Die Pflege der Zukunft: mobil, individuell, innovativ

Die Pflege der Zukunft: mobil, individuell, innovativ

Die Menschen werden immer älter – und das ist gut so! Dieser Umstand stellt allerdings Gesellschaft und Politik vor große Herausforderungen. Die Stadt Wien reagiert auf die Altersentwicklung der Bevölkerung: das Pflegeangebot wird ausgebaut und fit für die Zukunft gemacht.

Die Zahl älterer Menschen in Wien nimmt dank gestiegener und weiter steigender Lebenserwartung kontinuierlich zu. Im Jahr 2030 werden fast eine halbe Million Wienerinnen und Wiener über 60 Jahre alt sein. „Ziel ist es, unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger dabei zu unterstützen, möglichst lange in ihrer gewohnten Wohnumgebung leben zu können. Darüber hinaus wollen wir damit pflegende Angehörige entlasten“, beschreibt Gesundheits- und Sozialstadträtin Renate Brauner den Ansatz der Wiener Pflegepolitik. Dafür setzt die Stadt Wien auf innovative Leistungen, die eine differenzierte und individuelle Betreuung gewährleisten. Dieses umfassende Angebot wird vom Fonds Soziales Wien (FSW) bzw. von dessen Kooperationspartnern bereitgestellt. Die Finanzierung der sozialen Dienstleistungen in der Bundeshauptstadt wurde 2005 mit einem Leistungsförderungsaufwand von rund 600 Millionen Euro sichergestellt. Davon flossen allein in den Bereich Pflege 465 Millionen Euro. Neben der finanziellen Förderung ist vor allem die Vermittlung der Leistungen eine der wesentlichen Kernaufgaben des FSW. Unter dem Begriff „Case Management“ bietet der FSW den Bürgerinnen und Bürgern Unterstützung und Entscheidungshilfen hinsichtlich des passenden Angebotes. Diese Aufgabe wird in den zentralen Servicestellen sowie in den acht regionalen Gesundheits- und Sozialzentren wahrgenommen. Wie lauten nun die Eckpfeiler des selbst erbrachten bzw. geförderten Leistungsangebotes?

Die Eckpfeiler der Pflege
Das geriatrische Versorgungssystem der Stadt Wien basiert auf einem Ineinandergreifen einer Vielzahl von Maßnahmen – von der Pflege zuhause über geriatrische Tageszentren bis zur stationären Pflege.
Die drei Eckpfeiler des Pflegeangebotes des FSW sind Ambulante Dienste, Gesundheits- und Sozialzentren sowie Tageszentren für Senioren. Diese Leistungen sind eine immer mehr an Bedeutung gewinnende Ergänzung zur stationären geriatrischen Versorgung, die vom Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) in den Pflegeheimen und Sozialmedizinischen Zentren bereitgestellt wird. Geriatrie meint stationäre hochwertige medizinische Betreuung. Die Zielgruppe des FSW sind ältere Bürgerinnen und Bürger, für die ein solcher stationärer Aufenthalt nicht erforderlich ist. Damit bildet die Stadt Wien – gemeinsam mit zahlreichen anderen privaten Anbietern und Organisationen – ein Pflegenetzwerk, auf das sich alle Wienerinnen und Wiener verlassen können.

Mobile Dienste
Zu mobilen Diensten gehören u. a. medizinische Hauskrankenpflege, Hauskrankenpflege inkl. Pflegehelferinnen und Pflegehelfer, mobile Ergotherapie und Soziale Dienste wie Heimhilfe, Essen auf Rädern, Reinigungsdienst oder Wäschepflegedienst. Im Rahmen der Hauskrankenpflege betreuen diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen und Pflegehelferinnen und Pflegehelfer kranke und behinderte Menschen jeden Alters in deren eigenen vier Wänden. Die Leistungen umfassen zum Beispiel Wundversorgung, Verabreichung von Injektionen, Sondenernährung, Durchführung von Grundtechniken der Pflege und der Mobilisation sowie Beratung und Anleitung von KlientInnen, Angehörigen und HelferInnen.
Die mobile Ergotherapie unterstützt die Betroffenen beim Selbsthilfetraining (An- und Ausziehen, Körperpflege etc.), beim Funktionstraining (Übungen nach einem Schlaganfall) und beim neuropsychologischen Training (Orientierung, Gedächtnis, Konzentration). Diese Arbeit leisten diplomierte Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten.
Soziale Dienste können vorübergehend oder dauerhaft in Anspruch genommen werden. Die Durchführung der Dienste erfolgt durch private Organisationen. Bei der Heimhilfe unterstützt eine ausgebildete Heimhelferin oder ein ausgebildeter Heimhelfer die Klientin oder den Klienten bei der täglichen Lebensführung, sorgt für die Aufrechterhaltung des Haushalts, hilft bei der Körperpflege und bietet Betreuung im Krankheitsfall.
Ein weiterer Sozialer Dienst ist Essen auf Rädern. Diese Dienstleistung liefert Essen nach Hause und ist damit eine große Entlastung für viele Menschen. Den Klientinnen und Klienten stehen verschiedene Menüs zur Auswahl. Ergänzende Dienste sind Besuchsdienst, Reinigungsdienst und Wäschepflegedienst.

Gesundheits- und Sozialzentren
Um Betroffenen und Angehörigen den Zugang zu den zahlreichen ambulanten und stationären Angeboten rund um Pflege und Betreuung zu erleichtern, werden derzeit insgesamt acht regionale Gesundheits- und Sozialzentren geführt. Dort bieten diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, diplomierte Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Seniorenberaterinnen und Seniorenberater und diplomierte Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten Beratung und Service und vermitteln bzw. organisieren – je nach individueller Bedarfslage – eigene Leistungen oder Angebote von Vertrags- und Kooperationspartnern.

Tageszentren für Senioren
In Wien gibt es 14 geriatrische Tageszentren, die von der Stadt Wien, Caritas der Erzdiözese Wien, Caritas Socialis (CS), Israelitische Kultusgemeinde, Wiener Hilfswerk und Wiener Sozialdienste angeboten werden. Zusätzlich gibt es je ein spezielles Tageszentrum für an Alzheimer bzw. Multipler Sklerose Erkrankte. Insgesamt werden dort monatlich rund 1000 KlientInnen betreut, pro Tag stehen in Wien 700 Betreuungsplätze zur Verfügung. Die Stadt Wien hat im Jahr 2004 für sämtliche Leistungen aller Tageszentren rund 8,3 Millionen Euro aufgewendet. Sieben der geriatrischen Zentren werden vom FSW betrieben und bieten vielfältige Möglichkeiten, den Tag zu gestalten. Das Angebot reicht von gemeinsamen Mahlzeiten über therapeutische Übungen bis hin zu Bastel- und Musikkursen. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern können Klientinnen und Klienten auch ihre Wäsche waschen oder erhalten Unterstützung bei der Körperpflege. Ausflüge und Feste stehen ebenso auf dem Programm.

Jährlich 4,5 Millionen Betreuungsstunden
Mit allen diesen Leistungen stellt der FSW sicher, dass pro Jahr 23.000 Menschen in dieser Stadt Pflege und Betreuung daheim erhalten, und zwar im Ausmaß von 4,5 Millionen Betreuungsstunden. Rund 4500 pflegebedürftige Personen erhalten anstelle eines Krankenhausaufenthaltes insgesamt 190.000 Betreuungsstunden im Rahmen der medizinischen Hauskrankenpflege. In den regionalen Gesundheits- und Sozialzentren werden rund 11.000 Anträge pro Jahr bearbeitet, d. h. die Betroffenen bekommen einen raschen und einfachen Zugang zu sozialen Diensten vermittelt. Heimhilfe wird im Ausmaß von 3,6 Millionen Stunden erbracht, beim Besuchsdienst sind es 145.000, beim Reinigungsdienst 47.000 und beim Wäschepflegedienst 7.200 Stunden Arbeit. Essen auf Rädern hat mehr als 1,2 Millionen Essen zugestellt. Die Wiener Tageszentren für Senioren verzeichnen ca. 120.000 Verpflegstage.

Ausbau des Pflegenetzwerks
Im stationären Bereich werden die bestehenden großen geriatrischen Einrichtungen sukzessive verkleinert und familiärer gestaltet. In den kommenden vier Jahren werden insgesamt 120 Millionen Euro in strukturverbessernde Maßnahmen investiert, wie z. B. maximal 4-Bett-Zimmer, wohnliche Atmosphäre, Sozialräume etc. Neu gebaut wird das Geriatriezentrum Liesing. Der Neubau mit „Hotelkomfort“ wird über etwa 300 Plätze verfügen. Es werden ausschließlich Ein- und Zweibettzimmer eingerichtet. Jedes Zimmer wird über einen eigenen barrierefrei zugänglichen Balkon verfügen.
Mobil, individuell und innovativ – diese Attribute charakterisieren das für die Zukunft notwendige Pflegeangebot sehr genau. Dadurch, dass die Menschen erfreulicherweise immer älter werden, werden aber auch die Anforderungen an die Pflege immer anspruchsvoller. Daher sind zunehmend Politik und Gesellschaft gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen für die Pflege älterer Menschen außerhalb der Familienstruktur zu schaffen. Das Wiener Pflegenetzwerk ist so ausgelegt, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten für die Betreuung älterer Menschen gibt. Es geht darum, zusätzlich zur medizinischen Langzeitpflege maßgeschneiderte – d. h. an den individuellen Bedürfnissen ausgerichtete – Serviceleistungen zur Verfügung zu stellen, die ambulant erbracht werden können. Aus diesem Grund wurde und wird das Angebot des FSW und seiner Partnerorganisationen im Bereich der ambulanten Dienste, der Tageszentren und der Sozialen Dienste erweitert. In Simmering wird ein neues Tageszentrum gebaut werden; das Geriatriezentrum Liesing wird mit angeschlossenem Tageszentrum entstehen. Die Leistungsstunden des FSW im Bereich der mobilen Dienste wurden und werden stark ausgebaut. Darüber hinaus wird sowohl in der stationären als auch in der mobilen Betreuung die Zusammenarbeit mit privaten Kooperationspartnern verstärkt.
Die Sozialstadt Wien wird – trotz der schwierigen Rahmenbedingungen durch den teuren medizinischen Fortschritt und die demografische Entwicklung – diese qualitativ hochwertige Versorgung auch in Zukunft gewährleisten und sogar noch verbessern.

Städtebund-Linktipp:
www.wien.gv.at

OEGZ

ÖGZ Download