die Tsunami-Opfer Sri Lankas zu leisten.
Und noch ist viel zu tun: In Sri Lanka fehlen noch tausende Häuser.

Kontakt:
Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs
Landesverband Wien
Pillergasse 24, 1150 Wien
Tel.: +43(0)1/891 45-276
Fax: +43(0)1/891 45-99276
E-Mail: bernhard.litschauer-hofer@
samariterwien.at

Städtebund-Linktipp:
www.samariterbund.net

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