Steirische Städte optimieren schulische Kinderbetreuung

Steirische Städte optimieren schulische Kinderbetreuung

Wie in der Nummer 11/2006 der ÖGZ bereits berichtet, haben sich elf steirische Städte zu einem interkommunalen Kennzahlenvergleich in zwei zentralen Handlungsfeldern zusammengeschlossen. Im Themenfeld Schulen mit Volksschulen, Hauptschulen, Polytechnische Schulen und der Nachmittagsbetreuung wurden die Dimensionen „Erfüllung des spezifischen Leistungsauftrages“, „Wirtschaftlichkeit“, „Mitarbeiterorientierung“ und „Struktur- und Prozessqualität“ verglichen und analysiert.

 

Schulen
Das Themenfeld Schulen wurde nach den einzelnen Schultypen, jedoch nach einem einheitlichen Schema, analysiert und auf Basis der oben angeführten Dimensionen verglichen.

Erfüllung des spezifischen Leistungsauftrages
Die Auslastung der Infrastruktur zeigt, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler je Klasse
- in den Volksschulen zwischen 16 und 25,
- in den Hauptschulen zwischen 22 und 27 sowie
- in den Polytechnischen Schulen zwischen 21 und 27 liegt.

Dies bedeutet, dass eine der Gemeinden um ein Drittel Klassen weniger benötigt, um die gleiche Anzahl an Schülerinnen und Schüler zu unterrichten.
Die Zahl der Klassen je Gebäude ist ein Indikator für die Struktur der Standorte und hat damit auch Auswirkungen auf die Betriebskosten (z. B. Schulwarte, Reinigung). Hier schwanken die Werte folgendermaßen:
- Volksschulen: 5 bis 12, Median 8
- Hauptschulen: 7 bis 18, Median 12
- Polytechnische Schulen: 2 bis 9, Median 4

Wirtschaftlichkeit
Die Wirtschaftlichkeit wird im Wesentlichen durch die Betriebskosten, die Organisation der Reinigung sowie die Ausstattung mit Schulwarten bzw. deren Aufgabenprofil beeinflusst.
Die Flächen in den Schulen haben Auswirkungen auf die Reinigung und die laufenden Betriebskosten wie Heizung und Strom. Dabei zeigt der Indikator „Schülerinnen und Schüler pro m2 Nutzfläche“, dass die Minimalanzahl an Schülerinnen und Schüler pro m2 in allen drei Schultypen (Volks-, Haupt- und Polytechnischen Schulen) bei fünf liegt, die Maximalzahl jedoch bei Volksschulen bei 16, bei Hauptschulen bei 11 und bei Polytechnischen Schulen gar bei 32 liegt. Ein Erklärungsgrund dafür ist, dass die Hauptschulen insbesondere in den Städten und Ballungszentren die rückläufige Schülerzahl besonders drastisch spüren, unter anderem aufgrund der Konkurrenzsituation zu den Gymnasien. Der Medianwert liegt im Übrigen mit acht Schülerinnen und Schüler pro m2 bei den Hauptschulen geringfügig niedriger als mit neun bei den Volks- und Polytechnischen Schulen.
Bei den Volksschulen variieren die Reinigungskosten je m2 sowie die Reinigungsfläche pro Reinigungskraft um mehr als 100% – sie liegen zwischen 20 und 52 Euro pro m2 bzw. 800 bis 1.700 m2 pro Vollzeitkraft. In den Hauptschulen liegen diese Werte deutlich niedriger – die Reinigungskosten pro m2 schwanken zwischen 17 und 40 Euro pro m2, die Reinigungsfläche je Reinigungskraft liegt bei 650 m2 im Minimum und knapp 2.000 m2 im Maximum. Die Polytechnischen Schulen weisen hier noch höhere Schwankungen auf: Reinigungskosten pro m2 zwischen 17 und 55 Euro, Reinigungsflächen von 550 bis 1.920 m2 pro Reinigungskraft.
Die Bandbreiten der Betriebskosten je m2 bewegen sich
- in den Volksschulen zwischen 54 und 135 Euro je m2 Nutzfläche,
- in den Hauptschulen zwischen 45 und 93 Euro je m2 Nutzfläche sowie
- in den Polytechnischen Schulen zwischen 53 und 276 Euro je m2 Nutzfläche.

Gründe für diese Abweichungen liegen primär in der Standortstruktur, der Arbeitsorganisation, der Flächenausstattung und den Standards der Reinigung. D. h., je kleiner die Schulstandorte strukturiert sind, desto schwieriger wird eine effiziente Bewirtschaftung (bspw. Ausstattung mit Schulwarten, Einteilung der Reinigungskräfte).
Die Personalkosten pro Vollzeitkraft (vgl. Abb. 1) sind ein wesentlicher Faktor für die Betriebskosten und werden unter anderem durch die Arbeitsorganisation (z. B. Vertretungsregelung), die Altersstruktur, die Krankenstände sowie die Arbeitszeitregelung beeinflusst. Der Anteil der Personalkosten an den Gesamtausgaben schwankt
- in den Volksschulen zwischen 35 und 65%,
- in den Hauptschulen zwischen 32 und 56% sowie
- in den Polytechnischen Schulen zwischen 27 und 64%.

Eine wesentliche Vergleichszahl bei den Einnahmen stellt der Gastschulbeitrag je externem Schüler dar.
Im Median werden in Volksschulen rund 750 Euro verrechnet, in Haupt- und Polytechnischen Schulen knapp 1.100 Euro. Maximal liegen die Gastschulbeiträge zwischen 1.600 Euro in Volks- und Hauptschulen sowie 2.500 Euro in Polytechnischen Schulen.

Personal-Krankenstände
Die durchschnittliche Zahl an Krankenstandstagen schwankt bei den Reinigungskräften im Medianwert zwischen 14 (Polytechnische Schulen) und 18 (Hauptschulen). Die Maximalwerte sind in der Regel auf konkrete Situationen wie Langzeiterkrankungen oder Kuraufenthalte zurückzuführen. Das Durchschnittsalter der Reinigungskräfte liegt im Median bei 45, 46 bzw. 47 Jahren. Weiters ist erkennbar, dass die durchschnittliche Zahl der Krankenstandstage bei Schulwarten im Medianwert sehr nieder liegt – zwischen zwei und vier Tagen. Maximalwerte liegen bei den Volksschulen bei 17, bei Hauptschulen bei 29 und bei Polytechnischen Schulen bei 50 Tagen.

Struktur- und Prozessqualität
Für diese Dimension wurden Kennzahlen zur PC- bzw. Internetausstattung sowie Nutzflächen je Schülerin/Schüler bzw. Klasse herangezogen.
Die Ausstattung mit PCs ist einerseits von den schulspezifischen Unterrichtsschwerpunkten sowie andererseits von den politischen Schwerpunkten der jeweiligen Gemeinden abhängig. Jedenfalls zeigt sich bei der Ausstattung mit PC- sowie Internetarbeitsplätzen Folgendes laut Abbildung 2.
Die Nutzfläche je Schülerin/Schüler schwankt mindestens zwischen 3 m2 in den Polytechnischen Schulen und 9 m2 in den Hauptschulen, der Medianwert liegt bei 11 m2 (Volksschulen), 12 m2 (Polytechnische Schulen) bzw. 13 m2 (Hauptschulen) und maximal liegt die Quadratmeterzahl Nutzfläche je Schülerin/Schüler bei 19 in den Haupt- bzw. Polytechnischen Schulen und 22 in den Volksschulen.
Die pro Klasse zur Verfügung stehende Nutzfläche schwankt
- zwischen 125 m2 (Polytechnische Schulen) und 209 m2 in den Hauptschulen im Mimimalwert,
- zwischen 417 m2 (Polytechnische Schulen) und 528 m2 in den Hauptschulen im Maximalwert und
- zwischen 211 m2 (Volksschulen) und 300 m2 in den Hauptschulen im Medianwert.

In diesen letzten Kennzahlen spiegeln sich wiederum die Standortstrukturen sowie der zunehmende Trend der rückläufigen Schülerzahlen in den Hauptschulen wider.

Nachmittagsbetreuung in Volks- und Hauptschulen
Die Nachmittagsbetreuung ist für die Gemeinden eine neue Aufgabe und aus diesem Grund noch relativ schwierig mit mehrdimensionalen Kennzahlen zu bewerten. Gleichzeitig sind insbesondere finanzielle und wirtschaftliche Einschätzungen von besonderem Interesse, da die Finanzierung der Nachmittagsbetreuung langwierige Verhandlungen verursacht hatte. Erste Kennzahlen lassen jedoch folgendes Bild erkennen und nachstehende Einschätzungen zu.
In der Dimension „Ergebnisse und Wirkungen“ ist festzustellen, dass die Versorgungsquote im Median bei den Volksschulen bei rd. 12%, in den Hauptschulen bei knapp 8% liegt. Die Auslastung der in Betrieb befindlichen Plätze schwankt zwischen 80 und 90% im Median.
Bei der Dimension „Finanzen und Wirtschaft“ zeigt sich, dass die laufenden Betriebsausgaben insbesondere durch die Auslastung sowie die Öffnungszeiten beeinflusst werden. Jedenfalls liegen die laufenden Betriebsausgaben je Schülerin/ Schüler und Wochenöffnungsstunde im Median 35 Euro in den Volksschulen und 41 Euro in den Hauptschulen. Der Minimalwert liegt mit 6 Euro in den Hauptschulen dreimal so hoch wie in den Volksschulen, der Maximalwert mit 49 Euro in den Volksschulen deutlich niedriger als die 77 Euro in den Hauptschulen. Der Ausgabendeckungsgrad ist bei der Nachmittagsbetreuung in den Volksschulen wesentlich höher als in den Hauptschulen – im Medianwert 66,4% (exkl. Förderungen bei 55,6%) in den Volksschulen bzw. 44,1% (exkl. Förderungen bei 31,4%).
Die „Struktur- und Prozessqualität“ wird durch die Anzahl der Schülerinnen und Schüler je Betreuerin bzw. Betreuer wesentlich geprägt. Hier zeigt sich ein sehr einheitliches Bild zwischen der Nachmittagsbetreuung an Volks- bzw. Hauptschulen: mindestens 12 bzw. 13 Schülerinnen und Schüler, im Median zwischen 14 und 17 Schülerinnen und Schüler und maximal 34 bzw. 36 Schülerinnen und Schüler.

Resümee
Zusammenfassend lassen sich folgende Ansätze für Optimierungen in Richtung mehr Wirtschaftlichkeit, höhere Kundenorientierung und bessere Wirkungen im Bereich Schulen bzw. Nachmittagsbetreuung an den Schulen festhalten:
- Die Erfüllung des spezifischen Leistungsauftrages bzw. die Struktur- und Prozessqualität werden im Wesentlichen durch Kennzahlen wie Schulbesucher je Klasse bzw. Standort, Nutzfläche je Schülerin/Schüler oder Schülerin/Schüler pro PC- bzw. Internetarbeitsplatz zum Ausdruck gebracht. Dabei zeigen sich Unterschiede geprägt durch
– spezifische Unterrichtsschwerpunkte – z. B. EDV-, Gesundheits-, Sport-, Musik-, Kunstschwerpunkt – der einzelnen Schulen;
– politische Schwerpunktsetzung – beispielsweise Investitionsbereitschaft der Stadtgemeinde in die Ausstattung – der einzelnen Gemeinden;
– die historische Entwicklung des Schulstandortes und die Situation im aktuellen Analysejahr – Konkurrenz zwischen Haupt- und Mittelschulen, Entwicklung der Kinderzahlen, (über)regionale Bedeutung der Schule bzw. des Schulstandortes.

- Die Betriebskosten werden im Wesentlichen durch den Personaleinsatz im Bereich der Reinigung beeinflusst. Ansätze zur Optimierung zeigen sich hier insbesondere bei den
– Vertretungsregelungen im Reinigungsbereich (standortübergreifende Reinigungspools, vielleicht sogar mit Kindergärten koordiniert) oder beim
– Einsatz von Schulwarten (beispielsweise ein Schulwart für mehrere Schulen, Aufgabenprofil der Schulwarte oder Mitwirkung bei der Reinigung).
– Weiters wirken sich auch Standardvorgaben bezüglich der Reinigungsintensität (Wie werden Klassenräume am Ende des Unterrichts verlassen? Wie oft und in welcher Qualität werden die unterschiedlich stark genutzten und verschmutzten Räume gereinigt? etc.), die Flächenvorgaben für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (m2 pro Reinigungskraft und Arbeitsstunde) sowie Alter und Struktur der Gebäude (bspw. daraus resultierende Heizkosten) auf die Betriebskosten aus.

Im Bereich der Nachmittagsbetreuung sind zusätzlich unterschiedliche Praktiken der Organisation (z. B. Ganztagsschulen) ausschlaggebend für die Betriebskosten. Weiters ist der Bedarf unterschiedlich groß, und es erfordert daher noch große Anstrengungen, das kommunale Angebot sowie effiziente Organisations-/Betriebsformen aufeinander abzustimmen.
Die Arbeit im Vergleichsring Schulen und das Resümee der Vergleichspartnerinnen und -partner zeigte, dass die Datengewinnung mit hohem Aufwand verbunden war, jedoch bereits in der Erhebungsphase damit ein großer Nutzen erzielt werden konnte. So wurde einerseits Transparenz erzielt, andererseits im Vergleich mit anderen Städten der eigene Status besser einschätzbar. Aus den Vergleichsdiskussionen in den drei Workshops und außerhalb davon laufenden Kontakten konnten für die meisten der teilnehmenden Städte neben der Positionsbestimmung auch Optimierungsbedarfe und -möglichkeiten mitgenommen werden.

Fehlende Abbildungen finden Sie in der ÖGZ 1/07!

OEGZ

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