Innsbruck: Ein dichtes soziales Netz

Innsbruck: Ein dichtes soziales Netz

Die Zahl der älteren Mitmenschen steigt ständig – auch ein erfreulicher Beweis der hohen Lebensqualität in Innsbruck. Niemand braucht sich aber in Innsbruck zu sorgen, im Alter bei Bedarf und persönlichem Wunsch aus finanziellen Gründen keinen Platz in einem der Wohnheime zu bekommen bzw. in den eigenen vier Wänden ohne entsprechende Hilfen dazustehen.

 

Wohn- und Pflegeheimoffensive
Die Stadt Innsbruck hat – entsprechend den Vorgaben zweier Sozialpläne 1994 und 2003 für die Innsbrucker Seniorinnen und Senioren – in den vergangenen Jahren ein verstärktes Augenmerk auf die Sanierung und Modernisierung der sechs städtischen Wohn- und Pflegeheime gelegt und auch dem steigenden Bedarf an Wohn- und Pflegeplätzen Rechnung getragen.
Die Innsbrucker Wohnheime werden zu richtigen Zentren für Senioren: mit Stadteilcafés, Seniorennachmittagen, Seniorentageszentren – und sie sollen auch für Menschen mit dem ersten Unterstützungsbedarf ein Anlaufpunkt sein.
Auch private Wohnheimträger werden bei notwendigen Sanierungs- bzw. Erweiterungsmaßnahmen von der Stadt maßgeblich finanziell unterstützt.
Vieles ist schon getan, manches noch im Laufen. Nun wurde im neuen Stadtteil Tivoli ein neues Wohnheim fertiggestellt, im Westen von Innsbruck ist ein weiteres in Bau.
Miteinander werden somit 256 neue Wohn- und Pflegeplätze geschaffen. Zielsetzung des Sozialplans ist die Errichtung von 400 neuen Betten. Insgesamt wird die Stadt nach Abschluss aller Vorhaben etwa 100 Millionen Euro in die Wohn- und Pflegeheime investiert haben.
Mit dieser Wohnheimoffensive hat die Stadt Innsbruck für eine qualitativ hochwertige Daseinsfürsorge Sorge getragen, mit der bis zum Jahr 2015 das Auslangen gefunden werden kann. Dann wird voraussichtlich der Bau neuer Heime notwendig sein.

Umfassende ambulante Dienste
Für jene SeniorInnen, die noch den Lebensabend in den eigenen vier Wänden verbringen können und auch tatsächlich gesundheitlich dazu in der Lage sind, hat die Stadt zahlreiche Dienste parat. Barrierefreies Bauen und nachträgliche Lifteinbauten werden forciert und erleichtern den Alltag – nicht nur für Seniorinnen und Senioren.
Das Angebot der mobilen Betreuung reicht von der Beratung bis zur tatkräftigen Hilfe und beinhaltet Leistungen wie Hauskrankenpflege, ambulante Logopädie und Physiotherapie, stadtteilbezogene Sozial- und Kulturarbeit in den Sozialzentren sowie das Innsbrucker Menüservice, das täglich qualitativ hochwertiges Mittagessen mit drei Gängen anbietet. In den letzten Jahren wurde diese Leistungspalette um ca. 50% erweitert.
Erfreulicherweise ist es auch gelungen, die Mindestselbstbehalte für die Stundensätze maßgeblich zu reduzieren und damit leistbarer zu machen.
Alle Leistungen sind in der Innsbrucker Soziale Dienste GesmbH (eine hundertprozentige „Tochter“ der Stadt Innsbruck) vereint. Damit wurde – so Sozialreferent Vizebürgermeister Eugen Sprenger – eine zentrale Anlaufstelle für alle sozialen Anfragen und Hilfsangebote geschaffen, bei der die Bürgerinnen und Bürger kompetente und umfassende Beratung vorfinden.

Seniorenwohnungen
Die ersten Seniorenwohnungen wurden 1999 im Wohnheim Reichenau errichtet.
Der Vorteil dieser Wohnform liegt in der unmittelbaren Nähe eines Wohnheimes, sodass auf Wunsch die Einrichtungen des Wohnheims in Anspruch genommen werden können. Auch wenn Hilfe gebraucht wird, ist dies auf schnellem Wege möglich. Derzeit gibt es in Innsbruck 154 Seniorenwohnungen.

Gesundheit
Der Schwerpunkt im Gesundheitswesen liegt auf der Vorsorge: Beispiele sind Zahnprophylaxe, Haltungsturnen, Hautuntersuchungen, Prostata-Informationen, Hilfen für übergewichtige Kinder, aber auch das Methadon-Programm, die Pneumokokken-Impfaktion und nicht zuletzt das von der Stadt geförderte Minimed-Studium.

Jugendwohlfahrt
Die Bedeutung des Jugendamtes in unserer Gesellschaft wird zunehmend wichtiger: Familien werden zunehmend instabiler, die Strukturen verändern sich, es gibt neue Beziehungs- und Familienformen. Kinder kommen dabei nicht selten „unter die Räder“.
In die Jugendwohlfahrt investiert die Stadt jährlich ca. 6,5 Millionen Euro, 3 Millionen davon müssen für Kinder in voller Erziehung aufgewendet werden. Ca. 700 Kinder werden betreut.
Bis zu 6.000 Euro pro Monat beträgt der Kostenersatz für eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung, wenn Erziehungsaufgaben voll übernommen werden müssen.
Es geht dabei um Kinderschutz und um die Sicherung des Kindeswohls. Wenn festgestellt wird, dass Kinder gewisse Kriterien, die sie für eine ausgewogene Entwicklung brauchen, nicht vorfinden, muss geprüft werden, ob eine Fremdunterbringung nicht die bessere Lösung ist. Gleichzeitig kommt es darauf an, die Eltern von der Notwendigkeit zu überzeugen und sie als Ansprechpartner auch für die Kinder zu erhalten. Zu Beginn stehen aber immer Beratung und Hilfe und die intensiven Bemühungen, die Kinder bei den Eltern zu belassen.
Die Abnahme der Kinder ist immer der letzte Ausweg. Das Spannungsfeld, Kinder zu schützen und in Elternrechte einzugreifen, ist groß.

Wärme und Geborgenheit für Menschen ohne eigene Unterkunft
Vielfach sind die Gründe, warum manche Menschen nicht mehr einer geregelten Arbeit nachgehen (können oder wollen), über kein Einkommen verfügen und daher auf fremde Hilfe angewiesen sind. Die sogenannte Sandlerszene, wie es sie noch in den 70er und 80er Jahren auch in Innsbruck gab, existiert dank zahlreicher Initiativen und Angebote der öffentlichen Hand sowie von kirchlicher und privater Seite praktisch nicht mehr.
Dafür sind immer mehr Immigranten zu beobachten, die um einen „Notgroschen“ betteln. Beängstigend sind die Zunahme an Eigentumsdelikten und auch der Handel mit illegalen Drogen. Hier will die Polizei verstärkt auch präventive Maßnahmen setzen, um Innsbruck für diese Szene uninteressant zu machen.
Obdachlosigkeit muss heute nicht mehr sein, außer die Betroffenen lehnen jede Hilfe ab, weil sie sich an keine Regeln des Zusammenlebens halten wollen.
Mit einem 4-Säulen-Programm ist jedenfalls die Stadt Innsbruck seit Jahren bemüht, menschliche und effiziente Rahmenbedingungen für die Versorgung und Integration von Obdachlosen zu bieten.
Mit der städtischen Herberge in der Hunoldstraße (88 Plätze) und dem Alexihaus in Dreiheiligen (60 Plätze) hat die Stadt zwei Heime mit gutem Standard bereitgestellt, in denen Obdachlose Unterkunft finden und auch betreut sowie mit Essen versorgt werden. Zwei- und Dreibettzimmer sowie entsprechende Nasszellen haben die früheren Massenunterkünfte ersetzt. Mussten die Bewohner früher um 8 Uhr das Heim verlassen, sind sie jetzt rund um die Uhr willkommen. Allerdings ist in den Heimen der Genuss von Alkohol nicht erlaubt.
Sozialvereine, die Obdachlose betreuen, werden finanziell unterstützt, damit diese Hilfestellungen leisten können. Die dritte Säule besteht in der angemessenen Sozialhilfe für die Anmietung und Erstausstattung von Wohnungen, und die vierte im Angebot von Beschäftigungsprojekten, wo Menschen wiederum in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Seit letztem Jahr läuft auch das Projekt „Vinzibus“, ein Projekt der Tiroler Vinzenzgemeinschaft und der Caritas. Jeden Abend werden für Menschen ohne Obdach auf der Straße heiße Getränke und Speisen ausgegeben.
Die Delogierungspräventionsstelle will durch geeignete Maßnahmen bereits im Vorfeld einer anstehenden Delogierung vor drohender Obdachlosigkeit bewahren helfen. Zudem wurde ein Fachbeirat Obdachlosigkeit installiert, der sich auch mit speziellen Problemkonstellationen wie z. B. „wohnungslos und psychisch krank“ beschäftigt und Lösungsvorschläge erarbeitet.

Stadt Innsbruck zahlt 12,5 Millionen Euro an Sozialhilfe
5.017 Personen mussten in Innsbruck im Jahr 2006 die Leistungen der Grundsicherung in Anspruch nehmen – ein Plus an Unterstützungsfällen von 7,06%.
Die Ausgaben der Stadt Innsbruck für die Grundsicherung beliefen sich dafür auf 12,556 Millionen Euro. Eine Ausgabensteigerung in nicht unbeachtlicher Hohe von rund 11% gegenüber dem Berichtsjahr 2006.
In der Verteilung der Strafgelder (zur Abdeckung der Sozialhilfe) ortet Sozialreferent Vizebürgermeister Eugen Sprenger eine massive Ungerechtigkeit zu Lasten der Stadt: „Von den 7,76 Millionen Euro Tiroler Strafgelder bekommt die Landeshauptstadt nur 220.000 Euro. 60% der So¬zialhilfefälle fallen aber im Ballungszentrum Innsbruck an!“
Die Verschlechterung der Arbeitsmarktsituation, verschärfte Rahmenbedingungen in der Arbeitslosenunterstützung und auch die Inflation sind unter anderem die Gründe für die nicht erfreuliche Entwicklung. Personen mit Defiziten in der Ausbildung sind nur schwer für einen Job vermittelbar (trotz Hochkonjunktur). Eine zweite oder dritte Chance am Arbeitsmarkt wird immer schwieriger. Dazu kommt die immer restriktivere Haltung auf Bundesebene (von der Arbeitslosen-/Notstandsunterstützung bis zur Invalididätspension). Je restriktiver die anderen sozialen Netze auf Bundes-/Landesebene reagieren, umso mehr wird dann das städtische Netz belastet. Die Problematik wird damit aber nicht behoben, es ist nur eine Verschiebung auf die kommunale Ebene.

Personen in der „Lebensmitte“ besonders betroffen
Ernährung, Lebensunterhalt und vor allem Unterkunftskosten sind die dominierenden Ausgabepositionen mit fast 80% des Grundsicherungsbudgets. Allein die Aufwendungen für Unterkunft sind um 14,8% gegenüber 2006 gestiegen und belaufen sich auf rund 5,2 Millionen Euro. 395 Wohnungen sind vom Sozialamt angemietet. Von den 5.017 Grundsicherungsempfängern werden 3.563 Personen als „Dauerunterstützte“ definiert: Sie beziehen mehr als drei Monate die Grundsicherung. Von der Altersstruktur her besonders betroffen ist die „Lebensmitte“ – Personen zwischen 35 und 44 Jahren, wobei bereits mehr als 50% männliche Empfänger sind (2.633 männliche, 2.378 weibliche GrundsicherungsempfängerInnen). Sprenger mahnt ein Umdenken beim Verteilungsschlüssel der Strafgelder an (aus dem Verkehr, Autobahn und Kontrollstellen). Diese Einnahmen fließen in die Bezirke, die Stadt Innsbruck geht fast leer aus. Mit seiner Infrastruktur (etwa Alexihaus, städtische Herberge) verfügt Innsbruck über ein umfangreiches soziales Netz. Dementsprechend fallen 60% der Grundsicherung in der Landeshauptstadt an. Die große Belas¬tung durch die hoheitliche Grundsicherung wird aber nicht abgegolten.

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