Bildungsreform im Interesse des Landes und unserer Kinder

Bildungsreform im Interesse des Landes und unserer Kinder

Bundesministerin Claudia Schmied tritt für ein chancengerechtes und leistungsstarkes Bildungssystem ein. Der freie Zugang zur Bildung soll für alle Kinder, unabhängig vom sozialen und finanziellen Status der Eltern, möglich sein. Alle Menschen in Österreich sollen ihr Leben selbst in die Hand nehmen können. Sie müssen dafür bestmöglich gebildet und ausgebildet sein. Die Lebenswege sollen nicht von Kindheit an vorgezeichnet bleiben und vom finanziellen Status der Eltern abhängig sein. Bildung umfasst auch die vielfältige Förderung von Kreativität, Reflexion, Ästhetik, von interkulturellem Verständnis, Toleranz und gesellschaftlichem Diskurs. Kunst- und Kulturvermittlung muss einen zentralen Stellenwert in der Bildungspolitik einnehmen.

 

Das neue Schuljahr 2008/09 hat mit vielen Verbesserungen für die Lehrerinnen und Lehrer sowie die Schülerinnen und Schüler begonnen. Ein Aufholprozess an internationale Spitzenleistungen im Bildungsbereich wurde eingeleitet. Eine ganze Reihe von bildungspolitischen Projekten, die mehr Chancengleichheit und mehr Zuwendung für unsere Kinder bewirken, konnte gestartet werden:

- Die Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen garantiert mehr Aufmerksamkeit und individuelle Zuwendung für alle Kinder. Durch die gesetzliche Verankerung wird die Verkleinerung der Schulklassen an Volksschulen, Hauptschulen, AHS und Polytechnischen Schulen in den kommenden Jahren konsequent fortgesetzt. Dies bedeutet auch mehr Lehrerinnen und Lehrer in den Klassenzimmern und bessere Rahmenbedingungen für die Individualisierung des Unterrichts, deutlich mehr Kleingruppenunterricht sowie die gezielte Förderung der Kinder.

- Der Ausbau der Sprachförderung betrifft sowohl den Kindergarten als auch die Schule. Seit diesem Herbst haben alle Kinder, die die Unterrichtssprache Deutsch noch nicht ausreichend beherrschen, im Kindergarten die Möglichkeit, sprachliche Förderung in Anspruch zu nehmen. Damit haben sowohl Kinder mit Migrationshintergrund als auch Kinder aus sozial schwächeren Familien bestmögliche Voraussetzungen für einen guten Start in die Schule. Aber auch hier gibt es Fördermöglichkeiten. Die Sprachförderkurse wurden für die Volksschulen verlängert und neu für die Hauptschulen und Polytechnischen Schulen sichergestellt.

- Der Start der Neuen Mittelschule eröffnet allen Kindern das Recht auf gleichen Zugang zur Bildung. Seit September besteht dieses Angebot in fünf Bundesländern an 67 Schulen und bietet leistungsorientierten und chancengerechten Unterricht für alle Kinder. Es erfolgt keine Trennung der Schülerinnen und Schüler mit 10 Jahren. Vielmehr werden sie durch gezielte Förderung bestmöglich auf eine Bildungswegentscheidung mit 14 Jahren vorbereitet. Ab kommendem Schuljahr wird die neue Mittelschule in allen Bundesländern angeboten.

- Die Mittel für Tagesbetreuung wurden um 40% erhöht. Tagesbetreuung darf
keine „Aufbewahrungsstätte“ sein, sie muss eine ausgewogene Mischung aus Lern- und Freizeitangebot darstellen. Deshalb wurde ein Qualitätsgütesiegel für gelungene Tagesbetreuung geschaffen. Im heurigen Schuljahr wird im Rahmen eines Pilotversuchs die Weiterentwicklung der Tagesbetreuung betrieben. Das Angebot ist umfangreicher, flexibler und dadurch noch attraktiver für Kinder, Eltern, Lehrer, aber auch für die Gemeinden.

- Die Fixierung von Bildungsstandards bringt gesicherte Qualität im Unterricht. Nach intensiver Vorbereitung und individueller Förderung der Kinder werden die ersten Qualitätschecks ab dem Schuljahr 2012/2013 durchgeführt.

- Der Start der Berufsmatura ist ein zentrales Vorhaben zur Aufwertung der Lehre und erfolgt derzeit im Rahmen einer Pilotphase. Lehrlinge können parallel zu ihrer Berufsausbildung kostenlos die Matura absolvieren. Die Berufsmatura eröffnet Lehrlingen die Möglichkeit, sich an Fachhochschulen, Universitäten und anderen Institutionen weiterzubilden. Der Bund trägt die Kosten für die Vorbereitungskurse.

- Die Schülerbeihilfe wurde bereits im vergangenen Schuljahr um 13% erhöht und der Bezieherkreis um 15% ausgeweitet und unterstützt Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen beim Erwerb mittlerer und höherer Schulbildung.
Diese Projekte sind getragen vom Bemühen um mehr Chancengerechtigkeit für jedes einzelne Kind und die bessere Nutzung der vorhandenen Begabungspotenziale. Die nächste Bundesregierung muss allerdings den Weg der Bildungsreform konsequent fortführen. Wir stehen im internationalen Bildungs- und Innovationswettbewerb, und Österreich kann sich einen Stopp der Reformen keinesfalls leisten. Hier geht es um die Zukunft unseres Landes, um die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes, um die Zukunft unserer Kinder. Die Da¬ten der OECD zeigen klar und deutlich: Probleme des Bildungssystems von heute sind Probleme des Wirtschaftsstandortes von morgen.
Der bildungspolitische Aufholprozess muss fortgesetzt und zentrale Reformvorhaben in der nächsten Legislaturperiode weitergeführt werden. Die kommende Bundesregierung ist vor allem bei vier Themen gefordert:

l Verpflichtendes vorschulisches Bildungsjahr umsetzen
Das verpflichtende vorschulische Bildungsjahr im Kindergarten ist ein zentrales Projekt für den Bildungserfolg unserer Kinder. Wir brauchen die beste Förderung für unsere Kinder, damit jede Schülerin und jeder Schüler zum Schuleintritt alle Möglichkeiten und Chancen vorfinden. Spitzenleistungen brauchen eine breite Basis. Speziell für gelungene Integration ist dieses Projekt zentral.

L Die Neue Mittelschule konsequent ausbauen
Wir müssen die Neue Mittelschule mit starker innerer Differenzierung konsequent ausbauen. Der Erfolg der Modellversuche – die Zahl der Anmeldungen und der große Zuspruch vor Ort zeugen vom Bedürfnis der Eltern nach Weiterentwicklung der Schule – muss als Ansporn für weitere Schritte gesehen werden. Bereits in den vergangenen Wochen startete die Neue Mittelschule in fünf Bundesländern an 67 Standorten mit 3.700 Schülerinnen und Schülern. Der Grundstein für eine neue, leistungsstarke, innovative Mittelschule in ganz Österreich ist damit gelegt. Eine flächendeckende Umsetzung für alle 10- bis 14-Jährigen in einem Bundesland, in dem die Landespolitik das wünscht, ist in der nächsten Legislaturperiode durchaus realisierbar.

l Investitionen in den Lebensraum Schule vorantreiben
Wir müssen in den Lebensraum Schule, in den Arbeitsplatz Schule, investieren. Die Klassenzimmer müssen auf dem neuesten Stand sein, die Arbeitsplätze müssen den Lehrerinnen und Lehrern ermöglichen, die erforderlichen Arbeiten zu leisten, vor allem auch Teamarbeit. Labors, Werksäle und Freizeiträume müssen diesen Namen auch verdienen. Das kostet Geld, das uns die Bildung unserer Kinder wert sein muss. Ich habe daher, wie bereits beim letzten Schulgipfel angekündigt, noch im September 2008 ein umfassendes Investitionsprogramm mit einem Umfang von rund 1,7 Milliarden Euro für die Bundesschulen in den nächsten zehn Jahren präsentiert. Unsere Schulen müssen – in den Städten und auf dem Land – den höchsten Ansprüchen auch bei der Infrastruktur entsprechen. Das bedeutet, dass sie für die Individualisierung des Unterrichts, für Tagesbetreuung und für kleinere Klassenschülerzahlen gut gerüstet sind.

l Universitäre Ausbildung mit Aufnahmeverfahren für alle pädagogischen Berufe umsetzen
Zentrales Erfolgskriterium für den Bildungserfolg unserer Kinder sind bestens ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Zwischen 2012 und 2020 ist mit der Pensionierung von 50% des Lehrpersonals zu rechnen. Die nächste Bundesregierung muss gewährleisten, dass der Nachwuchs in ausreichendem Umfang ausgebildet wird, gleichzeitig aber die kompetentesten jungen Lehrerinnen und Lehrer nachfolgen. Daher muss in der nächsten Legislaturperiode eine moderne universitäre Ausbildung für alle pädagogischen Berufe, also auch für KindergärtnerInnen, mit Aufnahmeverfahren umgesetzt werden. Wir brauchen den bes¬ten Unterricht für unsere Kinder, deshalb brauchen wir die besten Pädagogen. Das ist auch ein Erfolgsrezept der Finnen: Auf einen Lehrer-Ausbildungsplatz kommen in Finnland zehn Bewerber. Wir wollen nur die besten Lehrerinnen und Lehrer im Klassenzimmer. Selbstverständlich brauchen wir ein zeitgemäßes Lehrerdienstrecht und Ausstiegsszenarien für jene, die den beruflichen Herausforderungen nicht gewachsen sind und in einen anderen Bereich wechseln wollen.
Wir müssen den Weg der Bildungsreform konsequent fortsetzen. Dies liegt im Interesse jedes einzelnen jungen Menschen, aber auch im Interesse des Wirtschaftsstandorts Österreich.

OEGZ

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