Grünbuch der Stadt Zürich Grün Stadt Zürich präsentiert seine Unternehmensstrategie für die nächsten 10 Jahre

Grünbuch der Stadt Zürich Grün Stadt Zürich präsentiert seine Unternehmensstrategie für die nächsten 10 Jahre

Mit dem Grünbuch hat das aus der Fusion von Gartenbau-, Landwirtschafts- und Waldamt hervorgegangene Grün Stadt Zürich (GSZ) 2006 ein integrales Planwerk für alle Grünbelange der Stadt Zürich vorgelegt: von Wald, Landwirtschaft, Parkanlagen, Wohnumfeld bis hin zur Umweltbildung. Das Grünbuch macht die relevanten Kennzahlen des Grünflächenangebotes der Stadt Zürich zugänglich. Der umfangreiche Zielkatalog enthält auch Aussagen für die nicht im Besitz der Stadt stehenden Grünflächen.

 

Die Stadt Zürich erzielt in internationalen Rankings bezüglich Lebensqualität regelmäßig Spitzenplätze. Diesen Erfolg kann die Stadt auch aufgrund ihrer bevorzugten naturräumlichen Lage am See und ihrem Grünflächenangebot verbuchen. Dass Zürich diese Trümpfe nicht leichtfertig verspielen darf, indem z. B. Grünflächen dem Bauboom geopfert werden, dafür tritt das Grünbuch ein und liefert das Argumentarium. Auch im Slogan von GSZ kommt diese Schlüsselrolle des Grüns zum Ausdruck: „Wo wir arbeiten, blüht Zürich – wir schaffen Lebensqualität.“
Den Grünflächen in der Stadt als Wert mehr Verbindlichkeit geben und das Freiflächenangebot sichern sind wichtige übergeordnete Ziele des Grünbuchs. Das über 150 Seiten umfassende Werk ist unter der Federführung von Ernst Tschannen, Direktor GSZ, und Cordula Weber, Landschaftsarchitektin HTL, Leiterin Freiraumplanung, in intensiver Auseinandersetzung mit allen internen und externen Beteiligten im Verlauf von drei Jahren erarbeitet worden. Zwar ist es nicht behördenverbindlich, legitimiert aber GSZ durch die zustimmende Kenntnisnahme des Stadtrates die bei den jeweiligen Themenfeldern gesteckten, insgesamt über 130 Ziele für die nächsten zehn Jahre umzusetzen.
Das Grünbuch ist vor dem Hintergrund entstanden, dass die Diskussion um das Grün einer Stadt oft in den ideologischen Grabenkämpfen von Pro oder Kontra Grün verharrt und die sachliche Auseinandersetzung dabei auf der Strecke bleibt. Der Gefahr, dass man zum Restflächenverwalter wird und Grünflächenanliegen zersplittet und marginalisiert werden, begegnet GSZ durch eine progressive Strategie. „Das Grünbuch schafft die Grundlage für eine fundierte Güterabwägung“, so Weber. GSZ weist sich damit als kompetenter Ansprechpartner aus, der „als gleichberechtigter Planungspartner bei allen relevanten Stadtentwicklungsprozessen“ wahrgenommen werden will.

Integral statt sektoriell
Eine integrale Planung aller Grünanliegen ist nur deshalb möglich, weil GSZ alles in einer Hand hält, von der übergeordneten Planung bis zum Vollzug. Die integrale Planung verhindert dabei Reibungsverluste, indem die Planwerke der verschiedenen Fachbereiche aufeinander abgestimmt sind. Weil Wald, Landwirtschaft und Grünflächen in einem Amt gebündelt sind, ist ein Rundumblick bzw. die Vernetzung der Grünanliegen der Stadt überhaupt erst möglich. Das Grünbuch ist die konsequente Weiterentwicklung der Fusion der drei verschiedenen Ämter, die nun erstmals eine gemeinsame Zielvorgabe haben. Bis das Planwerk in dieser Form in Druck gehen konnte, mussten viele Zielkonflikte ausgeräumt werden. Der Entwicklungsprozess habe bei GSZ das Denken für das Gesamte gefördert und es herrsche ein breit abgestützter Konsens, so die Einschätzung von Weber. Als Meilenstein wird u. a. auch gewertet, dass mit Privaten, wie Waldbesitzern und Landwirten, gemeinsame Ziele z. B. zur ökologischen Bewirtschaftung, wie sie in stadteigenen Betrieben Standard ist, formuliert werden konnten.

Überzeugende Systematik
Bei jedem Themenfeld werden die „Kennwerte heute“ aufgeführt und die „Ziele in zehn Jahren“. Daraus resultieren die Handlungsfelder. Tabellarisch dargestellt ist weiter bei jedem Kapitel die Vernetzung des Themenfeldes innerhalb des Grünbuchs, der Struktur von GSZ und zur Nachhaltigkeit nach dem Indikatorensystem „Monet“. Als Zusammenfassung der im Grünbuch festgelegten Ziele und Handlungsfelder wird die Zukunft Grün Stadt Zürich mit zehn strategischen Schwerpunkten für eine nachhaltige Grünwirkung beschrieben. Nicht nur dank der durchdachten Gliederung und der klaren Sprache, sondern auch dank der Darstellung erschließen sich die Inhalte des Grünbuchs leicht auch für Nichtfachleute. Sie gehören nebst den Mitarbeitenden von GSZ, weiteren Behörden und interessierten Fachleuten zu den Adressaten.

Grünflächen unter Druck
Wie viel Grünraum soll Zürich bieten? Im Kapitel „Umfeld und Trends“ rechnen die Verfasserinnen vor, dass Zürich, falls es so weiterwächst wie bisher und jährlich 8 ha überbaut werden, seine Bauzonenreserve in 40 Jahre aufgebraucht hat. Der Druck auf die Grünflächen steigt somit weiter an. Das Grünbuch fordert, dabei bei einer Revision der Bau- und Zonenordnung auf weitere Einzonungen von Grünflächen zu verzichten.
GSZ stellt sich mit den konkreten Zielvorgaben ins Schaufenster. Es kann z. B. daran gemessen werden, ob die definierten Planungsrichtwerte für die Grünflächenversorgung erreicht werden: „Die Versorgung erreicht 100%, wenn für die Wohnbevölkerung pro Einwohner im Umkreis von 15 Gehminuten 8 m2 öffentlich zugänglicher multifunktionaler Freiraum zur Verfügung steht – oder die Fläche eines anderen Freiraums, der nur bedingt für die Erholung geeignet ist.“ Dieser Versorgungsgrad wird heute bei einem Vier¬tel der Wohnbevölkerung unterschritten. „Das Hauptproblem ist und bleibt die sehr unterschiedliche Grünraumversorgung in den einzelnen Quartieren sowie der hohe Bedarf an zweckgebundenen Freiräumen, z. B. für Sport“, schreiben die Verfasserinnen. Der definierte Bedarf ist im Vergleich mit Städten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt, Freiburg und Stuttgart tief, wie dies eine von der Hochschule Rapperswil durchgeführte Analyse ergab. Hamburg legt 13 und München 25 m2 fest.

Stadtlandschaft als Perimeter
Der Städtevergleich zeigte auch, dass in diesen Großstädten das Umland stärker in die Planung einbezogen wird. Einen Freiraumverbund strebt auch GSZ an. Im Kapitel Stadtlandschaft werden die Ziele konkretisiert. Dem Leitbild der durchgrünten Stadt am Wasser folgend, die eingebettet ist in ein übergeordnetes Landschaftssystem, soll die gemeinde- oder regionsübergreifende freiraumplanerische Zusammenarbeit angestrebt werden. Ein konkretes Projekt sind dabei der Naturwald Sihlwald und der Wildpark Langenberg, die in Zusammenarbeit mit den Gemeinden des Bezirks Horgen zum national anerkannten Naturerlebnispark werden sollen.
In vielen Bereichen geht es darum, den hohen Qualitätsstandard zu halten, womit sich bereits ein hoher Anspruch verbindet. Darüber hinaus sind in den nächsten zehn Jahren über 130 konkrete Maßnahmen geplant. Hierzu zählt die Öffnung nicht mehr benötigter Friedhofflächen für die Nutzung als ruhige Parks, die Anlage öffentlicher Wege durch die Familiengartenareale (insgesamt 145 ha) zur Ergänzung des Erholungsangebotes für die Quartierbevölkerung, die verbesserte Nutzbarkeit der Badeanstalten am See im Winter, die Verdoppelung der Hochstamm-Obstbäume auf 10.000 oder die Umsetzung bestehender Konzepte wie das Alleen- und das Bachkonzept.
Das Kapitel Unternehmung rundet das Grünbuch ab. Das Unternehmen Grün Stadt Zürich gliedert sich in 40 selbstständige Profitcenter mit eigenem Budget und eigener Rechnung. Insgesamt 450 Mitarbeitende, davon 60 Kadermitarbeiter, sind bei GSZ beschäftigt.
Das Grünbuch schafft die Grundlage für eine Wirkungskontrolle und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Unternehmen, das nach Vorgaben der wirkungsorientierten Verwaltungsführung konzipiert ist.
Ein Grünbuch als Grundlage eines modernen Grünflächenmanagements, das alle relevanten Grünanliegen umfasst, könnte auch in anderen Städten Schule machen.


Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von „Der Gartenbau“

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