Arbeitskreis „Bildung als Standortfaktor“

Arbeitskreis „Bildung als Standortfaktor“

Österreichischer Städtetag

Eines der reichsten Länder brauche zur Zukunftssicherung eines der besten Bildungssysteme. Österreichs Bildungswesen liege jedoch bei allen internationalen Benchmarks derzeit im Mittelfeld, nicht an der Spitze, erklärte Monika Kircher-Kohl, CEO Infineon Technologies Austria AG und Stellvertretende Vorsitzende der Expertenkommission „Zukunft der Schule“. Bildung und Innovation seien die Grundlage für langfristig sichere Arbeitsplätze und Wohlstand, zudem sind sie auch zentrale Wachstumstreiber, so Kohl weiter. Der Schwerpunkt der Reformnotwendigkeit liege im Schulbereich, da mit der Reform der Universitäten und der Schaffung der Fachhochschulen bereits viel erreicht wurde. Ziel müsse die Sicherung eines qualifizierten Nachwuchses für die österreichische Wirtschaft sein. Neue wirtschaftliche Herausforderungen wie Globalisierung, Informationsgesellschaft, Migration etc. verlangen nach einem zeitgemäßen, künftigen Rahmenbedingungen und Bedürfnissen entsprechenden Bildungskonzept. Kircher-Kohl erläuterte nochmals die wesentlichen Lösungsansätze und Empfehlungen der Expertenkommission „Zukunft der Schule“ und unterstrich, dass Bildungspolitik die Voraussetzung für Innovationspolitik und nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg sei.

WKO: Bildung am Prinzip des lebenslangen Lernens ausrichten
Wesentliche Herausforderungen für das heimische Bildungswesen sind für Michael Landertshammer von der Wirtschaftskammer Österreich ein differenziertes, vielfältiges und bedarfsgerechtes Bildungsangebot auf allen Stufen sowie die Notwendigkeit, Bildung am Prinzip des lebenslangen Lernens auszurichten, was Durchlässigkeit und die Stärkung der Weiterbildung bedeute. Landertshammer unterstrich die Forderungen der WKO in Sachen Lehrlingsausbildung – so müsse die Lehre auch für leistungsstarke Jugendliche attraktiv gemacht werden –, Schule, Hochschulen und lebenslanges Lernen und Weiterbildung. Das Lernen Erwachsener müsse bildungspolitische Priorität haben, die Ausarbeitung einer umfassenden und in sich konsistenten Strategie des lebenslangen Lernens sei notwendig. Die Wirtschaftskammern seien Träger einer Vielzahl von Bildungsangeboten. In direkt den Wirtschaftskammern Österreichs zuzuordnenden Bildungseinrichtungen werden rund 530.000 Personen aus- und weitergebildet bzw. betreut, so Landertshammer abschließend.

AK: Baustelle „Hochschulbereich“
Höhere Bildung bedeutet eine höhere Partizipation am Arbeitsmarkt, sie mindert das Risiko, arbeitslos oder von Armut betroffen zu sein, und sichert somit folglich auch bessere Einkommenschancen für den einzelnen Arbeitnehmer/die einzelne Arbeitnehmerin sowie dessen/deren Kinder, so Martha Eckl von der Arbeiterkammer Wien. Bildung sei aber auch eine wichtige Grundlage für die demokratische Weiterentwicklung und den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft. Aus Sicht der AK als ArbeitnehmerInneninteressenvertretung ist es daher höchst an der Zeit, dass mehr und besser qualifizierte AbsolventInnen im Hochschulbereich ausgebildet werden. Aus Sicht der Arbeiterkammer gebe es im Hochschulbereich drei „Baustellen“: 1. Kaum Ansprechen von „NichtmaturantInnen“ und wenig Orientierungshilfen für die Studienwahl, 2. zu wenig Maßnahmen zur sozialen Absicherung der Studierenden und zur besseren Vereinbarkeit von Studium und Beruf und 3. Ressourcenmangel und fehlender nationaler Entwicklungs- und Finanzierungsplan für den Hochschulbereich.

Bildung als Standortfaktor – Beispiel Wels
Anhand des Beispiels der Fachhochschulstadt Wels – seit 15 Jahren gibt es in der Stadt eine Fachhochschule – wurde deutlich, welche Rolle „Bildung“ für den Wirtschaftsmotor Stadt spielt. Für die Stadt hat sich die Fachhochschule zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Bildungswesens entwickelt, so der Arbeitskreis-Berichterstatter und Welser Stadtrat Friedrich Ganzert. Die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft bei der Konzeption von Studiengängen und bei der Erarbeitung der Lehrinhalte bietet die Gewähr, dass der Wirtschaft Fachkräfte zur Verfügung gestellt werden können, die den Anforderungen der praktischen Arbeit gerecht werden. Dem steht gegenüber, dass FH-Absolventen aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Qualifikation beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt und damit verbunden für eine glänzende berufliche Karriere vor sich haben. Jeder Euro, mit dem die Stadt die Fachhochschule unterstützt – bis heute etwa 7 Millionen Euro –, sei bestens investiert, so Ganzert. So habe man mit der Entscheidung, den Neubau der Schule in der Innenstadt zu errichten, noch zusätzlich einen Impuls für die Belebung der Innenstadt setzen können.
Im Rahmen der Diskussion wurden insbesondere die Chancen, aber auch die vielen Risken, die der hohe Migrantenanteil in den Städten mit sich bringt, thematisiert. Konsens gab es vor allem über die Priorität eines raschen und effizienten Erwerbs der Sprachkompetenz und über die Wichtigkeit des muttersprachlichen Unterrichts. Strittig blieb dabei die Frage, wer das bezahlt. Konsens bestand auch darüber, dass eine ganztägige Schulform das ideale Bildungsinstrument wäre. Berichterstatter Ganzert: „Wenn man die Diskussion zusammenfasst, dann ergeben sich für uns Städte folgende Perspektiven: Bessere Bildung bedeutet höheren finanziellen Aufwand, wobei die Nichtinvestition in Bildung mittelfristig auf jeden Fall wesentlich höhere Sozialkosten verursacht. Die Städte müssen jedenfalls in den entsprechenden Boards vertreten sein, um eine Steuerungs- und Begleitfunktion wahrzunehmen. Bildung ist der wichtigste Standortfaktor für Städte.“ Aufgrund der Dynamik, in der sich die gesamte Debatte gegenwärtig befindet, wurde angeregt, dieses Thema auch beim Städtetag 2009 weiter zu bearbeiten, damit sich auch der Städtebund weiterhin an dieser Dynamik der Bildungsentwicklung beteiligt.

OEGZ

ÖGZ Download