Pflege – hoffentlich mehr als ein Sommerthema

Pflege – hoffentlich mehr als ein Sommerthema

Mitten im Sommer ist aufgrund der Meldung, dass in Österreich geschätzte 40.000 illegal pflegende Ausländer tätig sind, eine Debatte ausgebrochen, die seriöse Untersuchungen über die Entwicklung des Pflegebedarfs oder überhaupt die Auswirkungen einer deutlich älter werdenden Gesellschaft nicht annähernd auslösen konnten.

 

Politik wird von der Realität eingeholt
Die Vielzahl der eingebrachten Vorschläge zeigt zunächst nicht nur die Komplexität der neuen Situation, sondern gleichzeitig auch eine gewisse Politikabstinenz auf der Bundesebene, die das Pflegethema nur allzu gerne den Ländern und Gemeinden überlassen hat.

Städtetag 2006 hat wichtige Grundlagen geschaffen
Der diesjährige Städtetag hat sich bereits eingehend mit der Frage der älter werdenden Gesellschaft befasst und von einer künftigen Bundesregierung zielgerichtete Maßnahmen verlangt. Alle Unterlagen finden Sie auf www.staedtetag.at.
Derzeit werden in Österreich in Heimen rund 50.000 Menschen gepflegt. Darüber hinaus gibt es etwa 20.000 Seniorenwohnplätze. Der Großteil der Pflege erfolgt aber durch Familienangehörige bzw. Bekannte oder Freunde.

Familiäre Pflege dominiert
Rund 450.000 Menschen über 75 Jahre werden in irgendeiner Form von Familienangehörigen oder Nachbarn/Bekannten betreut/gepflegt. Das Ausmaß der Betreuung reicht von 5 bis 15 Stunden pro Woche (46% der betreuenden Personen) bis zu ganztägiger Betreuung (über 15 Stunden pro Tag; rund 25% der betreuenden Personen).

Stationäre Pflege ist städtisch
In den Städten mit über 10.000 Einwohnern leben rund 23% (inkl. Wien 42%) der österreichischen Bevölkerung. Dort befinden sich auch 30% (inkl. Wien 58%) der Pflegeplätze. Die umfassende stationäre Pflege ist daher ein städtisches Charakteristikum.

Verdoppelung des Pflegebedarfs bis 2030 zu erwarten
Die Abschätzung des künftigen Pflegebedarfs ist schwierig. Neue Krankheitsbilder im Alter verändern die notwendigen Leistungen genauso wie zusätzliche Standards für die Unterbringung und den Personaleinsatz. Eines ist aber klar: Allein aufgrund der Alterspyramide wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen in der nächsten Zeit massiv erhöhen. So wird etwa die Zahl der über 85-Jährigen von derzeit 133.000 bis zum Jahr 2030 auf knapp 300.000 ansteigen und sich damit mehr als verdoppeln.

Schwerpunkt mobile Pflege
Die Städte werden zweifellos weiterhin kreative Lösungen in der gesamten Betreuungs- und Pflegekette – beginnend von der Unterstützung von Maßnahmen für das „aktive Altern“ über den Ausbau der mobilen Dienste und Tagesheimzentren bis zu betreutem Wohnen und Pflegeplätzen – entwickeln müssen. Die Finanzknappheit wird eine Konzentration auf den Ausbau der kostengünstigeren mobilen Pflege bewirken. Glücklicherweise wünschen sich dies auch die Betroffenen.
Parallel dazu müssen alle Initiativen unterstützt werden, die die Pflege durch Familienangehörige oder durch Verwandte unterstützen.

Problem Leistbarkeit
Problematisch wird sein, dass die Zahl der Selbstzahlenden für Pflegeleistungen aufgrund der geringeren Pensionen absinken wird und die betreuten Menschen noch stärker als heute auf die Leistungen der öffentlichen Hand angewiesen sein werden. Die schon bisher stark angestiegenen Kosten im Sozialbereich werden somit in Zukunft aus mehreren Gründen einen noch höheren Anteil in den kommunalen Budgets ausmachen.

OEGZ

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