Innsbruck: Innovation macht Schule

Innsbruck: Innovation macht Schule

Die Stadt Innsbruck ist Schulerhalter für 21 Volksschulen, 10 Hauptschulen, 3 Sonderschulen und die Polytechnische Schule, an denen über 7.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden – eine organisatorisch und budgetär anspruchsvolle Aufgabe!

 

Mit viel Innovation und beachtlichen Investitionen hat sich die Stadt Innsbruck einen Spitzenplatz in der österreichischen Pflichtschullandschaft erarbeitet. Den Entscheidungsträgerinnen und -trägern ist die Bedeutung des Pflichtschulwesens bestens bewusst, so wurde das Budgetvolumen für die Erhaltung der Schulen um 6,7% erhöht und ist die konsequente Verbesserung der Qualität ein Schwerpunkt der städtischen Schulpolitik.

Städtisches Bildungsprogramm jugend.bildung.innsbruck
Eine Einmaligkeit in Österreich stellt jugend.bildung.innsbruck, das städtische Bildungsprogramm, dar. Um die Innsbrucker Pflichtschulen in ihrem Bemühen um Qualität zu unterstützen, wurde in Zusammenarbeit mit dem Bezirksschulrat Innsbruck-Stadt und der Universität Innsbruck ein pädagogisches Programm entwickelt, das auf Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiter-Know-how, Einbindung von Expertinnen und Experten, Vernetzung schulrelevanter Institutionen und eine solide wissenschaftliche Begleitung sowie Evaluation setzt. Ziel ist ein maßgeblicher Kompetenzgewinn und damit verbunden auch eine entscheidende Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und des Images des Pflichtschulbereichs. Die Qualität der pädagogischen Betreuung, der eingesetzten Methoden und Unterrichtsformen sowie der Organisation und der Abläufe soll langfristig gesichert werden. Dazu wurden insgesamt acht Projektgruppen installiert, die sich mit aktuellen Themen aus dem Schulbereich beschäftigen:
- Schulentwicklung,
- Unterrichtsentwicklung,
- Nachmittagsbetreuung an Schulen,
- Sprachen,
- Neue Medien/EDV,
- Gesunder Schulraum,
- Öffentlichkeitsarbeit,
- Kunst & Kreativität.

Die ausgearbeiteten Ziele werden nachhaltig in den Innsbrucker Schulen implementiert.

Neue Lehr- und Lernmethoden in den Volksschulen
In den Innsbrucker Volksschulen, die von knapp 4.000 Schülerinnen und Schülern besucht werden, hat ein Methodenwechsel Platz gegriffen: Offenes Lernen, individualisierter Unterricht und Freiarbeit werden verstärkt eingesetzt und stellen auch den Schulerhalter vor neue Herausforderungen, sei es nun in der Infrastruktur oder aber am Lehrmaterialsektor. In diesem Zusammenhang wurde auch eine IT-Initiative gestartet, sodass jede Volksschulklasse über zwei bis drei Computer verfügt, die alle an das Tiroler Schulnetz und damit an das Internet angeschlossen sind.
Schon im Rahmen der Volksschulausbildung wird verstärktes Augenmerk auf die Fremdsprachenausbildung gelegt. Neben den üblichen Englischstunden läuft an der Volksschule Sieglanger ein Schulversuch, der neben den „reinen“ Englischstunden 3 bis 4 Stunden integrativen Englischunterricht vorsieht und somit die Mehrsprachigkeit fördert.

Bilinguale Klasse Deutsch/Italienisch
An der Volksschule Innere Stadt wurde 2005/2006 die bilinguale Klasse Deutsch/ Italienisch als Schulversuch gestartet, die heuer bereits in zwei Schulstufen geführt wird. In einer Kooperation mit der Autonomen Provinz Trient, in der die Partnerschule Cognola liegt, wurde ein grenzübergreifendes bilinguales Unterrichtsschema entwickelt. Dieses richtet sich an Kinder, die über Kenntnisse der italienischen Sprache verfügen oder im Bereich der Sprachfertigkeit besondere Fähigkeiten aufweisen. Ein eigens erstellter Lehrplan dient als Grundlage der didaktischen Arbeit, eine italienische Lehrerin ist zusätzlich als Nativespeaker tätig. Wesentlicher Bestandteil des Unterrichts ist der offene Unterricht in Form von Freiarbeit, Italienisch als Sprachunterricht wird durch Kommunikation, Darstellendes Spiel, Lieder und verschiedene Materialien zum handlungsorientierten Lernen abgedeckt. Zu den besonderen Höhepunkten im Laufe des Schuljahres zählen die Kontakte zur Partnerschule; bei gegenseitigen Besuchen lernen Kinder Land und Leute besser kennen.

Innsbruck Elementary School
Um den vielen internationalen Familien in Innsbruck und Tirol ein entsprechendes Bildungsangebot zu bieten und damit den Wirtschaftsstandort Innsbruck/Tirol zu stärken, wird ab kommendem Schuljahr auf Initiative des Landes Tirol, der Stadt Innsbruck, des Landesschulrates für Tirol und des Bezirksschulrates Innsbruck-Stadt die Innsbruck Elementary School an der Volksschule Saggen-Siebererschule als eigener Zweig im Rahmen eines Schulversuches eingerichtet. Unter dem Motto „More languages, more opportunities“ sollen Kinder, die Englisch entweder als Grundsprache oder als Verkehrssprache beherrschen, ihre bisherige kulturelle Identität sprachlich, inhaltlich und sozial im schulischen Alltag erleben, erweitern und bereichern. Dazu wurde ein Modell ausgearbeitet, das den mannigfaltigen Anforderungen eines zukunftsorientierten internationalen Unterrichts gerecht wird: Die Unterrichtssprache ist Englisch; zusätzlich wird der Unterrichtsgegenstand „Deutsch, Lesen, Schreiben“ in Modulen angeboten. Jede Klasse wird von einer/m English native speaker teacher und einer/m LehrerIn mit guten Englischkenntnissen unterrichtet. Besonderes Augenmerk wird auf neue Lern- und Lehrformen wie offener Unterricht, kooperatives und partnerschaftliches Lernen, fächerübergreifender Unterricht und Projektunterricht gelegt. Nationale und internationale Partnerschaften mit vergleichbaren Schulen sowie die Teilnahme an EU-Projekten verstärken das Prinzip der Weltoffenheit. In der Grundstufe I erfolgt eine alternative Leistungsbeurteilung, in der Grundstufe II wird eine Schulnachricht bzw. ein Zeugnis ausgestellt. Im Rahmen der Nachmittagsbetreuung werden die Schülerinnen und Schüler auf Wunsch auch nach Unterrichtsende sinnvoll betreut und erhalten ein kindgerechtes Mittagessen.

Hohe Akzeptanz der Hauptschulen
Rund 60% der Volksschulabgänger entscheiden sich für die Innsbrucker Hauptschule. Damit liegt Innsbruck im österreichischen Spitzenfeld, was die Akzeptanz der Hauptschulen betrifft. Ein wesentlicher Grund dafür liegt sicher im erfolgreichen Schwerpunktmodell der Innsbrucker Hauptschulen. Bereits vor mehr als 15 Jahren wurde mit der Musikhauptschule Innsbruck und der Sporthauptschule Reichenau der Anfang gemacht; heute verfügen alle zehn städtischen Hauptschulen – neben den Regelklassen – über einen Schwerpunkt von Sport über Musik, Natur und Technik, Sprache, Kreativität und Wirtschaft bis hin zur Begabtenförderung. Damit haben sich die Hauptschulen klar positioniert und bieten eine Ausbildung, die den Begabungen und Interessen der Schülerinnen und Schüler entgegenkommt. Aber auch die Regelklassen bieten deutliche Vorteile: so liegt die Schülerzahl in der Hauptschule im Durchschnitt bei 25 Schülerinnen und Schülern pro Klasse. Der Ausbau der EDV-Infrastruktur wurde forciert, sodass seit der Einführung des EDV-Unterrichts in den Hauptschulen jede Schule über zwei EDV-Klassen verfügt. Damit ist das von der EU vorgegebene Lissabon-Ziel, das einen Computer pro Schülerin/pro Schüler vorsieht, bereits erfüllt. Die Möglichkeit, den ECDL-Führerschein zu erwerben, Berufsorientierungswochen, soziales Lernen und projektbezogener Unterricht sind weitere Pluspunkte im Angebot der Hauptschulen.

Sonderpädagogische Förderung
Die Anforderungen an die Schule haben sich in den letzten Jahrzehnten sehr gewandelt, viele weitere Aufgaben sind dazugekommen. Dieser Umstand verstärkt sich in den Ballungszentren noch zusätzlich, weil hier auch der Anteil an Kindern mit zusätzlichem Förderbedarf ein höherer ist. So reicht zum Beispiel das Kontingent im Bereich der sonderpädagogischen Förderung bei weitem nicht aus. Die Zahl an entwicklungsverzögerten und verhaltensauffälligen Kindern steht in keinem Verhältnis zum Kontingent an Beratungs- und Betreuungslehrerinnen und -lehrern. Um dem Bedarf irgendwie gerecht zu werden, musste sogar die Legastheniker-Förderung überhaupt aufgelassen werden. In dieser Hinsicht wäre ein Umdenken wünschenswert, da die Entwicklungen der letzten Jahre darauf schließen lassen, dass der Bedarf im Bereich sonderpädagogische Förderung noch weiter zunehmen wird.

Sprachförderung für Kinder mit nicht deutscher Muttersprache
Eine Aufgabe der Schule, die ebenfalls immer weiter an Bedeutung zunimmt – und das auch in verstärktem Maße in den Ballungszentren –, ist die Sprachförderung von Kindern mit nicht deutscher Muttersprache. Derzeit gibt es eine Sonderregelung, die ein zusätzliches Kontingent an Förderung zur Verfügung stellt, das es uns ermöglicht, für außerordentliche Schülerinnen und Schüler Sprachenlernklassen einzurichten, die sich sehr positiv auf das weitere schulische Fortkommen dieser Kinder auswirkt. Allerdings ist diese Sonderregelung zeitlich begrenzt und läuft mit dem Schuljahr 2007/2008 aus. Um die bis jetzt erzielten Erfolge nicht zu gefährden und dem weiterhin bestehenden – und wahrscheinlich noch wachsenden – Bedarf gerecht zu werden, wäre es unerlässlich, zusätzliche Kontingente auch zukünftig zur Verfügung zu stellen.

„So viel Familie wie möglich, so viel Nachmittagsbetreuung wie notwendig“
Unter diesem Motto hat die Stadt Innsbruck bereits lange vor der bundesweiten Regelung in diesem schul- und familienpolitisch wichtigen Bereich Initiativen gesetzt: Im Rahmen eines Schulversuches wurde bereits 2004 an vier Volksschulen mit der Tagesheimbetreuung begonnen und so den Eltern neben einem qualitätsvollen Bildungsangebot auch ein gesichertes Betreuungsangebot garantiert. Waren es im Schuljahr 2004/2005 80 Kinder, so werden heute bereits über 720 Tagesheimschülerinnen und -schüler an 11 Volksschulen, fünf Hauptschulen und zwei Sonderschulen betreut und für das nächste Schuljahr sind bereits neun weitere Gruppen projektiert. In punkto Nachmittagsbetreuung ist uns ganz wichtig, dass die Tagesheimräume eine kindgerechte Umgebung bieten, die sich deutlich vom Schulalltag abhebt. Ebenso muss es ein Anliegen sein, einen adäquaten Mittagstisch von hoher Qualität zu bieten. Dabei setzen wir auf die Cook-&-Chill-Methode. Das Essen wird angeliefert und in Regenerationsküchen in der Schule essfertig gemacht.
Hinsichtlich der pädagogischen Betreuung in den Tagesheimschulen, die ja teilweise durch den Bund und teilweise durch die Gemeinden finanziert wird, wäre ein Umdenken hinsichtlich der Wertigkeit der Stunden mehr als wünschenswert. Die Pädagoginnen und Pädagogen leisten erstklassige Arbeit in den Tagesheimen, da ist es nur schwer zu verstehen, dass die Freizeitstunden und die individuelle Lernzeit nur mit 50% einer Schulstunde abgegolten werden. Um die Höhe des Elternbeitrages auch zukünftig in zumutbaren Grenzen halten zu können, wäre eine Mehrleistung des Bundes sehr hilfreich.
Alles in allem muss angemerkt werden, dass sich die Kernkompetenzen der Schulen in den letzten Jahren massiv erweitert haben. Für die zusätzlichen Anforderungen im pädagogischen, organisatorischen und infrastrukturellen Bereich müssen neue Mittel und Wege gefunden werden. Die Stadt Innsbruck hat die Weichen bereits gestellt.

OEGZ

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