Verkehrsüberwachung mit nachhaltiger Bewusstseinsbildung

Verkehrsüberwachung mit nachhaltiger Bewusstseinsbildung

Unfallverhütung beginnt im Kopf, noch lange bevor die Handbremse gelöst oder der Weg zum Arbeitsplatz angetreten wird. Die laufende Bewusstseinsbildung sowie permanente Informations- und Aufklärungsarbeit bei allen am Verkehrsgeschehen Beteiligten ist neben Schwerpunktaktionen der Exekutive der wichtigste Weg hin zu sinkenden Unfallzahlen – besonders im Stadt- bzw. Ortsgebiet. Das Beispiel Tirol zeigt, wie es geht.

 

Seit fünf Jahren sind die drei Institutionen Land Tirol, Tiroler Polizei und KfV Landesstelle Tirol bemüht, durch gemeinsame Aktionen die Verkehrssicherheit in Tirol entscheidend zu erhöhen. Die finanziellen Mittel wurden jeweils vom Tiroler Verkehrssicherheitsfonds zur Verfügung gestellt.

Griaß di Gurt 2002
Im Jahr 2002 wurde erstmals die Aktion „Griaß di Gurt“ gestartet, um die Angurtmoral der Tiroler Autofahrer zu heben. Während die Tiroler Polizei durch Schwerpunktkontrollen über mehrere Monate in allen Bezirken darauf aufmerksam machte, wie wichtig und lebensrettend das Anschnallen ist, haben zusätzliche Plakate auf Tirols Straßen das Thema auf positive Weise ins Bewusstsein der Autofahrer gerufen. Das Angurten machte sich aber nicht nur durch mehr Sicherheit bezahlt. Kleine Belohnungen wie Schlüsselanhänger und Süßigkeiten, vor Ort von „weißen Engeln“ des KfV überreicht, machten das Angurten noch attraktiver. Unter den „ertappten Angurtern“ wurden außerdem vom ORF Radio Tirol Gutscheine verlost.

Der Anlass
Schlechte Gurtenmoral, besonders unter männlichen Fahrzeuginsassen, führte zu einer sehr traurigen Unfallbilanz im Jahr 2001. In Tirol waren damals von 76 im Pkw tödlich verunglückten Personen 28 nicht angegurtet.
Spezielle Erhebungen des KfV zeigten damals unerfreuliche Ergebnisse:
Insgesamt fuhren in Tirol 31% der männlichen und weiblichen Pkw-Lenker ohne den „schwarzen Gürtel“. Bei Fahrten im Ortsgebiet waren nur 62% angeschnallt, auf den Rücksitzen waren es 69%, die auf besonderen Schutz verzichteten.
Umso erfreulicher sind daher die neuesten Zählungen 2006 in Tirol, die eine sensationelle Angurtquote von 95% der Lenker ergab.

„A guats Gfühl – fahr nüchtern“ 2003
Mit einem guten Gefühl unterwegs sein – keine Angst vor Kontrollen und ein geringeres Unfallrisiko – das war eines der Ziele dieser Aktion im Jahr 2003. Plakate auf Tirols Straßen und Transparente auf Brücken und Unterführungen haben die Autofahrer mit dem Slogan „a guats Gfühl – fahr nüchtern“ auf dieses Thema aufmerksam gemacht und sie dafür sensibilisiert. Zusätzlich wurden über 2.000 Firmen, Institutionen sowie Gemeinden und Behörden in die Aktion eingebunden und mit Plakaten und Informationsblättern ausgestattet.

Überwachung
In mehr als 60 Schwerpunkteinsätzen mit der Exekutive in allen Bezirken Tirols haben „weiße Engel“ des KfV über 10.000 Pkw-Lenker mit kleinen Geschenken für ihr „Fahren ohne Promille“ belohnt. Ein Wissenstest zum Thema „Alkohol und Autofahren“ hat das Bewusstsein für mögliche Gefahren geschärft. In diesem Zeitraum wurden von der Exekutive mehr als 2.500 Personen angehalten und auf „Alkohol am Steuer“ kontrolliert.
Vor allem Eltern von Kindern, die gerade den Führerschein gemacht hatten, reagierten auf die Schwerpunktaktionen und Informationsmaterialien besonders positiv. Zitat: „Ich bin froh, dass in Tirol in dieser Hinsicht etwas getan wird. Ich mache mir immer sehr Sorgen um meine Kinder, wenn sie im Auto unterwegs sind!“

Erste Bilanz
Bereits nach 7 Monaten (April bis Oktober 2003) machten sich die ersten erfreulichen Auswirkungen der Aktion bemerkbar.
Trotz geringer Zunahme der Alkoholunfälle von 281 auf 291 Unfälle (Vergleich Jänner bis Oktober 2002 und 2003) reduzierte sich die Zahl der tödlich Verletzten von 12 auf 7 Personen, die Zahl der Schwerverletzten ging von 67 auf 54 zurück.
Damit lag das Bundesland Tirol etwas unter dem österreichweiten Durchschnitt, der bei den Alkoholunfällen eine Zunahme von fast 5% aufwies.

Geschwindigkeitsmessungen in Tirol
Schlecht schaut es bei 50-km/h-Beschränkung aus: 55% der Tiroler Pkw-Lenker halten sich nicht daran. Besonders rücksichtslose Lenker wurden mit bis zu 85 km/h im Ortsgebiet gemessen. Dabei bieten sich gerade durch Einhalten der Limits im Ortsgebiet große Möglichkeiten, Unfälle und Verletzungen zu reduzieren.
Dazu der Leiter der Landesstelle des KfV, Helmut Hirschhuber: „Eine den Limits angepasste Fahrweise würde besonders helfen, die Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern im Ortsgebiet zu senken. An diesen Unfällen sind meist Kinder und Senioren mitbeteiligt, die unter zu hohen Geschwindigkeiten besonders leiden.“
Aber auch im Freiland ist das Einhalten der Geschwindigkeitslimits immens wichtig, da sich hier die gefahrenen km/h besonders drastisch auswirken. Das wird auch an den nüchternen Zahlen deutlich: Obwohl auf Freilandstraßen und Autobahnen „nur“ 42% der Verkehrsunfälle passieren, starben dort 77% aller in Tirol bei Verkehrsunfällen tödlich verletzten Personen.
Im Jahr 2003 waren 40% aller Unfälle im Freiland zu den Alleinunfällen zu zählen – auch das zeigt, dass viele Fahrzeuglenker mit nicht der Situation angepasster Geschwindigkeit unterwegs sind.
Wie in den Jahren zuvor kamen deshalb auch 2004 wieder Plakate und Transparente zum Einsatz – diesmal mit dem Slogan „sicher – nicht zu schnell“. Zusätzlich wurden die Gemeinden mit kleineren Plakaten in die Aktion eingebunden, um auch im Ortsgebiet das Problem „überhöhte Geschwindigkeit“ präsent zu halten. Die 18 „mobilen Tempoanzeigen“ des Landes Tirol kamen im Aktionszeitraum verstärkt zum Einsatz, um die Kfz-Lenker auch auf diesem Weg zur Einhaltung der Geschwindigkeitslimits zu ermahnen.

Schwerpunkteinsätze
Die Tiroler Exekutive setzte in allen Bezirken zusätzliche Schwerpunkte mit Laser- und Radarmessgeräten. Dabei ging es auch um Information und Bewusstseinsbildung.
Broschüren zum Thema „Geschwindigkeit“ stellten kurz und prägnant die drei wichtigsten Argumente (hohe Restgeschwindigkeit, geringe Zeitersparnis, hohes Todesrisiko) für eine gemäßigte Fahrweise dar, eine Parkuhr auf der Rückseite sollte zum „Sich-Zeit-Nehmen“ und Behalten der Broschüre animieren.

„Weg vom G(l)as“ 2005
Nach den erfolgreichen Kampagnen in den vorangegangenen drei Jahren zu den Themen Gurt, Alkohol und überhöhte Geschwindigkeit wurden im Jahr 2005 alle drei Schwerpunkte wieder verstärkt ins Bewusstsein der Kraftfahrer gerufen, um das Verhalten nachhaltig zu verändern und die Unfallzahlen in Tirol weiter zu senken.
4.329 Verkehrsunfälle mit 5.788 verletzten und 64 getöteten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern waren die Unfallbilanz in Tirol im Jahr 2004. Damit hat die Anzahl der Unfälle im Vergleich zum Jahr 2003 um 3,8% (2003: 4.474) abgenommen, die Zahl der Verletzten ist um 2% (2003: 5.905) gesunken. Der Tiefststand von 64 Personen bei den getöteten Verkehrsteilnehmern vom Jahr 2003 wurde beibehalten.

Gurt
Von März bis Mai 2005 wurde unter dem bekannten Motto „Griaß di Gurt“ der erste Schwerpunkt der Aktion durchgeführt und zeigte wieder positive Ergebnisse.

Alkohol und Geschwindigkeit
Unter dem neuen Motto „Weg vom G(l)as“ wurden in ganz Tirol die Autofahrer auf diese beiden gefährlichen Unfallumstände hingewiesen. 9 Tote und 457 zum Teil schwer verletzte Verkehrsteilnehmer bei Alkoholunfällen im Jahr 2004 zeigten, wie wichtig diese Aktion war. Besonders tragischer Umstand: Alle 9 getöteten Personen (6 Pkw-Insassen und 3 Fußgänger) waren nicht alkoholisierte Unfallbeteiligte.
Daher überwachte die Tiroler Exekutive bereits seit Anfang des Jahres 2005 die beiden Schwerpunkte „Alkohol und überhöhte Geschwindigkeit“ besonders rigoros.

„Tempo – Rausch“ 2006
Diesmal nicht mit freundlichen, sondern drastischen Plakaten wurden alle Tiroler Kfz-Lenker auf die tödlichen Gefahren von überhöhter Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer aufmerksam gemacht.
Seit Beginn dieser Aktion im Jahr 2002 unter dem Slogan „Griaß di Gurt“ war die Zahl der Verkehrsunfälle von 4.572 (2001) auf 4.128 (2005) gesunken, die Zahl der Verletzten reduzierte sich von 6.021 (2001) auf 5.320 (2005), und besonders bei den Verkehrstoten war eine Abnahme von 50% zu verzeichnen (von 115 auf 57 Getötete).
Dazu Gottfried Reremoser, Leiter des Fachbereichs Verkehrssicherheit in der Tiroler Landesregierung: „Neben den sehr wichtigen Verkehrskontrollen durch die Tiroler Polizei ist es auch notwendig, die Gefahren im Straßenverkehr auf diese Art, also mittels Plakaten, ins Bewusstsein aller, die auf Tirols Straßen unterwegs sind, zu rufen. Nach den sehr positiven Aufforderungen auf den Plakaten der vergangenen Jahre wurde diesmal ein sehr drastisches Bild gewählt, um möglichst viele Risikolenker aufzurütteln und vor den Konsequenzen ihrer falschen Verhaltensweisen zu warnen.“

Städtebund-Linktipp:
www.kfv.at

OEGZ

ÖGZ Download