„ist.zustand“ Befragungen von Linzerinnen über das Leben in der Stadt

„ist.zustand“ Befragungen von Linzerinnen über das Leben in der Stadt

Im Jahr 2007 gab das Linzer Frauenbüro eine Umfrage in Auftrag, um die Wünsche und Bedürfnisse der Linzerinnen zu erheben. Die Ergebnisse wurden nun unter dem Titel „ist.zustand – Befragung der Linzerinnen zum Leben in der Stadt“ veröffentlicht. Die Auswertung von 471 Fragebögen soll als Basis für die geschlechtersensible Gestaltung des öffentlichen Raums im Bereich Stadtplanung und Angebote der Kommune dienen.

Ergebnisse im Detail
Mit ihrer Lebenssituation sind die Linzerinnen generell zufrieden. Ein Großteil lebt gerne in Linz, wobei Wohnsituation und -umgebung, Grünanlagen, Nahversorgung und Kinderbetreuungsangebote besonders positiv bewertet werden. Dass die Stadt Linz gemeinsam mit privaten Anbietern bereits eine Vollversorgung bei der Kinderbetreuung erreicht hat, schlägt sich in besonders positiven Bewertungen nieder.
Linz wird durch seine sozialen, kulturellen und strukturellen Angebote als sehr lebenswert empfunden, es herrscht aber ein Bedarf nach Angeboten vor allem für Alleinerzieherinnen, junge Familien, Künstlerinnen, Migrantinnen, Jugendliche und ältere Frauen.
Großteils zufrieden ist die Linzerin auch mit ihrem Einkommen, wobei sie sich doch der Diskriminierung in der Arbeitswelt bewusst ist, besonders, was Verdienstmöglichkeit und Karrierechance betrifft. Der Benachteiligung vom Frauen im Bereich Beruf, Arbeitssituation und Wirtschaftslage könnten mit spezifischen Frauenförderprogrammen – wie sie etwa in Form der „Geschlechtergerechten Kleinkindpädagogik“ von der Linzer Stadtverwaltung bereits umgesetzt wird – und gesetzlichen Vorgaben entgegengewirkt werden.
Der Bereich Wohnen und Verkehr wird als „relativ gut“ bewertet, wobei ein großer Pluspunkt auf der sehr hohen Wohnqualität liegt. Wünsche gab es beim altersgerechten Wohnbau und familienfreundlichem Wohnen sowie für Wohnprojekte im Sinne von „Frauen für Frauen“.
Bei der Befragung zum Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel wurde eine erhöhte Taktfrequenz vor allem am Abend und in der Nacht angeregt.
Das kulturelle Angebot in Linz sehen die Befragten als ausreichend und umfangreich, wobei man sich von den Kultureinrichtungen ein vermehrtes Angebot außerhalb des Zentrums, flexible Öffnungszeiten, Barrierefreiheit und Kinderbetreuung wünscht. Ebenso sollen weibliche Künstlerinnen und kunstschaffenden Migrantinnen verstärkt gefördert werden.
Zu 90% sind die Linzerinnen mit der medizinischen Versorgung zufrieden. Als weitere Verbesserungsmöglichkeit wurden die Einrichtung von Treffpunkten und die Abhaltung von Beratungstagen von Frauengesundheitskompetenzstellen angegeben, wo¬bei ein besonderes Augenmerk auf Beratungsangeboten für Frauen mit Migrationshintergrund liegt.
Die Mehrheit der Linzerinnen fühlt sich sicher in ihrer Stadt, wobei allerdings mehr Polizeipräsenz sowie die Vermeidung von Unterführungen gefordert wird.
Frauen sind im Allgemeinen im Alter aktiver. Daher wünschen sich die Befragten spezifische Bildungs-, Kultur- und Freizeitangebote für Seniorinnen, die auch weiterhin leistbar bleiben. Hier leistet die Stadt Linz mit dem Aktivpass einen wichtigen Beitrag, der es allen Linzerinnen, die monatlich weniger als 1.018 Euro netto zur Verfügung haben, ermöglicht, zahlreiche Leistungen vergünstigt oder sogar gratis in Anspruch zu nehmen.
Ein spezielles Angebot mit eigenen Rück¬zugsmöglichkeiten für Linzer Mädchen sind ein Schwerpunkt des Linzer Frauenbüros. Mit dem Mädchenschwerpunkt im Jahr 2007 und 2008 legt das Frauenbüro eine gute Basis für die Bedürfnisse von jungen Frauen in Linz. Ein voller Erfolg war 2007 der erste Linzer Schülerinnen-Kalender city-girls, der unter dem Motto „Wohlfühlorte“ stand und von jungen Linzerinnen gestaltet wurde.
Trotzdem war die Ausbaufähigkeit eigener Mädchenprogramme in der Jugendarbeit ein wichtiges Thema in der Befragung. Denn noch immer werden 80% der Jugendzentren hauptsächlich von Burschen ge¬nützt. Hier könnten autonome Mädchenzentren oder andere Einrichtungen speziell für Mädchen eine sinnvolle Lösung bieten. In einigen Jugendzentren des Vereins Jugend und Freizeit in Linz gibt es schon reine Mädchentage beziehungsweise Veranstaltungen.

Resümee und Auftrag
Resümierend kann aus der Linzer Frauenstudie abgeleitet werden, dass die Befragten mit ihrer Stadt größtenteils sehr zufrieden sind, wobei es natürlich da und dort noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt.
Diese generelle Zufriedenheit ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass Linz bereits jetzt über Voraussetzungen verfügt, die durchaus nicht in allen österreichischen Städten vorzufinden sind und die dazu geeignet sind, eine gezielte Gleichstellungspolitik wirkungsvoll umzusetzen.
So hat die Stadt bereits 1992 einen Frauenausschuss und eine Frauenbeauftragte auf Verwaltungsebene eingerichtet. Kernaufgaben des städtischen Frauenbüros sind, die Anliegen, Bedürfnisse und Wünsche der Bewohnerinnen der Stadt Linz zu ermitteln, einer politischen Umsetzung zuzuführen und damit strukturellen Benachteiligungen entgegenzuwirken.
Die Ergebnisse dieser Studie bieten nun sowohl für den Frauenausschuss des Linzer Gemeinderates als auch für das Frauenbüro neue Ansatzmöglichkeiten zur Verbesserung der Situation der Linzerinnen in verschiedenen Bereichen.

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