"Managementausbildung in Städten und Gemeinden – Neue Ansätze und Herausforderungen" - Informationsveranstaltung

"Managementausbildung in Städten und Gemeinden – Neue Ansätze und Herausforderungen" - Informationsveranstaltung

Unter Vorsitz von MD Univ.-Prof. Dr. Erich Wolny fand am 27. März 2003 in Linz eine Informationsveranstaltung zum Thema "Managementqualifizierung in Städten und Gemeinden" statt.

Ausgangssituation und notwendige Anforderungen an Führungskräfte
Mag. Peter Biwald, KDZ, berichtete zunächst über die geänderten Rahmenbedingungen (Aufgaben der Daseinsvorsorge, erweiterte Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben bzw. die Gemeinde als Dienstleistungskommune) und listete umfangreiche Anforderungen an eine Führungskräftequalifizierung auf. Diese umfasst z.B. strategisches Denken, Managementkompetenz oder interdisziplinäres Handeln.

Der derzeitige Stand an Lehrgängen erstreckt sich auf die Länder Wien, Niederösterreich, Salzburg, Kärnten und Tirol, die ein umfassendes integriertes Angebot von mehrteiligen Modulen anbieten, welche im methodischen Aufbau und im Inhalt praxisorientiert konzipiert sind. Deren Zielsetzungen liegen in der Ausbildung von (Nachwuchs ) Führungskräften, welche mit den Grundlagen, Instrumenten und Verfahren des modernen New-Public-Managements vertraut gemacht werden sollen. Zum Schluss wird noch auf nachfolgende Updatings und die Schaffung von Netzwerken innerhalb der Teilnehmer verwiesen.

Managementausbildung aus der Sicht eines Anbieters
Mag. Marlene Dikany-Lehner, MBA, LIMAK (Internationale Management Akademie), stellte zunächst die derzeit bestehenden Programme an dieser internationalen Managementakademie vor. In den Lehrgängen sollen vor allem Fach-, Management- und soziale Kompetenz vermittelt werden.

Umfangreiche Zielsetzungen der öffentlichen Verwaltung
Im Vergleich zu den Zielsetzungen der Privatwirtschaft – nämlich Gewinnmaximierung – gibt es im öffentlichen Sektor einen vielfältigeren, komplexeren Ansatz: Es sind vielfältigere Stakeholder und vielfältigere Zielsysteme zu berücksichtigen. Einige wesentliche Elemente eines solchen Lehrganges sind Projektmanagement, Organisation, Marketing und Produktorientierung, Strategie, Management by Objektives, Finanzmanagement und dergleichen.

Erfahrungsbericht eines Absolventen der NÖ Gemeindeverwaltungsschule
Herr Werner Siegl, stellvertretender Stadtamtsdirektor Zwettl, berichtete von seinen positiven Erfahrungen in dem Lehrgang und der folgenden Arbeit in der Stadt Zwettl. Er hob vor allem die Schwerpunkte für ein professionelles Projektmanagement und die Bedeutung der Selbstkontrolle sowie die Aufgabenkritik als Bestandteil der Organisationskultur als wichtige umsetzbare Elemente des Lehrganges in der Praxis hervor.

Hohe praktische Relevanz
Insbesondere verwies er auf seine Abschlussarbeiten, nämlich ein Ausbildungs- und Weiterbildungskonzept für die Bedienstenten der Stadt Zwettl sowie ein Konzept zur Schaffung einer zentralen Servicestelle im Bürgerservice des Stadtamtes Zwettl, welche beide Umsetzung erfahren haben.

„Tiroler“ Ergebnisse einer Führungskräfteausbildung
Herr Dr. Walter Reinalter, Stadtamtsdirektor Schwaz, berichtete von seinen Erfahrungen über den Führungskräftelehrgang der Tiroler Gemeindeakademie am Tiroler Bildungsinstitut Grillhof.

Motto eines Lehrganges
Zitat "Man stellte übereinstimmend fest, dass es einen Ordinarius für Kommunalwissenschaften eigentlich gar nicht
geben könnte, weil dazu ein Universalgenie nötig wäre."

Unter diesem Motto betrachtete der Vortragende den umfassenden Aufgabenbereich und die schwierigen Organisationsvoraussetzungen in einer Kommunalverwaltung. Er verwies auch auf die widersprechenden Ziele zwischen Politik, welche Stimmenmaximierung anstrebt, im Vergleich zur Verwaltung, die Gesetzesvollzug ist bzw. im Bereich der Privatwirtschaft ein Streben nach Wirtschaftlichkeit beinhaltet.

„Gemeinsamer Besuch“
Im Tiroler Lehrgang ist als Besonderheit zu vermerken, dass neben dem Amtsleiter auch der Besuch durch den Bürgermeister empfohlen wird. Diese nehmen die gebotene Möglichkeit auch wahr.

Diskussionsergebnisse
Unbedingte Notwendigkeit
In der anschließenden Diskussion hielt Bürgermeister Mag. Herbert Brunsteiner, Vöcklabruck, ausdrücklich fest, dass eine Führungskräftequalifizierung auf breiter Ebene notwendig wäre, um den Anforderungen der Bevölkerung an die Stadtverwaltung gerecht zu werden.

Bedarf an finanziellen Ressourcen
Vizebürgermeister Dr. Friedrich Ganzert, Wels, ergänzte hiezu, dass unter den gegebenen finanziellen Bedingungen in der Budgeterstellung meist die Mittel für die Fortbildungsveranstaltungen gestrichen werden, jedoch Fortbildung und Weiterbildung unbedingt erforderlich sind.

Positive Auswirkungen „sichtbar“ – Kostenbeteiligung des Landes denkbar
Hofrat Dr. Michael Gugler, Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, betonte ebenfalls die Notwendigkeit der Fortbildung für Gemeindebedienstete, da deren Erfolge direkt beim Land als Aufsichtsbehörde ersichtlich sind. Hinsichtlich des Vorschlages des Studienlehrganges an der LIMAK könnte sich das Land Oberösterreich vorstellen, einen Beitrag zu leisten, welcher jedoch nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern nach der Bedürftigkeit der Gemeinde und deren Finanzen erfolgen soll.

Ausbildungsbedarf versus Finanzsituation in den Gemeinden
Stadtamtsdirektor Ing. MMag. Heinrich Bindeus, Leonding, verwies auf die enge Budgetsituation in den oberösterreichischen Gemeinden. Er brachte als Beispiel, dass bei einem hohen Beitragsaufkommen lediglich ein bis zwei Personen pro Jahr einen solchen Lehrgang besuchen könnten, sodass bei einem Bedarf von zehn Ausbildungen mindestens fünf bis zehn Jahre erforderlich sind.

„Return on Investment“
MD Univ.-Prof. Dr. Erich Wolny, Linz, verwies auf das betriebswirtschaftliche Prinzip "Return on Investment".
Ein hoher Grad an Ausbildung fließt wieder in die Organisation in der Form zurück, dass von solchen Führungskräften Einsparungen veranlasst werden.

Man soll bei den Mitarbeitern nicht sparen, denn Humankapital ist das wichtigste Kapital einer Gemeinde und man kann nicht nur die Entlohnung der Bediensteten als „Schmiermittel in der Maschine“ sehen, sondern diese auch leichter "gängig" machen.

Erfahrungsbericht
Managementausbildung Siegl
Managementausbildung 270303
Präsentation 270303
OEGZ

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