Der Weg zur energieeffizienten Gemeinde

Der Weg zur energieeffizienten Gemeinde

Städte und Gemeinden haben in Österreich einen Anteil von etwa 3% am Gesamtenergieverbrauch und tragen mit rund 2% zu den CO2-Emissionen bei. Obwohl das – in absoluten Zahlen betrachtet – nicht viel auszumachen scheint, kommt Kommunen dennoch eine äußerst wichtige Rolle beim Einsatz von erneuerbaren Energieträgern und bei der Steigerung der Energieeffizienz zu.

 

Gemeinden haben Vorbildfunktion
Energiekosten belasten die Budgets von Gemeinden erheblich. Maßnahmen zur Energieeffizienz und damit verbundene Kostenreduktionen sind daher von hohem Interesse für Kommunen. Als Lösung bieten sich Instrumente – von der einfachen Energiebuchhaltung bis zu einem umfangreichen Energiemanagementsystem – an. Damit wird der Energieverbrauch transparent und in Folge gezielt beeinflussbar. Als jene Einheiten der öffentlichen Verwaltung, die den BürgerInnen sowie den regionalen und lokalen Wirtschaftstreibenden am nächsten sind, können und müssen Kommunen wichtige Beiträge zur Bewältigung der aktuellen energie- und klimapolitischen Herausforderungen leisten. Dazu gehört die Steigerung der Energieeffizienz sowie die Erreichung der österreichischen Klimaschutzziele. Gemeinden haben durch die Kommunalwirtschaft selbst mit ihren Sektoren – Versorgung, Entsorgung und Verkehr – und durch ihren Umgang mit eigenen kommunalen Einrichtungen eine wichtige Vorbildfunktion für ihre BürgerInnen.

Energetische Aspekte bei der Raumplanung berücksichtigen
Gemeinden haben in ihrer Funktion als Fördergeber und Entscheidungsträger in der örtlichen Raumplanung und Bauordnung wesentlichen Einfluss auf energierelevante Entwicklungen im Gemeindegebiet. Diesen Gestaltungsspielraum im Bereich der Siedlungsentwicklung durch Raumplanung und örtliche Bebauungspläne gilt es in Zukunft verstärkt zu nutzen und mit Energieaspekten in Einklang zu bringen. Wenn das gelingt, kann langfris¬tig trotz steigender Energiepreise und dem Trend zu höherer Lebensqualität ein Stand¬ortvorteil erzielt werden.
Noch immer schreitet die Zersiedelung voran: Die Zentren der Gemeinden und Städte verlieren an EinwohnerInnen, und im Umland breiten sich Wohngegenden, Gewerbeparks und Einkaufzentren aus. Es ist naheliegend, dass diese Entwicklung nicht nur mit einem steigenden Flächenverbrauch, sondern auch mit einem erheblichen Energiebedarf verbunden ist. Vor allem der Energieverbrauch für Mobilität steigt kräftig, da mit der Zersiedelung die Wege vom Wohnort zur Arbeit und zum Einkaufen zwangsläufig zunehmen und vielfach mit dem Auto zurückgelegt werden.

Prinzip der „kurzen Wegstrecken“ forcieren
Mangels eines attraktiven Angebots an öffentlichen Verkehrsmitteln hinsichtlich Verfügbarkeit und Qualität wird das Auto nahezu als unverzichtbar angesehen. Das Fahrrad spielt nur bei kurzen Distanzen zwischen 2 und 5 km und bei einer gut ausgebauten Infrastruktur eine Rolle. Die durchschnittliche Dauer, die täglich für Mobilität aufgewendet wird, bleibt jedoch mehr oder weniger unverändert und beträgt durchschnittlich etwa 45 Minuten pro Tag. Über die Jahrzehnte verändert hat sich nur die Geschwindigkeit und damit die zurückgelegte Wegstrecke.
Historisch gesehen war die Überwindung von größeren wie auch kleineren Wegstrecken mühsam und zeitintensiv. Waren- und Güterverkehr waren aufwendig und kostenintensiv, Reisen einer Minderheit vorbehalten und die Wege zwischen Arbeit und Wohnen meist kurz. Sämtliche Versorgungseinrichtungen für den täglichen Bedarf konnten und mussten im Allgemeinen bequem erreichbar sein.
Die Möglichkeiten der heutigen Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft verbunden mit laufend steigenden Energiepreisen sind gute Voraussetzungen, das Prinzip der „kurzen Wegstrecken“ wieder in den Vordergrund zu rücken und mit raumplanerischen Instrumenten einer weiteren Zersiedelung zu begegnen. Entscheidungsträger in den Gemeinden sind also gefordert, die Chancen wahrzunehmen, energetische Aspekte umfassend in die Raumplanung einfließen zu lassen. Nur so können innovative Siedlungskonzepte entstehen, die sich durch einen niedrigen Energieeinsatz auszeichnen und attraktive und interessante Wohn- und Arbeitsstandorte in der Zukunft darstellen.

Meist fehlen Strukturen
Vielfach fehlen in den Gemeinden sowohl personelle als auch finanzielle Ressourcen, Strukturen bzw. das Know-how, um Energieeffizienz- und Klimaschutzmaßnahmen auf kommunaler Ebene effizient umsetzen zu können. Es werden da und dort Einzelprojekte verwirklicht, eine gesamtheitliche Perspektive bzw. eine langfristig angelegte Umsetzungsstrategie gibt es aber meist nicht. Dem Thema Energie wird auf kommunaler Ebene zu wenig Beachtung geschenkt, da der Handlungsspielraum und die damit verbundenen Chancen bisher nur unzureichend erkannt werden. Mit dem Programm e5 gibt es ein Werkzeug, das genau an den derzeitigen Barrieren ansetzt und Gemeinden gezielt unterstützt, diese zu überwinden.

e5-Gemeinden werden energieeffizient
Das e5-Programm hat durch seinen umfassenden und konsequenten Ansatz – wie kaum eine andere Initiative – bereits herausragende Erfolge im Energiebereich auf kommunaler Ebene erreicht. Am Programm teilnehmende Kommunen erhalten Strukturen, Hilfsmittel und Unterstützung, um ihre Energie- und Klimaschutzziele langfristig festzulegen und schrittweise zu erreichen.
e5 wurde ursprünglich nach dem Schweizer Vorbild „Energiestadt“ entwickelt. Seit 1998 ist e5 in Vorarlberg, Tirol und Salzburg etabliert. In den Folgejahren haben die Bundesländer Kärnten (2004), Steiermark (2005) und Burgenland (2008) e5 eingeführt. Die Betreuung der Gemeinden vor Ort erfolgt durch die e5-Programmträger in den Bundesländern. Die Österreichische Energieagentur koordiniert die österreichweiten Aktivitäten und sorgt für die Verbreitung des Programms in weitere Bundesländer, die Qualitätssicherung der Programminhalte sowie die Koordinierung mit der europäischen Ebene.
e5 ist Teil von klima:aktiv, der von der Österreichischen Energieagentur gemanagten Klimaschutzinitiative des Lebensministeriums und in Österreich das Trägerprogramm des „European Energy Award®“, der Auszeichnung für energieeffiziente Kommunen auf europäischer Ebene. Damit ist e5 auch auf europäischer Ebene stark verankert.

Kontinuierliche Klimaschutzarbeit
Kern von e5 ist die Betreuung, Qualifizierung und Auszeichnung von Gemeinden und Städten, die den effizienten Umgang mit Energie und die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energieträgern in den Mittelpunkt stellen. Es unterstützt dabei Kommunen bei einer langfristigen und umsetzungsorientierten Klimaschutzarbeit in den Bereichen Energie und Mobilität.
Angelehnt an Qualitätsmanagementsysteme, ist das e5-Programm als ein Prozess zu verstehen, in dem Schritt für Schritt
- Schwachstellen aufgedeckt und Verbesserungspotenziale identifiziert werden,
- ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess in Gang gesetzt wird,
- Strukturen und Abläufe zur erfolgreichen Umsetzung von Energieprojekten aufgebaut oder verstärkt werden und
- die Mitwirkung der Bevölkerung an energiepolitischen Entscheidungen und Aktivitäten ermöglicht wird.
Der Beitritt einer Gemeinde zu e5 beginnt mit der Unterzeichung einer sogenannten Basisvereinbarung mit dem e5-Programmträger im entsprechenden Bundesland. Damit bekennt sich die Gemeinde zu den wesentlichen Grundsätzen und „Spielregeln“ des Programms. Im Gegenzug erhält sie fachliche und organisatorische Unterstützung vom e5-Programmträger.
Ein Energieteam, bestehend aus VertreterInnen von Verwaltung, Politik sowie engagierten BürgerInnen und EnergieexpertInnen der Gemeinde, zeichnet für die Prozesssteuerung und Programmumsetzung verantwortlich. Üblicherweise erfolgt in einem ersten Prozessschritt eine Ist-Analyse mit Hilfe der vom e5-Programm zur Verfügung gestellten Werkzeuge. Damit erhält die Kommune einen ersten Überblick über den Status quo der Energieeffizienz in ihrem Handlungsbereich und gleichzeitig ein Stärken-Schwächen-Profil, das bei der Erstellung eines energiepolitischen Arbeitsprogramms hilft.
Nach Abschluss der Einstiegsphase startet die laufende Programmarbeit, der Schwerpunkt der energiepolitischen Arbeit. Das Energieteam sorgt dafür, dass konkrete Projekte geplant, vom politisch zuständigen Gremium beschlossen und schließlich umgesetzt werden. Zudem wird im Jahresrhythmus Bilanz über die Programmarbeit gezogen. Im Zuge dessen wird auch das energiepolitische Arbeitsprogramm überprüft und gegebenenfalls um neue Projekte erweitert.

Energiechampion werden!
Mindestens alle drei Jahre (ab „eee“ alle vier Jahre) unterziehen sich die e5-Gemeinden einer Bewertung auf Basis eines standardisierten Maßnahmenkatalogs in einem unabhängigen Audit. So wie Restaurants mit Hauben ausgezeichnet werden, bekommen erfolgreiche e5-Gemeinden dabei – je nach Umsetzungsgrad der möglichen Energieeffizienzmaßnahmen – ein bis fünf „e“ verliehen. Ab einem Umsetzungsgrad von 50% („eee“) haben sich die Gemeinden zusätzlich für die europäische Auszeichnung European Energy Award® qualifiziert und können sich mit anderen europäischen Städten und Gemeinden messen. Erreicht eine Gemeinde „eeeee“ (mehr als 75% Umsetzungsgrad), kann sie sich um den European Energy Award®Gold bewerben und rückt damit in die Liga der europäischen „Energiechampions“ auf.

Wesentliche Programm¬elemente von e5
- Berücksichtigung aller energierelevanten Handlungsfelder von Gemeinden (kommunale Gebäude und Anlagen, Ver- und Entsorgung, Mobilität, Entwick¬lungs- und Raumplanung, interne Organisation, Kommunikation, Kooperation).
- Schrittweise Verbesserung der Energieperformance durch klar identifizierbare Teilziele.
- Aufbau von Strukturen und die Vernetzung von Akteuren innerhalb der Kommune (Politik, Verwaltung, BürgerInnen, Betriebe, Initiativen etc.) sowie der Erfahrungsaustausch zwischen den Kommunen.
- Qualifizierung und Unterstützung kommunaler Akteure bei Planung und Umsetzung von Maßnahmen durch das e5-Beraternetzwerk.
- Regelmäßige interne und externe Erfolgskontrolle sowie die Auszeichnung der Kommunen entsprechend ihrem Erfolg.
Für die Gemeinde selbst geht es vor allem um langfristige Einsparungen durch höhere Energieeffizienz und geringeren Energieverbrauch. Die Vorbildwirkung der Gemeinde regt BürgerInnen außerdem an, Eigeninitiative zu ergreifen und in ihrem eigenen, ganz privaten Umfeld auf effiziente Energienutzung zu achten.
Aktuell nehmen 60 Gemeinden und Städte aus den Bundesländern Kärnten, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg an e5 teil, die in Summe 136 „e“ ausweisen. Die höchste Auszeichnungsstufe von „eeeee“ für ihr außergewöhnliches Engagement hinsichtlich der Energieeffizienz haben die Gemeinden Mäder (V), Langenegg (V), Zwischenwasser (V) und kürzlich auch Virgen (T) bereits erreicht. Bleibt zu hoffen, dass noch viele Gemeinden diesem Beispiel folgen und starke Initiativen im Bereich Energieeffizienz setzen!

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