Liebe zasluzuje saygi!

Liebe zasluzuje saygi!

„Liebe verdient Respekt!“ – unter diesem Motto läuft seit Anfang Juni 2009 eine Plakatkampagne gegen Intoleranz, Homophobie und Diskriminierung. Mit drei verschiedenen Sujets (Frau-Frau, Mann-Mann und Frau-Mann), soll auf Deutsch, Türkisch und Serbokroatisch auf die Gleichwertigkeit von Liebe aufmerksam gemacht und für Respekt geworben werden. Die Kampagne richtet sich vor allem an Jugendliche, aber auch an migrantische Communitys, um der immer noch vorhandenen Homosexuellenfeindlichkeit entgegenzutreten.

 

Die Toleranz in der Gesellschaft ist zwar gewachsen, dennoch stoßen Lesben, Schwule, Bisexuelle und TransGender-Personen oft noch auf Ablehnung. Die Vorbehalte speisen sich nicht selten aus Unkenntnis und Unsicherheit. Es sind Vorurteile. Respekt fällt aber leichter, wenn man den anderen zumindest ein wenig kennt.
Viele Lesben, Schwule, Bisexuelle und TransGender-Personen sowie ihre Angehörigen sind in einem hohen Maß offenen und auch verdeckten Diskriminierungen ausgesetzt: Seien es Schwulen-/Lesben-„Witze“, die permanente Konfrontation mit unhaltbaren Vorurteilen und Zerrbildern, Beschimpfungen, Mobbing am Arbeitsplatz bis hin zu Drohungen und offener körperlicher Gewalt.
Der EUROBAROMETER 2008 reiht Diskriminierung auf der Grundlage der Homosexualität als zweithäufigste Form der Diskriminierung in der EU nach der Diskriminierung auf der Grundlage der ethnischen Herkunft.
Problematisch ist auch, dass viele Formen homophober Gewalt gar nicht bewusst als Diskriminierungen wahrgenommen werden. Gleichgeschlechtlich empfindende Menschen haben sich einerseits „daran gewöhnt“, benachteiligt zu werden, da die gesellschaftliche Diskriminierung von Lesben und Schwulen eine lange Geschichte aufweist. Andererseits sind – vor allem oft auch Jugendlichen – diskriminierende Aussagen gar nicht bewusst. „Wir wissen heute, dass die Selbstmordversuchsrate in Österreich bei Homosexuellen siebenmal so hoch ist als bei Heterosexuellen. Hauptursache ist die mangelnde familiäre, soziale und rechtliche Unterstützung! Über 90% aller Selbstmordversuche von gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen geschehen im Alter zwischen 15 und 27 Jahren, also während des oft sehr schmerzhaft erlebten Coming-out-Prozesses“, formuliert Johannes Wahala, Leiter der Beratungsstelle COURAGE, seine Besorgnis.

Kein Platz für Intoleranz und Homophobie in Wien
Die für Antidiskriminierung und gleichgeschlechtliche Lebensweisen zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger begrüßt die aus Berlin importierte Kampagne, die von der MA 17 (Integrations- und Diversitätsangelegenheiten) mitfinanziert wird: „Wien ist eine Stadt der Offenheit und des gegenseitigen Respekts. In Wien kann sich jede und jeder sein Lebens- und Liebesmodell frei wählen. Intoleranz und Homophobie sollen hier keinen Platz finden, Diskriminierungen aufgrund von sexueller Orientierung werden nicht toleriert. Dafür gibt es ein breites Bündnis zwischen der Stadtregierung, zahlreichen NGOs und engagierten BürgerInnen. Die aktuelle Kampagne leistet hier einen wichtigen Beitrag und verdient daher – genauso wie jede Form von Liebe – Aufmerksamkeit und Respekt.“

Jugendliche informieren und unterstützen
Diskriminierungen hinterlassen nicht selten Gefühle der Schuld und Scham bei den diskriminierten Personen, und viele fühlen sich damit alleine gelassen. „Die fehlende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit homophoben Vorurteilen und antihomosexueller Gewalt verstärkt diese Gefühle und führt nicht selten zu Selbstwertkrisen, Depressionen, Angstzuständen, Einsamkeit und Isolation, bis hin zu Suizidversuchen“, führt Johannes Wahala aus. Hier setzen die mehrsprachigen Plakate für Respekt und Toleranz an: sie dienen als Ausgangspunkt, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, zu sensibilisieren, Informationen weiterzugeben und Vorurteile abzubauen. Im Rahmen der Kampagne wird aber auch versucht, MultiplikatorInnen aus den Bereichen Jugendarbeit und Schule, aber auch VertreterInnen der migrantischen Communitys auf das Thema aufmerksam zu machen und die AkteurInnen im Rahmen dieses Themas zu vernetzen.

Nationale und internationale Kooperation
Die Kampagne „Liebe verdient Respekt!“ ist aber auch ein gutes Beispiel für internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit: Ursprünglich wurde sie vom LSVD – Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg entwickelt und im März 2009 in Berlin präsentiert. In Kooperation mit dem LSVD hat die Beratungsstelle COURAGE die Sujets für Österreich adaptiert. Für die Umsetzung der Kampagne auf nationaler Ebene konnten der Verein Wiener Jugendzentren und wienXtra – Jugendinfo Wien gewonnen werden. Finanziert wird die Kampagne von den ProjektpartnerInnen und der MA 17, zuständig für Integrations- und Diversitätsangelegenheiten.
Detailinfos zur Kampagne: www.homophobie.at

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