Stärkung der Innenstadt(1) – Einschätzungen aus Gemeindesicht und aus Sicht des Stadtmarketings

Stärkung der Innenstadt(1) – Einschätzungen aus Gemeindesicht und aus Sicht des Stadtmarketings

„Es gibt eine neue Lust auf Stadt“ (Opaschowski). Zur besseren Einschätzung der aktuellen Situation der Innenstädte und zum Stadtmarketing in Österreich hat das KDZ eine Studie erarbeitet und in diesem Zusammenhang sowohl die Mitgliedsgemeinden des Städtebundes als auch Stadtmarketingorganisationen befragt. Die Ergebnisse lassen ein großes Engagement in den Städten erkennen. Es werden aber auch Bereiche deutlich, in denen Veränderungen notwendig wären.

 

Das KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung (Klaus Wirth und Markus Hödl) hat in Kooperation mit dem Stadtmarketing Lienz (Oskar Januschke) im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich und des Österreichischen Städtebundes und gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit eine Studie erstellt, in der bereits heute gegebene Chancen und Möglichkeiten zur Stärkung der Innenstadt dargestellt und sinnvolle Entwicklungsperspektiven – insbesondere für das Stadtmarketing – aufgezeigt werden. Im Rahmen dieser Studie wurden auch zwei breit angelegte Befragungen durchgeführt: Zum einen wurden Stadtmarketingorganisationen(2) und zum anderen die Mitgliedsgemeinden des Österreichischen Städtebundes zu Themen der Innenstadtentwicklung und des Stadtmarketings befragt.(3) Einige ausgewählte zentrale Ergebnisse dieser beiden Befragungen sollen hier präsentiert werden.(4)

Befragung der Stadtmarketingorganisationen
Stadtmarketing ist nicht mehr nur ein Thema der größeren Städte. Fast kontinuierlich sind in den letzten Jahren auch in kleineren Gemeinden immer neue Organisationen entstanden, überdurchschnittlich viele im Jahr 1999. Bei den Organisationsformen dominieren gegenwärtig mehrheitlich privatrechtliche Organisationsformen (ca. 67%), rund 17% haben sehr unterschiedliche Mischformen, und nur rund 16% der Stadtmarketingorganisationen sind (ausschließlich) Teil der Gemeindeverwaltungen.
Befragt danach, in welcher Rolle sich die Stadtmarketer selbst derzeit sehen, ist eine starke Dominanz des Netzwerkers zu erkennen, der Ideen gibt und Impulse in der Innenstadt setzt und die verschiedensten lokalen Akteure und Aktivitäten (z. B. zur Positionierung als Einkaufsstadt) koordiniert. Stadtmarketer sehen sich aber auch als Organisatoren vielfältiger lokaler Aktivitäten (wie z. B. Events, Werbemaßnahmen, touristischen Attraktionen). Diesem Rollenverständnis entspricht auch das breite Aufgabenspektrum der Stadtmarketingorganisationen. Größte Bedeutung haben bei den Stadtmarketingorganisationen derzeit die Aufgaben Organisation von Werbemaßnahmen und Veranstaltungen, gefolgt von der Imagewerbung für die Stadt sowie das Finden/Ansiedeln von Magnetbetrieben. Geringe bzw. keine nennenswerte Bedeutung haben demgegenüber derzeit das Initiieren/Betreuen von Entwicklungsprozessen im Stadt-Umland, die Verbesserung der Zusammenarbeit Innenstadt/EKZ, das Mobilisieren von Immobilieneigentümern sowie das Initiieren/ Betreuen von Entwicklungsprozessen im Stadt-Umland.
Danach gefragt, welche Veränderungen im Aufgabenfeld die Stadtmarketer selbst in den kommenden Jahren erwarten, rangiert ganz vorne die Steigerung von Attraktivität/Aufenthaltsqualität der Innenstadt gleichauf mit der bisher schon sehr wichtigen Aufgabe der Organisation von Werbemaßnahmen sowie das Finden/Ansiedeln von Magnetbetrieben. Danach folgen das Mobilisieren der Immobilieneigentümer, die Intensivierung der Kooperation, die Verbesserung der Kooperationskultur sowie die Mitwirkung an der Stadtplanung.
Die größten Bedeutungszuwächse(5) (heutige versus zukünftige Aufgaben) zeigen sich beim Initiieren/Betreuen von Entwicklungsprozessen im Stadt-Umland, der Mobilisierung von Immobilieneigentümern sowie der Organisation von Weiterbildungsmaßnahmen. Aber auch eher strategische Aufgabenstellungen, wie etwa das Planen, Gestalten des Branchenmixes, die Vereinheitlichung der Öffnungszeiten oder das Initiieren/Moderieren umfassender Entwicklungsprozesse könnten – so die Erwartungen der Stadtmarketingorganisationen – merklich an Bedeutung gewinnen. Aus den Antworten wird ein gewisser Paradigmenwechsel beim Stadtmarketing sichtbar. So wird deutlich, dass aus Sicht der Stadtmarketer die regionale Zusammenarbeit immer wichtiger werden könnte und das Stadtmarketing mehr und mehr in Aufgaben der Stadtentwicklung eingebunden werden möchte.
Analog zu den Aufgaben haben wir auch nach durchgeführten bzw. bereits geplanten Projekten des Stadtmarketings gefragt und sehen in den Antworten eine merkliche Übereinstimmung zwischen Aufgaben und Projekten. Letztlich zeigen jedoch die Antworten: So unterschiedlich die örtlichen Bedingungen/Anforderungen an das Stadtmarketing sind, so unterschiedlich sind auch die Projekte und Maßnahmen.
Danach befragt, worin die Stadtmarketer aktuell die größten Herausforderungen für die Innenstädte sehen, werden hauptsächlich genannt: den Handelsstandort im Wettbewerb zu stärken/zu entwickeln, die Stadtgestalt/Aufenthaltsqualität und die Erreichbarkeit der Innenstadt zu verbessern und insbesondere Kooperationsdefizite (insbesondere bei den Immobilieneigentümern) zu überwinden.
Was fördert/behindert die Innenstadtentwicklung aus der Sicht der Stadtmarketer? Trotz der Vielzahl an unterschiedlichen Nennungen lassen sich folgende Schwerpunkte zeigen. Als fördernde Faktoren werden örtliche/regionale Entwicklungskonzepte und klare politische Visionen und demgegenüber fehlende oder falsche Prioritäten der Politik als Restriktion genannt. Als fördernder Faktor wird weiterhin herausgestrichen die positive Einstellung und der Wille, etwas zu verändern, und als hindernder Faktor die fehlende Kooperationsbereitschaft bzw. das fehlende Engagement (die Kooperationskultur wurde denn auch von der Mehrheit der Stadtmarketer in ihren Gemeinden als verbesserungsnotwendig bewertet). Als Restriktionen werden ferner genannt: die Immobiliensituation und die örtliche Eigentümerstruktur.
Abschließend sollten Einschätzungen zu ausgewählten Entwicklungsperspektiven gegeben werden. Hierbei finden folgende Aussagen zur Stadtentwicklung bei den Stadtmarketern die größte Zustimmung:
- Die Erreichbarkeit der Innenstadt ist ein strategischer Erfolgsfaktor,
- nachhaltige Innenstadtentwicklung muss die Multifunktionalität der Innenstadt berücksichtigen,
- für die nachhaltige Innenstadtentwicklung ist ein Problembewusstsein bei Politik und Verwaltung zu schaffen,
- kooperative Prozesse verbessern die Qualität und die Akzeptanz,
- Kooperation und Dialog sind zukünftig die wichtigsten Instrumente zur Entwicklung der Innenstadt, und
- für eine erfolgreiche Stärkung des Handels in der Innenstadt ist eine überörtliche Abstimmung in der Planung notwendig.
Was wiederum die Weiterentwicklung des Stadtmarketings anbelangt, finden folgende Aussagen bei den Stadtmarketern die größte Zustimmung:
- Stadtmarketing muss unmittelbar auf die Entwicklung/Gestaltung der Innenstadt Einfluss nehmen können,
- Stadtmarketing muss deutlich umsetzungsorientierter werden,
- Fortbildungs- und Qualifizierungsprogramme für Stadtmarketer sind eine wichtige Voraussetzung für die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen.
Zum Schluss haben wir die Teilnehmer dieser Befragung gefragt: „Wie würden Sie gerne als Stadtmarketing Ihrer Gemeinde in zehn Jahren gesehen werden?“ Die Antworten sind sehr unterschiedlich, ein einheitliches Muster ist nicht zu erkennen. Einige möchten sich vor allem an den Ergebnissen messen lassen (dass wir etwas bewegen konnten – Innovationen, Verbesserungen). Andere möchten – entsprechend dem weiter oben bereits skizzierten Selbstbild – noch mehr als Impulsgeber – Motor für Veränderungen und als Schnittstelle zwischen Verwaltung und Wirtschaft (Stichwort „Koordinationsplattform“) bzw. als Servicestelle für Handel, Gewerbe und Wirtschaft gesehen werden. Immer wieder äußern Stadtmarketer – vor allem aus den größeren Städten – den Wunsch, als ernst genommener und akzeptierter Partner (sowohl von der Wirtschaft als auch von Politik und Verwaltung; Stichwort Rückendeckung durch Politik) vermehrt in die Entwicklungsprozesse der Stadt eingebunden zu sein.

Befragung der Mitgliedsgemeinden des Städtebundes
Auf die Frage, wo die Gemeinden aktuell die größten kommunalpolitischen Herausforderungen für die Innenstädte sehen, werden folgende Punkte genannt:
- Handelsstandort: bestehende Ladenleerstände, unklare Um-/Nachnutzung sowie Ansiedlung von neuen Betrieben,
- Stadtbild: städtebauliche Herausforderungen, Nutzungsdefizite,
- ungelöste Verkehrsfragen: Parken, Erreichbarkeit der Innenstadt,
- Belebung der Innenstadt – Frequenzsteigerung,
- Interessengegensätze – fehlende Kooperation und mangelndes gemeinsames Handeln.
Auf die Frage, was Städte/Gemeinden wiederum in den vergangenen Jahren an Maßnahmen und Projekten zur Innenstadtentwicklung gesetzt bzw. für die kommenden Jahre geplant haben, werden für die zurückliegenden 3–5 Jahre vor allem städtebauliche Maßnahmen im Bereich Verkehr (z. B. Parkgaragen, Leitsysteme) und Stadtbildgestaltung/Aufenthaltsqualität (z. B. Erneuerung von Hauptplätzen oder Straßenzügen) genannt. Einige wenige nennen hier auch Projekte zur Schaffung von Kooperations- und Koordinationsplattformen – z. B. Stadtmarketing. Nur vereinzelt werden umfassende, ganzheitlich angelegte Konzepte zur Innenstadtentwicklung erwähnt. Auch in den nächsten Jahren setzen die Gemeinden vor allem auf bauliche Maßnahmen für ihre Innenstadt: Mobilität, Verkehr und Erreichbarkeit, Innenstadtgestaltung mit Mobiliar, Beleuchtung und Platz für Märkte und Events sowie Belebung der Innenstädte durch Ansiedeln neuer Einrichtungen/Infrastruktur.
Die Befragung zeigt auch, dass viele Gemeinden Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtbildes – insbesondere der Fassaden –, aber auch Betriebsansiedlungen fördern. Auch die Zuschüsse an das örtliche Stadtmarketing (Kaufmannschaftsvereine etc.) oder auch das Gratisparken bzw. Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung bzw. der Parkplatzschaffung nennen die Gemeinden in diesem Zusammenhang.
Auf die Frage, von wem die Initiative für innerstädtische Entwicklungsprojekte ausgeht, dominiert ganz eindeutig die Kommunalpolitik. Die Frage nach der Verantwortung für die Aufgabenstellung Innenstadtentwicklung wird sehr unterschiedlich – vielfach unter Nennung mehrerer Stellen – beantwortet. Am häufigsten genannt werden die Bürgermeister, gefolgt von den (Stadt-)Amtsleitungen. Aus dem politischen Bereich werden neben den Bürgermeistern noch Ausschüsse und im Verwaltungsbereich sowohl die Bauverwaltung, die Wirtschaftsabteilungen oder – sofern vorhanden – Stadtmarketing- bzw. Stadtentwicklungsstellen genannt.
Eine weitere wichtige Frage war für uns, ob und inwieweit die Innenstadtentwicklung durch entsprechende Entwicklungskonzepte (Strategiepläne) abgesichert ist. Die Antworten lassen erkennen, dass lediglich 43% der Gemeinden derzeit schon ein Entwicklungskonzept zu haben scheinen. Wiederum 60% der Gemeinden, die derzeit noch kein übergreifendes Konzept haben, geben jedoch an, dass sie gegenwärtig dabei sind, ein solches Konzept zu erarbeiten (vor allem betrifft dies Gemeinden zwischen 5.000 und 20.000 Einwohnern).
Danach gefragt, ob und wie Bürgerinnen/ Bürger und andere örtliche Interessengruppen in solche Entwicklungsprozesse eingebunden waren, zeigt sich, dass sowohl Informationsaktivitäten (Infoabende, Bürgerversammlungen), aber auch partizipative Ansätze (vor allem Arbeitskreise, Arbeitsgruppen, Ideenworkshops etc.) praktiziert werden.
Wer die Innenstadt fördern will, muss ihr gegebenenfalls gegenüber anderen Bereichen der Stadt Priorität einräumen. Eine solche „Bevorzugung“ ist aus den Antworten der Gemeinden aber nicht explizit erkennbar. So schließen zwar knapp 40% die Neuansiedlungen von großflächigen EKZ am Stadtrand aus, eine gleichzeitige Einschränkung von Flächenausweisungen zugunsten der Innenstadt oder eine Konzentration von Fördermitteln der Stadt auf die Innenstadt ist jeweils nur für einen kleinen Teil der Gemeinden ein Thema. Dies gilt auch für gemeindeübergreifende Entwicklungsstrategien, die nur für jede fünfte Gemeinde ein eindeutiges Thema zu sein scheint.
Auch die Gemeinden wurden danach befragt, was aus ihrer Sicht die Entwicklung der Innenstadt fördert bzw. behindert. Bei den fördernden Faktoren betreffen die meisten Nennungen die Kooperation und der gemeinsame Wille zur Veränderung sowie die Angebotsvielfalt und -qualität des Handels. Ebenso als fördernd nennen die Gemeinden Faktoren, welche die Attraktivität der Innenstadt in Bezug auf die Stadtgestalt, die Aufenthaltsqualität und den Erlebniswert betreffen.
Demgegenüber dominiert bei den behindernden Faktoren ganz deutlich der Bereich Immobilienbesitzer (und insbesondere deren Verhalten bzw. Einstellung: maximale Rendite bei gleichzeitig minimiertem Engagement für die Innenstadtentwicklung) und die lokale Immobilienstruktur (Eigentumsverhältnisse, aber auch Mietkosten). Danach folgen als weitere hindernde Faktoren die passive Haltung oder die negative Einstellung insbesondere der örtlichen Einzelhändler sowie die örtlichen Verkehrsprobleme.
Auch den Gemeinden wurden zum Schluss verschiedene Statements zur Innenstadtentwicklung, aber auch zum Stadtmarketing zur Bewertung gestellt und gebeten einzuschätzen, inwieweit sie den Aussagen zustimmen können. Die größte Zustimmung (höchster Anteil der Nennungen „trifft zu“) haben dabei folgende Aussagen gefunden:
- Erfolgreiche Innenstadtentwicklung braucht ein längerfristiges Entwicklungskonzept (z. B. Entwicklungsleitbild),
- Innenstadtentwicklung ist als kooperativer Entwicklungsprozess anzulegen, der möglichst viele Akteure einbindet und zur Mitwirkung gewinnt,
- Kooperationen der Innenstadtwirtschaft werden durch Maßnahmen des Stadtmarketings gefördert.
Fast die Hälfte der Gemeinden ist weiterhin der Meinung, dass umfassende Innenstadtentwicklungsprozesse einer professionellen Begleitung bedürfen und jedenfalls als geplante und gesteuerte Entwicklungsprozesse anzulegen sind. Knapp 40% sagen, dass das Mobilisieren/Organisieren von bürgerschaftlichem Engagement zukünftig für ihre Gemeinde noch wichtiger wird.

Vergleichende Einschätzungen
Vergleicht man die Ergebnisse der beiden Befragungen, werden Übereinstimmungen, aber auch interessante Diskrepanzen deutlich:
Beim Themenschwerpunkt Innenstadtentwicklung fällt zunächst einmal bei den Gemeinden die stark ausgeprägte Fokussierung auf Fragen des Handels auf. Unzweifelhaft ist, dass der Handel für die Vitalität der Innenstädte eine zentrale Rolle spielt. Innenstadtentwicklung darf sich jedoch nicht ausschließlich als Einzelhandelsförderung verstehen. Vielmehr muss es um die Schaffung/Sicherung von Multifunktionalität, von Urbanität und auch Lebensqualität im Zentrum gehen. Dies ist allerdings auch aus Sicht der Gemeinden keine primär stadtplanerische Aufgabe. Dennoch setzen die Städte und Gemeinden bei den Maßnahmen zur Stärkung der Innenstädte bislang und in naher Zukunft sehr stark auf städtebauliche Maßnahmen. Zugleich wird aber – sowohl von den Stadtmarketern als auch den Gemeinden – das Problem der Kooperation und des gemeinsamen Engagements für die Innenstadt (v. a. Immobilienbesitzer und Einzelhändler) als zentrale Herausforderung betont. Konkrete Projekte einer kooperativen Innenstadtentwicklung – wie man sie etwa aus Lienz kennt – sind, trotz des in der Befragung deutlich erkennbaren Bewusstseins bei den Städten, bislang noch kaum verbreitet.
Auch Fragen zur Verantwortung für die Aufgabenstellung Innenstadtentwicklung – insbesondere auf der Seite der Verwaltung – sind u. E. noch zu klären. Dies um so mehr, als bereits heute eine Mehrheit der Stadtmarketer in der Befragung meint, dass die Verantwortung für die Steuerung/Koordination der Innenstadtentwicklung in ihrer Stadt eben nicht zureichend geregelt ist. Dabei wird es mancherorts auch notwendig werden, vor dem Hintergrund veränderter Herausforderungen für die Stadtentwicklung (Stichwort: Organisation von Kooperation, Motivation zu Engagement) auch neue Strukturen zu schaffen, die die bisherigen sektoralen Fachzuständigkeiten (Bauverwaltung, Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing) mit Blick auf die hier vorliegende Querschnittsaufgabenstellung überwinden helfen.
Was die Einschätzung fördernder/hindernder Faktoren der Innenstadtentwicklung anbelangt, gibt es zwischen den Stadtmarketern und den Gemeinden viele Übereinstimmungen bei den Einschätzungen. Auffallend ist zunächst, dass kaum der Ruf nach neuen/anderen legistischen Maßnahmen zu hören ist und mehrheitlich Handlungsbereiche angesprochen werden, die von den Gemeinden auch weitgehend selbst gestaltet werden können. Deutliche Diskrepanz zeigt sich in folgenden Bereichen. Während die Stadtmarketingorganisationen Entwicklungsperspektiven, klare politische Prioritäten und Planungen von den Gemeinden einfordern (nur 25% der Stadtmarketer sagen, dass es ein Entwicklungskonzept für ihre Innenstadt gibt) und auch das schwierige Verhältnis zwischen Stadtmarketing und Politik thematisieren, ist das für die Gemeinden überhaupt kein Thema. Sie sehen dagegen die größten Restriktionen eher im Bereich der Immobilieneigentümer/-struktur und -preise bzw. bei den Einstellungen und dem Verhalten der Einzelhändler.
Auch beim Themenfeld Stadtmarketing werden sehr unterschiedliche Auffassungen zwischen den Gemeinden und den Stadtmarketern sichtbar. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass Stadtmarketing von Seiten der Gemeinden weiter gefördert werden soll und auch zukünftig einen hohen Stellenwert bei den Gemeinden haben wird. Zwei Drittel der Gemeinden lassen erkennen, dass sie Stadtmarketing verstärkt finanziell oder organisatorisch unterstützen wollen. Auch, dass Kooperationen der Innenstadtwirtschaft durch Maßnahmen des Stadtmarketings gefördert werden, findet die Zustimmung von zwei Dritteln der Gemeinden. Doch obwohl die Gemeinden der Auffassung sind, dass umfassende Innenstadtentwicklungsprozesse einer professionellen Begleitung bedürfen, lassen sie erkennen, dass sie die Koordination einer umfassenden Innenstadtentwicklung eher nicht beim Stadtmarketing – vielleicht auch nur in der jetzigen Form – angesiedelt sehen wollen.
Die Stadtmarketer selbst wiederum scheinen dabei zu sein, ihre Rolle neu definieren zu wollen, wobei sie sich zukünftig gerne vermehrt in einer aktiven, die Innenstadt mitgestaltenden Rolle sehen würden. Dass das Verhältnis zwischen Gemeinden und Stadtmarketing vielerorts noch einer Klärung bedarf, kann auch aus den Zwischentönen der Antworten der Stadtmarketer herausgelesen werden. So wird immer das Thema Akzeptanz- und Kompetenzprobleme (implizit/explizit – „ernst“ genommen werden) zwischen Politik/Verwaltung und dem Stadtmarketing, aber auch die generell unklare Rolle des Stadtmarketings angesprochen.
Welche Folgerungen können daraus gezogen werden? Zunächst erscheint es vielerorts sinnvoll zu sein, einen offenen Dialog über die derzeitige, aber vor allem zukünftige Funktion und Rolle des örtlichen Stadtmarketings zu führen. Dies vor allem mit dem Ziel, bestehende unterschiedliche Vorstellungen zu klären und gleichzeitig konkrete Entwicklungsschritte hin zu einem Stadtmarketing der zweiten Generation zu setzen, als dessen wesentlichstes Kennzeichen anzusehen ist: weniger Werbung und „Veranstaltungstamtam“ und mehr kooperative Produkt- und somit Stadtentwicklung.
Des Weiteren gilt es, sich den veränderten Herausforderungen der Stadtentwicklung aktiv zuzuwenden: Die Entwicklung der Innenstädte wird mehr und mehr eine Aufgabe der Organisation von kooperativen Entwicklungsprozessen, die die bisherigen stadtplanerischen und stadtgestalterischen Maßnahmen ergänzen müssen (hier bieten sich dann u. U. gute Anknüpfungspunkte zum Stadtmarketing). Außerdem muss man sich vielleicht mehr noch als bisher bewusst machen, das erfolgreiche lokale Innenstadtentwicklung ohne abgestimmte regionale Konzepte/Maßnahmen (insbesondere im Bereich der ohnedies schon im Überfluss vorhandenen Verkaufsflächen) in ihrer Wirkung beschränkt sind. Die unlängst auf EU-Ebene verabschiedete Charta von Leipzig6 untermauert diese Sicht nachdrücklich und bietet die Chance, in einen europäischen Dialog zur Stärkung der Stadtentwicklungspolitik einzutreten.




(1) Dieser Beitrag basiert auf gemeinsam mit Markus Hödl (KDZ) sowie Oskar Januschke vom Stadtmarketing Lienz im Rahmen der Studie „Stärkung der Innenstadt“ erarbeiteten und bisher noch nicht veröffentlichten Untersuchungsergebnissen.
(2) Die Befragung fand im Frühjahr 2007 statt. Einbezogen wurden alle Stadtmarketingorganisationen, die Mitglied im Stadtmarketing Austria sind. Insgesamt haben 52 der 67 eingeladenen Stadtmarketingorganisationen an der Befragung teilgenommen (Ausschöpfung 77%).
(3) Die Befragung fand ebenfalls im Frühjahr 2007 statt. Von den 258 Mitgliedern haben letztlich 86 (= 33%) an der Befragung mitgewirkt.
(4) Die Befragung wie auch die Studie werden zu einem späteren Zeitpunkt noch veröffentlicht.
(5) Zu berücksichtigen ist hier allerdings, dass die Ausgangsniveaus bei den Aufgaben teilweise sehr unterschiedlich hoch sind.
(6) vgl. www.bmvbs.de/Anlage/original_996467/
Hintergrund-informationen-barrierefrei.pdf

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