Arbeitskreis der Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare am 25. und 26. April 2008 in Salzburg

Arbeitskreis der Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare am 25. und 26. April 2008 in Salzburg

AK der Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare April 2008

 

Die nach 1997 zum zweiten Mal in Salzburg veranstaltete Tagung stand unter dem Generalthema „Ein Stadtarchiv als Haus der Stadtgeschichte – Anforderungen an die Bestandserhaltung heute“ und fand im „Haus der Stadtgeschichte“ an der Glockengasse statt.

Der Leiter von Stadtarchiv und Statistik Salzburg, Dr. Peter F. Kramml, und der Vorsitzende des Arbeitskreises, Mag. Werner Matt (Dornbirn), begrüßten die aus ganz Österreich angereisten KommunalarchivarInnen und ganz besonders den Salzburger Bürgermeister Dr. Heinz Schaden, der die Eröffnung der Tagung vornahm. Er betonte dabei die große Bedeutung eines Archivs für eine Kommune aber auch für die gesamte Stadtbevölkerung und präsentierte das Salzburger Modell einer Öffnung des Stadtarchivs, die auch durch die Namenswahl „Haus der Stadtgeschichte“ symbolisiert ist.

Im ersten Vortrag stellte der Leiter des Stadtarchivs und der Statistik Salzburg, Dr. Peter F. Kramml, das seit fünf Jahren bestehende Haus der Stadtgeschichte als „Gedächtnis der Stadt Salzburg“ vor. Er berichtete – ausgehend von einem „Stadtarchiv“ im Spätmittelalter – vom langen Weg der Verwirklichung eines modernen Archivbaues und ging danach auf die Aufgaben, Funktionen und Leistungen der Einrichtung ein. Das Haus der Stadtgeschichte beherbergt nicht nur das Historische Archiv der Stadt Salzburg, die Zentralregistratur, die Amtsbücherei, Fachbibliotheken und wertvolle Sammlungen sowie eine moderne Restaurierwerkstätte, sondern – österreichweit einzigartig – auch den Fachbereich Statistik mit der Erhebung, Verarbeitung und Aufbereitung der Daten der Stadt Salzburg (Einwohnerwesen, Tourismus, Gebäude- und Wohnungswesen, Kultur, Unterricht, Bildung und Sport, Wohlfahrts- und Gesundheitswesen, Wahlen, Verbraucherpreis etc.). Die Einrichtung versteht sich als Dienstleister, gibt zahlreiche Publikationen heraus und bietet ein breites Angebot an Informationen und Downloaddokumente im Internet. Durch das vor fünf Jahren neu eröffnete Haus wurde ein weiterer Schwerpunkt der laufenden Tätigkeit auf die Erforschung, Darstellung und Vermittlung der Geschichte der Stadt Salzburg durch vielfältigste Aktivitäten gelegt.

Diesem Bildungs- und Öffentlichkeitsauftrag eines Kommunalarchivs war der zweite Vortrag gewidmet. Dr. Sabine Veits-Falk (Stadtarchiv Salzburg) stellte dabei allgemeine Überlegungen zum Bildungsauftrag sowie zur Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit kommunaler Archive und zur Archivdidaktik an den Beginn ihrer Ausführungen. Eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und der Einsatz moderner Archivdidaktik zählen heute neben den traditionellen Tätigkeitsfeldern der ArchivarInnen zu den Aufgaben moderner Kommunalarchive. Anhand ausgewählter Projekte und Aktivitäten im Haus der Stadtgeschichte wurden Strategien und Möglichkeiten einer praktischen Umsetzung vermittelt. Standardprogramme, Themenschwerpunkte und kunden- und bedarfsorientierte Angebote wurden exemplarisch vorgestellt und dabei auch praxisbezogene Anleitungen gegeben, wie z. B. zur Medienarbeit, zum Aufbau und zur Wartung einer „Kunden“-Kartei (E-Mail-Verteiler etc.) oder zur Abwicklung von Schulprojekten.

Im Anschluss führte Direktor Dr. Erich Marx, früher als Leiter des Archivs der Stadt Salzburg selbst Mitglied des Arbeitskreises, durch das neue Salzburg Museum, wo auch der abendliche Empfang der Stadt Salzburg stattfand.

Der zweite Tag stand unter dem Themenschwerpunkt „Bestandserhaltung“. Archivrestaurator Christian Moser (Salzburg) referierte zum Thema „Archivrestaurierung – Moderne Technik und altes Handwerk“ und stellte danach im Rahmen einer Führung die Restaurierwerkstätte des Stadtarchivs und die im Hause getroffenen Maßnahmen zur Bestandserhaltung – von der entsprechenden Klimatisierung bis hin zu optimalen Lagermaterialien – vor. Er konnte anhand ausgewählter Archivalien die modernen Methoden der Archivrestaurierung präsentieren, ging aber auch auf allgemeine Fragen der fachgerechten Lagerung sowie einfache Möglichkeiten, ein günstiges Raumklima zu schaffen, um Schädigungen der Bestände hintan zuhalten, ein. Zudem bot er den KommunalarchivarInnen seine Hilfestellung in konkreten Fällen und Fragenstellungen an.

Im Anschluss daran referierte Mag. Thomas Weidenholzer (Stadtarchiv Salzburg) über Chancen und Risken der digitalen Welt für die Archive. Zu Beginn konstatierte Weidenholzer ein gestiegenes Problembewusstsein. Empfehlungen des Bundeskanzleramtes zur Langzeitarchivierung seien auch vom Städtebund und vom Gemeindeverband gut geheißen worden. Jetzt gehe es darum, Politik und Verwaltung zu vermitteln, dass digitale Langzeitarchivierung zwar Raum in den Archivspeichern spare, aber nicht kostenlos sei.
Wichtig sei es, dass die Archive bereits bei der Entwicklung elektronischer Aktensysteme ihren Einfluss auf die spätere Archivierung geltend machen. Im Magistrat Salzburg sei das Stadtarchiv bei der Evolution des Aktenevidenzsystems (ab 1988) genauso einbezogen gewesen wie bei der Entwicklung des Elektronischen Aktes. Seit 1. 1. 2007 ist dieser im Magistrat Salzburg Realität. Die derzeit laufende Überarbeitung der Sachgebiete, welche bei der Anlage eines Aktes vergeben werden müssen, werden auch Klassifizierungsattribute („archivwürdig“, „nicht archivwürdig“, „Klassifizierung offen“) festgelegt. Die Klassifizierung bereits bei der Anlage eines Aktes ermögliche eine erhebliche Arbeitsersparnis bei der Übernahme (elektronischer) Akten ins Archiv. Derzeit werden elektronische Akten im operativen System archiviert, auf die allerdings das Archiv Lesezugriff sowie die Möglichkeit zur Anreicherung mit zusätzlichen Metadaten hat. Ziel der Entwicklung im Magistrat Salzburg sei die Entfernung elektronischer Akten aus der ELAK-Domäne nach Erreichung der Skartierfrist und ihre Einbringung in eine getrennte Sphäre mit einem eigenen Archivsystem für digitales wie analoges Archivgut.
Zum Abschluss ging Weidenholzer auf ungelöste Probleme und nannte hier vor allem die Frage der Fachapplikationen und die Langzeitarchivierung digitaler Bilder.

Aufgrund der Erkrankung von Ing. Elmar Strolz (Dornbirn) entfiel der ursprünglich vorgesehene Vortrag „Medienarchiv“ und Dr. Veits-Falk stellte ergänzend zu ihrem Vortrag das aktuellste Projekt des Hauses der Stadtgeschichte vor. Rosa Kerschbaumer, der ersten Ärztin Österreichs, sind eine Ausstellung, ein Buch in der Schriftenreihe des Stadtarchivs und auch eine ORF-Dokumentation gewidmet.

Den Abschluss der Tagung bildete die Neuwahl des Vorstandes. Der Vorsitzende, Mag. Werner Matt, erläuterte, nach zwei Wahlperioden den Vorsitz abgeben zu wollen, und präsentierte den vom Vorstand erstellten Wahlvorschlag: Vorsitzender Dr. Peter F. Kramml (Salzburg), Stellvertretung: Mag. Werner Matt (Dornbirn), Mag. Dr. Brigitte Rigele (Wien) und Mag. Dr. Walter Schuster (Linz). Die Leitung der Neuwahl, die einstimmig erfolgte, übernahm Dr. Raimund Ločičnik (Steyr).
Dr. Kramml dankte für das Vertrauen und insbesondere seinem Vorgängen für dessen langjähriges Wirken und Mag. Matt beschloss mit einem Hinweis auf den nächsten Tagungsort Bad Radkersburg die Salzburger Tagung.

Die Unterlagen zu dieser Sitzungen finden Sie unter "Downloads" und eine Präsentation finden Sie unter: www.staedtebund.at/kommunalarchivare/kramml.pdf

Die nächste Tagung findet am 24. und 25. April 2009 in Bad Radkersburg statt.

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