Erfolgreiches Wirtschaften ist Voraussetzung für Lebensqualität

Erfolgreiches Wirtschaften ist Voraussetzung für Lebensqualität

„Wirtschaftsmotor Stadt – Städte als Zentren wirtschaftlicher Dynamik“ ist das Hauptthema des 58. Österreichischen Städtetages vom 28. bis 30. Mai 2008 in Innsbruck. „Eine gesunde und erfolgreiche Wirtschaft ist die Grundlage für die Lebensqualität einer Stadt und für die Erfüllung aller Bedürfnisse – angefangen von der sozialen Absicherung über Bildungsangebote, Freizeitgestaltung mit Kultur, Sport und Spiel bis hin zu den Maßnahmen für die Sicherheit“, so Bürgermeisterin Hilde Zach im Gespräch.

 

ÖGZ: Kann man sagen, dass Innsbrucks Wirtschaft weiter auf Erfolgskurs ist?
Hilde Zach: Als Herwig van Staa 1994 zum Bürgermeister gewählt wurde, zählte Innsbruck mit einem Gesamtschuldenstand von rund 175 Millionen Euro zu den am höchsten verschuldeten Städten Österreichs. Die Stadt und mit ihr die städtischen Unternehmen haben jedoch rechtzeitig begonnen, die Schulden abzubauen und ihre Haushalte in Ordnung zu bringen, damit wieder Handlungsspielraum gegeben ist bzw. in wichtige zukunftsweisende Vorhaben und in die Erhaltung sowie in den Ausbau von Arbeitsplätzen investiert werden kann.
Eine kluge und sparsame Budgetpolitik ermöglichte bis 2002 eine Verringerung des Schuldenstandes auf sage und schreibe 33,9 Millionen Euro. In der Folge ist es gelungen, den Schuldenstand weiter zu verringern. Er beläuft sich somit Ende 2007 auf 18,8 Millionen Euro. Das bedeutet eine Pro-Kopf-Verschuldung von 166 Euro. Damit ist Innsbruck eine der am geringsten verschuldeten Städte Österreichs.
Auch die Mehrzahl der privaten Unternehmer ist auf einem guten Weg und somit für die Zukunft gerüstet. Mit dem Wirtschaftsstandortkatalog präsentiert sich Innsbruck als idealer Standort für Unternehmen, die in einer erfolgreichen Stadt gewinnbringend wirtschaften und so zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen.

ÖGZ: Was macht Innsbruck als idealen Wirtschaftsstandort aus?
Hilde Zach: Unsere Stadt hat ein Umfeld, das in vielen Bereichen weltweit einmalig ist. Da sind die hervorragenden Ausbildungsmöglichkeiten in den Volks-, Hauptschulen und Gymnasien, die Einrichtungen für die Weiterbildung und den zweiten Bildungsweg bis zu den Universitäten und den Fachhochschulen. Weiters die qualitätsvollen Angebote für Sport und Kultur, das weltoffene Flair, die neue Architektur mit Rücksicht auf das kulturelle Erbe, das positive Klima, die zentrale Lage im Alpenraum und in Europa, die optimalen Verkehrsanbindungen, die Dienstleistungsqualitäten, die Maßnahmen für die Daseinsvorsorge und nicht zuletzt die herrliche Umgebung der Stadt.

ÖGZ: Wie nützt Innsbruck seine Kapazitäten?
Hilde Zach: Innsbruck ist in hohem Maße dienstleistungsorientiert. Die Ausbildungs- und Forschungskapazitäten werden verstärkt für wirtschaftsnahe Forschung genützt. Tirol und seine Landeshauptstadt sind wirtschaftlich und von der Beschäftigung her gesehen eine der führenden Regionen nicht nur in Westösterreich, sondern im gesamten Alpenraum, und brauchen auch im Hochtechnologiebereich keinen Vergleich zu scheuen.
Der Succus: In Innsbruck wird investiert und die Stadt geht mit gutem Beispiel voran, es herrschen Optimismus und vor allem auch die Grundstimmung, dass es nur durch eine florierende Wirtschaft genügend Arbeitsplätze geben und die Lebensqualität in allen Bereichen erhalten werden kann. Durch die weitere Stärkung des Wirtschaftsstandortes Innsbruck wird Sorge getragen, dass die Menschen Arbeit haben.

ÖGZ: Innsbruck zeigt in den letzten Jahren ganz allgemein einen sehr erfolgreichen Aufwärtstrend. Was sind die Gründe dafür?
Hilde Zach: Dank des Sparens zur rechten Zeit ist Spielraum für Investitionen und zur Verwirklichung wichtiger Projekte und Maßnahmen gegeben. Die Budgets der Stadt und der Beteiligungen sind weiter in bester Ordnung. Die Stadt kann investieren, ohne große Darlehen aufnehmen zu müssen. Aufbauend auf die Mitte der 90er Jahre eingeleitete Verwaltungsreform geht die Reformarbeit im Innsbrucker Stadtmagistrat mit den Schwerpunkten Kundenfreundlichkeit, Bürgernähe, sparsames Wirtschaften und effizientes Arbeiten weiter.
Tatsache ist, dass in Innsbruck in den vergangenen Jahren sehr viel weitergebracht wurde. Zahlreiche über Jahrzehnte diskutierte Projekte konnten neu geplant, in Angriff genommen bzw. schon verwirklicht werden. Beispiele sind das neue von Stararchitekt Dominique Perrault geplante Rathaus mit seinen Galerien, das modernisierte und vergrößerte Kongresszentrum, das neue Landhaus, die neue Bergisel-Sprungschanze Zaha Hadids , die Theater-Vorplatzgestaltung am Rennweg, die Probebühnen für das Theater, der neue Bahnhof mit Hotel und Busbahnhof, die Realisierung des neuen Stadtteils Tivoli mit rund 500 Wohnungen, einem neuen Wohn- und Pflegeheim, Kindergarten, Jugendzentrum und vielen Freiflächen für Erholung, Begegnung und Sport.
Congress und Messe wurden unter einem „Dach“ vereint, und eine Theater- und Konzerte-GmbH gegründet. Weiters ist es gelungen, die Aufstiegshilfen auf den Nordpark und damit auf das über 2.200 Meter direkt über der Stadt gelegene Hafelekar komplett zu erneuern.
Mit der neuen Hungerburgbahn und ihrer stadtnahen Einstiegstelle beim Congress Innsbruck wurde eine erfolgreiche Ära eingeleitet, von der Einheimische wie Gäs¬te der Stadt gleichermaßen profitieren. Gleichzeitig konnten mit den von Zaha Hadid geplanten Stationen und der neuen Brücke über den Inn wieder neue großartige Architekturakzente gesetzt werden. Wie schon beim Rathausbau half das Zauberwort „PPP“ (Public-Privat-Partnership) bei der Realisierung dieses Großprojektes.

ÖGZ: Die Zukunft hat somit in Innsbruck schon begonnen. Welche sind die vorrangigen Ziele und Pläne?
Hilde Zach: Mein Credo lautet: Der unter meinem Vorgänger im Bürgermeisteramt, Herwig van Staa, sanierte Stadthaushalt darf nicht durch erneutes Schuldenmachen wieder ruiniert werden. Daher setze ich weiterhin auch auf die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und, wann immer es möglich und sinnvoll ist, auf Public-Private-Partnership.
Mein Dank gilt auch dem Land Tirol und der Republik Österreich, die die Augen vor den Notwendigkeiten in der Landeshauptstadt Innsbruck nicht verschließen. So z. B. beim bereits realisierten Bau des Autobahnanschlusses A 12 Innsbruck Mitte, bei der geplanten Einhausung der Autobahn im Stadtteil Amras und nunmehr bei der Verwirklichung des Straßenbahn-/Regionalbahnkonzeptes. Der Innsbrucker Ge¬meinderat hat sich klar und deutlich für die Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs und für die komplette Erneuerung des Straßenbahnbestandes sowie für den Ausbau des Straßenbahnnetzes ausgesprochen. Eine der wichtigsten Aufgaben für die kommenden Jahre, die allerdings auch das Budget der Stadt sehr belasten wird. Im Kulturbereich steht die Errichtung eines Hauses der Musik am Programm.
Das neue Kaufhaus Tyrol wird parallel mit der Neugestaltung der Maria-Theresien-Straße einen großen Impuls für die Innenstadt bringen.

ÖGZ: Darf sich Innsbruck auch als eine soziale Stadt bezeichnen?
Hilde Zach: Die Daseinsvorsorge zählt vor allem für Städte und Gemeinden zu den wichtigsten Anliegen und wird auch die große Herausforderung für die Zukunft sein. Innsbruck hat hier schon viel erreicht und bleibt weiter am Ball.
Die Erhaltung und der Ausbau der Daseinsfürsorge für die Bürgerinnen und Bürger hat in Innsbruck Priorität vor allen anderen Dingen: Wohnungen wurden und werden gebaut, Wohnheime wurden und werden saniert und neue errichtet, Kultur und Sport, aber auch den Traditionen wird große Bedeutung zugemessen und Erhaltenswertes – sofern es Sinn macht – restauriert und, wenn notwendig, einer zeitgemäßen Verwendung zugeführt. Schulen, Kindergärten, Horte, Turnhallen wurden erneuert bzw. neu gebaut und die Betreuungsangebote familienfreundlich erwei¬tert. Mit einem neuen Bäderkonzept reagiert die Stadt auf die Wünsche der Badegäste, wobei trotz der Attraktivitätssteigerung ein Badbesuch für Familien erschwinglich bleiben soll.
Einer der aktuellen Schwerpunkte ist sicherlich der Bereich der „offenen“ Jugendarbeit. Kinder- und Jugendbetreuung müssen bedarfsgerecht ausgebaut und qualitätvoll erneuert werden. Jugend braucht Freiflächen und Angebote für eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Z. B. hat die Stadt mit dem Ferienzug-Angebot eine Einrichtung geschaffen, an der alljährlich gut und gern 15.000 Kinder teilnehmen.
Wenn es auch den Anschein hat, dass in Zeiten wie diesen vielfach der Egoismus die Oberhand gewinnt, sind andererseits die zahlreichen gegenseitigen Hilfeleistungen und ehrenamtlichen Dienste ein Beweis für das Gegenteil.
Im Bereich der Daseinsvorsorge wird die Stadt nun den Schwerpunkt auf den Ausbau der ambulanten Dienste verlagern, um jenen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, deren Gesundheitszustand es erlaubt und die es wollen, das Verweilen in den „eigenen vier Wänden“ noch mehr zu erleichtern.

ÖGZ: Innsbruck ist keine Festspielstadt wie Wien, Salzburg oder Bregenz und auch keine europäische Kulturhauptstadt wie Graz und Linz. Welche Highlights hat Innsbruck aber dennoch zu bieten?
Hilde Zach: Da haben Sie Recht, vor allem wird in Innsbruck kein so hoher Aufwand betrieben. Mit den Innsbrucker Festwochen in den Sommermonaten kommt in Innsbruck aber dennoch kulturelle Hochstimmung auf. Innsbruck hat auf dem Gebiet der Alten Musik Pionierarbeit geleistet und hat sich innerhalb von drei Jahrzehnten zu einem wichtigen Zentrum der Alten Musik entwickelt. Das Publikum der Innsbrucker Festwochen ist ebenso international, wie die Orchester und Solisten, für die Innsbruck schon vielfach ein Sprungbrett für eine große Karriere war. Eine Besonderheit der Innsbrucker Festwochen ist auch die Neuentdeckung nicht mehr oder selten aufgeführter Werke durch den künstlerischen Leiter René Jacobs.
Weitere Sommerhighlights sind z. B. auch der Internationale Tanzsommer, die Promenadenkonzerte im Innenhof der Innsbrucker Hofburg und das Festival der Träume.
Doch nicht nur im Sommer, das ganze Jahr über ist Innsbruck Kulturstadt. Zeugnis davon geben das von Kammersängerin Brigitte Fassbaender geführte Dreispartentheater, das eine großartige Auslastung aufweist, die Konzerte der Stadt, das Tiroler Symphonie Orchester Innsbruck, die zahlreichen Ensembles und Musikkapellen und die verschiedensten Konzertveranstaltungen für Jung und Alt und alle Vorlieben. Innsbruck ist aber auch eine Stadt, in der die Literatur und das Lesen gepflegt werden und verfügt im Verhältnis zur Einwohnerzahl über die größte Museenlandschaft Österreichs. Stolz kann Innsbruck auch auf seine große Musikschule sein, deren SchülerInnen immer wieder durch Erfolge z. B. bei „Prima La Musica“ auf sich aufmerksam machen. Zu den wichtigen Kultureinrichtungen zählen auch das mit dem Museumspreis 2007 ausgezeichnete Stadtarchiv/Stadtmuseum mit dem Maximilian-Museum „Goldenes Dachl“ und die städtische Galerie im Andechshof, in der vor allem junge KünstlerInnen die Chance bekommen, sich zu präsentieren.
Um zwei interessante Facetten ist die Kulturförderung der Stadt Innsbruck seit kurzem reicher: „stadt_potenziale. kunst- und kulturinnovationsförderung“ ist ausgerichtet auf die Förderung zeitgenössischer Kunst- und Kulturarbeit, insbesondere auch auf experimentelle Projekte, die Kunst als intensive Gesellschaftsforschung mit offenem Ausgang begreifen.
Die innovative Förderung (in dieser Art einzigartig in Österreich) ist das Ergebnis eines intensiven Dialogprozesses zwischen Stadt und Kulturinitiativen.

ÖGZ: Sicherheitsfragen werden derzeit europaweit diskutiert. Ist Innsbruck noch eine sichere Stadt?
Hilde Zach: Zweifellos hat auch in Innsbruck die Zahl der Einbrüche und Überfälle zugenommen. Wir sind auch hier keine „Insel“ und wir müssen uns den Herausforderungen stellen. Dennoch behaupte ich – und glaube, das ist auch das subjektive Gefühl eines Großteils der Innsbruckerinnen und Innsbrucker –, dass Innsbruck eine relativ sichere Stadt ist. Innsbruck hat rechtzeitig die Gefahr erkannt und mit Sicherheitsvorkehrungen, wie einem verstärkten Einsatz der Exekutive, Videoüberwachung etc. und vor allem durch Präventivmaßnahmen für den Schutz der Bevölkerung gesorgt.
Man liest und hört viel von zunehmender Gewaltbereitschaft, von nächtlichen Exzessen, vom Komatrinken etc. Das könnte den Eindruck entstehen lassen, ein Großteil der Jugend weiß nichts mehr mit sich anzufangen und kommt so auf Abwege. Dass dem nicht so ist, beweist eine überwiegende Mehrheit von Kindern und Jugendlichen, die sich für Kultur und Sport oder Wissen (z. B. Junge Uni) interessieren oder sich sozial oder umweltbewusst engagieren.
Bei Problemkindern und -jugendlichen, die manchmal zu Gewalt und Ausschreitungen neigen, gilt, dass durch Druck und rigorose Verbote die Situation sicher nicht verbessert werden kann. Gleichzeitig sind aber auch Gleichgültigkeit und Verharmlosung keine Lösung. Wichtig sind Behutsamkeit, Konsequenz und vor allem Verhältnismäßigkeit und nicht zuletzt Alternativen für eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Die Jugend braucht zwar einen Rahmen, an dem sie sich orientieren kann, aber sie braucht auch die Chance, sich frei zu entfalten.
Auf Toleranz und Miteinander wird es in Zukunft verstärkt ankommen, wenn wir wollen, dass Harmonie und größtmögliche Sicherheit weiterhin das Leben in unserer Stadt bestimmen. Vor allem Bewusstseinsbildung scheint mir als Weg zu sachlichen und seriösen Lösungsansätzen richtig zu sein.
Die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft mit drei Spielen in Innsbruck und den diversen Fanzonen wird ein Prüfstein sein, wie sich die Sicherheitsmaßnahmen bei einer Veranstaltung, die auch Gefahrenpotenziale beinhaltet, in punkto Sicherheit bewährt.

ÖGZ: Danke, Frau Bürgermeisterin, für das Gespräch!

Innsbruck im Internet:
www.Innsbruck.gv.at

OEGZ

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