e5-Gemeinden lassen Worten Taten folgen

e5-Gemeinden lassen Worten Taten folgen

e5 ist ein Programm zur Qualifizierung und Auszeichnung von Gemeinden, die durch den effizienten Umgang mit Energie und der verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energieträgern einen Beitrag zu einer zukunftsverträglichen Entwicklung unserer Gesellschaft leisten wollen. Das Programm unterstützt Städte und Gemeinden bei einer langfristigen und umsetzungsorientierten Klimaschutzarbeit in den Bereichen Energie, Raumplanung und Mobilität. Derzeit wird e5 in den Bundesländern Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten sowie seit dem Jahreswechsel auch in der Steiermark angeboten.

e5-Gemeinden sind Teil einer Marke, die für vorbildliches Verhalten in allen Fragen der Energieeffizienz in Städten und Gemeinden steht.
Im Rahmen des e5-Programms wird bei den gemeindeeigenen Gebäuden und Anlagen zuerst die Energieeffizienz überprüft. Es folgt die Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen. Als nächstes werden durch die Vorbildwirkung sowie durch Informationen und Förderungen die Bewohner und die Betriebe dazu motiviert, ebenfalls auf nachhaltige und erneuerbare Energieformen umzustellen. Die Städte geben ihre Erfahrungen darüber hinaus an andere e5-Kommunen weiter, wodurch diese erfolgreiche Maßnahmen äußerst effektiv und effizient übernehmen können. Eine klassische Win-win-Situation für alle Beteiligten.

e5-Idee aus der Schweiz
Die Idee von e5, die ursprünglich aus der Schweiz stammt, übernahmen und adaptierten 1998 Vorarlberg, Tirol sowie Salzburg. 2004 wurde das Programm auf Kärnten und Ende 2005 schließlich auf die Steiermark ausgeweitet. Mehr als fünfzig Gemeinden partizipieren derzeit an dem freundschaftlichen Wettkampf unter dem Motto: Welche ist die energieeffizienteste Gemeinde Österreichs, und wie erfolgreich ist diese Kommune im internationalen Vergleich (Abb. 1)?
Die Antwort auf diese spannende Frage zelebriert jährlich eine e5-Gala, bei der die Gemeinden mit einem bis zu maximal fünf „e“ ausgezeichnet werden – vergleichbar mit den Hauben in Spitzenrestaurants. Zuvor erfolgt eine Prüfung durch eine externe Kommission, die anhand strenger Standards alle Aktivitäten auf Herz und Nieren überprüft und bewertet. Das Spektrum der möglichen Aktivitäten ist breit gefächert: Während Energieeinsparungen von kommunalen Anlagen wie Schulen und Schwimmbädern auf der Hand liegen und der Einsatz von erneuerbaren Energieträgern selbstverständlich wird, gibt es die Bereiche Mobilität und örtliche Raumplanung, bei denen Gemeinden durch nachhaltige Planungsmaßnahmen langfristig sehr viel Geld sparen können und wirksame Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele setzen. Das energiepolitische Profil – etwa jenes der Stadt Dornbirn (Abb. 2) – zeigt die sechs Handlungsfelder inkl. Bewertung auf.
Folgende herausragende Projekte realisierte die 45.000-Einwohner-Stadt Dornbirn im vergangenen Jahr:

- Umsetzung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements zur Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsformen für das Rathaus (Maßnahmen: Mitarbeitersensibilisierung und Vorträge, Dienstfahrräder, öffentliche Fahrradreparaturstelle);

- Aktualisierung des Verkehrskonzepts der Stadt;

- schrittweise Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf gelbes, energiesparendes Licht;

- Neubau der Messesporthalle nach dem Ökoleitfaden Bau (baubiologisches und energetisches Musterprojekt);

- mustergültige energetische Sanierung der Hauptschule Markt;

- Energiebuchhaltung für alle gemeindeeigenen Gebäude und Erstellung eines jährlichen Energieberichts;

- Ausarbeitung energetischer Zielvorgaben für die Sanierung und den Neubau aller gemeindeeigenen Gebäude.

Die Kernelemente von e5
Städte, die am e5-Programm teilnehmen, analysieren ihre Aktivitäten, suchen nach Einsparungspotenzialen im Energiebereich und setzen Verbesserungsmaßnahmen gezielt mit professioneller Hilfe um. Das Ergebnis – Einsparungen im Energiebereich – freut einerseits die Umwelt, andererseits das Budget der Städte. Im Mittelpunkt steht das e5-Energieteam, das sich aus Mitgliedern von Gemeindepolitik, Verwaltung und oft auch aus engagierten Gemeindebewohnern zusammensetzt. Ausgebildete Energieberater unterstützen beim Aufbau des Teams und begleiten es in der Folge bei Planung, politischem Beschluss und Umsetzung der kommunalen Projekte.
Im Jahresrhythmus wird Bilanz über die Programmarbeit gezogen, das Vorjahr auf die erreichten Ziele überprüft und ein Arbeitsprogramm für das folgende Jahr erstellt. Unterstützt werden die Aktivitäten im Energiebereich durch den e5-Zertifizierungsprozess.
In Anlehnung an Zertifizierungsprozesse für Spitzenbetriebe aus der Wirtschaft werden die e5-Gemeinden mindestens alle drei Jahre durch eine unabhängige Kommission überprüft, die Stärken sowie Verbesserungspotenziale identifiziert und entsprechend der erbrachten Leistungen Auszeichnungen zwischen einem und fünf „e“ vergibt (Abb. 3).
Zur weiteren Qualifizierung der Akteure in den Kommunen bietet das e5 Beratungstätigkeiten für alle Fachfragen, Weiterbildungsmöglichkeiten für Energieteammitglieder sowie für spezielle Personengruppen wie Schulwarte, Treffen mit anderen e5-Energieteams zum Erfahrungsaustausch, Arbeitsbehelfe und Leitfäden an.

„Vorbild für unsere Bürger sein“
Nach der erfolgreichen Umsetzung von Maßnahmen im gemeindeeigenen Bereich ist es notwendig, die Bürger dazu zu motivieren, ähnliche Schritte in ihrem privaten Umfeld zu setzen. Die Gemeinde nimmt bei ihren Bewohnern eine Vorbildfunktion ein, die diese zu einem energiesparenden Verhalten und zum verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energieträgern anregen soll. Beim „Tag der offenen Kellertüre“ in Vorarlberg gewähren beispielsweise Hausherren Zugang zu ihrem neuesten Heizkessel und informieren über ihre individuellen Erfahrungen mit der neuen Anlage. Eine Information vom Hausherrn bzw. Kunden zum potenziellen Kunden ist glaubwürdig. Sie bildet eine wesentliche Entscheidungshilfe, wenn eine neue Heizform zur Diskussion steht. Veranstaltungen und Aktionen wie der autofreie Tag am 22. September, Biomasse-Hausmessen, Solaraktionen und ähnliche Aktivitäten sollen Anstöße zu einem klimafreundlichen Verhalten breiter Bevölkerungskreise liefern. Kostenlose Energieberatungen der e5-Landesträger ergänzen das Angebot.

e5 auf nationaler und internationaler Ebene
Um weiteren Bundesländern die Möglichkeit zu geben, dieses sehr kosteneffiziente und erfolgreiche Programm seinen Städten und Gemeinden anzubieten, wurde ein österreichischer Dachverband gegründet. Die nationale Koordinationsstelle von e5 in Österreich ist die Österreichische Energieagentur. e5 ist ein Programm von klima:aktiv, der Klimaschutzinitiative des Lebensministeriums.
Die Erfolge des Jahres 2005 können sich sehen lassen (Abb. 4): e5 wurde auf weitere zehn Gemeinden ausgeweitet. Außerdem konnten sich die teilnehmenden Gemeinden durch eine Vielzahl an Aktivitäten höher qualifizieren.
Da Kommunen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit diesem Programm seit einigen Jahren reüssieren, konnten auf europäischer Ebene Partner gefunden werden, die das Programm für Städte und Gemeinden in Frankreich, Liechtenstein, Litauen, Italien, Irland, Polen, Slowakei, im Baskenland und ab 2006 auch in Tschechien und Holland unter der Marke „European EnergyAward“ anbieten.

Zwei Paradebeispiele von e5-Städten
St. Johann im Pongau plant die Umstellung des bestehenden Fernwärmenetzes eines privaten Betreibers von Gas auf Biomasse. Im Zuge des Biomasseprojektes in Bischofshofen wurden die Chancen eines Wärmeverbunds beider Städte untersucht. Die neuesten Erkenntnisse sprechen für den Bau dieser Wärmeschiene von St. Johann nach Bischofshofen. Eine regionale Genossenschaft wurde gegründet. Das bislang positive Echo zu diesem Projekt weckte das Interesse von Nachbargemeinden, z. B. Schwarzach. Im Zuge der Umsetzung 2006 können folgende Erfolge verbucht werden:

- Über 400 Wohnungen werden von Fernwärme mit Gas auf Biomasse umgestellt,

- die Heizkosten werden sich für diese Konsumenten reduzieren,

- fast alle Gemeindegebäude werden an das Fernwärmenetz angeschlossen, und

- das Fernwärmenetz wird ausgebaut.

„eeee“-Gemeinde Wolfurt
Die Marktgemeinde Wolfurt in Vorarlberg wurde 2005 mit „eeee“ ausgezeichnet. Zu den aus der Vielzahl der gesetzten Maßnahmen herausragenden Projekten zählten:

- die Hauptschulsanierung auf Niedrigenergiestandard mit Energiekriterien als Wettbewerbsgrundlage inklusive einer eigenen energietechnischen Vorprüfung der Wettbewerbsbeiträge,

- ein breit angelegtes Mobilitätsprojekt namens „plan b“ mit verschiedenen Aktionen in Schulen, Betrieben zur Förderung der nachhaltigen Mobilität inklusive Öffentlichkeitsarbeit sowie

- die Errichtung einer Biomasse-Nahwärmeversorgungsanlage für nahezu alle Gemeindeobjekte.

Das intensive Engagement der e5-Energieteams gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen beweist, dass eine Reduktion der Treibhausgase, insbesondere der CO2-Emissionen, möglich sind.
Weiterführende Informationen zu e5:

Österreichische Energieagentur
Dipl.-Ing. Irene Rubitzki
Programmleiterin von e5 in Österreich
Otto-Bauer-Gasse 6, 1060 Wien
Tel.: +43(0)1/568 15 24-19
E-Mail: irene.rubitzki@energyagency.at

Städtebund-Linktipps:
www.e5-gemeinden.at
www.klimaaktiv.at
www.energyagency.at

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