65. Österreichischer Städtetag: Fünf spannende Themenkreise zu leistbarem Wohnen in Städten - Arbeitskreis 1 (Teil 2)

65. Österreichischer Städtetag: Fünf spannende Themenkreise zu leistbarem Wohnen in Städten - Arbeitskreis 1 (Teil 2)

Wien, 11. Juni 2015

Unter dem Titel „Leistbares Wohnen“ diskutierten rund 160 TeilnehmerInnen heute, Donnerstag, unter dem Vorsitz des Wiener Wohnbaustadtrates Michael Ludwig zum Thema leistbares Wohnen in Ballungszentren. Die meisten österreichischen Städte und urbanen Ballungsräume würden aktuell einen enormen Bevölkerungszuwachs bewältigen müssen und daher stünden Städte vor großen Herausforderungen, dem Grundbedürfnis und Grundrecht für Wohnraum nachzukommen und dafür Sorge zu tragen, dass dieser auch breiten Bevölkerungsschichten zu bestmöglicher Qualität zugänglich ist. Universitätsprofessor Michael Wagner-Pinter (Synthesis Forschung Ges.m.b.H.) gab in seinem Impulsreferat einen Überblick über die Aufgaben: So gilt es neben der Sicherung des aktuellen Wohnungsbestandes laufend auch neuen Wohnraum bereitzustellen. Dabei ist die große Herausforderung, dass neuer Wohnraum in der Regel unverhältnismäßig teurer ist als bestehender. Wagner-Pinter brachte folgendes Beispiel: „Eine 30-jährige gutausgebildete Person muss im Schnitt die Hälfte des Einkommens für Wohnen ausgeben. Der Wettbewerb auf dem Immobilienmarkt ist zwar notwendig aber damit er auch sozial verträglich ist, müssen alle Potenziale aller Menschen ökonomisch verwertbar sein“, so Wagner-Pinter und machte darauf aufmerksam, dass dies nicht der Realität entspreche, da ein Fünftel der ÖsterreicherInnen (laut PISA) nicht lesen, schreiben und rechnen können. Die enormen Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt sind zurückzuführen auf: begrenzten Grund und Boden, beschränkte Budgetmittel und gesamtstaatliche Standards, die zu erfüllen sind. Im zweiten Redebeitrag ging Barbara Steenbergen, Geschäftsführerin des Brüsseler Büros der Internationalen Mieterallianz auf ihren Arbeitsschwerpunkt ein: In einer Tour d’Europe gab sie anhand konkreter Fallbespiele Einblick, wo seitens der Europäischen Kommission gegen Mitgliedsstaaten im Bereich des geförderten Wohnungswesen vorgegangen wurde. So gab es derartige Verfahren in Schweden, den Niederlanden oder Frankreich. Die Internationale Mieterallianz tritt vehement dafür ein, die Frage des geförderten Wohnungswesens gemäß dem Subsidiaritätsprinzip strikt in der Kompetenz der Mitgliedsstaaten zu belassen. „Der Begriff des sozialen Wohnbaus kann nicht allein an Einkommensgrenzen definiert werden, sondern hat tiefergehende Begründungen, wie zum Beispiel sozial stabile Bewohnerstrukturen“, so Steenbergen. Im Anschluss wurde an fünf Thementischen, die sich verschiedenen Teilaspekten der umfassenden Materie widmeten, diskutiert. Unter dem Vorsitz der Bürgermeisterin von Dornbirn, Andrea Kaufmann, standen bei Thementisch 1 Modelle der Bodenbereitstellung im Fokus. Der zweite Thementisch befasste sich mit technischen Standards und welche Rolle sie für die Kosten im Wohnbau spielen. Hier gab Georg Pommer, Leiter der Magistratsabteilung 39 der Stadt Wien einen Überblick über die Leistungen des neuen Normenmanagements der Stadt Wien. Fragen der Finanzierung und der Wohnbauförderung wurden bei Thementisch 3 diskutiert. Als Vorsitzender berichtete der Vorstandsdirektor der Wohnbaugenossenschaft „die salzburg“, Georg Sturm über die Neugestaltung der Salzburger Wohnbauförderung. Die soziale Komponente der urbanen Herausforderung Wohnbau wurde auf Thementisch 4 beraten. Die Baudirektorin der Stadt Kapfenberg, Sabine Christian, zeigte anhand konkreter Beispiele, wie durch gezielte soziale Durchmischung bei der kommunalen Infrastruktur gespart werden kann. Die fünfte Thementischdiskussion widmete sich der Kooperation mit der privaten Immobilienwirtschaft. Als Vorsitzender legte der geschäftsführende Gesellschafter der wvg Bauträger GmbH, Jörg Wippel, seine Sichtweise im Umgang mit öffentlichen Akteuren dar. Bei allen Schwierigkeiten, die bei diesem Aufeinandertreffen immer wieder auftreten, sieht er doch ein klares Bekenntnis für die Kooperation von privaten Bauträgern und der öffentlichen Hand, da sie einander brauchen und nur gemeinsam Erfolg haben werden. Der Österreichische Städtetag wird morgen, Freitag, mit Abschlussreferaten aus allen Arbeitskreisen sowie einem hochkarätig besetzen Abschlussplenum zum Thema „Kommunal- und Infrastrukturfinanzierung in Zeiten von Sixpack und Co“ fortgesetzt. Weitere Informationen:www.staedtetag.at Rückfragehinweise für Medien: Silvia Stefan-Gromen /Saskia Sautner Österreichischer Städtebund Telefon: +431-4000 DW 89983, DW 89990 silvia.stefan-gromen@staedtebund.gv.at saskia.sautner@staedtebund.gv.at
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