E-Government: Chance für starke Städte

E-Government: Chance für starke Städte

Dr. Thomas Weninger Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes

 

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es wichtiger denn je, potenzielle Kostentreiber zu finden und proaktiv Gegenmaßnahmen zu setzen. Hinzu kommt, dass die Aufgaben der Gemeinden laufend zunehmen und so angesichts stetig sinkender Personalstände der einzig gangbare Weg in einer möglichst effektiven Aufgabenbewältigung liegt. Einsparungen und Prozesserleichterungen im Verwaltungshandeln lassen sich neben einer kritischen Reflexion der Abläufe vor allem im Einsatz neuer Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) erzielen. So ist es auch langfristiges Ziel der im Juni 2008 gestarteten und auf drei Jah¬re projektierten Leitinitiative „E-Government-Referenzstädte“ des Österreichischen Städtebundes, den Pilotstädten und in weiterer Folge allen Mitglieds¬gemeinden praktikable Lösungsansätze und konkrete Umsetzungen zur Hand zu geben, um nachhaltige Einsparungseffekte – nicht zuletzt auch durch eine intensive Zusammenarbeit – zu erreichen. In 16 Referenzstädten sowie der Referenzregion Kärnten soll im Rahmen dieses Projektes eine möglichst durchgängige E-Government-Architektur umgesetzt werden.

Web 2.0: Mehr Mitsprache für Akteure
Visitenkarte und wichtigste elektronische Plattform für jede Stadt ist sicherlich die Gemeindehomepage, das bestätigen einschlägige Studien seit Jahren.
Neben den klassischen Ansätzen der Informationsbereitstellung bieten sich mittlerweile im weltweiten Netz Gestaltungsmöglichkeiten an, die auch eine aktive Beteiligung der Nutzer vorsehen. Die Ideen des sogenannten „Web 2.0“ („Mitmach-Web“) haben in den letzten Jahren auch in Internetauftritte der öffentlichen Hand Einzug gefunden und bieten sich insbesondere Städten und Gemeinden als unmittelbare Nahtstelle der Verwaltung zur Bevölkerung an. Die Bandbreite reicht von dynamischen Nachrichtendiensten (Newsfeeds) bis hin zu echten Partizipationsangeboten wie etwa Grätzelumfragen oder Blogs.
Beispiele für bereits sehr erfolgreich umgesetzte kommunale Web-2.0-Ansätze liefert die Mitgliedsgemeinde Wörgl in Tirol mit vivomondo.com, einem interaktiven Regionalisierungsansatz im Web oder das Gemeindeinformatikzentrum Kärnten (GIZ-K) mit dem interkommunalen Kooperationsprojekt „Gemeindehomepage neu“.
Im Rahmen der E-Government-Leitinitiative wurde für die Pilotstädte und in der Folge für alle Mitgliedsgemeinden eine „kommunale Musterwebsite“ aufgebaut, mit welcher neben einer Einhaltung der wesentlichen E-Government-Anforderungen und Richtlinien auch eine Basis für die einfache Integration eigener Web-2.0-Ideen kostenlos zur Verfügung steht.
Für den interkommunalen Erfahrungs- und Wissensaustausch von Mitarbeitern der Kommunalverwaltung und anderen öffentlichen Institutionen wird auf Initiative des Österreichischen Städtebundes eine Internetplattform mit dem Arbeitstitel „amtstafel.at“ zur Verfügung gestellt werden. Damit werden die Nutzer – den Web-2.0-Gedanken verfolgend – die Möglichkeit haben, sich zu kommunal relevanten Themen und Projekten auszutauschen und somit aktiv an einer elektronischen Vernetzung der Gemeinden mitzuwirken.
Mit ihren Bemühungen tragen Österreichs Kommunalverwaltungen nicht nur dazu bei, dass Österreich im E-Government international zur Spitze zählt, sondern auch dazu, dass die Verwaltungsreform tatsächlich neuen Wind in die Amtsstuben bringt. Wirtschaftlich konkurrenzfähige, starke Städte und Gemeinden mit hoher Lebensqualität sind das Ziel aller Anstrengungen, und der Österreichische Städtebund wird da¬her weiterhin die interkommunale Zusammenarbeit im Bereich und durch den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien unterstützen.
Im Übrigen bin ich der Meinung: Österreich braucht starke Städte, Europa braucht starke Städte.

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