Kinderbetreuung und Jugendbeteiligung in Bregenz

Kinderbetreuung und Jugendbeteiligung in Bregenz

In der Vorarlberger Landeshauptstadt Bregenz leben rund 28.000 Einwohner. Davon sind rund 4180 Kinder (von 0 bis 14 Jahren) und rund 1570 Jugendliche (14 bis 18 Jahren). Eines ist sicher: Wer in Kinder(betreuung), Familien und Jugend investiert, sichert die Zukunft. Das Beispiel Bregenz zeigt: Österreichs Kommunen leisten dazu einen großen Beitrag.

Kinderbetreuung vom 6. Lebensmonat bis zum 14 Lebensjahr ist seit einiger Zeit ein ausgesprochener Schwerpunkt kommunalen Handelns in Bregenz. In den letzten Jahren ist gleichzeitig die Kinderbetreuung (Pflichtschüler) und Jugendbeteiligung stark ausgebaut worden und hat einen hohen Standard erreicht. In Vorarlberg ist die Kinder- und Jugendbetreuung durch die Kommunen bedarfsgerecht ausgebaut worden, dennoch gibt es von Gemeinde zu Gemeinde relativ große Unterschiede, da in einigen Gemeinden das Denken an den Gemeindegrenzen endet und die eigenen finanziellen Ressourcen begrenzt sind. Angesichts des Bedarfes wäre die Errichtung von gemeindeübergreifenden Kinderbetreuungseinrichtungen (Kindergärten und außerschulische Schülerbetreuungen) durchaus überlegenswert. Es gibt jedoch – über das gesamte Bundesland verteilt – auch sehr innovative Kinderbetreuungseinrichtungen (z. B. Prisma, Betriebskindergärten, Montessori- und Waldorf-Pädagogik, Englischer Kindergarten usw.), die auf die Bedürfnisse und Wünsche der Eltern Rücksicht nehmen.

Kinderbetreuung stärkt soziale Kompetenzen
Eine landesweite Kampagne, „Kinder in die Mitte“, und der Family-point (Beratungs- und Unterstützungsstelle) des Landes Vorarlberg unterstützen Städte und Gemeinden bei der Planung und Umsetzung bedarfsgerechter Kinderbetreuungen. Dies auch deshalb, da es derzeit in den Kommunen „state of the art“ ist, den Anforderungen und Begehrlichkeiten der Eltern betreffend Kinder und Schülerbetreuung weitestgehend zu entsprechen. Kinderbetreuung unterstützt Kinder in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und hilft ihnen die eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu erfahren und auszuloten. Dabei soll auch die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder gefördert werden. Die Kinderbetreuungen stellen eine ergänzende Leistung und Hilfestellung zur Unterstützung der Eltern bei der Kindererziehung dar. Zusätzlich werden vom Land Vorarlberg Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen für Familien, wie der Familienzuschuss, eine Ehe-, Partner- und Lebensberatung, die Männerberatung, Erziehungs- und Jugendberatung, der Familienpass oder Familienurlaub/Familienwochen angeboten. Dies alles läuft unter dem Titel „Familie macht mehr aus dir“.

Über Zukunftsmodelle für Kinderbetreuung nachdenken
Grundsätzlich gilt es den derzeitigen Status zu überprüfen und für die Zukunft Überlegungen anzustellen, ob es wirklich die beste Lösung ist, zahlreiche Kinder und Schülerbetreuungen anzubieten und damit natürlich auch Aufgaben von Eltern durch die öffentliche Hand zu übernehmen. Langfristig wird es sinnvoller sein, neben den Kinderbetreuungen zusätzlich Modelle und Maßnahmen zu entwickeln, durch die man die Familienkompetenz (Lebensgestaltung, Erziehungskompetenz, Partnerschaftskompetenz, Finanzplanung in der Familie, Vermittlung von Gesellschaftsregeln und Normen an die Kinder, Vorsorge für die Grundbedürfnisse der Kinder zu treffen etc.) der Eltern unterstützt, stärkt und fördert und so Arbeit (vor allem für Frauen) und Familie (in jedweder Form) von den Betroffenen vereinbart werden können. Es stellt sich auch die Frage, ob eine Fremdbetreuung eines Säuglings ab 0,5 Jahren sinnvoll ist. In der Zukunft wird sich auch die Frage stellen, ob ein weiterer Ausbau von Kinderbetreuungen fachlich sinnvoll sowie personell und finanziell leistbar ist (erarbeitete Finanzen werden durch Betreuungskosten zur Gänze aufgebraucht).

Differenziertes Betreuungsangebot in Bregenz
Speziell in Bregenz gibt es von der Geburtsvorbereitung, der Familienhelferinnenbetreuung, der Elternberatung, dem Babysitting, der Spielgruppenbetreuung, der Kleinkinderbetreuung, dem Eltern- Kind-Zentrum, den Tagesmüttern, den Kindergärten mit allen anerkannten alternativen Pädagogiken, der Tagesheimstätte, der Kinderbetreuung West und den außerschulischen Betreuungen in nahezu allen Pflichtschulen ein altersgerechtes und sehr breites, bedarfsgerechtes und differenziertes Angebot von Betreuungen für Kinder und deren Eltern auf hohem Niveau.
Zusätzlich wird bei Bedarf und Notwendigkeit der ambulante Familiendienst angeboten. Außerhalb der stationären Betreuung gibt es in Bregenz das Projekt „Welt der Kinder“ – Plattform für eine kindergerechte Gesellschaft – und das Kinderparlament mit zahlreichen Kinderbeteiligungsaktivitäten und Maßnahmen. Auch der städtische „Arbeitskreis kinderfreundliche Stadt“ veranstaltet zahlreiche Aktivitäten, wie Vereine schnuppern, Kürbis schnitzen, Oberstadt-Bummel, Sicherheitstag und Familientreff u. a., wo Kinder und Eltern sich beteiligen können und in den Bereichen Information, Bewegung, Pädagogik und Familienkompetenz gefördert werden. In den Elternberatungen, welche kostenlos angeboten werden, werden die Säuglinge gemessen, gewogen und die Entwicklung kontrolliert. Die Eltern werden über Stillen, richtige Ernährung sowie zu allgemeinen medizinischen Themen und Zahnhygiene beraten. Im Jahr 2005 fanden in Bregenz rund 1.520 Beratungen statt.

Spielgruppenbetreuung – Soziales Lernen
Die Spielgruppenbetreuung (0,5 bis 1,5 Jahre) wird in erster Linie von privaten Vereinen und Organisationen angeboten. Im Vordergrund steht hier das Spielen und das soziale Lernen der betreuten Kinder, die häufig in Kleinfamilien aufwachsen und deren Eltern Entlastung wie Förderung wünschen. Für die Betreiber gibt es von der Stadt Bregenz eine finanzielle Förderung. Es gab in Bregenz 7 Gruppen, in denen 71 Kinder im Jahr 2005 betreut wurden.
Es gab 2005 in Bregenz 7 Kleinkinderbetreuungsgruppen, die von privaten Organisationen geführt wurden. Hier werden Kinder von 1,5 Jahren bis zum 4.Lebensjahr betreut und gefördert. Die Stadt Bregenz förderte 50% der gesamten Personalkosten, entsprechend den geltenden Förderrichtlinien. In den 7 Kleinkinderbetreuungsgruppen wurden 51 Kinder betreut. Die Tagesmütter, welche von der Stadt mitfinanziert werden, betreuten 62 Kinder im Jahr 2005. Meistens waren dies Einzelbetreuungen.
Vom Babysitter-Dienst wurden 2005 bei 1119 Familien 38.874 Betreuungsstunden geleistet und von der Stadt Bregenz mitfinanziert. Das Eltern-Kind-Zentrum dient zum Informationsaustausch (u. a. in Form von Vorträgen für Eltern, während die Kinder betreut werden).

Umfassendes Angebot an Kindergärtenplätzen
Im Jahr 2005 wurden in den 4 privaten Kindergärten (Kindergarten Kolumban, Montessori-Kindergarten, Waldorf-Kindergarten und Englischer Kindergarten) 101 Kinder pädagogisch betreut. In diesen Kindergärten werden die Kinder entsprechend der jeweiligen Pädagogik betreut und gefördert. In den privaten Kindergärten werden die gesamten Personalkosten zu je 50% von der Stadt Bregenz und vom Land Vorarlberg, entsprechend den Förderrichtlinien, übernommen. In den 8 städtischen Kindergärten betreuten 2005 die Kindergartenpädagoginnen 560 Kinder. Dabei wurden von der Stadt Bregenz zusätzlich zum vorgesehenen Gruppenpersonal eine mobile Sonderkindergartenpädagogin, eine mobile Sprachheiltherapeutin und eine mobile Kindergartenpädagogin für Sprachförderung, die abwechselnd in den verschiedenen städtischen Kindergärten professionell arbeiteten, eingesetzt.
In den Stadtkindergärten werden Projekte wie „Gesunde Jause“, „Bewegung für Kinder“ u. v. m. durchgeführt.

Mit Zusatzangeboten auf Migrationshintergrund eingehen
Diese Zusatzangebote der Stadt Bregenz sind gerechtfertigt, da in den städtischen Kindergärten der Anteil der Kinder mit migrantischen Hintergrund bei 20% (in einzelnen Kindergärten bis 43%) lag. Mit diesem Angebot konnten auch 2005 wieder alle Anforderungen und Wünsche der Eltern erfüllt werden und für jedes Kind konnte ein adäquater Betreuungsplatz angeboten werden. Speziell die zwei neuen Zusatzaufgaben in der Kindergartenbetreuung, Sprachstandsfeststellung und Kindergartenuntersuchung Neu, sind eine deutliche Mehrbelastung für die Kindergartenpädagoginnen. Im Jahr 2005 wurde gemeinsam mit den VerwaltungsmitarbeiterInnen, den KindergartenleiterInnen und einem externen Coach ein neues Kindergartenentwicklungskonzept erarbeitet und abgeschlossen. Durch all die Zusatzmaßnahmen gibt es einen hohen Betreuungsstandard und eine große Zufriedenheit bei den Kindern und Eltern. Im Sommerkindergarten (in den großen Sommerferien) wurden 77 Kinder betreut. An Samstagen gibt es die Kinderbetreuung für Eltern, die ohne Kinder einkaufen möchten.

„Mittagstisch“ mit Mittagsbetreuung an Pflichtschulen
In der städtischen Tagesheimstätte wurden im Jahr 2005 von den ErzieherInnen 53 Schüler betreut. Hier liegt der Schwerpunkt beim Hausaufgaben erledigen, Freizeitgestaltung und pädagogischer Betreuung der Kinder. Mit Ausnahme von einer Volksschule (die Kinder können in die Tagesheimstätte) wird an allen Pflichtschulen, wo die Stadt Bregenz Schulerhalter ist, ein Mittagstisch mit Mittagsbetreuung und/oder eine Nachmittagsbetreuung angeboten. An diesem Angebot nehmen zahlreiche Schüler teil.
Jugendbeteiligung heißt, die Betroffenen (Jugendlichen) beteiligen – und nicht, die Beteiligten betroffen machen.
Die außerschulische Jugendbeteiligung wird von der Dienststelle Jugendservice organisiert. Neben administrativen Aufgaben werden hier Projekte und Aktivitäten erarbeitet, koordiniert und umgesetzt. Die zuständige Politik wie auch die Verwaltung sehen in der Jugendbeteiligung den zukünftigen Weg, die Jugendlichen aus der Konsumhaltung herauszuholen, sie am gesellschaftlichen Leben und der Gesellschaftsentwicklung als gleichwertige Bürger teilhaben zu lassen. Bei den Klassensprechertreffen wurden zahlreiche Ideen eingebracht, weiterbearbeitet und nun schon teilweise umgesetzt (Vereinetreffen, Jugendcafé, Jugendräume, Rodeln für einen guten Zweck, Social-competence- Vortragsreihe u. v. a. m.). Sehr erfolgreich läuft das Projekt „Break – Jugendliche durchbrechen soziale Grenzen“. Dabei engagieren sich Jugendliche freiwillig in sozialen Einrichtungen, wie Altersheime, Kindergärten, Jugendgästehaus, Rotes Kreuz u. a., in ihrer Freizeit. In einem Jahr konnten rund 400 Jugendliche gewonnen werden, bei diesem Projekt mitzumachen. Für die geleisteten Einsatzstunden erhalten die Jugendlichen Punkte, mit denen sie sich Anerkennungspreise erwerben.

Lebenswerte jugend- und kindergerechte Stadt
Es gibt in Bregenz drei Jugendhäuser, eines davon als geschlechtsspezifisch geführtes Mädchenzentrum, in denen Jugendbeteiligung in Form von Beteiligungsprojekten und Aktivitäten (Musik, Kunstprojekte, Integrationsprojekte, geschlechterbezogene Projekte u. v. a. m.) gelebt wird. Die beschriebenen Handlungsfelder im Kinder- und Jugendbereich in Bregenz sind ähnliche wie in anderen Vorarlberger Gemeinden. Mehrere Kommunen betreiben gemeindespezifische Projekte und/ oder Modelle. Die Stadt Bregenz strengt sich jedoch besonders an, um zeitgerechte und zukunftsweisende Wege zu beschreiten, um Kindern, Jugendlichen und Eltern eine lebenswerte offene Stadt zu bieten, und versucht diese zu aktivieren und in die Zukunftsgestaltung einzubeziehen.
Neben dem Bürgermeister ist für den Bereich Kinder und Familie StR Michael Rauth, für den Bereich Jugend StR Klaus Kübler und als Verwaltungsleiter Michael Stockreiter zuständig.

OEGZ

ÖGZ Download