Klimaschutz findet statt! Ergebnisse der Klimaschutzbefragung unter Österreichs Städten im Hinblick auf eine zukunftsorientierte Energiepolitik bis 2020

Klimaschutz findet statt! Ergebnisse der Klimaschutzbefragung unter Österreichs Städten im Hinblick auf eine zukunftsorientierte Energiepolitik bis 2020

Energieeffizienz, erneuerbare Energieträger und Klimaschutz sind stete Begleiter der modernen Welt geworden: die extremen Preisschwankungen beim Rohölpreis im Jahr 2008, die kurzfristig auftretenden Gaslieferengpässe während der kalten Jahreszeit Anfang 2009 und drohende Strafzahlung bei Verfehlung der Kyoto-Ziele in Österreich sind die heißesten Themen. Allgemein klar ist: Maßnahmen zur Verringerung des Energieeinsatzes und zur Vermeidung von Treibhausgasen müssen daher jetzt getroffen werden. Mit der Klimaschutzbefragung unter Österreichs Städten im Jahr 2008 wurde untersucht, welchen Beitrag die Städte zum Klimaschutz liefern und welche Handlungsoptionen für die Städte noch bestehen. Die Ergebnisse der Befragung liegen nun vor.

 

Die Beteiligung der Städte an der zweiten Klimaschutzbefragung war großartig: 64 Städte haben an der Befragung teilgenommen und damit wichtige Daten über den aktuellen Stand der Klimaschutzaktivitäten geliefert. An dieser Stelle danken wir allen Städten für ihr Engagement und die Bereitschaft, diese Informationen abzugeben! Die Befragung zeigt spannende Ergebnisse und bietet wichtige Inputs für die Umwelt- und Klimaschutzpolitik in Österreich. Der generelle Trend ist recht eindeutig: Zahlreiche durchaus ambitionierte Aktivitäten lassen sich in allen Handlungsfeldern dokumentieren. In den allermeisten Abfragepunkten kann eine Steigerung der Klimaschutzaktivitäten oder eine vielfach auf hohem Niveau gleichbleibende Performance im Vergleich mit der ersten Befragung im Jahr 2003 verzeichnet werden. Bedauerlich ist allerdings, dass sich die Entwicklung der Treibhausgasemissionen in Österreichs Städten nur in Einzelfällen darstellen lässt. Grund hierfür ist, dass die entsprechenden Emissionsdaten auf kommunaler Ebene vielfach nicht vorhanden sind.



1 Die Stadt Wien hat hierzu ebenfalls Angaben gemacht. Als Bundesland übernimmt die Stadt Wien jedoch zusätzliche Aufgaben, die von den sonstigen Städten nicht zu erfüllen sind (z. B.: Wohnbauförderung). Die Daten der Stadt Wien fließen in diese Auswertung daher nicht ein.
2 EU-Richtlinie 2002/91/EG: in Österreich auf Bun¬desebene umgesetzt durch das Energieausweisvorlage-Gesetz (EAV-G) und auf Länderebene u. a. durch die Baugesetze.
3 EU-Richtlinie 2006/32/EG: in Österreich wird die Richtlinie im Rahmen einer Vereinbarung mit den Bundesländern nach Artikel 15a der Bundesverfassung und über freiwillige Vereinbarungen mit Fachverbänden bzw. Interessenvertretungen erfolgen.

Aufbau der Klimaschutzbefragung 2008
Die Klimaschutzbefragung 2008 hat sich in zwei Bereiche unterteilt. Teil A hat sich mit allgemeinen Fragen zum Klimaschutz beschäftigt. In diesem Teil sind u. a. Fragen zu vorhandenen Leitbildern und Umsetzungsprogrammen, zu Vorzeigeprojekten zur Emissionsentwicklung in den Städten und zu klimaschutzrelevanten Ausgaben der Städte enthalten. Dieser allgemeine Fragenteil gibt somit einen grundlegenden Überblick über die Aktivitäten der Kommunen. Im Fragebereich Teil B werden einzelne Themen, die sogenannten „Handlungsfelder“, im Detail untersucht. Diese Handlungsfelder sind:

• Energieproduktion
• Gebäude
• Mobilität
• Umweltfreundliche Beschaffung
• Flächenwidmung
• Förderungen
• Aktionen und Programme
• Weitere Anpassungen an den Klimawandel

Die Fragen in den Handlungsfeldern beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit der Energieproduktion, den Gebäuden und der Mobilität.

Ergebnisse des Frageteils „Allgemeine Fragen“
Österreichs Städte bekennen sich grundsätzlich zum Klimaschutz. Diese Aussage lässt sich aus der Frage nach der Mitgliedschaft zum Klimabündnis Österreich ableiten: 9 von 10 Städten sind Klimabündnisgemeinden. Was heißt diese Quote nun für die Klimaschutzaktivitäten in den Städten?
Um Klimaschutzziele auf kommunaler Ebene zu verankern, sind konkrete Leitbilder mit definierten Zielsetzungen von grundlegender Bedeutung. Leitbilder stellen somit den übergeordneten Rahmen für klimaschutzgerechte Entwicklung von Städten dar. Dabei geht es nicht nur um qualitative oder allgemeine Ziele, sondern um die Verankerung von qualitativen Zielen für einen definierten Zeitraum – Beispiel Schwaz: Reduktion des Heizenergieverbrauchs um 10% bis 2010 (Bezugsjahr 2005). Ziele in den Leitbildern sind somit SMART: Spezifisch, Messbar, Anspornend, Realistisch, Terminisiert.
Die Befragung zeigt mengenmäßig drei Gruppen: Leitbilder mit Zielen sind vorrangig in den Bereichen „Gebäude“, „Mobilität“ und „Straßenbeleuchtung“ vorhanden. Diese sind in über 50% bis knapp über 60% der Städte vorhanden. Die zweite Gruppe bilden die Bereiche „Energieproduktion“ und „umweltfreundliche Beschaffung“. In knapp 40% der Städte sind hierzu Leitbilder mit Zielsetzungen eingeführt. Relativ neu und damit mit unter 20% am schwächsten vertreten ist das Thema „Anpassung an den Klimawandel“ in den Leitbildern.
Ein weiterer wichtiger Indikator für strategisch geplante Klimaschutzpolitik stellen Umsetzungsprogramme dar: Sie beschreiben die konkreten Aktivitäten der Städte in den einzelnen Handlungsfeldern, um die in den Leitbildern definierten Ziele zu erreichen. Zu beobachten ist, dass anteilsmäßige Abweichungen zwischen Leitbildern und Umsetzungsprogrammen auftreten. Leitbilder sind tendenziell öfters vorhanden als Umsetzungsprogramme. Mit 22 Prozentpunkten ist der Unterschied im Bereich Mobilität besonders groß. Anzumerken ist, dass Leitbilder teils detailliert ausformuliert sind und damit zugleich als Umsetzungsprogramme gelten. Von einem höheren Anteil an vorhandenen Umsetzungsprogrammen kann da¬her ausgegangen werden.
Die Auswertung dieser beiden Fragen bedeutet nicht, dass ausschließlich Städte mit Leitbildern und Umsetzungsprogrammen Klimaschutzaktivitäten durchführen. Städte ohne Leitbilder (rund ein Viertel der Städte) oder ohne Umsetzungsprogramme arbeiten in der Regel mit Einzelprojekten.
Welche Effekte zeigen die Bemühungen der Städte in Sachen Klimaschutz? Ein zentraler Indikator hierfür sind die jährlichen CO2-Emissionen. Gefragt wurde nach den Emissionen der Jahre 2000 und 2007 sowohl für die gesamten Städte (also inklusive der privaten Haushalte und Betriebe) als auch nur für den kommunalen Bereich. Die Methodik zur Ermittlung der Emissionen wurde nicht vorgegeben – die Städte sollten bereits verfügbare Daten bekannt geben. Ziel dieser Frage ist somit nicht, die einzelnen Städte untereinander zu vergleichen (kein „Städte-Ranking“).
Mehr als die Hälfte der Städte hat hierbei angeführt, dass die CO2-Emissionen für die gesamt Stadt – auch schätzungsweise – nicht bekannt sind. Ein Vergleich bzw. eine Darstellung der Entwicklung der CO2-Emissionen ist nur für acht Städte möglich, da nur bei diesen Daten sowohl für das Jahr 2000 als auch für 2007 vorhanden sind. Bei sechs Städten sind die Emissionen gestiegen und jeweils bei einer Stadt sind sie (praktisch) gleich geblieben und gesunken.
Im kommunalen Bereich kann die Entwicklung der CO2-Emissionen von 2000 bis 2007 für sechs Städte dargestellt werden. Im Gegensatz zum gesamten städtischen Bereich zeigt sich eine eher sinkende Tendenz. Im Schnitt liegt die Reduktion der CO2-Emissionen bei diesen vier Städten bei rund 1,7% pro Jahr. Die Städte mit sinkender Emissionsentwicklung führen u. a. folgende Maßnahmen an:

• Versorgung kommunaler Gebäude mit neuer Biomasseanlage
• Betreuung fast aller kommunalen Gebäude über Energiecontracting
• Verwendung von Ökostrom
• Umstellung von Gas auf Nahwärme bei drei Viertel der kommunalen Gebäude
• Umstellung des Heizwerks auf nachwachsende Rohstoffe und Versorgung von kommunalen Gebäuden
• Wärmedämmmaßnahmen an allen kommunalen Gebäuden
• Errichtung von Biogasanlagen

Ein interessanter Indikator für Klimaschutzaktivitäten sind die gesamten jährlichen Klimaschutzausgaben der Städte. Hierzu haben 161 Städte für die Jahre 2000 und 2007 Angaben gemacht und lieferten ein sehr interessantes Ergebnis: lagen die klimaschutzbezogenen Ausgaben dieser Städte im Jahr 2000 noch bei knapp 5 Millionen Euro, so steigerten sich diese Ausgaben bis zum Jahr 2007 um über 80% auf knapp 9 Millionen Euro. Somit hat sich das Klimaschutzbudget dieser 16 Städte pro Jahr um rund 10% erhöht.
Angesichts knapper Budgetmittel ist dies eine beachtliche Entwicklung.

Einzelne Ergebnisse der Handlungsfelder
Nachfolgend wird eine Auswahl der Ergebnisse aus den Handlungsfeldern dargestellt.

Klimaschonende Energieversorgung von Gebäuden
Der Umstieg von fossilen auf alternative Energieträger für die Energieversorgung der Gebäude ist eindeutig ablesbar. Vor 10 Jahren betrug der Anteil der Gebäude mit klimaschonender Energieversorgung knapp 20% und ist nun auf knapp 30% angestiegen. Werden alle geplanten Maßnahmen der Städte innerhalb der nächsten 2 Jahre wie geplant umgesetzt, so kann der Anteil im Jahr 2010 schon bei über 35% liegen.

Energieeffizienz von kommunalen Nachkriegsbauten
Bei der Frage nach der Anzahl der bislang bzw. künftig sanierten Gebäude geht es darum, ob im kommunalen Bereich eine höhere Sanierungsrate zu erwarten ist als im Wohngebäudebereich. Derzeit liegt die Sanierungsrate im großvolumigen Wohngebäudebestand bei rund 1%. Von Interesse sind dabei insbesondere die energetisch schlechten Gebäude der Nachkriegsjahre.
Bislang sind rund die Hälfte der kommunalen Nachkriegsbauten saniert worden, bis 2020 werden es rund drei Viertel der Gebäude sein. Bezogen auf den Gesamtbestand aller kommunalen Gebäude liegt die Sanierungsrate bis 2020 bei rund 1,25%. Eine wesentliche Steigerung der Sanierungsrate im kommunalen Gebäudebestand lässt sich somit nicht ableiten. Allerdings ist die Quote aller im Jahr 2020 vermutlich sanierten Gebäude bereits relativ hoch.

Kontrolle des kommunalen Energieverbrauchs
Energiebuchhaltung ist ein wichtiges Instrument, um daraus Verhaltensänderungen und wirtschaftliche Sanierungsmaßnahmen ableiten zu können. In mehr als 60% der befragten Städte wird der Energieverbrauch der kommunalen Gebäude zumindest teilweise laufend überwacht und ausgewertet, bei knapp über der Hälfte sind es mindestens 75% der Gebäude. Bei einem Drittel der Städte umfasst Energiebuchhaltung sogar sämtliche Liegenschaften. In etwa gleich groß ist der Anteil der Städte, in welchen gar keine Kontrolle des Energieverbrauchs stattfindet, obwohl gerade dadurch Einsparmöglichkeiten sichtbar gemacht werden können.

Alternative Treibstoffe der kommunalen Flotte
Eine spannende Thematik im Mobilitätsbereich sind alternative Treibstoffe und Antriebe der kommunalen Flotte. Die aktuelle Befragung zeigt, dass der Anteil erdgasbetriebener Fahrzeuge stark zugenommen hat: rund 20% der Städte setzen u. a. auf diese Technologie. Fahrzeuge mit Biodiesel/Bioethanol in 10% und Elektrofahrzeuge in 13% der Städte sind ebenfalls relativ stark vertreten, ihr Anteil hat allerdings im Vergleich zur ersten Befragung abgenommen. Hybridfahrzeuge bilden derzeit die Ausnahme.

Kommunale Förderungen für Haushalte
Investitionszuschüsse sind ein bewährtes Instrument zur Schaffung von Anreizen und zur Erhöhung der Bewusstseinsbildung sowohl bei Haushalten als auch bei Betrieben. In der Vergangenheit wurden diese Förderungen vorrangig für den Einbau von alternativen Anlagen – Solarenergie, Biomasse, Fernwärme – eingesetzt.
Die Förderung von thermischen Solaranlagen sind nach wie vor die am meisten verbreitete Förderungsmaßnahme der Städte: in 87% der Städte gibt es eine solche Förderung (2003: 88%). In zweiter Linie sind die Förderungen für Holzheizungen, für Fotovoltaikanlagen und für Wärmepumpen in rund der Hälfte der Städte stark vertreten. Ein Drittel der Städte gewährt Förderungen für Fernwärme.
Etwas geringer ist der Anteil der Städte mit Förderungen für Wärmedämmmaßnahmen: aktuell fördern 28% der Städte derartige Maßnahmen im Gebäudebestand. Den geringsten Anteil stellen Passivhausförderungen im Neubau mit einem Anteil von 11% dar.
Der Bereich der Energieproduktion ist somit nach wie vor als häufigste Förderungsart vertreten, der Anteil an Förderungen zur Reduktion des Energiebedarfs zeigt seit 2003 einen zunehmenden Trend.

Vorzeigeprojekte und Leuchtturmprojekte
Ein großes Thema der Klimaschutzbefragung 2008 beschäftigt sich mit der Frage nach erfolgreichen Projekten, den Vorzeigeprojekten. Städte waren aufgefordert ihre bereits realisierten und ihre geplanten Vorzeigeprojekte zu nennen. Das Ergebnis ist beachtlich: knapp 200 bereits realisierte Projekte und knapp 150 geplante Projekte sind dokumentiert. Die genannten Vorzeigeprojekte decken alle thematischen Bereiche der Befragung ab. Der eindeutige Schwerpunkt der bisher realisierten Vorzeigeprojekte liegt im Handlungsfeld Energieproduktion. Hier spiegelt sich die erhöhte Bereitschaft für Investitionen in Energieproduktionsanlagen wider.
Künftig ist jedoch mit einer Abnahme derartiger Vorzeigeprojekte zu rechnen bzw. werden sie als Standard betrachtet.
Ein Blick auf die geplanten Vorzeigeprojekte verdeutlicht die Verlagerung von Energieproduktion zu Grundlagenprojekten – d. s. Energiekonzepte, räumliche Entwicklungskonzepte, Evaluierungen von Aktionen und Programmen – und Projekten im Bereich Mobilität. Gemeinsam mit Projekten aus dem Gebäudebereich decken diese Projektthemen knapp drei Viertel der künftigen Vorzeigeprojekte ab.
Eine Reihe von besonders nennenswerten Vorzeigeprojekten – die Leuchtturmprojekte – wurde im Rahmen der Befragung identifiziert. Insgesamt sind diese 24 Leuchtturmprojekte näher untersucht worden:

Biomasse-Heizkraftwerk, Kufstein

Ausgangssituation
Seit 1978 existiert ein Fernheizwerk in Kufstein, welches mit Erdgas, Flüssiggas und Erdöl betrieben wurde. Aufgrund des Netzausbaues und zur Absicherung für Anlagenausfälle wurde es nötig, die Kapazität der Anlage zu steigern bzw. auszubauen. Neue gesetzliche Bestimmungen unterstützen die Stadt Kufstein und die Stadtwerke Kufstein bei der Entscheidung, ein Biomasse-Heizkraftwerk zu errichten.

Maßnahmen
Das neue Biomasse-Heizkraftwerk Kufstein steht seit Februar 2004 im Vollbetrieb. Als Brennstoff kommt ausschließlich unbehandelte Biomasse in Form von Hackschnitzeln, Sägespänen und Rinde zum Einsatz. Der Jahresbedarf liegt bei 300.000 Schüttraummetern, der Großteil des Holzes wird von Sägewerken und Waldbauern aus der Umgebung angeliefert. Insgesamt produziert das Kufsteiner Biomasse-Heizkraftwerk jährlich ca. 70 GWh Fernwärme und 45 GWh Strom. Die installierte Fotovoltaikanlage liefert im Jahr 8 MWh an Strom.
Monitoring, Erfahrungen, Ergebnisse
Die Fernwärme wird an rund 4.000 Haushalte (60% aller Haushalte) geliefert, die elektrische Energie in das Netz der Stadtwerke Kufstein eingespeist. In Kufstein wird damit bereits mehr als die Hälfte des Energiebedarfs für Raumheizung und Warmwasserbereitung durch Fernwärme gedeckt. Kufstein und sein Umland profitieren von dem neuen Biomasse-Heizkraftwerk gleich mehrfach: Durch die gemeinsame Erzeugung von Wärme und Strom können pro Jahr ca. 48.000 Tonnen Kohlendioxid, 17,5 Tonnen Schwefeldioxid und 4,9 Tonnen Stickoxide eingespart werden. Schließlich bleiben durch die Umstellung auf den heimischen Energieträger Holz ca. 2,5 Millionen Euro an Wertschöpfung in der Region.

Passivhaus-Deklaration, Wels
Mit dem Gemeinderatsbeschluss vom 14. April 2008 hat die Stadt Wels als erste österreichische Stadt eine umfassende Passivhaus-Deklaration unterzeichnet.

Ausgangssituation
Die Stadt Wels hat seit 1999 ein Energiesparkonzept und seither zahlreiche Maßnahmen unter Einsatz erneuerbarer Energie umgesetzt. Per 23. Juni 2003 wurde durch den Gemeinderat eine „Energiedeklaration“ beschlossen, die zusätzlich und ausdrücklich den sinnvollen Energieeinsatz (Energieeffizienz) sowie den Einsatz erneuerbarer Energieträger betont. Als Best-practice-Beispiel dient der Neubau des Kindergartens Lichtenegg, bei dem sowohl der Raumwärmebedarf wie die CO2-Emissionen auf ein Fünftel reduziert werden konnten.

Ziel
Bei allen kommunalen Neubauten ist die Erreichung des Passivhaus-Standards anzustreben, und dieser ist entsprechend zu konzeptionieren. Bei künftigen Sanierungen ist sicherzustellen, dass jedenfalls Passivhauskomponenten (Dämmung, Fens¬ter, Lüftung mit Wärmerückgewinnung) eingesetzt werden – der Passivhausstandard ist anzustreben. Dieser Grundsatz soll für alle Objekte und Anlagen Geltung haben, die im Wege der Stadt Wels, der Holding Wels GmbH (und ihrer Beteiligungsgesellschaften) betreut und verwaltet werden.

Monitoring, Erfahrungen, Ergebnisse
In Erfüllung dieser selbst auferlegten Verpflichtung wurden bisher zahlreiche öffentliche Bauten in Passivhaus-Technologie errichtet. Der Kindergarten Lichtenegg war der erste Passivhaus-Kindergarten Oberösterreichs. Nach zwei Jahren Betrieb zeigte sich, dass die angestrebte Energiekennzahl von 15 kWh/m2a auf 7,8 kWh/m2a fast halbiert werden konnte. Das Pfarrzentrum St. Franziskus und teilweise das Messezentrum Neu sind weitere Beispiele für Passivhaus-Bauten. Drei weitere Projekte, die in Kürze begonnen werden, sind ebenfalls in Passivhaus-Technologie konzipiert: die Volksschule Mauth, das Haus für „Betreubares Wohnen“ im Schlosspark Lichtenegg und das Alten- und Pflegeheim Vogelweide.

Jahr der Mobilität, Feldkirch

Ausgangssituation
Die Stadt Feldkirch kämpft mit hohen Verkehrsbelastungen durch den motorisierten Individualverkehr. Trotz guten Angebots liegt der Umweltverbund (43% aller Wege) nach wie vor im Hintertreffen gegenüber dem motorisierten Individualverkehr (57% aller Wege).

Ziel
Zentrales Ziel des „Jahres der Mobilität“ ist die Veränderung der Verkehrsmittelwahl (modal split) in Richtung umweltfreundlicher, nachhaltiger Verkehrsmittel (zu Fuß, Fahrrad, öffentlicher Verkehr, Carsharing und Fahrgemeinschaften im MIV). Feldkircherinnen und Feldkircher sollen bewusst das jeweils zweckmäßigste Verkehrsmittel für den jeweiligen Weg wählen. Dieses Ziel wurde quantifiziert mit der Zielsetzung der adaptierten „Formel 4-2-1“ (Erhöhung des Mitfahreranteils um 1%, Erhöhung des ÖPNV-Anteils um 2% und Erhöhung des Radfahreranteils um 4% bis 2012).

Maßnahmen
Der Jahresschwerpunkt umfasste ein Ma߬nahmenbündel mit über 50 Einzelmaßnahmen, die aufeinander abgestimmt im Jahr 2007 umgesetzt wurden, u. a.: den Wettbewerb „1. Feldkircher Preisradeln“, die Einrichtung des Feldkircher Fahrradbeirats, eine Woche Gratiskino mit Al Gores „Eine unbequeme Wahrheit“, Stadtbus-Slogans, Riesenfiguren und sanft-mobile Botschaften des Parkleitsystems, die Produktion und Versendung der neuen Feldkircher Radwegkarte an alle Feldkircher Haushalte, eine interaktive Online-Radwegkarte, die Umsetzung des Vorarlberger Fahrradgipfels, der Ausstellung „Schöner Verkehr“ und des Feldkircher Fahrradtreffs, die Image-Aktionen „Vorbildlich unterwegs“ und „Wussten Sie, dass …“, einen Fotowettbewerb zum Thema Mobilität, die Errichtung von Fahrradservicestationen, die Ausweitung des Carsharing-Angebots in Feldkirch …
Monitoring, Erfahrungen, Ergebnisse
Der Jahresschwerpunkt wurde mit verschiedenen Evaluierungsmaßnahmen analysiert: Der Fahrradklimatest und eine Stadtbus-Fahrgastbefragung brachten eine hohe Zufriedenheit zutage, und eine Imageanalyse zum Umweltverbund lieferte ebenfalls erfreuliche Ergebnisse: Hohe 65% der Autofahrer äußerten den Vorsatz, öfter auf Alternativen zum eigenen Pkw umzusteigen, und 41% der Autofahrer nutzten nach eigenen Angaben bereits öfter Alternativen zum Auto.
Eine detaillierte Modal-Split-Erhebung zur Kontrolle der Veränderung des Verkehrsverhaltens ist in Ausarbeitung. „Das Jahr der Mobilität“ wurde im Jahr 2008 fortgesetzt.

Contracting Straßenbeleuchtung, Graz

Ausgangssituation
Die Straßenbeleuchtung in der Stadt Graz besteht aus derzeit ca. 24.000 Leuchten zuzüglich Sonderbeleuchtungen. Die Stromkosten betragen (inkl. Energieabgabe und USt.) rund 1,1 Millionen Euro/ Jahr. Eine große Anzahl der Beleuchtungsanlagen stammt aus den Sechzigerjahren und ist bis zu 45 Jahre alt. Es bestand daher großer Sanierungsbedarf. Für die Durchführung der Maßnahmen fehlten allerdings die erforderlichen Mittel.
Aufgrund des Alters der Anlagen bestand zusätzlich ein großer Erneuerungsbedarf, der mit dem derzeitigen Budget nicht zu bewältigen gewesen wäre. Möglich wurde die Umsetzung des Projekts durch das Thermoprofit-Modell. Dadurch können die Modernisierungen bei der Straßenbeleuchtung und die Einsparungen realisiert werden, ohne dass die Stadt dafür zusätzliche Finanzmittel aufbringen muss.

Ziel
Ziel des Programms Green Light Graz ist es, die gesamte Straßenbeleuchtung in Graz, wo wirtschaftliche Einsparpotenziale bestehen, zu modernisieren und die Energiekosteneinsparungen zu erschließen. Von den derzeit 25.000 Lichtpunkten werden in zwei Umsetzungsphasen bei 16.100 Lichtpunkten (ca. 65%) Maßnahmen gesetzt.

Maßnahmen
Die Maßnahmen bestehen aus Leuchtenumbau, Leuchtentausch, Einbau von Steuerungen, Leuchtmitteltausch, Leuchtmittelumrüstung, Umschalten auf abgesenkten Betrieb etc. auf Basis modernster Technologie.

Monitoring, Erfahrungen, Ergebnisse
Im Rahmen des Green-Light-Graz-1-Projekts wurde eine Einsparung des Energieverbrauchs von 58,5% bzw. eine Kosteneinsparung jährlich – durch die Reduktion des Energieverbrauchs – von 71.971 Euro erreicht. Dies bedeutet gleichzeitig eine Einsparung von CO2-Emissionen von ca. 203 t/a.
Für das Folgeprojekt Green Light Graz 2010 wurde ein wirtschaftliches Einsparpotenzial nach Abschluss der Umsetzungsarbeiten von ca. 20% errechnet, was einer Einsparung an Energiekosten von voraussichtlich ca. 150.000 Euro entspricht.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen
In Summe lässt sich also eine Vielzahl von klimaschutzrelevanten Bemühungen der Städte dokumentieren – verstärkte Anstrengungen seit der letzten Befragung sind sichtbar. Nicht eindeutig ist allerdings die Antwort bezüglich der Effekte: aufbereitete Daten über CO2-Einsparungen der Städte und des kommunalen Bereichs sind nur in wenigen Fällen zur Gänze vorhanden. Wenngleich einzelne Projekte, insbesondere der Umstieg auf erneuerbare Energieträger, zu einer Reduktion der CO2-Emission führt, so ist der Blick über alle Handlungsfelder für eine Beurteilung wichtig, ob der eingeschlagene Weg in die richtige Richtung führt. Die geringe Anzahl der vorliegenden Daten lässt einen allgemein gültigen Trend nicht zu.
Angesichts der laufenden Kyoto-Verpflichtungsperiode ist zu bedenken, dass die künftigen Herausforderungen für die Städte zunehmen werden. So bewirkt die mittlerweile umgesetzte Gebäuderichtlinie, dass Energieausweise für öffentliche Gebäude erstellt und ausgehängt werden müssen und bei Neubau und umfassender Sanierung Energiekennzahlen einzuhalten sind. In der Energieeffizienz und Energiedienstleistungsrichtlinie3 ist eine jährliche Energieeinsparung von 1% festgelegt. Der öffentliche Sektor wird in der Richtlinie explizit in seiner Funktion als Vorbild genannt.
Auswirkungen des von der Vorgängerregierung angekündigten Klimaschutzgesetzes sind – sofern es kommt – für Städte noch unklar. Sollte das Gesetz in Kraft treten, ist auch hier zu erwarten, dass die Bundesländer bei ihren Städten über Erfolge im Klimaschutz nachfragen werden.
Das Thema Energieeffizienz wird somit generell das zentrale Thema in der künftigen Klimaschutzpolitik werden müssen. Dabei geht es nicht um ein entweder Energieeffizienzmaßnahmen oder alternative Energieproduktion. Es wird auf ein für die jeweilige Stadt angepasstes Bündel von Maßnahmen aus beiden Bereichen ankommen, um erfolgreiche Klimaschutzpolitik weiterzuführen: ausgehend von strategischer Planung, über rasche Umsetzung bis hin zu kontinuierlicher Evaluierung ...

Weiterführende Hinweise
Die Ergebnisse der Klimaschutzbefragung sind in zwei Berichten zusammengefasst.
Bericht 1 „Erhebung von Klimaschutzaktivitäten der Mitglieder des Österreichischen Städtebundes“ enthält sämtliche Auswertungen der Fragen, die Beschreibungen der Leuchtturmprojekte und eine Auswertung der erfolgversprechenden Maßnahmen.
Bericht 2 „Analyse und Schlussfolgerungen aus der Klimaschutzbefragung der Mitglieder des Österreichischen Städtebundes“ fasst die politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie die Untersuchungsergebnisse zusammen und beschreibt die für die Städte relevanten Schlussfolgerungen. Insbesondere wird auch auf Unterstützungsbedarf durch Bund oder Bundesländer eingegangen.
Beide Berichte stehen als Download auf der Website der Grazer Energieagentur zur Verfügung: www.grazer-ea.at > Klimaschutzbefragung. Hier sind auch alle bisherigen Publikationen und Präsentationen abrufbar.

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