Erbe und Moderne

Erbe und Moderne

In Innsbruck ist eine Menge los: Neue Straßenbahn, neue Hungerburgbahn, für das Kaufhaus Tyrol und die Neugestaltung der Maria-Theresien-Straße sind die Weichen gestellt, am Tivoli steht ein neuer Stadtteil mit rund 500 Wohnungen, einem Wohnheim, einem Kinder- und Jugendzentrum sowie viel Freiraum für Begegnung, Spiel und Sport vor der Vollendung und die „Euro 2008“ steht vor der Tür. Die Aufzählung von Beispielen, die beweisen, dass sich in der Stadt viel bewegt, könnte beliebig fortgesetzt werden.

 

Eines der großen und wichtigen Projekte der letzten Jahre in der Tiroler Landeshauptstadt war die komplette Erneuerung der Aufstiegshilfen auf den Nordpark. Der Nordpark ist für Jung und Alt, für Einheimische wie für die Gäste der Stadt eine Ganzjahresattraktion. Zahlreiche Wege aller Schwierigkeitsgrade laden zum Wandern ein. Almen bieten Stärkung und Erholung in der herrlichen Naturlandschaft direkt über der Stadt. Die Seegrube stellt mit den Einrichtungen für den Funski- und Skateboardsport auch für die Jugend einen besonderen und schnell zu erreichenden Anziehungspunkt dar.

Alpine Fusion – Mensch, Natur, Architektur
In Innsbruck liegen urbaner Raum und Bergwelt nahe beieinander. In nur 20 Minuten kann man mit der Hungerburgbahn und den beiden Sektionen der Nordkettenbahn vom Stadtzentrum in das hochalpine Gelände des Nordparks gelangen. Geplant von Stararchitektin Zaha Hadid, setzt die Standseilbahn auf die Hungerburg mit ihren außergewöhnlichen Stationen und der neuen, schwungvoll und elegant über den Inn gebauten Brücke internationale Maßstäbe für moderne Architektur.
Ab der Talstation der Nordkettenbahn auf der Hungerburg wandelt sich das Bild. Tradition und Moderne werden erkennbar, wenn man die behutsam renovierten und für die neuen Ansprüche adaptierten Stationsgebäude des Tiroler Architekten Franz Baumann betritt. Im Spannungsfeld zwischen Berg und Stadt wird die Nordkette zum Grenzerlebnis der besonderen Art. Die Fahrt durch den Nordpark vereint in einzigartiger Weise das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Architektur – die Alpine Fusion.

Neue Nordkettenbahnen
Am 22. Dezember 2006 gab es nach einer Rekordbauzeit mit dem Bescheid des Bundesministeriums „grünes Licht“ für die Inbetriebnahme der Sektion I der neuen Nordkettenbahn auf die Seegrube. Die Gondeln auf das Hafelekar, auf 2.200 Meter Seehöhe, wurden am 20. Jänner in Betrieb genommen.
Mit der Erneuerung der Nordkettenbahnen ist es gemeinsam mit privaten Unternehmen („Public-Private-Partnership“) und in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt gelungen, die schützenswerte Baumann-Architektur der Stationsgebäude auf der Hungerburg und auf der Seegrube aus dem Jahr 1928 zu bewahren und sensibel zu restaurieren, wo notwendig sogar in den Urzustand zurückzuführen und trotzdem den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Eine Meisterleistung des Bewahrens und des funktionsgerechten Erneuerns.

Neue Hungerburgbahn
Am 1. Dezember 2007 war es so weit: Die neue Hungerburgbahn wurde mit einem großen Fest bei der Station Löwenhaus am Rennweg feierlich eröffnet. Mit der neuen Hungerburgbahn und den vor einem Jahr in Betrieb genommenen beiden Sektionen der Nordkettenbahn sind das Stadtzentrum Innsbruck und Nordpark eng zusammengerückt, wo zwei Sessellifte, Restaurants, mehrere Schipisten, eine FIS-taugliche Snowboard-Halfpipe, Klettersteig, Almen, Wanderwege sowie eine Mountainbikestrecke ganzjährig zum Innsbrucker Bergerlebnis einladen.
Was 1906 der Bau der ersten Hungerburgbahn für Innsbruck bedeutete, erfährt nun 100 Jahre später seine Renaissance. Auch die neue Bahn ist ein Jahrhundertbauwerk, das nun der Entwicklung von Zeit und Technik Rechnung trägt.
Die neue Hungerburgbahn lädt vom Congress Innsbruck aus, praktisch vom Herzen der Stadt (fünf Minuten vom Goldenen Dachl entfernt), zu einer Fahrt auf die Hungerburg und, wenn man will, kann man weiter mit den Seilbahnen die Höhen der Seegrube und des Hafelekars erklimmen.
Die Congress- und Citygarage bietet eine ideale und nahe Parkmöglichkeit. Die Haltestelle beim Alpenzoo bedeutet für die Erreichbarkeit dieser Einrichtung eine deutliche Verbesserung.
Mit der neuen Hungerburgbahn ist Innsbruck auch um architektonische Attraktionen reicher. Die Stationen und die neue Brücke über den Inn tragen wie die Bergisel-Sprungschanze, das Markenzeichen Zaha Hadids, einer der international berühmtesten ArchitektInnen.
Mit PPP (Privat-Public-Partnership) hat Innsbruck, so wie auch beim Rathaus-Neubau, praktisch Unmögliches möglich gemacht. Zahlreiche Gespräche und Diskussionen, Verhandlungen, Rückschläge und Erfolge begleiteten den Weg, der zur Verwirklichung der neuen Bahn durch ein Gemeinschaftswerk STRABAG, Zaha Hadid und Stadt Innsbruck führte.

Neuer Stadtteil „Leben am Tivoli“
Am 13. Dezember 2005 fuhren die ersten Bagger und Kräne auf. Der erste Spatenstich für das städtebauliche Großprojekt „Leben am Tivoli“ fand statt. „Schlag auf Schlag“ ging es weiter. Nun ist der neue Stadtteil besiedelt.
„Lebendiges Wohnen und vielschichtige Nutzung“ sind das generelle Ziel für das „Leben am Tivoli“, das städtebauliche Großprojekt nördlich des Südrings. Ein funktional durchmischtes Gebiet für Alt und Jung, mit hohem Freizeitwert, wirtschaftlichen Impulsen und nahe am Stadtzentrum. Auf den nach der „Absiedelung“ der Sportflächen Tivoli freigewordenen rund 32.000 Quadratmetern Fläche entstanden insgesamt 475 Miet- und Eigentumswohnungen, rund 7.000 Quadratmeter Bürofläche, ein Seniorenwohnheim, ein Kinder- und Jugendzentrum, ein Einkaufsmarkt und großzügige Erholungs- und Freiräume. Die rund 120 Millionen Euro Investitionskosten (für Grund und Bau) sind ein wohnungspolitischer und städtebaulicher Impuls sowie eine Belebung für die Wirtschaft.

Neues Kaufhaus Tyrol
Die Entscheidung für die Fassade des neuen größten innerstädtischen Shopping-Centers Österreichs in der Innsbrucker Prachtstraße ist in der dritten Runde gefallen. Hinter der Fassade bis zur Erlerstraße sind die Vorbereitungen für den Neubau bereits voll im Laufen.
Investor René Benko ist es gelungen, den internationalen Stararchitekten David Chipperfield für die Fassadengestaltung des Kaufhauses Tyrol zu gewinnen. Der Entwurf des Briten überzeugte bei einem „Gipfeltreffen“ in Innsbruck Auftraggeber René Benko, Stadt und Denkmalamt.
Für das neue Kaufhaus Tyrol hat sich der englische Stararchitekt für eine Fassade mit vielen Fenstern im Sinne eines „moderated Gate way“ entschieden. Die Architektur zeigt keine überdimensionale Front, wirkt eher dezent und zurückhaltend und geht auf den Straßenverlauf ein. Der Bruch in der Fassadenfront lässt die Front noch einmal weniger dominant wirken. Das Schindlerhaus wird restauriert und aufgestockt, die Fassade wird in die 20er Jahre zurückgeführt. Insgesamt kommt in der Architektur die Kombination von his¬torischem Zusammenhang und moderner Formensprache zum Ausdruck.
Mit diesem Projekt wird die Innsbrucker Innenstadt weiter aufgewertet. Das Suchen nach architektonisch hochwertiger Qualität hat sich gelohnt. „Wenn es nicht gelingt, Altes zu erhalten, sollte man etwas Neues, Qualitätsvolles schaffen“, so der für die Stadtplanung ressortverantwortliche Vizebürgermeister Christoph Platzgummer und Leiter des Denkmalamtes Hofrat Franz Caramelle unisono.
Nach dem Rathausprojekt von Dominique Perrault und der von Zaha Hadid geplanten Bergiselschanze und neuen Hungerburgbahn hat Innsbruck nun die Chance genützt, mit David Chipperfield einen weiteren internationalen Stararchitekten in die Stadt zu bringen und den erfolgreichen Weg – neue Baukunst auf hohem Niveau zu schaffen – fortzusetzen. Die Fertigstellung ist für Herbst 2009 geplant, die Investitionssumme beträgt 120 Millionen Euro.

Neue Maria-Theresien-Straße
Die Maria-Theresien-Straße wird ein urbaner Platz. Gleich nach der Fußball-EM wird mit den Arbeiten für die Neugestaltung nach den Plänen der Wiener Architektengruppe „AllesWirdGut“ begonnen.
Wenn ein Straßenraum neu gestaltet wird, ist zunächst der Bereich der unterirdischen Versorgungs- und Entsorgungsleitungen in Ordnung zu bringen. So auch bei der bevorstehenden Neugestaltung der nördlichen Maria-Theresien-Straße, wo aufgrund der Lage im Herzen der Stadt ein besonders sensibles Vorgehen erforderlich ist.
Zum einen muss der Zeitplan exakt eingehalten werden, zum anderen ist darauf zu achten, dass die Beeinträchtigungen für die Anrainer sowie Geschäfte und Betriebe so kurz und gering wie möglich sind.
Anfang Juni wird der Belag der Maria-Theresien-Straße wieder hergestellt sein, damit die Maria-Theresien-Straße im Rahmen der EURO 2008 als Fanzone benützt werden kann. Im Anschluss an die Fußball-EM werden die Arbeiten fortgesetzt.
Durch die Neugestaltung wird sich Innsbrucks Prachtstraße im September 2009 als repräsentativer Platz präsentieren, der den FußgängerInnen hohe Aufenthaltsqualität bieten wird und dennoch dem zugelassenen Fahrzeugverkehr aus der Altstadt und für Liefertätigkeit zur Verfügung steht. Für die Innenstadt bedeutet dies neue wirtschaftliche Impulse und mehr Qualität für die Benutzer.

Neue Straßenbahn
Im Jänner 1967 wurde die letzte „neue“ Straßenbahngarnitur (Wagen Nummer 77) der Innsbrucker Verkehrsbetriebe ausgeliefert. Knapp 40 Jahre später wurden die „Nummer 1 und 2“ der neuen Tramgeneration in der IVB-Zentrale präsentiert. Ende des Jahres werden alle Garnituren der alten Bahnen ersetzt sein.
27,6 Meter lang, in harmonischem Dunkelrot, beeindruckt die neue Tram. Für die Qualität der Bombardier/Elinproduktion stehen unter anderem die wichtigsten Fahrzeugdaten: 56 Sitze, 103 Stehplätze, zwei Bereiche für Kinderwägen, Rollstühle und Fahrräder, klimatisierter Innenraum, vor allem behindertengerechte Einstiege. „Das Konzept ,Flexity Outlook‘ wurde speziell für Innsbruck adaptiert, ein Beitrag zur Verbesserung im Nahverkehr, energiesparend und umweltschonend.“
Insgesamt 32 Tramgarnituren (alle Niederflurwägen) werden ausgeliefert.

Neue Regionalbahn Großraum Innsbruck
Die Innsbrucker Stadtregierung hat das Straßenbahn/Regionalbahn-Projekt einstimmig und der Gemeinderat mit großer Mehrheit als unentbehrlich eingestuft und in diesem Sinne einen Grundsatzbeschluss gefasst.
Der im Gemeinderat ausführlich diskutierten Machbarkeitsstudie des Ingenieurbüros „ILF“ ist zu entnehmen, dass das Regionalbahnprojekt technisch realisierbar ist.
Nur mit Großraum-Straßenbahnen könne in Zukunft mit Sicherheit gesteigertes Verkehrsaufkommen und der öffentliche Verkehr im Großraum von Innsbruck bewältigt werden. In Spitzenzeiten seien die Busse heute schon so überlastet, dass manchmal nicht mehr alle Fahrgäste Platz finden. Da sei es nur möglich, weitere Busse einzuschieben, was aber für das Verkehrsaufkommen nicht verkraftbar sei. Für die Straßenbahn/Regionalbahn wären laut Studie großteils eigene Trassen vorgesehen, die, bis auf einige wenige Ausnahmen, den Straßenraum nicht beeinträchtigen.
Die finanzielle Größenordnung des Projekts und die Aufteilung der Finanzierung stellt sich folgendermaßen dar: Bisher wurden bereits 65,2 Millionen Euro in die Straßenbahn/Regionalbahn (Gleisbau und Haltestellenadaptierungen, Anschaffung von neuen Straßenbahngarnituren) inves¬tiert. Auf die Stadt entfielen davon 30,8 Millionen Euro. 3,2 Millionen Euro steuerte der Bund bei, der Rest kam vom Land Tirol.
Die weiteren Investitionen für das Gesamtprojekt werden mit 306,19 Millionen Euro veranschlagt, die auf die Stadt mit 174,64 Millionen Euro und das Land mit 131,55 Millionen Euro verteilt sind.

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